"Der ÖRK hat eine eigene Tagesordnung. Wir müssen bei deren Festlegung die Vereinten Nationen sowie internationale Entwicklungen zwar berücksichtigen, dann aber unsere Beziehungen zum UN-System so ausbauen, dass wir unseren eigenen Prioritäten gerecht werden und uns von diesen nicht ablenken bzw. uns für andere Ziele einspannen zu lassen.
Teil dieser Tagesordnung ist die Entwicklung effizienter Instrumente für eine Weltinnenpolitik. Sie hat deshalb die Aufgabe, die Mitgliedskirchen und angeschlossenen Bewegungen zu informieren und zu stärken in ihren Bemühungen, das UN-System zu verbessern und für die eigentlichen Bedürfnisse der Menschen funktionsfähiger zu machen. Dabei fällt dem CCIA-Verbindungsbüro am Sitz der Vereinten Nationen in New York eine besondere Rolle zu.
Der ÖRK sollte die UN-Mechanismen, zu denen er Zugang hat, gezielt zur Ausübung von Druck auf Regierungen einsetzen, damit diese sich an internationale Normen und Regeln halten, z. B. im Bereich der Menschenrechte. Der ÖRK sollte in diesem Prozess seine Partner unterstützen und in die Lage versetzen, ihre eigenen Interessen in den entsprechenden UN-Foren zu vertreten.
Wenn der ÖRK davon ausgehen kann, dass Sonderveranstaltungen wie z. B. Weltkonferenzen zu konstruktiven, neuen politischen Linien oder Verpflichtungen seitens der Regierungen und der Völkergemeinschaft führen, die einen direkten Bezug zur ökumenischen Tagesordnung haben, sollte er sie als Anregung dafür nutzen, den Kirchen bei der Artikulierung ihrer eigenen Analysen und Empfehlungen zu helfen. Ein Ziel ist selbstverständlich die Beeinflussung der internationalen Tagesordnung. Ein weiteres, nicht minder wichtiges Ziel besteht darin, solche Anlässe für den Auf- und Ausbau von Kapazitäten in den Kirchen und bei anderen Partnern zu nutzen, und die Beziehungen zu anderen zu intensivieren, die die gleichen Ziele verfolgen. Das Engagement des ÖRK in einem solchen Prozess setzt voraus, dass wir von der ersten Vorbereitungsphase an bei der Gestaltung der Tagesordnung einer solchen Veranstaltung mitwirken.
Der Einfluss des ÖRK auf die Tagesordnung der UNO kann oft durch eine gezielte Zusammenarbeit mit anderen Nichtregierungsorganisationen und Koordinierungsgremien optimiert werden.
Es ist wichtig, bei der ökumenischen Mitsprache im UN-System klare Prioritäten zu setzen. Man kann und darf nicht vorgeben, zu allen im Rahmen der UNO behandelten Fragen Stellung zu nehmen. Der ÖRK muss selektiv und unter Berücksichtigung seiner eigenen Programmprioritäten vorgehen. Die Erfahrung zeigt, dass die tägliche Zusammenarbeit mit ausgewählten Sonderorganisationen und Programmen im Allgemeinen bessere Resultate zeitigt als weniger gezielte Beteiligungen.
Durch die formale Beziehung der CCIA zum Wirtschafts- und Sozialrat und zu mehreren Sonderorganisationen sowie durch weitere von den Programmen des Rates gepflegte Beziehungen steht der ÖRK zur UNO im Verhältnis einer nichtstaatlichen Organisation. Tatsächlich ist der ÖRK vielleicht die größte und, geographisch gesehen, repräsentativste internationale NRO und möglicherweise auch eine derjenigen, die den engsten Bezug zur Realität vor Ort aufweisen. Diese Rolle ist wichtig für die Kirchen und wird von den Partnern in der UNO häufig als Pluspunkt angesehen.
Der ÖRK sollte jedoch seine Rolle gegenüber der UNO nicht auf die einer NRO beschränken. Seine Verantwortung gegenüber der Welt der Nationen geht darüber hinaus und besteht darin, ethischen, moralischen und spirituellen Perspektiven, die den internationalen Beziehungen zugrunde liegen müssen, zum Ausdruck zu verhelfen.
Insgesamt gesehen müssen die Beziehungen des ÖRK zur UNO danach ausgerichtet werden, wie wir die von ihr angebotenen Instrumente dafür nutzen können, die ökumenische Vision einer gerechten und friedlichen Welt zu verwirklichen. So werden sie nicht zu einer zusätzlichen Belastung, sondern vielmehr zu einem Teil der Gesamtarbeit des Rates."