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6. August 2001

Was wäre, wenn es im Heiligen Land keine christlichen Palästinenser mehr gäbe?


Vgl. ÖRK-Pressemitteilung, PR-01-19, 25. Juni 2001
Vgl. WCC Press Update, Up-01-12, 17. April 2001
Vgl. WCC Press Update, Up-01-06, 28. März 2001
Vgl. ÖRK-Pressemitteilung, PR-01-09, 16. März 2001

Diese Frage wirft eine ÖRK-Delegation, die vom 27. Juni bis zum 1. Juli Israel und die Besetzten Palästinensischen Gebiete bereiste, in einem Bericht auf, der heute bei einer internationalen ökumenischen Konsultation in Genf veröffentlicht wurde. Die Konsultation dient dem Bemühen, die breite internationale ökumenische Unterstützung für einen umfassenden Frieden zu stärken, der auf Gerechtigkeit und Sicherheit für die Völker Palästinas und Israels gegründet ist.

In dem Bericht wird hervorgehoben, dass die Delegation nicht in "Tatsachen aufklärender Mission" tätig gewesen sei. Sie hätte vielmehr den Auftrag gehabt, zur Entwicklung einer internationalen ökumenischen Reaktion auf den palästinensisch-israelischen Konflikt beizutragen, indem sie vor Ort die ökumenischen Voraussetzungen, Strategien und Aktionspläne erkundete. Insbesondere sondierte sie die Durchführbarbeit eines ökumenischen Programms unter dem Motto "Zeugnis für den Frieden", das den gewaltlosen Widerstand gegen die israelische Besatzung unterstützen und für internationale ökumenische Präsenz zum Schutz, zur Überwachung und zur Berichterstattung sorgen könnte.

Mit grosser Beunruhigung wird in dem Bericht darauf aufmerksam gemacht, dass immer mehr palästinensische Christen - in jeder Woche zwei bis drei Familien - unter dem Druck der Gewalt und der Wirtschaftskrise das Land verlassen. Nur etwa drei Prozent der Bevölkerung in den Besetzten Gebieten sind palästinensische Christen. "Befürchtungen, dass die heiligen Stätten des Christentums zu Museen werden könnten, sind nur allzu begründet", heisst es in dem Bericht.

Dies sei für die Kirchengemeinschaft in Palästina und weltweit ein "kairos", - eine Stunde der Wahrheit -, wird in dem Bericht festgestellt; die tiefe Verzweiflung, die die Eskalation der Gewalt in der letzten Zeit ausgelöst habe, habe zugleich den Wunsch unter Palästinensern und Israelis nach einem "gerechten und dauerhaften Frieden" verstärkt. Die Erklärungen von Kirchen in aller Welt seien - so der Bericht - wichtig, gewesen, inzwischen sei aber die "Zeit für Erklärungen offenkundig vorbei".

Der Bericht enthält eine Reihe von Empfehlungen für die über 40 Teilnehmenden der internationalen ökumenischen Konsultation. Unter anderem werden die Entwicklung eines umfassenden Begleitungs- und Solidaritätsprogramms, eine gemeinsame Reaktion auf die humanitäre Krise, koordiniertes anwaltschaftliches Handeln und Unterstützung für völkerrechtliche und vor allem UNO-Resolutionen als Grundlage für Friedensverhandlungen, Hilfe für die Kirchen vor Ort und die Ermutigung "alternativer und gemässigter Stimmen" auf beiden Seiten des Konflikts genannt.

Zu der Konsultation, die heute und morgen im Ökumenischen Zentrum in Genf stattfindet, hat der Generalsekretär des Ökumenischen Rates (ÖRK) eingeladen; er kommt damit einer Empfehlung des ÖRK-Zentralausschusses von Februar 2001 nach.

Führende Persönlichkeiten der Kirchen in Jerusalem, Vertreterinnen und Vertreter der ÖRK-Mitgliedskirchen und ökumenischer Partner in allen Teilen der Welt, darunter auch ein ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen (UNO), werden zu dieser Konsultation zusammenkommen. Zu den Referenten der Konsultation gehören ein Mitglied der Untersuchungskommission für Menschenrechtsfragen, ein Vertreter des Büros der Hohen Kommissarin der UNO für Menschenrechte und der neu ernannte UNO-Sonderberichterstatter für die Lage der Menschenrechte in den seit 1967 besetzten Palästinensischen Gebieten sowie eine ausgewählte Gruppe von Partnern, die an Friedensinitiativen in Israel und in den Besetzten Palästinensischen Gebieten beteiligt sind.

Den Vorsitz der Konsultation führen gemeinsam Seine Heiligkeit, Aram I., Katholikos von Kilikien, Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses, und Pfr. Dr. Konrad Raiser, Generalsekretär des ÖRK.

Die Konsultation soll Raum bieten für den Meinungsaustausch, für Beratungen und gemeinsames Planen und Organisieren von ökumenischen Initiativen und ein Handlungskonzept entwickeln und künftig die Koordination und Zusammenarbeit verbessern.

Der Bericht erscheint auf der ÖRK-Website


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