Ökumenischer Rat der
Kirchen und Konferenz Europäischer Kirchen in Zusammenarbeit mit dem Lutherischen Weltbund |
ÖRK Aktuelles Ökumenische Delegation besucht Albanien und die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien. (17.5.99) |
Im April 1999 entsandten der Ökumenische Rat der Kirchen,
die Konferenz Europäischer Kirchen und der Lutherische Weltbund eine Delegation
nach Jugoslawien, um mit den dortigen Kirchen die Ursachen und Folgen des
gegenwärtigen Balkankonflikts zu erörtern. Im Rahmen ihres fortgesetzten
Engagements in der Kriegsregion stellten der ÖRK und die KEK in Zusammenarbeit mit
dem LWB eine zweite Delegation zusammen, die vom 18. - 25. Mai die ehemalige
jugoslawische Republik Mazedonien sowie Albanien bereiste. Aufgabe dieser Delegation war
es,
Mitglieder der Delegation
Danksagung
Unser Besuch war nur kurz, und trotz der starken Eindrücke
ist es kaum möglich, nach nur wenigen Tagen in jedem Land eine abschliessende
Beurteilung vorzulegen. Nach ausführlichen Diskussionen haben wir beschlossen, keine
spezifischen Empfehlungen an die Kirchen zu formulieren, sondern lediglich unsere
Beobachtungen aufzuzeichnen und einige allgemeine Schlussfolgerungen hinsichtlich der
Situation in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und in Albanien
mitzuteilen.
1. Der gegenwärtige Konflikt auf dem Balkan ist kein Religionskrieg. Zwar
sind die ethnischen Identitäten sehr ausgeprägt, doch Angehörige
verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen haben jahrhundertelang in
gegenseitigem Respekt und Toleranz zusammengelebt. Jeder Versuch, diesen Krieg als
religiösen Konflikt darzustellen, ist äusserst gefährlich. In diesem extrem
politisierten Kontext sollten sich weder Kirchen noch Religionsgemeinschaften von
Regierungen oder politischen Gruppen für politische Zwecke missbrauchen lassen.
2. Die gegenwärtige Krise auf dem Balkan ist eine langfristige Krise. Die
Folgen dieses Krieges werden noch jahrelang zu spüren sein - während die
Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit wahrscheinlich nicht lange anhalten wird. Die
Flüchtlinge aus dem Kosovo haben viele Bedürfnisse, die sowohl unmittelbare als
auch langfristige Aufmerksamkeit erfordern. Zugleich sind wir zutiefst besorgt angesichts der
Auswirkungen des Konflikts und der Anwesenheit der Flüchtlinge auf die Länder,
die sie aufgenommen haben.Wenn eine neue weltweite Krise entsteht oder wenn
humanitäre Organisationen im Kosovo selbst tätig werden können, dann
könnte es sein, dass sich die Aufmerksamkeit von den anhaltenden Problemen der
Flüchtlinge in Albanien und Mazedonien ab- und anderen Bereichen zuwendet. Und dies
könnte angesichts der brisanten Lage beider Länder verheerende Folgen für
diese Länder und die ganze Region haben.
3. Der Krieg lässt eine höchst gefährliche Situation für die
Nachbarstaaten entstehen und verdient nachhaltigere Aufmerksamkeit seitens der
internationalen Gemeinschaft. Mazedonien und Albanien sind nicht in der Lage, ohne
konsequente Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft so zahlreiche
Flüchtlinge zu versorgen. Ausserdem darf nicht vergessen werden, dass der
Übergang von der kommunistischen Herrschaft zu demokratischen Institutionen in
beiden Ländern sehr schwierig ist.
4. Die Menschen der gesamten Region fürchten die destabilisierenden
Auswirkungen der Ankunft zahlreicher Menschen anderer ethnischer Herkunft und
befürchten, der Konflikt könne auf ihre Länder übergreifen. Die
Probleme der Region sind also miteinander verflochten, und deshalb muss ein
umfassender Plan für die Region insgesamt aufgestellt werden. In einem
Friedensabkommen müssten beispielsweise nicht nur die Rückkehr der
Flüchtlinge aus Mazedonien und Albanien, sondern auch die Auswirkungen des Krieges
auf Griechenland, Italien, Ungarn, Bulgarien und andere Länder der Region
berücksichtigt werden.
5. Jugoslawien liegt im Zentrum des Balkans. Was in Jugoslawien geschieht, wirkt
sich auf den Handel und auf wirtschaftliche Transaktionen, auf Infrastrukturen, Verkehr und
politische Entwicklungen der ganzen Region aus. Solange Jugoslawien keine Demokratie ist,
ist die gesamte Region gefährdet.
6. Die Kirchen der Region sind gefordert, pluralistische Gesellschaften mitaufzubauen und
mitzutragen, in denen Menschen verschiedener ethnischer und religiöser
Zugehörigkeit in Frieden und gegenseitiger Achtung miteinander leben. Zwar sind in den
letzten Jahren weitreichende Konflikte aufgebrochen, doch sollten wir daran denken, dass es
hier auch Friedenszeiten und gut funktionierende multikulturelle Gesellschaften gegeben hat.
Daher sind die Vorschläge, Ländergrenzen neu zu ziehen, sehr
gefährlich.
7. Wir sprachen mit vielen verschiedenen Menschen über die Lage der
Flüchtlinge, und dabei haben wir festgestellt, dass gut informierte Leute sehr
unterschiedliche Zukunftsprognosen stellen. Einige wenige glauben, bald werde ein
Friedensabkommen unterzeichnet und die Flüchlinge könnten umgehend nach
Hause zurückkehren. Sehr viel mehr sind der Meinung, die Rückkehr werde nur
sehr langsam vonstatten gehen; "selbst wenn nächste Woche ein Friedensabkommen
unterzeichnet wird," wurde uns gesagt, "werden die Flüchtlinge noch mindestens ein
Jahr hier bleiben". Wieder andere sind der Auffassung, die meisten Flüchtlinge
würden nie in den Kosovo zurückgehen. Diesen unterschiedlichen
Einschätzungen entsprechen auch die Vorstellungen von einer Lösung des
Flüchtlingsproblems: sie reichen von Vorschlägen, die Unterkünfte mit
grossem Aufwand winterfest zu machen, bis hin zur Unterstützung humanitärer
Evakuierung.
Bis Anfang der 90er Jahre gehörte Mazedonien zu
Jugoslawien. Seine Märkte, Infrastrukturen und Handelsströme waren voll und
ganz in die jugoslawischen eingebunden. Der durch den Krieg bedingte Abbruch der
Beziehungen zu Jugoslawien hat tiefgreifende Folgen für die ehemalige jugoslawische
Republik Mazedonien. Die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien ist überdies
eine junge Demokratie; ihre politischen Institutionen sind erst vor wenigen Jahren entstanden
und ihre politischen Parteien befinden sich in der Konsolidierungsphase. Die durch die Ankunft
von 300 000 Kosovo-Albanern bis Mitte Mai entstandenen Spannungen sind daher eine grosse
Belastung für die noch nicht gefestigten demokratischen Strukturen. Vor der Ankunft
der Flüchtlinge setzte sich die zwei Millionen Menschen zählende
Bevölkerung des Landes zu 75% aus Mazedoniern und zu 25% aus ethnischen Albanern
zusammen. Ferner gab es 45000 registrierte Roma (ihre tatsächliche Anzahl
dürfte sich auf rund 90000 belaufen). Die Anwesenheit der Flüchtlinge (zur Zeit
unseres Besuchs 12% der Landesbevölkerung) lässt die Mazedonier
befürchten, das ethnische Gleichgewicht ihre Landes verlagere sich.
Die Wirtschaft der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien ist durch den Abbruch
der Handelsbeziehungen schwer angeschlagen. Von jeher war ein grosser Teil der
landwirtschaftlichen Erzeugnisse nach Jugoslawien exportiert worden; ohne diesen Markt
wissen die Bauern nicht, wo sie ihre Produkte absetzen sollen. Man erzählte uns z.B.,
dass in Strumica 20 kg Gurken heute für 1 US$ verkauft werden. Fabriken, die ihre
Rohstoffe aus Jugoslawien bezogen und/oder ihre Erzeugnisse dorthin verkauften,
müssen schliessen. Auch der Handel mit Deutschland, das zu den traditionellen
Handelspartnern der ehemaligen Republik gehört, ist unterbrochen. Vor der Ankunft der
Flüchtlinge hatte die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien eine
Arbeitslosenrate von 40%; heute gibt es inoffiziellen Angaben zufolge mehr Arbeitslose als
Beschäftigte. Ausländische Investoren ziehen sich zurück, der
kommerzielle Flugverkehr ist um 80% gesunken und die gesamtwirtschaftliche Situation ist
prekär.
Im Hinblick auf die politische Lage berichtete man uns, die Spaltung des Landes in ein
Pro-NATO- und ein Anti-NATO-Lager vertiefe sich, und wegen der Auswirkungen der
Bombenangriffe steige die Anzahl der NATO-Gegner. Die Mazedonier fürchten, in den
Konflikt hineingezogen zu werden. Zwei Drittel der mazedonischen Bevölkerung leben
nicht mehr als 20-25 km von der jugoslawischen Grenze entfernt, und gegenwärtig sind
16000 NATO-Soldaten im Land stationiert. Die Mazedonier fürchten sich auch vor
einem unabhängigen Kosovo und der Möglichkeit eines Gross-Albanien. Einer
unserer Gesprächspartner sagte: "Auf dem Balkan können keine Grenzen neu
gezogen werden, ohne dass es ein Blutbad gibt." In diesem Zusammenhang werden die
Kosovo-Albaner als destabilisierender Faktor betrachtet, und die Mazedonier scheinen sich
einig darüber zu sein, dass sie ausserhalb des Landes wiederangesiedelt werden
müssen. In den letzten Wochen sind 50000 Flüchtlinge in anderen Ländern
aufgenommen worden, und dadurch hat sich die Lage offenbar etwas entspannt.
Flüchtlinge
Zum Zeitpunkt unseres Besuchs hielten sich schätzungsweise
229000 albanische Flüchtlinge in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien
auf, davon 79000 in neun Lagern und 125000 bei Gastfamilien. Rund 50000 sind im
vergangenen Monat in andere Länder gegangen. Die Albaner sind nicht als
Flüchtlinge anerkannt, sondern als "humanitär unterstützte Personen".
Neben den albanischen Flüchtlingen gibt es mehrere Tausend andere, darunter auch
mazedonische Bürger (sowohl Mazedonier als auch ethnische Albaner), die bisher in
Kosovo lebten, sowie serbische und Roma-Flüchtlinge aus anderen Teilen Jugoslawiens.
Gegenwärtig weigert sich die Polizei, Nicht-Albaner als "humanitär
unterstützte Personen" anzuerkennen, doch wir hörten verschiedentlich, dass
ihnen von nichtstaatlichen Organisationen unauffällig geholfen wird. Ausserdem gibt es
mehrere Tausend nicht registrierte Flüchtlinge.
Die in den Lagern lebenden Flüchtlinge machen sich die grössten Sorgen
über den bevorstehenden heissen Sommer und die noch grösseren Probleme im
Winter. Die Temperaturen in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien
können im Sommer 45 und im Winter -20 Grad erreichen. Es wird sehr teuer sein, die
Lager winterfest zu machen. Ausserdem wären solche Arbeiten ein Zeichen dafür,
dass die Flüchtlinge für einige Zeit im Land bleiben werden, und das könnte
die Fremdenfeindlichkeit der einheimischen Bevölkerung verstärken. Die in
Gastfamilien untergebrachten Flüchtlinge fürchten, dass die Gastfreundschaft im
Laufe der Monate ermüdet, insbesondere bei den vielen Gastfamilien, die sehr arm sind.
Viele Flüchtlinge sind immer mehr an der humanitären Evakuierung in westliche
Länder interessiert.
Uns wurde auch berichtet, dass in der mazedonischen Bevölkerung der Groll über
die besseren Lebensbedingungen in den Lagern wächst, während sich die
wirtschaftliche Lage im Land verschlechtert. Ein Mazedonier sagte: "Die Flüchtlinge
bekommen offenbar Bananen, während wir uns schon seit langem keine Bananen mehr
leisten können." Besorgt sind wir auch über die Folgen der Ankunft zahlreicher
nichtstaatlicher Organisationen (NGOs) aus dem Ausland. Die Preise in Skopje steigen, und
viele Mazedonier haben keine Arbeit mehr.
Berichten zufolge besteht die Möglichkeit, dass Zehntausende binnenvertriebener
Kosovaren nach der Schneeschmelze in den Bergen in die ehemalige jugoslawische Republik
Mazedonien kommen werden. Da die Infrastrukturen im Kosovo zerstört sind, werden
künftig wahrscheinlich mehr Flüchtlinge vor dem Hunger hierher fliehen.
Wir besuchten zwei Flüchtlingslager. Radusa ist ein relativ kleines Lager, das vom
MCIC verwaltet wird. Es bietet 1500 Menschen Platz, doch z.Zt. leben hier nur 700
Flüchtlinge. Insgesamt ist das Dienstleistungsangebot ausgezeichnet. Eine bulgarische
Organisation stellt medizinische Versorgung (13 Ärzte mit der erforderlichen
Ausrüstung) sowie zwei warme Mahlzeiten pro Tag zur Verfügung. Es gibt
ausreichend Wasser, warme Duschen, sanitäre Anlagen und für die
Flüchtlinge kostenlose Benutzung eines Satellitentelefons. Der Bau von
Gemeinschaftsräumen ist geplant, die den Flüchtlingen für Versammlungen
dienen und von ihnen selbst verwaltet werden sollen.
Das Lager Cegrane ist mit 40000 Flüchtlingen gegenwärtig das grösste des
Landes. Als unerwartete Flüchtlingstrecks ankamen, musste es überstürzt
erweitert werden. Es wurde vor drei Wochen eröffnet und ist noch immer nicht
fertiggestellt. Einige der Lagerstrassen z.B. sind noch nicht mit Schotter aufgeschüttet
(werden bei Regen also zu Schlammlöchern) und es gibt bei weitem nicht genug
Latrinen. Das MCIC baut z.Zt. 50 zusätzliche Latrinen. Es gibt keine warmen
Mahlzeiten (wie es in Radusa der Fall war); die Familien kochen ihre Mahlzeiten auf offenen
Feuern auf engstem Raum zwischen den Zelten. Dieses Lager soll ein Dauerlager werden, aus
dem nur eine begrenzte Anzahl von Flüchtlingen in andere Länder geht. Wir sind
besorgt angesichts der drohenden ökologischen Schäden: Die Flüchtlinge
müssen sich ihr Brennholz in der Umgebung beschaffen und Abwässer in den
nahen Fluss schütten. Einige erzählten uns, die Gesundheitsversorgung sei
unzureichend.
In beiden Lagern scheinen die Flüchtlinge relative Bewegungsfreiheit zu geniessen und
sind häufig in den Dörfern der Umgebung zu sehen. Die Beziehungen zwischen
den in diesem Lager tätigen NGOs sind eher punktuell, obgleich täglich
Koordinierungssitzungen stattfinden. Die Grundbedürfnisse der Flüchtlinge
werden zwar erfüllt, doch die sozialen Aspekte des Lagerlebens sind besorgniserregend.
Die Flüchtlinge sind deprimiert, und es gibt kaum Aktivitäten, die ihre Zeit
ausfüllen könnten. Meist sitzen sie in ihren Zelten und warten, dass
Entscheidungen über ihre Zukunft getroffen werden. Der Mangel an sinnvoller
Tätigkeit wird die depressive Stimmung mit Sicherheit noch verschlimmern und andere
soziale Probleme schaffen. In Radusa besuchen einige der jüngeren Kinder die Schulen
der umliegenden Dörfer, doch (bislang) gibt es für Jugendliche und junge
Menschen noch keine Aktivitäten; im grösseren Lager Cegrane gibt es auch
für Kinder keinen Unterricht.
Das mazedonische Zentrum für internationale Zusammenarbeit (MCIC)
In den Leitungsgremien des MCIC sind Religionsgemeinschaften (Mazedonische Orthodoxe
Kirche, Evangelisch-Methodistische Kirche und Islamische religiöse Gemeinschaft)
sowie Vertreter/innen der Zivilgesellschaft (z.B. Roma und Frauenorganisationen) und
Fachleute aus verschiedenen Bereichen vertreten. Es wurde insbesondere seitens der
Mazedonischen Orthodoxen Kirche das Anliegen geäussert, das MCIC solle sich mehr
für die Förderung der Arbeit der Kirchen einsetzen.
Insgesamt waren wir beeindruckt von der Arbeit des Zentrums und der Vielfalt seines
Leitungsgremiums. Das Zentrum kauft die Nahrungsmittel, die an die Gastfamilien verteilt
werden, am Ort und geht damit auf die Bedürfnisse sowohl der Einheimischen als auch
der Flüchtlinge ein. Beeindruckt waren wir auch von den Bemühungen des
Zentrums, bedürftigen Einheimischen ebenso zu helfen wie Flüchtlingen. So plant
es beispielsweise an beiden von uns besuchten Orten, die Infrastruktur (Strom, Wasser,
sanitäre Anlagen) sowohl in den Dörfern als auch in den Lagern zu verbessern.
Angesichts der erklärlichen Ressentiments der Einheimischen gegenüber den
Flüchtlingen und den Mitteln, die letzteren zur Verfügung gestellt werden, sind
solche Initiativen zu begrüssen und sollten unterstützt werden.
Ein Problem sehen wir in den Auswirkungen der Nothilfeprogramme auf das MCIC.
Angesichts der Krise in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien hat das Zentrum
ausgezeichnete Arbeit geleistet - allerdings auf Kosten seiner regulären
Entwicklungsprogramme, die wichtig und auch langfristig notwendig sind. Sollte die
unmittelbare Krise anhalten, wird dafür gesorgt werden müssen, dass die
Flüchtlinge von Nothilfefachleuten versorgt werden und dass gleichzeitig auch die
Entwicklungsarbeit des MCIC wieder anläuft.
Wir besuchten auch Mesechina (oder "Mond"), eine humanitäre Organisation der Roma,
die ebenfalls ihre regulären Bildungsprogramme für Roma sowie den Ausbau der
Kapazitäten von Roma-NGOs vorläufig eingestellt hat, um ausschliesslich in der
Nothilfe tätig zu sein. Gegenwärtig verteilt Mesechina monatlich 2600 Pakete mit
Lebensmitteln und Hygieneartikeln an Familien, die Flüchtlinge aufgenommen haben,
und monatlich 1000 solcher Pakete an arme Mazedonier in Gostivar. Wir hörten, dass
z.Zt. rund 3000 Roma-Flüchtlinge aus Kosovo bei Gastfamilien in der ehemaligen
jugoslawischen Republik Mazedonien leben.
Wir stellten einen auffallenden Mangel an ökumenischem
"Geist" oder ökumenischer Traditionen in den mazedonischen Kirchen fest und waren
erstaunt über die Isolierung der Mazedonischen Orthodoxen Kirche. Es gibt zwar in
manchen Fällen gute zwischenkirchliche Zusammenarbeit, doch scheint uns dies eher
das Ergebnis persönlicher Kontakte als eines ökumenischen Engagements auf
institutioneller Ebene zu sein. Bei unserem Treffen mit Caritas-Mazedonien beispielsweise
sahen wir, dass es vor Ort gute ökumenischen Zusammenarbeit gibt. Innerhalb der
katholischen Kirche gibt es im übrigen Spaltungen zwischen den Uniaten und der
römisch-katholischen Kirche.
Gegenwärtig gehören 1,5 der insgesamt 2 Millionen Einwohner Mazedoniens der
Mazedonischen Orthodoxen Kirche an (hinzu kommen 1 Million Gläubige, die
ausserhalb der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien leben). 1967 erklärte
die Mazedonische Orthodoxe Kirche ihre Unabhängigkeit von der Serbischen
Orthodoxen Kirche; diese Trennung wird von anderen orthodoxen Kirchen nicht anerkannt.
Die Mazedonische Orthodoxe Kirche beantragte im gleichen Jahr die Mitgliedschaft im
Ökumenischen Rat der Kirchen, der Antrag wurde jedoch nicht angenommen. Die
Delegation traf mit dem Metropoliten der Mazedonischen Orthodoxen Kirche, Kiril,
zusammen, um der Solidarität mit der grössten Kirche eines Landes Ausdruck zu
geben, das aufgrund des Krieges im benachbarten Kosovo gravierende Probleme hat. Sie
machte den Metropoliten jedoch darauf aufmerksam, dass sie sich über die
humanitären und politischen Probleme des Landes informieren, nicht jedoch mit Fragen
befassen wolle, die die Position der Kirche innerhalb der orthodoxen Gemeinschaft oder ihren
Wunsch nach Mitgliedschaft im ÖRK und in der KEK betreffen. Die Delegation
unterstrich, diesbezügliche Entscheidungen seien Sache anderer in der
ökumenischen Familie.
Metropolit Kiril bereitete der Delegation einen herzlichen Empfang und bat um
Verständnis für die Abwesenheit von Erzbischof Mihail, der nach einer
Herzoperation noch im Krankenhaus lag. In seiner Begrüssungsansprache erklärte
der Metropolit, erstmals seit mehr als 30 Jahren sei nun eine Delegation des ÖRK bzw.
der KEK zu einem Besuch in seine Kirche gekommen, und dies werde zutiefst
gewürdigt. Man erinnere sich noch immer sehr lebhaft an die Hilfe des ÖRK und
der KEK nach dem verheerenden Erdbeben von 1963. Die damals von der internationalen
ökumenischen Gemeinschaft praktizierte Solidarität sei
"überwältigend" und unvergesslich gewesen. Er sprach des weiteren von dem
aufrichtigen Wunsch der Kirche, Mitglied des ÖRK und der KEK zu werden, von dem
Schmerz über die Spaltung der Kirchen am Ende dieses Jahrtausends und von seiner
Hoffnung, der Mazedonischen Orthodoxen Kirche möge es in naher Zukunft erlaubt
sein, sich von neuem der weltweiten ökumenischen Gemeinschaft anzuschliessen.
Metropolit Kiril sprach über mehrere dringende Anliegen der Mazedonischen
Orthodoxen Kirche. Die Kirche leidet noch immer unter den Auswirkungen der fünf
Jahrzehnte kommunistischer Herrschaft, während denen Kirchenbesitz beschlagnahmt
und die Basis der Kirche geschwächt wurde. Gegenwärtig müssen 2500
Kirchen und Klöster erhalten werden, und die Kirche verfügt nicht über
genügend Mittel. Die mazedonische Jugend geht interessiert auf die Kirche zu, doch
diese hat zu wenig Geld, um Material in mazedonischer Sprache herauszugeben (die erste
mazedonische Bibelübersetzung erschien erst 1991) und die theologische Ausbildung
leidet gleichfalls unter Geldmangel. Der Metropolit äusserte ferner Besorgnis angesichts
der Ausbreitung des Islam in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und
angesichts der finanziellen Mittel, die die Muslime aus dem Ausland erhielten; besonders
beunruhige ihn der gegenwärtige Zustrom von Flüchtlingen. Er berichtete,
jugoslawische Flüchtlinge serbischer Herkunft klopften an die Türen seiner
Kirche, doch die Kirche habe nicht die Mittel, ihnen zu helfen; gleichzeitig jedoch erhielten
Flüchtlinge albanischer Herkunft umfangreiche Mittel von humanitären
Organisationen aus dem Ausland. Die Kirchen würden alles in ihren Kräften
Stehende für die Bedürftigen tun (einschliesslich Suppenküchen), doch sie
hätten kaum Mittel.
Während unseres Besuchs in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien
führten wir lange Gespräche mit Pastor Cekov von der
Evangelisch-Methodistischen Kirche in Strumica und konnten vier methodistische
Kirchengebäude im Struma-Tal besichtigen. In Strumica erfuhren wir von der
zunehmenden ökumenischen Zusammenarbeit mit den Katholischen Schwestern der
Eucharistie; wir besuchten die Schwestern und besichtigten ihre Klinik. Die Methodistische
Kirche in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien ist relativ klein (12
Gemeinden, 4500 Gläubige), scheint jedoch, was ökumenische
Führungskräfte - insbesondere im MCIC - anbetrifft, eine
unverhältnismässig grosse Rolle zu spielen.
Wir trafen auch mit Zejnula Fazliu zusammen, dem Sekretär der Islamischen
religiösen Gemeinschaft, der uns darauf hinwies, dass es in Mazedonien 500 Moscheen
(und dazugehörige Gebäude) gibt, und dass alle islamischen Gemeinschaften des
Landes seiner Organisation angehören. Die islamische Gemeinschaft habe sehr unter der
kommunistischen Herrschaft und der Beschlagnahme von Grundbesitz und Gebäuden
gelitten. Als humanitärer Arm der Islamischen religiösen Gemeinschaft sei El
Hillal relativ gut auf den Notstand vorbereitet gewesen. Das MCIC sei zu Anfang die einzige
Organisation gewesen, die El Hillal unterstützt habe, und nun arbeiteten sie aktiv im
MCIC-Vorstand mit. Fazliu meinte, "die Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften
sind besser als die zwischen unseren Politikern".
Albanien
Albanien hat gegenwärtig zwei Millionen Einwohner - vor
einem Jahrzehnt waren es noch drei Millionen. Mehrere Krisen im Land haben rund eine
Million Menschen dazu gebracht, ihr Land zu verlassen, um zu überleben und sich
anderswo eine Existenz aufzubauen. Heute sind 70% der Albaner arbeitslos und viele -
vielleicht sogar die meisten - albanischen Familien überleben nur dank der
Überweisungen ihrer im Ausland arbeitenden Verwandten. Der grösste Teil der
Nahrungsmittel muss importiert werden, exportiert wird sehr wenig. Rund 80% der
Bevölkerung verloren durch den Bankrott der Pyramidengesellschaften 1997 alle ihre
Ersparnisse, und die Menschen haben sich von diesem Schock noch immer nicht erholt. Uns
wurde erzählt, dass viele verzweifelt sind und es den politischen und wirtschaftlichen
Institutionen nicht mehr zutrauen, die Bevölkerung ausreichend zu versorgen; die
Auswanderung wird als einzige Chance gesehen.
Die Bevölkerung Albaniens ist heute zu 67% muslimisch, zu 23% orthodox und zu
10-11% katholisch. Damit stellt die Albanische Orthodoxe Kirche eine Mehrheit der
Gläubigen innerhalb der christlichen Minderheit. Die Albanische Orthodoxe Kirche
umfasst verschiedene ethnische Gruppen - Albaner, Griechen und Vlachen - sie ist also eine
multi-ethnische Kirche in einem multi-ethnischen Land. Derzeit ist sie im Begriff, ihre
Strukturen und Gebäude wiederaufzubauen und aufzuerstehen. Es gibt auch kleinere
protestantische Kirchen und Organisationen, die in der Flüchtlingsarbeit tätig
sind. Die Beziehungen zwischen der Albanischen Orthodoxen Kirche und der
römisch-katholischen Kirche scheinen sehr gut zu sein.
Die Verfolgungen, der die Gläubigen Albaniens in den Jahren 1967 - 1990 ausgesetzt
waren, sind ihrer Art und ihrem Umfang nach weltweit einmalig. 23 Jahre lang war jegliche
religiös geprägte Äusserung in der öffentlichen wie in der
Privatsphäre verboten. Kirchen und Klöster wurden zerstört, Priester
wurden verfolgt und durften ihren Beruf nicht ausüben, in der Schule wie im
alltäglichen Leben wurde der Atheismus offiziell und mit allem Nachdruck durchgesetzt.
Mit dem Regierungswechsel (1990) und der Öffnung des Landes erhielt die Orthodoxe
Autokephale Kirche von Albanien die Möglichkeit zum Wiederaufbau. Als Erzbischof
Anastasios 1991 sein Amt antrat, waren noch 15 alte Priester im ganzen Land zu finden (vor
den Verfolgungen waren es 350 gewesen), und orthodoxe Kirchen gab es so gut wie keine
mehr. Die Kirche richtete ein theologisches Seminar ein und hat seitdem 104 Priester ordiniert
und wieder einen Synod eingesetzt. 250 Kirchen wurden wiederaufgebaut, repariert oder
restauriert, und heute ist die Kirche in 400 Gemeinschaften angesiedelt. Da in Albanien der
Trend zur Auswanderung sehr ausgeprägt ist, ermutigt die Kirche ihre
Theologiestudenten ausdrücklich dazu, im Land zu bleiben.
Zur gleichen Zeit, als die Kirche ihre Leitungsstrukturen wiederaufbaute und die
Gebäude reparierte, nahm sie auch den diakonischen Dienst wieder auf: Diaconia
Agapes versorgt Bedürftige mit Nahrungsmitteln, Kleidung und Medikamenten. Im
Laufe der Jahre wurde die diakonische Arbeit auf ganz Albanien ausgeweitet, und heute
unterhält Diaconia Agapes in allen Teilen des Landes Kindergärten,
Landwirtschafts- und Bewässerungsprojekte, Gesundheitsprojekte und andere Dienste.
Während unseres Besuchs besichtigten wir eine kirchliche Kindertagesstätte in
Tirana, den kirchlichen Rundfunksender "Auferstehung" und das Diagnosezentrum
"Verkündigung", das in Kürze eröffnet werden soll. Das in einem
hochmodernen Gebäude untergebrachte Diagnosezentrum ist mit neuester Technik
ausgestattet und wird einen wichtigen Beitrag zur Qualität der Gesundheitsversorgung
in Albanien leisten. Wir sind zutiefst beeindruckt von der diakonischen Arbeit der Orthodoxen
Kirche von Albanien und von der Wiederauferstehung einer Kirche, die unter der
kommunistischen Herrschaft nahezu zerstört worden war. Wir empfinden
grössten Respekt vor dem Weitblick und dem Engagement, die Erzbischof Anastasios
beim Wiederaufbau der Kirche in all ihren Dimensionen bewiesen hat.
Die Flüchtlinge
In dieser Situation hat Albanien in den vergangenen 45 Tagen
450000 Flüchtlinge aufgenommen. Damit ist in einer Zeit, in der die Regierung nicht in
der Lage ist, die Einheimischen zu versorgen, die Bevölkerung des Landes um 25%
gestiegen. Während die internationale Gemeinschaft die grosszügige Aufnahme
der Flüchtlinge begrüsst, machen sich viele Albaner Sorgen über die
langfristigen Auswirkungen dieses Bevölkerungszuwachses, insbesondere für den
Fall, dass die Flüchtlinge nicht so bald heimkehren können. Die Flüchtlinge
kommen in ein Land, dessen Lebensstandard weitaus niedriger ist als der des
Vorkriegs-Kosovo, und die Menschen hier haben noch weniger als sie selbst. Manche
Flüchtlinge haben wenigstens etwas Geld (oder ein Auto oder einen Traktor) mitnehmen
können. Da die internationale Gemeinschaft den Flüchtlingen in den Lagern
Nahrungsmittel, Unterkunft, Wasser und medizinische Versorgung zur Verfügung stellt,
wird befürchtet, die Albaner könnten deshalb Ressentiments entwickeln.
Der Zustrom von Kosovo-Albanern hat tiefgreifende Auswirkungen auf Albanien. Die
Albanische Orthodoxe Kirche hilft den Flüchtlingen nicht nur aus humanitären,
sondern auch aus theologischen Gründen. Erzbischof Anastasios erklärte,
angesichts dieser humanitären Katastrophe "hätten wir sagen können, wir
seien eine arme Kirche und könnten nichts für sie tun"; stattdessen habe die
Kirche beschlossen, das Gebot des Evangeliums, den Leidenden zur Seite zu stehen, zu
befolgen und ein umfangreiches Nothilfeprogramm für die Flüchtlinge
aufzustellen. Gegenwärtig mobilisiert die Orthodoxe Kirche von Albanien durch ACT
von protestantischen und orthodoxen Kirchen in aller Welt Unterstützung für
ihren Dienst an muslimischen Flüchtlingen. Dieses Zeugnis könnte ein Vorbild
für den gesamten Balkan sein. Anders als das MCIC in der ehemaligen jugoslawischen
Republik Mazedonien konnte Diaconia Agapes seine reguläre Entwicklungsarbeit im
ganzen Land fortsetzen und für die Flüchtlingsnothilfe zusätzliches
Personal einstellen.
Viele der Flüchtlinge leben in den über 300 Lagern im ganzen Land, andere sind
in Gastfamilien oder gemischten Unterkünften untergebracht. Es wird zwar - ebenso wie
in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien - viel darüber diskutiert, wie die
Flüchtlinge im Winter untergebracht werden sollen, doch macht man sich auch
über ihre Situation in diesem Sommer Gedanken. In den letzten Jahren gab es hier in
den Sommermonaten ernsthaften Wassermangel und Stromausfälle. Normalerweise ist
turnusmässig ein Viertel der Bevölkerung von Tirana ohne Strom. Penny
Deligiannis, Leiterin des ACT/Diaconia Agapes-Nothilfeprogramms, stellte die Frage: "Was
wird erst werden, wenn zusätzliche 450000 Menschen mit Wasser und zumindest
zeitweise mit Strom versorgt werden müssen?"
Wir besuchten ein Flüchtlingslager in Ndroq, das Diaconia Agapes und ACT
eingerichtet haben und verwalten. Gegenwärtig leben hier 1250 Menschen, insgesamt ist
Platz für 2000. Wie in den von uns besuchten Lagern in der ehemaligen jugoslawischen
Republik Mazedonien leben die meisten Flüchtlinge hier in Zelten. Bäume und
Grünflachen machen das Lager freundlicher und lassen den Familien auch mehr
Privatsphäre als in den anderen Flüchtlingslagern, die wir sahen. Obwohl das
Lager erst seit 10 Tagen eröffnet ist, funktionieren die meisten Einrichtungen, und das
Personal geht nicht nur auf die materiellen, sondern auch die psychosozialen Bedürfnisse
der traumatisierten Flüchtlinge ein. Die medizinische Versorgung und eine Feuerwehr
wurden von der polnischen Regierung zur Verfügung gestellt. Drei weitere
Gelände sind für die Einrichtung zusätzlicher Flüchtlingslager
ausgesucht worden, die ACT/Diaconia Agapes innerhalb des kommenden Monats
eröffnen will.
Wie in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien hörten wir, manche
Einheimische gönnten den Flüchtlingen die Versorgung nicht. Die meisten
Albanier sind sehr arm und die Infrastrukturen des Landes sind in einem äusserst
schlechten Zustand. Daher denken Diaconia Agapes/ACT über Möglichkeiten
nach, auch die Wasserversorgung des nahegelegenen Dorfes Ndroq zu verbessern. Die Frage
des Geländes für Flüchtlingslager ist heikel. In manchen Fällen
fanden die Organisationen erst nach langer Suche Land, dessen Besitzverhältnisse
geklärt waren. Die Kirche ist sich auch der Notwendigkeit bewusst, die
Flüchtlinge an Orten unterzubringen, wo weniger mit negativen Reaktionen der
eingesessenen Bevölkerung gerechnet werden muss.
Wie in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien leben auch in Albanien Tausende
von Flüchtlingen in Gastfamilien. In manchen Fällen handelt es sich um
Verwandtschaft, doch wir hörten auch von Einheimischen, die Flüchtlinge auf der
Strasse sahen und sie mit zu sich nach Hause nahmen. Allerdings leben die meisten albanischen
Familien sehr beengt und am Rande des Existenzminimums. Während sich die
ausländischen Medien auf die grossen Flüchtlingslager konzentrieren,
verschlechtern sich die Lebensbedingungen in den Gastfamilien, von denen viele schon im
dritten Monat Flüchtlinge beherbergen. Eine wichtige Aufgabe des
ACT/Diaconia-Nothilfeprogramms ist daher die regelmässige Verteilung von Paketen
mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln an Gastfamilien.
Beim Besuch der Theologischen Akademie der Auferstehung Christi in St. Vlash/Durrës
erfuhren wir, dass die Studierenden sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren. Einmal
wöchentlich fahren sie nach Ndroq, um Flüchtlinge zu besuchen - um mit ihnen zu
sprechen, mit den Kindern zu spielen und überhaupt Kontakte anzuknüpfen. In
Durrës helfen die Seminaristen und Seminaristinnen bei der Verteilung von
Lebensmittelpaketen für 500 kosovo-albanische Flüchtlinge, die in der Stadt bei
120 albanischen Familien untergebracht sind. Mehrere berichteten, dass sie vor ihrem ersten
Zusammentreffen mit den Flüchtlingen Bedenken hatten und nervös waren, weil
sie nicht wussten, wie die Flüchtlinge auf orthodoxe Seminaristen reagieren
würden. Sie waren überrascht und erfreut, als die Flüchtlinge sie so
freundlich empfingen und sich positiv über die Aktivitäten der Kirchen
äusserten. Ihren ersten Besuch nutzten sie dazu, herauszufinden, was die
Flüchtlinge brauchen. Sie stellten u.a. fest, dass viele auf dem nackten Betonfussboden
schliefen und dass es an Babynahrung fehlte. Bei ihren nächsten Besuchen wollen sie
daher Matratzen und Babynahrung verteilen.
Reiseroute
20. Mai: Skopje, Gespräche mit dem Mazedonischen Zentrum für internationale
Zusammenarbeit (MCIC), der Mazedonischen Orthodoxen Kirche, der Islamischen
religiösen Gemeinschaft, Sasko Klekovski, MCIC-Direktor, Abendessen mit dem
MCIC-Vorstand
21. Mai: Besuch der Flüchtlingslager Radusa und Cegrane und der humanitären
Roma-Organisation "Mond" in Gostivar
22. Mai: Skopje-Tirana, kurzes Gespräch mit dem Erzbischof von Tirana, Durrës
und ganz Albanien Anastasios
23. Mai:Tirana: Gottesdienst in der orthodoxen Verkündigungskathedrale, Besuch des
ACT/Diaconia Agapes - Flüchtlingslagers in Ndroq, Treffen mit Erzbischof Anastasios
und Penny Deligiannis, Leiterin des ACT/DA-Nothilfeprogramms in Albanien
24. Mai: Tirana: Besuch einer Kindertagesstätte, des Diagnosezentrums
"Verkündigung" und des Rundfunksenders "Ngjallja". Durrës: Besuch des
Klosters St. Vlash und des Orthodoxen Theologischen Seminars "Auferstehung". Abendessen
mit Erzbischof Anastasios und Penny Deligiannis.
25. Mai: Tirana-Saloniki
Gesprächspartner/innen
Albanien
Die Mitglieder dieser Delegation hoffen, dass der vorliegende Bericht die Kirchen über
einige der regionalen Folgen des gegenwärtigen Konflikts informieren und damit zu
einem besseren Verständnis des Krieges und seiner langfristigen Auswirkungen im
gesamten Südosten Europas beitragen kann.
Wilhelm Nausner, Evangelisch-Methodistische Kirche, Genfer Raum
Antonios Papantoniou, Kirche von Griechenland
Sylvia Raulo, Evangelische Kirche von Finnland
Elizabeth Ferris, Ökumenischer Rat der Kirchen
Alessandro Spanu, Bund der evangelischen Kirchen Italiens (nur Albanien)
Wir danken von ganzem Herzen den Mitarbeitern/innen des Mazedonischen Zentrums
für internationale Zusammenarbeit in der ehemaligen jugoslawischen Republik
Mazedonien und Seiner Seligkeit Erzbischof Anastasios von Tirana, Durrës und ganz
Albanien sowie den Mitarbeitern/innen von Diaconia Agapes in Albanien für die
freundliche Aufnahme und die Aufmerksamkeit, die sie uns trotz ihrer Beanspruchung durch
die Nothilfeprogramme widmeten. Unserer besonderer Dankt gilt Pastor Mihail Cekov und
Dragi Vrgov, die sich eine ganze Woche frei nahmen, um uns begleiten zu
können.
Einführung
Auswirkungen des Krieges auf die ehemalige jugoslawische
Republik Mazedonien
Das MCIC wurde 1993 gegründet, um Entwicklungsprojekte zu organisieren, und hat
im Laufe der Jahre in den Bereichen Dorfentwicklung, sanitäre Anlagen und Ausbau der
Kapazitäten örtlicher NGOs beachtliches geleistet. Seit April dieses Jahres leistet
das Zentrum Nothilfearbeit und hat seine regulären Programme deshalb aussetzen
müssen. Mit Unterstützung von "Kirchen helfen gemeinsam" (ACT) organisiert
das Zentrum gegenwärtig folgende Aktivitäten: 1) Bereitstellung von Nothilfe
(verantwortlich für die sanitären Anlagen mehrerer Lager, Gesamtmanagement
des Lagers von Radusa und Verteilung von Lebensmitteln und Hygieneartikeln an
Gastfamilien); 2) Bewusstseinsbildung einschliesslich Bildungsarbeit für
Flüchtlinge, Aufklärung für Meinungsmacher und eine Kampagne, durch
die die Toleranz der Bevölkerung erhöht werden soll; 3) ein Informationszentrum,
das aktuelle Informationen über die Entwicklung in Mazedonien in gedruckter Form
bzw. über eine Website weitergibt. Das Zentrum will seine regulären Programme
im Juni zumindest teilweise wieder anlaufen lassen.
Kirchen
19.Mai: Saloniki-Strumica, Besuch der methodistischen Kirchen in
Strumica, Murtino, Kolesino und Monospitovo, dann Weiterfahrt nach Skopje,
Mazedonien
Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien
Mihail und Cristina Cekov, Methodistische Kirche in Strumica
Gonce Jakovleska, Mazedonisches Zentrum für internationale Zusammenarbeit
(MCIC)
Metropolit Kiril, Mazedonische Orthodoxe Kirche
Priester Dragi Kostadinovski, Mazedonische Orthodoxe Kirche
Fejnula Fazliu, Islamische religiöse Gemeinschaft
Msgr. Antun Cirimetic, Direktor von Caritas-Mazedonien
Mirko Spirovsla, Medizinprofessor und Vorsitzender des MCIC-Vorstands
Teuta Cuckova-Krasnica, MCIC-Vorstand
Nurije Kadriu, MCIC-Vorstand (Albanischer Frauenbund)
Edwin Bjastad, Kirchliche Hilfe Norwegen, Lager Radusa
Skendevi Samet, humanitäre Roma-Organisation "Mond"
Muhamed Toci, humanitäre Roma-Organisation "Mond"
Erzbischof Anastasios von Tirana, Durrës und ganz Albanien
Penny Deligiannis, Leiterin des ACT/DA-Nothilfeprogramms
Paul Zanes, ACT/DA
John Damerel, ACT/DA
Juhani Kokko, ACT/DA
Martti Penttinen, ACT/DA
Pater Luke A. Veronis, Theologische Akademie der Auferstehung Christi, St
Vlash-Durrës