Ökumenischer Rat der Kirchen
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"Die enorme Bandbreite der Problematik des Rassismus und die Ernsthaftigkeit, mit der darüber diskutiert wurde, stellen für die Kirchen weltweit eine enorme Herausforderung dar, sich diesem Thema zu stellen. Wenn wir Rassismus als Sünde betrachten, tun wir wirklich genug dagegen?", so Bischof Mvumelwano Dandala, Leiter der Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) während der UN-Weltkonferenz gegen Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängender Intoleranz (WCAR) in Durban, Südafrika. Die 35-köpfige ÖRK-Delegation nahm bereits im Vorfeld der WCAR vom 28. bis 31. August an einem NRO-Forum mit rund 7000 Vertretern und Vertreterinnen hunderter Nichtregierungsorganisationen (NROs) teil. Darüber hinaus haben einige Kirchen und Glaubensgemeinschaften ihre eigenen Delegationen nach Durban geschickt. Die ÖRK-Delegation konzentriert sich während der WCAR auf einige zentrale Themen wie Palästina, Dalits, indigene Völker, Rechte von Frauen und Menschen afrikanischer Herkunft - Themen, die auch während des NRO-Forums zur Sprache kamen. Unter anderem forderten zahlreiche NRO-Vertreter und -Vertreterinnen, Sklaverei und Kolonialismus als Verbrechen gegen die Menschheit zu deklarieren. "Straffreiheit für die Täter massiver Verbrechen in der Vergangenheit wie Sklaverei, Kolonialismus, Apartheid, Genozid und Zwangsarbeit", so die ÖRK-Delegation in einer vorbereiteten Konferenzerklärung, "...sollte in staatlicher und internationaler Gesetzgebung abgeschafft werden". Die ÖRK-Delegation nahm an mehreren Diskussionsthemen aktiv teil und leistete ihren Beitrag. Sie reagierte öffentlich auf die Palästinenserfrage und betonte die Notwendigkeit, mit den Friedensverhandlungen im Nahen Osten fortzufahren. Sie bezog sich dabei auch auf eine Erklärung des ÖRK-Zentralausschusses vom Februar 2001, in der es unter anderem heisst: " Wir teilen die Frustration und die Enttäuschung unserer palästinensischen Schwestern und Brüder. Die Art und Weise der Diskriminierung, der routinemässigen Demütigung, der Segregation und Ausgrenzung der Palästinenser, durch die ihre Freizügigkeit und der Zugang zu den Heiligen Stätten eingeschränkt wird, der unverhältnismässige Einsatz von Militärgewalt durch Israel, die Behinderung des Zugangs zu rechtzeitiger ärztlicher Versorgung, die Zerstörung von Eigentum, darunter Zehntausender von Olivenbäumen, und die Notwendigkeit von Sondergenehmigungen für Palästinenser, die Gebiete unter israelischer Verwaltung betreten wollen, welche durch die zunehmende Aufsplitterung der Palästinensergebiete zur "Kantonisierung" des Landes führt - all dies ruft tiefe Sorge und Bedauern in uns hervor und erinnert allzu sehr an eine Politik, die der ÖRK bereits in der Vergangenheit verurteilt hat. Der ÖRK-Delegation gehören auch eine Palästinenserin und zwei Palästinenser an. Die Verletzung der Menschenrechte der Dalits in Indien ist ein weiteres kontroverses Thema. Die indische Regierung hatte wiederholt die Diskussion darüber zu verhindern versucht. Das Delegationsmitglied, Pastor Yesudoss Moses, verantwortlich für Dalit-Angelegenheiten im indischen Nationalen Kirchenrat sagte dazu: "Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Diskriminierung einzelner Kasten in Indien auf die Tagesordnung der Regierungskonferenz kommt und dass Regierungen Wege finden, dieses Problem zu lösen. Das NRO-Forum hat dies sehr deutlich ausgesprochen." Gemeinsam mit dem Weltbund Christlicher Vereine Junger Menschen (CVJM) veranstaltete der ÖRK einen Workshop zu dem Thema "Rassismus, Frauen und Religion". In Zusammenarbeit mit dem Südafrikanischen Kirchenrat fand eine Podiumsdiskussion über "Die Kirchen in Südafrika nach der Apartheid" statt. Darüber hinaus hielten der ÖRK und das American Friends Service Komitee eine Reihe von Gesprächsrunden ab. Der Diakonia Rat der Kirchen in Durban veranstaltete einen Gottesdienst und organisierte einen Friedensmarsch zur örtlichen Stadthalle. ÖRK-Stabsmitglied, Marilia Schüller, ist dennoch enttäuscht, "wie wenig die Stimmen der Kirchen gehört wurden". Sie erklärt es damit, "dass die Kirchen viel mehr hätten tun können und müssen". In Diskussionen haben NROs wiederholt auf die Rolle der Kirche bei Fragen wie Unterdrückung und Rassismus hingewiesen. So schlugen, zum Beispiel, bei einer Diskussion über das Los Indigener Völker, Delegierte vor, dass Kirchen nicht nur eine schriftliche Entschuldigung verfassen, sondern auch über Reparationszahlungen nachdenken sollten. Bischof Dandala sagte: "In Südafrika sind wir hoch erfreut, dass nach Jahren des Kampfes gegen die Apartheid, die Welt Südafrika ausgesucht hat, um Rassismus weltweit zu diskutieren. Aber wir sind uns bewusst, dass die Kirchen sich nicht deutlich genug gegen Rassismus gestellt haben." Darüber hinaus hat "das Organisationschaos des NRO-Forums die Erwartungen der indigenen Delegierten etwas heruntergeschraubt, sowie die Hoffnung, dass sie einen Beitrag zur Konferenz leisten können. Dennoch haben sie sich in Diskussionen zu Themen wie Landenteignung, Selbstbestimmung und Sprachgenozid äussern können", so Eugenio Poma, der im ÖRK für Anliegen Indigener Völker zuständig ist. "Obwohl wir keine grosse Erwartung an das Forum stellen, werden wir geduldig den Kampf fortsetzen, bis wir unsere Ziele, die wir auf dem Weg zur Konferenz im Koffer hatten, erreicht haben", sagte Poma. Er stimmte den Empfehlungen von UN-Generalsekretär Kofi Annan an das Forum zu, "dass der Erfolg der Konferenz eher darin liegen wird, was man nach und nicht so sehr, was man auf der Konferenz erreicht hat". Ein weiteres Delegationsmitglied, Pastorin Dr. Sirirat Pusurinkham von der Presbyterianischen Kirche in Thailand, fand starke Worte auf einem Workshop zum Thema "Frauen, Religion und Rassismus und das Problem des Frauenhandels und der Prostitution von Frauen und Kindern". Von Kirchen, Zivilgesellschaften und der Internationale Gemeinschaft wollte sie wissen, was sie dagegen unternommen hätten. "Diese Kinder leiden! Neun Jahre alte Kinder sind Opfer des Menschenhandels!" Auf dem Workshop wurde vermittelt, dass Regierungen nichts gegen Menschenhandel und Prostitution unternehmen, da sie fürchten damit den Tourismus im eigenen Land zu gefährden.
Hindernisse Auch die britische Regierung hat britische NROs aus ihrer offiziellen Delegation ausgeschlossen, obwohl sie sich ursprünglich zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit bekannt hat. Die zuständige Kirchenkommission - Churches Commission for Racial Justice - in Grossbritannien sowie anti-rassistische Initiativen vermuten, dass kritische Stimmen unterdrückt werden sollten, die das Verhältnis Grossbritanniens mit Amerika trüben könnten.
Zeichen der Hoffnung Die grösste Hürde wird es sein, die Stimmen der NROs auf dem Regierungstreffen der UN laut werden zu lassen. Der Ärger und die Enttäuschung ist gross, dass trotz des Aufrufs der UN, die NROs teilnehmen zu lassen, nur 750 NRO Vertreter und Vertreterinnen Zugang zur Hauptkonferenz haben werden. Schüller erklärt dies damit, dass "Regierungen sich davor scheuen, mit den Themen konfrontiert zu werden, die die NROs in den Raum gestellt haben."
Grussbotschaft von Seiner Heiligkeit Aram I., Katholikos von Kilikien, Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses anlässlich der Weltkonferenz gegen Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängender Intoleranz
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