Ökumenischer Rat der Kirchen

Achten Vollversammlung
Eröffnungspredigt
Pfrin. Eunice Santana
Dokument Nr. WO 1

Wie wunderbar sind diese Worte aus dem Evangelium, die wir soeben gehört haben! Und welche Freude, Sie in der Gemeinschaft mit Ihnen zu hören: den Vertreterinnen und Vertretern der Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen, Gästen, Medienleuten, Kollegen, Christinnen und Christen aus der ganzen Welt, die zu dieser großen Vollversammlung gekommen sind! Hier soll gearbeitet, beraten, sollen Beschlüsse gefaßt, soll Rechenschaft abgelegt, sollen Erfahrungen ausgetauscht werden; es ist Hingabe und Engagement gefragt, und es soll die künftige Richtung unseres ökumenischen Weges bestimmt werden. Wie schön, aber auch wie wichtig, diese Worte gerade hier, in Mutter Afrika zu hören, wo sie einen ganz eigenen Rhythmus und Klang erhalten; in dieser Mutter Afrika, die von den Mächtigen so leicht vergessen und übersehen wird, wenn es ihnen gelegen kommt, für viele ein unbekannter Kontinent, von anderen rücksichtslos ausgebeutet und mit Füßen getreten, und doch von so vielen von uns herzlich geliebt! Hier, auf diesem Kontinent, in Afrika, fand dieser Jesus, der uns am Anfang seines Weges sagt, wozu er gesandt worden ist, vor zweitausend Jahren, als er gerade geboren war, Asyl und Zuflucht! Heute dürfen wir uns hier freuen; unsere Ohren, unser Verstand, unsere Sinne stimmen ein in die Worte, die wir soeben gehört haben: "Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, daß sie frei sein sollen, und den Blinden, daß Sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, daß sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn." (Lk 4, 18-19).

In diesen Versen ist Jesu Sendung zusammengefaßt, der Dienst des vom Geist durchdrungenen mitreißenden Wortes; er erweckt das Wort zum Leben, daß es Menschen aufrichtet; er verwandelt es in konkretes Tun, in Handeln, das uns wachrüttelt und uns zum Kampf ruft. In diesen Versen sind der Heilsplan und der Wille Gottes zusammengefaßt, die durch das Handeln Christi für uns konkret geworden sind; davon spricht der Apostel Paulus in seinem Brief an die Kolosser, wenn er von dem redet, "der durch den Tod seines sterblichen Leibes mit Gott versöhnt hat", damit wir heilig seien, und wenn er uns ermahnt, fest im Glauben zu bleiben (Kol. 1, 22-23). Paulus spricht von Jesus als dem Christus und verleiht ihm damit den höchsten Ehrentitel, und von dem Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Und das bedeutet: durch Ihn offenbart sich Gott und verbündet sich direkt mit der Menschheit und allem, was geschaffen ist. Wenn wir uns mit Ihm verbinden, verbinden wir uns mit Gott. Wenn wir Ihn kennen, kennen wir zugleich Gott. Wenn wir Ihn aufnehmen, nehmen wir Gott auf. Wenn wir Ihn verstehen, verstehen wir Gott. Und wenn wir einem seiner geringsten Brüder etwas Gutes oder Böses tun, so tun wir es Ihm; Ihm tun wir es, wie es in Matthäus 25 geschrieben steht. In Ihm sind alle Dinge verbunden, finden sie ihren Sinn, haben sie ihre Ordnung.

Es hat weitreichende Konsequenzen für uns, wenn wir auf das Leben Jesu sehen, durch das Gott sich uns zeigt und offenbart. Wir entdecken darin konkretes Leben, die Bejahung des Lebens, die Leben schafft, das Leben verteidigt und ihm Würde verleiht. Dieses Leben stellt sich den Systemen des Todes entgegen und schafft Raum für Pläne zum Leben inmitten einer Gesellschaft, die von der Geißel der Ungerechtigkeit heimgesucht ist, einer Gesellschaft, in der Ausbeutung, Marginalisierung, religiöse, politische und soziale Unterdrückung und Armut das tägliche Leben der großen Mehrheit des Volkes bestimmen.

Wer von uns kennt nicht die biblischen Geschichten, in denen Jesus als der dargestellt wird, der Gutes tut, der sich der Not der Menschen annimmt, der sich der Initiativen und Möglichkeiten derer bedient, die ihm nachfolgten und ihn umgaben? Wer von uns ist nicht beeindruckt von der Art und Weise, wie er schwierige Situationen meistert, die Würde von Menschen wiederherstellt und Wunder tut? Damit es ganz klar ist: Wir sprechen von Wundern und nicht von Magie, mit der er auf sich aufmerksam machen oder seine Macht entfalten möchte. Immer wieder finden wir ihn im Gespräch, von Kopf bis Fuß in erbarmendem, solidarischem Handeln, das seinen Ursprung in seiner Sendung hat. Solche Handlungen gingen immer weit über das Erwartete, das Offensichtliche hinaus und sorgten bei allen, die sie miterlebten, und bis auf den heutigen Tag auch bei uns für tiefe Erfahrungen und Erkenntnisse.

Wer von uns könnte vergessen, wie er die Frau heilte, die achtzehn Jahre lang unter einer verkrümmten Wirbelsäule gelitten hatte? (Lk 13, 10-17). Sie erinnern sich sicher an diese Frau, die es sich zunutze machte, daß sie niemand sah, daß ihr niemand Beachtung schenkte und daß niemand von denen, die den Zugang zum Tempel kontrollierten und ihr, nur weil sie eine Frau war, den Eintritt verwehrt hätten, sie bemerkte, so daß sie in den Tempel gelangte und vor Jesus trat. Jesus heilte sie, ohne daß sie zuvor miteinander geredet hatten. Es bedurfte keiner Worte. Die Verbindung zwischen ihnen bestand schon. Ihr ganzer Leib schrie nach Heilung. Daß sie in diesem Moment mit Jesus zusammentraf, enthielt eine klare Botschaft: sie wünschte sich, daß mit ihrem Leib und mit dem Leben und dem Glauben, den sie hatte, etwas geschähe. Jesus empfand Mitleid mit ihr und führte seinen Auftrag aus, indem er handelte. Und so geschah das Wunder. Das Wunder besteht nicht eigentlich darin, daß die verkrümmte Frau wieder geradestehen konnte; sogleich richtete sie sich auf und pries Gott. Darüber hinaus vollbrachte Jesus aber noch etwas ungemein Großes von historischer Tragweite, wie Annice Callahan in ihrem Buch "Spiritual Guides for Today" (Geistliche Wegweisung für heute) schreibt.

In einer Bibelübersetzung (der RSV Casiodoro de Reina Revisada) heißt es in wörtlicher Übersetzung: "Jesus rief sie und nahm sie zu sich"; daraus können wir schließen, daß er sie in die Mitte der Synagoge führte; dorthin stellte er sie und heilte sie, ohne das Wort 'Sünde' auszusprechen. Und all das tat er am Ruhetag, am Sabbath. Annice Callahan faßt die Tragweite dieses Geschehens mit den Worten zusammen: "Ihn in der Öffentlichkeit ansprechen bedeutet, sich über die Schranken hinwegzusetzen, die der Freiheit der Frauen gesetzt waren. Daß er sie in die Mitte der Synagoge stellte, war die Infragestellung des Monopols der Männer auf die Gnade Gottes und den Zugang zu Gott. Damit, daß er nicht behauptete, ihre Krankheit sei die Strafe Gottes für ihre Sünde, sagte er dem gesamten Herrschaftssystem den Kampf an. Daß er sie anrührte, bedeutete die Außerkraftsetzung der Reinheitsgebote mit ihren männlichen Vorurteilen über die Unreinheit der Frauen. Er nannte sie 'Abrahams Tochter' und nahm sie so mit allen Rechten und Pflichten hinein in den Bund Gottes mit den Menschen. Und dadurch, daß der sie am Ruhetag heilte, machte er den Sabbath zu einem Tag der Feier der Freiheit und der Wiederherstellung."

Es ist eindeutig, daß Jesu Sendung ganzheitlich war und alle Menschen einschloß. Sie umfaßte alles, was in Lukas 4 aufgezählt wird. Dazu gehören Gesundheit, Wiederherstellung der Gemeinschaft, Befreiung von aller Gefangenschaft und Unterdrückung und öffentliche, eindeutige, verständliche und verbindliche Verkündigung, die Menschen und alle ungerechte bestehende Ordnung zu verwandeln vermag. Sein Handeln enthält immer zugleich eine wichtige Lehre, die menschliche Beziehungen verwandeln und Gottes Liebe und Güte für alle Menschen offenbar werden lassen soll.

Wer von uns kennt nicht auch jenen anderen Bericht, in dem Jesus durch ein Wunder der Not in einer anderen Gemeinschaft begegnet dem Hunger? Erinnern Sie sich? Die Jünger hatten Sorge, es könnte die Menschen hungern; sie teilten Jesus ihre Sorge mit, und er gebot ihnen, den Menschen etwas zu essen zu geben. Die Jünger meinten, er würde sie nun auffordern, etwas zu essen für sie zu kaufen, sie könnten das Problem mit Geld lösen, und sie brauchten nur noch einkaufen zu gehen. Stattdessen vollbringt Jesus das Wunder mit den fünf Broten und zwei Fischen, die ein Kind den Jüngern großzügig gegeben hatte, um die Menge zu speisen. Jesus nimmt das Geschenk des Kindes an und macht damit den Sinn der Spende, der Solidarität, der Einfalt und des Glaubens deutlich. Mit seiner Art zu handeln - er teilt die Menge in Gruppen zu fünfzig unterstreicht er, wie wichtig es ist, daß sich das Volk organisiert, um die gemeinsamen Probleme anzupacken und zu bewältigen. Das Wunder bestand vermutlich darin, daß er die Menschen dazu brachte, die Brote und Fische herauszuholen, die sie bei sich hatten und, wie ich vermute, aufgehoben hatten, um sie zu essen, wenn es nichts anderes gab.

Wenn alles, was jeder und jede einzelne hat, zusammengetan und zusammengezählt wird, reicht es nicht nur für alle, sondern es bleibt sogar noch etwas übrig. Denn in seiner unendlichen Liebe hat Gott ausreichend für die ganze Menschheit gesorgt. Das Problem besteht darin, daß die Güter nicht nur schlecht verteilt sind, sondern daß wir sie auch noch verstecken. Das müssen wir in Ordnung bringen, und das ist keine leichte Sache. So lautet auch heute die Botschaft, die Forderung des Evangeliums an uns, daß wir unser Handeln zur guten Nachricht für die Armen, zum Erlaßjahr und zur glaubhaften Ankündigung des Gnadenjahres des Herrn werden lassen können. Wahrscheinlich war unser dem Glauben entspringendes Eingreifen, unser christliches Zeugnis, unser Gehorsam gegenüber dem Evangelium nie zuvor so notwendig, so dringend geboten.

Die Lage unserer Völker und die der ganzen Welt ist zur Zeit wahrhaft alarmierend. Es kann auch nicht anders sein, wenn die Macht des Marktes die Herrschaft über die Gesellschaft gewinnt. Die herrschende Logik, von der wir alle betroffen sind, ist Ausgrenzung, Marginalisierung, Mißachtung oder Ausschaltung derer, die die Leistungen nicht erbringen, die die Mächtigen von ihnen erwarten. Die Möglichkeiten zur Mitwirkung an den Entwicklungen, von denen wir betroffen sind, werden immer geringer. Viele Menschen erfahren, daß es niemanden kümmert, wie es ihnen ergeht.

Wieviele Menschen mußten beispielsweise wegen bewaffneter Konflikte, wegen Umweltzerstörungen, aus Hunger und aus Mangel an Arbeit ihre Heimat verlassen und alles zurücklassen und stießen dort, wo sie hinkamen, auf unüberwindliche Mauern, auf verschlossene Türen, auf Diskriminierung und Mißachtung, wenn sie überhaupt irgendwo ankamen! Wieviele Gemeinschaften der Urbevölkerung wurden vernichtet oder zwangsumgesiedelt.

Millionen Menschen sind zu Lebensbedingungen verdammt, die in höchstem Maße prekär und unmenschlich sind und eher todbringenden Bedingungen ähneln. Der Reichtum konzentriert sich in immer weniger Händen. Ganzen Ländern werden Anpassungsprogramme diktiert, die sie zu Privatisierungsmaßnahmen zwingen die letzten Endes dazu führen, daß der Mehrheit des Volkes die individuellen und sozialen Rechte wie Gesundheit, Bildung, Arbeit und Besitz von Grund und Boden verweigert werden und unermeßliche Summen für die Bezahlung unbezahlbarer und nicht eintreibbarer Auslandsschulden verschlingen.

Armut breitet sich aus und nimmt mit unvorstellbarer Geschwindigkeit zu. In vielen Ländern erleiden heute auch solche Kreise der Bevölkerung, die bisher in einem gewissem Wohlstand leben konnten, erhebliche Einbußen. Wieviele neue Gemeinschaften sind rund um Müllhalden entstanden, wo Hunderte von Familien versuchen, dadurch zu überleben, daß sie sich von den schmutzigen und stinkenden Abfällen der anderen ernähren! Schon leben etwa 60 % der Weltbevölkerung an der Armutsgrenze, und 1,3 bis 1,5 Milliarden Menschen haben täglich weniger als einen Dollar zum Leben; das ist so erbärmlich wenig, daß die Menschenwürde, die Gefühle, daß die Seele der Menschen verletzt werden.

In der ungeheuer großen Gruppe derjenigen, die von dem Genuß der Menschenrechte, auch vom Recht auf Leben ausgeschlossen sind, bilden Frauen die Mehrheit. Sie und ihre Kinder sind die Ärmsten der Armen.

Zu den brutalsten Erscheinungen unserer heutigen Welt gehören Mißhandlung, Ausbeutung, Mißbrauch und die Vernachlässigung von Kindern. Wieviele Kinder sind gezwungen, auf der Straße zu leben und unter unmenschlichen Bedingungen zu arbeiten! Wievielen wird der Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, wird eine glückliche Kindheit verwehrt! Wieviele werden beispielsweise zu Pornographie, zum Drogenhandel, zur Kinderprostitution und zum Organhandel benutzt! Und als ob dies noch nicht genug wäre, gibt es auch noch das, was als 'heimlicher Genozid' bezeichnet worden ist: nichts anderes, als daß Jahr für Jahr 11 Millionen Kinder sterben müssen, die leben könnten, weil einige reiche Länder nicht bereit sind, nur ein bißchen Geld für sie aufzuwenden, obwohl sie wissen, was auf dem Spiel steht.

Nach Angaben der Vereinten Nationen kontrollieren 37.000 multinationale Konzerne mit mehr als 200.000 Tochtergesellschaften in der ganzen Welt 75 % des Welthandels mit Waren, Fertigprodukten und Dienstleistungen. Diese Konzerne beschäftigen weniger als 5 % der Arbeitskräfte der Welt. Sie produzieren und konsumieren Substanzen, die die Ozonschicht vernichten. Sie produzieren 50 % der Emissionen, die für den Treibhauseffekt verantwortlich sind und mit dem das Leben auf dem Planeten aufs Spiel gesetzt wird.

Wir haben in verschiedenen Ländern Erscheinungen in der Atmosphäre festgestellt, die Schäden in riesigen Ausmaßen verursacht haben. Diese Erscheinungen werden von den Menschen gewöhnlich als "Taten Gottes" bezeichnet, um sich auf diese Weise der Verantwortung dafür zu entziehen. Alles weist jedoch darauf hin, daß sie direkt oder indirekt etwas mit dem Handeln der Menschen zu tun haben. Man muß sich fragen, weshalb bei der Untersuchung des sogenannten "Niño" nicht auch die Auswirkungen der Atomversuche im Pazifik beispielsweise auf die Erwärmung des Meerwassers in Betracht gezogen werden, denn in diesem Teil der Welt sind schließlich die Begleiterscheinungen zuerst aufgetreten. Es steht fest, daß überall auf dem Planeten von den schädlichen Auswirkungen immer am stärksten die ärmsten, verletzlichsten Bevölkerungsgruppen und Staaten betroffen sind. Aber nicht, weil es Gottes Wille ist oder weil Gott seine Hand im Spiel hat, der ein erbarmender Gott ist; sie sind vielmehr Menschenwerk. Unsere Region, die Karibik und Lateinamerika, ist ebenso wie Afrika schwer heimgesucht worden. Vor kurzem wurden Honduras und Nicaragua vom Wirbelsturm verwüstet. Über 11.000 Menschen fanden den Tod; die Infrastruktur, die Landwirtschaft und die Produktionsmittel wurden vernichtet.

Es sieht so aus, als hätte sich alles gegen die Völker verschworen, ihnen die Freiheit vorzuenthalten, sie in Kolonialismus und Abhängigkeit zu halten, sie in Schulden und Armut versinken zu lassen und schließlich ganz zu vernichten und verschwinden zu lassen... Es fällt in sehr vielen Fällen nicht leicht, nicht die Hoffnung aufzugeben, was gleichbedeutend ist mit tatkräftigem, auf Veränderungen gerichtetem Handeln; doch die Menschen geben sich nicht geschlagen. Gegen den Sturm und die Flut stellen sie ihre bewundernswerte Fähigkeit unter Beweis, sich über Wasser zu halten und sogar noch ein Stück voranzukommen. Überall gibt es organisierte Gruppen und Kreise, die von Kindern, über Frauen bis zu ganzen Gemeinschaften reichen. Männer, Frauen und Jugendliche schließen sich zusammen, um die Natur, Gottes gute Schöpfung, zu bewahren. Gemeinsam treten sie mit Hilfe von Projekten und Initiativen, über den Austausch von Erfahrungen, Kenntnissen und Ressourcen jeder Art für den Schutz des Einzelnen und der Gemeinschaft ein, sie beschäftigen sich mit der Analyse der Gesellschaft, hegen Visionen für die Zukunft und suchen nach Lösungen für den Augenblick und auf lange Sicht. Die meisten von ihnen hoffen und fordern, daß wir uns als Ortsgemeinden, nationale Kirchen oder als Ökumenischer Rat der Kirchen an ihre Seite stellen, aber sie lassen es nicht dabei bewenden, ihre Hoffnung auf uns zu setzen. Wenn wir sie nicht begleiten, haben sie es zwar oft schwerer, aber deshalb lassen sie nicht davon ab, sich auf den Weg zu machen.

Globalisierung der Solidarität ist zur Parole Tausender von Menschen geworden, die nicht gelten lassen, daß wir am Ende der Geschichte angekommen sind; sie wenden sich voller Mut der Aufgabe zu, das Buch der Geschichte neu zu schreiben, das andere ihnen aufzwingen wollen. Kirchen und kirchliche Gruppierungen stehen Schulter an Schulter mit anderen Gruppen der Bevölkerung. In meinen Augen tun sie das, was Jesus getan hat. Wo von Knechtschaft die Rede ist, sagen sie Freiheit. Wo Vorurteile und Marginalisierung herrschen, öffnen sie ihre Türen und Herzen. Wo Mangel ist, legen sie zusammen und teilen miteinander, was sie besitzen, und widersetzen sich der ungerechten Verteilung der Güter. Wo die Rückzahlung unbezahlbarer Auslandsschulden angemahnt wird, wo Menschen unter Ausbeutung und Unterdrückung leiden, fordern sie ein Erlaßjahr und Gerechtigkeit. Wo Verzweiflung ist, verbreiten sie Hoffnung mit ihren Projekten und Alternativen. Es ist wie in den Zeiten Jesu: als die Leute meinten, das Ende sei nahe herbeigekommen, hatte alles gerade erst begonnen, weil Gott in seiner unendlichen Liebe die Menschen nicht verläßt; er hört unablässig auf das Seufzen der Völker und begleitet sie auf ihrem Weg.

Als Kirchen und als Ökumenischer Rat der Kirchen betrifft uns diese ganzheitliche, alle einschließende Sendung für alles, was geschaffen ist, die niemanden von dem ausschließt, was die Worte des Evangeliums enthalten, die in einem konkreten historischen Zusammenhang durch das Handeln Jesu Christi gesagt worden sind. Praktizierte Einheit und Solidarität, Hilfestellung für Menschen, die sich organisieren wollen, Versöhnung und Wiederherstellung des Volkes, Ressourcen zusammenlegen und anderen abgeben, was wir besitzen, Wege schaffen zur Heilung, zur Wiedereingliederung der Ausgegrenzten in die Gemeinschaft, Befreiung von Unterdrückung und Gefangenschaft in jeder Form, eindeutige, verbindliche Verkündigung, die auf Veränderungen gerichtet ist, die alle Ungerechtigkeit vernichtet das sind die unverzichtbaren Elemente unseres Dienstes. Es wird viel von uns verlangt, aber wir haben keine andere Wahl.

Die Liebe Gottes, des Herrn der Geschichte, die Menschengestalt annahm, um unter uns zu wohnen, die Gnade Jesu Christi und die Gegenwart des Heiligen Geistes mögen uns erleuchten, bewegen, uns treiben und uns freudig die Herausforderungen annehmen lassen, vor die uns das Evangelium in diesem Augenblick der Geschichte stellt.

AMEN!

Pfrin. Eunice Santana


Pfarrerin Eunice Santana ist eine der sieben Präsidenten des Weltkirchenrats. Sie gehört der Christlichen Kirche (Jünger Christi) in Puerto Rico an. Gottesdienst auf der Achten Vollversammlung
8. Vollversammlung und 50. Geburtstag
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