Sitzung II
1. Im Rahmen interaktiver Diskussionen werden verschiedene Aspekte des Auftrags der
Einheit, die Kirchen in ihrer Rolle als heilende, lernende und Zeugnis ablegende
Gemeinschaften zu unterstützen, dargestellt werden. Eine Person wird die Aufgabe
haben, die Diskussion über wichtige Aspekte der Arbeit und der Programme von Einheit
II anzuleiten. Die Gespräche werden sich auf die Themen Evangelium und Kulturen,
Kirchlicher Dienst im städtischen und ländlichen Bereich, CMC-Kirchliche
Gesundheitsarbeit, Evangelisation und Christliche Bildungsarbeit in Mittel- und Osteuropa
konzentrieren. Gastredner/innen werden Berichte, Dias, Videos etc. in die Diskussionen
einbringen, und die Teilnehmenden werden Gelegenheit haben, sich dazu zu
äussern.
2. Nach der Diskussion wird es eine kurze Zeit der Besinnung geben, nach der die
Teilnehmenden eingeladen werden, ihre Antworten und Kommentare zu folgenden Fragen auf
Karten, die verteilt werden, niederzuschreiben:
Sitzung III
Diese Sitzung wird vom Ausschuss für Programmrichtlinien organisiert und
geleitet.
Der Vollversammlungsbericht von Canberra enthielt folgende
Aussage: "Eine versöhnte und erneuerte Schöpfung ist das Ziel der kirchlichen
Mission. Die Vision von Gott, der alle Dinge in Christus zusammenfasst, ist die treibende
Kraft des Lebens und Miteinanderteilens der Kirche". Diese eindringliche Erklärung
inspirierte die Vision, die Einheit II in der Zeit nach Canberra in den verschiedenen
Entwicklungsphasen ihres Mandats, ihrer Programmschwerpunkte und ihrer Beziehungen
leiten und ihre raison d'être sein sollte.
Bei der Umstrukturierung des ÖRK 1992 wurde Einheit II die Aufgabe zugeteilt, das
missionarische Engagement der ökumenischen Bewegung zum Ausdruck zu bringen.
Mit der Zusammenlegung von drei früheren ÖRK-Untereinheiten - Christliche
Gesundheitskommission, Bildungsarbeit und Kommission für Weltmission und
Evangelisation - wurden die verschiedenen Dimensionen von Mission - die Dimensionen des
Heilens, des Lehrens und des Zeugnisablegens - miteinander verbunden.
"Die Hoffnung, dass der Heilige Geist Gottes Volk an jedem Ort erneuern und
befähigen wird, in vollem Masse an Gottes ganzheitlicher Mission teilzuhaben, steht im
Mittelpunkt der Vision für die Programmeinheit II", erklärte die neu gebildete
Kommission 1992 in Evian/Frankreich. "Im Kontext einer zunehmenden Fragmentierung der
Menschheit, von zerbrochenen Beziehungen, Ausgrenzung und Verarmung werden die
Kirchen ermutigt, Zeugnis abzulegen von Gottes Plan der Schaffung einer neuen, heilen und
gerechten Gesellschaft - einer neuen Gemeinschaft im Zeichen der Herrschaft Gottes". So
lautete der wichtigste Auftrag an Einheit II, "die Kirchen bei der Zurüstung
(oikodomé/Aufbau) des ganzen Volkes Gottes zu stärken, damit es im
Glauben wachsen und Zeugnis von der göttlichen Verheissung erfüllten Lebens
für alle in Jesus Christus ablegen kann".
Die Rolle der Einheit wurde so definiert, dass sie dazu beiträgt:
Im Berichtszeitraum konnte durch die Verbindung von theoretischen Untersuchungen und
praxisorientierten Diskussionen viel erreicht werden: für kirchliche
Führungskräfte auf mittlerer Ebene wurden Arbeitshilfen und -ergebnisse
bereitgestellt und für Ortsgemeinden und Gruppen Materialien ausgearbeitet. Der
Arbeitsstil der Einheit sah so aus, dass bereits existierende Bemühungen auf lokaler
Ebene aufgegriffen und gemeinsam fortgeführt wurden (wobei systematisches Denken
und eine globale Perspektive eingebracht werden konnten) und dass mit Kirchen und anderen
ökumenischen Partnern zusammengearbeitet wurde.
Die Kommission der Einheit gab mit ihren Ratschlägen und ihren Beschlussfassungen
die Hauptausrichtung dieser Arbeit vor. Insgesamt fanden vier volle Kommissionstagungen
statt: Evian/Frankreich (1992), St. Ann's/Trinidad und Tobago (1993), Coventry/GB (1995)
und Salvador/Brasilien (1996). Diese Tagungen ermöglichten nicht nur intensive
Diskussionen über die Programme und Arbeitsbeziehungen der Einheit, sondern boten
auch Gelegenheit zu wichtigen Begegnungen mit unterschiedlichen Lebenskontexten und den
Kirchen vor Ort.
In bestimmten Programmbereichen konnten auch die von der Kommission ernannten
Arbeitsgruppen zu "Mission und Evangelisation im Dienst der Einheit" (die eine
Beratungsgruppe zu "Evangelium und Kulturen" einschloss), zum "Kirchlichen Dienst im
städtischen und ländlichen Bereich", zu "CMC-Kirchliche Gesundheits-arbeit"
und zur "Bildungsarbeit für das ganze Volk Gottes" erfahrungsorientierte Beratung
geben. Ferner war die Bevollmächtigte Arbeitsgruppe für Bildungsarbeit - ein
vom Zentralausschuss eingerichtetes Beratungsgremium des ganzen ÖRK - in der
Einheit angesiedelt. Zwar hatten die ausgezeichneten Richtlinien, die diese Gruppe im Blick
auf die vom ÖRK zu leistende Bildungsarbeit ausarbeitete, wohl vor allem aufgrund
struktureller Schwierigkeiten nicht die erwartete Wirkung, aber das gegenwärtige
Interesse an einer Neubelebung der ökumenischen Bildungsarbeit ist zum grossen Teil
auf ihre Arbeit zurückzuführen.
Der in diesem Bericht abgedeckte Zeitraum war eine intensive Zeit voller Herausforderungen,
nicht zuletzt deshalb, weil die finanzielle Krise des ÖRK und damit auch der Einheit
Auswirkungen auf praktisch jeden Aspekt der Arbeit hatte. Es mussten Anpassungen
vorgenommen und Mitarbeiterstellen gestrichen werden, und im Rahmen der Beteiligung an
dem weitgesteckten Reflexionsprozess des ÖRK zum gemeinsamen Verständnis
und zur gemeinsamen Vision (CUV) wurden neue Richtlinien für die Arbeit der Einheit
entwickelt. Am stärksten betroffen waren die Gesundheits- und Bildungsprogramme der
Einheit. Dank des bemerkenswerten Einsatzes der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, der
Kommission und der Partner von Einheit II konnten die Programmprioritäten jedoch
eingehalten werden; und im Rahmen des CUV-Prozesses steuerte die Einheit eine Reihe
wichtiger Grundsatzpapiere zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit des ÖRK
bei.
Im Berichtszeitraum arbeitete der Stab der Einheit vorwiegend in fünf Teams:
In den verschiedenen Entwicklungsphasen der Einheit wurden unterschiedliche Gruppen
gebildet, um bestimmte Themen gemeinsam anzugehen, und die Teams wurden infolge
sinkender Mitarbeiterzahlen zweimal neu zusammengestellt. Gegenwärtig arbeiten die
Stabsmitglieder in zwei Teams: "Mission und Evangelisation" und "Bildungsarbeit für
das ganze Volk Gottes".
Wie konnten nun Vision und Mandat der Einheit in Programme und Aktivitäten
umgesetzt werden? Auf welches Echo stiessen diese Programme und Aktivitäten in den
Kirchen, bei den ökumenischen Partnern, Einrichtungen und Gemeinschaften in den
verschiedenen Teilen der Welt? Welches waren die wichtigsten Herausforderungen, und
welche Erfolge und Misserfolge gab es? Im folgenden wird der Versuch gemacht, einen
Überblick über die wichtigsten Aspekte der Arbeit der Einheit in der Zeit von
Canberra bis Harare zu geben.
Jedes dieser Teams hatte zwar seine eigenen Arbeitsschwerpunkte, aber es wurde versucht,
flexibel zu sein sowie Zusammenhalt und Komplementarität herzustellen, indem einige
oder alle Teams an gemeinsamen Zielen arbeiteten - wie z.B. an der Organisation der
Konferenz für Weltmission und Evangelisation. In ähnlicher Weise waren fast alle
Stabsmitglieder an der Studie "Evangelium und Kulturen" sowie an der HIV/AIDS-Studie
beteiligt, und eine Reihe der Programme wurde vom Team für Bildungsarbeit
begleitet.
Obwohl sich die ganze Einheit mit Mission im weitesten Sinne
befasste, konzentrierte sich das Mitarbeiterteam von "Mission und Evangelisation im Dienst
der Einheit" auf besondere Dimensionen des christlichen Zeugnisses und auf bestimmte
Missionssituationen. Sein besonderes Mandat bestand darin, den Kirchen zu helfen, über
Ziele und Formen von Mission nachzudenken, und sie zu ermutigen, die Hauptverantwortung
für Mission und Evangelisation in ihrem jeweiligen Kontext zu übernehmen und
dabei die ökumenische Perspektive nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Programme
und Aktivitäten, die in diesen Bereichen sowohl von einzelnen Referaten als auch
gemeinsam durchgeführt wurden, boten den Kirchen Gelegenheit, über zentrale
Missionsanliegen nachzudenken, regten neue Diskussionen über die dringliche Frage des
gemeinsamen Zeugnisses und des Proselytismus an und ermutigten zu innovativen
Ansätzen in den Bereichen Evangelisation und Bildungsarbeit für ein christliches
Zeugnis.
Ferner wurden Besuche bei theologischen Einrichtungen durchgeführt, um ihnen bei der
Planung des Themenschwerpunkts Missiologie in ihren Lehrplänen zu helfen. Ein
dreistufiges Programm zu dem Thema "Zu Haushaltern der Erde berufen" bot den
Teilnehmenden aus Finnland, den Philippinen und Simbabwe Gelegenheit zu neuen
Erfahrungen mit ökumenischem Lernen und zu einem Austausch über
pädagogische Arbeitsmethoden; weitere Arbeitskontakte wurden von den Beteiligten
verbindlich geplant.
Zusätzlich zu seiner vollen Mitarbeit an der Studie "Evangelium und Kulturen" und an
den Vorbereitungsarbeiten für die Konferenz für Weltmission und Evangelisation
setzte das Team von "Mission und Evangelisation im Dienst der Einheit" eine Reihe von
Reflexionsprozessen in Gang. Diese wurden im allgemeinen zusammen mit Mitgliedskirchen,
Kirchenräten und anderen ökumenischen Partnern durchgeführt, bezogen
zum Teil aber auch römische Katholiken und Vertreter von Pfingstkirchen und
unabhängigen Kirchen ein.
So begleiteten die Mitarbeiter/innen zum Beispiel einen langfristigen Prozess zur Erneuerung
missionarischer Ortsgemeinden in Europa (der 1989 in Zusammenarbeit mit der Konferenz
Europäischer Kirchen eingeleitet wurde), mit dem Ziel, Gottesdienstgemeinschaften vor
Ort zu ermutigen, "Gottes Tagesordnung" in ihrem eigenen Umfeld in Angriff zu nehmen.
Höhepunkt dieser Bemühungen war eine gesamteuropäische Versammlung
in Potsdam (1993) zu dem Thema "Hört, was der Geist den Gemeinden sagt".
Gegenwärtig wird dieser Prozess von einer eigenen Koordinierungsgruppe, mit der die
Einheit auch weiterhin in Verbindung steht, in kreativer Weise fortgeführt.
Als die Kommission beschloss, dass die Einheit an einer neuen Erklärung zu Mission
und Evangelisation (zur Ergänzung der weithin akzeptierten Erklärung von 1982
"Mission und Evangelisation: eine ökumenische Erklärung") arbeiten sollte,
wurden in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika Begegnungen auf regionaler und
nationaler Ebene gefördert, die einen Beitrag dazu leisten sollten, die wichtigsten
Herausforderungen für die Mission der Kirche heute sowie neue Paradigmen für
die Mission zu definieren. Weitere Beiträge zu der Erklärung (die nach der
Vollversammlung in Harare fertiggestellt werden soll) lieferten themenspezifische
Diskussionen im Rahmen verschiedener ökumenischer Tagungen und einer
internationalen Konsultation zum Thema "Mission 2000 - Vision und Heraus-forderungen",
die 1997 in Morges in der Schweiz stattfand.
Evangelisation
In diesem Sinne arbeitete die Einheit mit regionalen und nationalen Kirchenräten
zusammen, um Kirchenvertreter/innen in die Diskussionen einzubeziehen. So organisierte das
Referat für Evangelisation gemeinsam mit der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz
1995 in Tansania eine Tagung zu dem Thema "Das Feuer am Horizont - ein Aufruf zur
Evangelisation", mit dem Ziel, über das Wesen der Evangelisation im afrikanischen
Kontext zu diskutieren und die Kirchen zu einer ganzheitlichen, kooperativen Mission
aufzurufen. Eine Gelegenheit zum Dialog sowie zu praktisch-konkreter Arbeit bot ein
regionaler Workshop zum Thema "Evangelisation und Kommunikation - die
Verkündigung des Evangeliums in der Pazifikregion", der 1997 in Tonga für
Kirchenvertreter/innen abgehalten wurde. Die Kirchen in Kuba wurden 1996 zu einer
Konsultation eingeladen, auf der gemeinsam überlegt wurde, wie sie angesichts des
evangelistischen Gärungsprozesses in ihrem Land zusammenarbeiten könnten.
Eine wichtige Entwicklung stellte im Berichtszeitraum die Neubelebung und Ausweitung eines
globalen "Kontaktnetzes für Evangelisation und Zeugnis" dar, in dem Personen in
Verbindung miteinander treten, die in ihren eigenen Kirchen und Missionswerken für
Evangelisation zuständig sind. Das Netz - das gegenwärtig mehr als 250
Personen umfasst - ermöglicht den Gedankenaustausch über Fragen der
Evangelisation und bietet Unterstützung für Tagungen zum Thema Mission und
Evangelisation, die in den verschiedenen Ländern oder Regionen stattfinden. Leider war
es aufgrund finanzieller Engpässe nicht möglich, die Personen, die durch das
Netzwerk miteinander verbunden sind, zu regionalen Konsultationen zusammenzubringen, was
sicher von grosser Bedeutung für ihre Arbeit gewesen wäre.
Der weithin bekannte "Ökumenische Brief über Evangelisation" (der vier- bis
sechsmal pro Jahr in drei Sprachen mit einer Auflage von ca. 3000 veröffentlicht wird)
diente auch weiterhin als wichtiges Instrument für den Austausch von Reflexionen,
Erfahrungen und Ressourcen. Da er sich durch Praxisnähe auszeichnet und wichtige
aktuelle Fragen behandelt, ist er zu einer beliebten Lektüre für ein breites
Publikum geworden.
Beziehungen in der Mission
Wie in anderen Teilen des vorliegenden Berichts deutlich werden wird, hat es (häufig,
aber nicht ausschliesslich im Rahmen besonderer Konsultationen) kreative orthodoxe
Beiträge gegeben, und zwar zu der Studie "Evangelium und Kulturen", der
HIV/AIDS-Studie, dem breit angelegten Prozess, der in der Erklärung zum
gemeinsamen Zeugnis
gipfelte, sowie zu einer grossen Zahl von Programmen, die in anderen Teams und anderen
Einheiten bzw. Büros angesiedelt sind. Die Kontakte mit den historischen orthodoxen
Kirchen, mit den neueren orthodoxen Kirchen in Asien und Afrika und denen in der Diaspora
sowie mit orthodoxen theologischen Ausbildungsstätten und Missionseinrichtungen
wurden aufrechterhalten. All diese Bemühungen dienten dazu, das Nachdenken
über Mission in den orthodoxen Kirchen zu fördern, die Beziehungen zwischen
den historischen und den neueren Kirchen in der orthodoxen Familie zu stärken, sie mit
der auf örtlicher und internationaler Ebene stattfindenden Reflexion in Verbindung zu
bringen und die Perspektiven und Herausforderungen des orthodoxen Missionsethos in die
ökumenische Reflexion und Diskussion einzubringen.
Mitglieder des Teams statteten dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit
der Christen und den Internationalen Unionen der Generaloberinnen und Generaloberen
regelmässige Besuche ab. Die römisch-katholische Beraterin der Einheit (die die
römisch-katholischen Missionsorden vertritt und vom Päpstlichen Rat zur
Förderung der Einheit der Christen angestellt worden ist) ist Mitglied der Gemeinsamen
Arbeitsgruppe des ÖRK und der römisch-katholischen Kirche und unterhält
Kontakte mit dem Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog. Die
regelmässige Teilnahme an Seminaren wie jenen, die von SEDOS (dem Seminar
katholischer Missionsverantwortlicher) und dem Zentrum für Einheit in Rom
veranstaltet werden, hat sich für den Austausch ökumenischer Perspektiven als
wesentlich erwiesen.
Erklärung zum gemeinsamen Zeugnis. In den letzten Jahren hat es eine
unglaubliche Eskalation konkurrierender Missionsarbeit in vielen Teilen der Welt gegeben,
was zum Vorwurf des Proselytismus und häufig zur Schaffung paralleler kirchlicher
Strukturen führte. Ferner gab es ein starkes Ansteigen der Zahl neuer
Missionsgesellschaften, die im Süden angesiedelt sind und selbständig in anderen
Teilen der Welt arbeiten, oft ohne jeglichen Kontakt mit den Kirchen in den betroffenen
Ländern.
Als Antwort auf das Ersuchen des ÖRK-Zentralausschusses 1989 wurde eine
umfassende Studie über Anliegen des gemeinsamen Zeugnisses durchgeführt.
Von 1993 bis 1995 wurden drei Konsultationen veranstaltet (in Chambésy und Moskau,
primär für die orthodoxen Kirchen, und in Manila), auf denen einmal mehr das
theologische Verständnis von der einen Kirche und der einen Mission bekräftigt
und gleichzeitig die Herausforderungen untersucht wurden, die durch unterschiedliche,
miteinander in Konflikt stehende Motive, Konzepte und Formen von Mission entstehen.
Besondere Anstrengungen wurden unternommen, um "Proselytenmacher" und "Proselyten"
miteinander in Kontakt zu bringen und nicht nur ÖKR-Mitgliedskirchen, sondern auch
Vertreter/innen von evangelikalen, charismatischen und pfingstkirchlichen Gruppierungen
einzubeziehen.
Diese Diskussionen wurden in eine "Synthese-Tagung" (1996) eingebracht und dort mit
weiteren Arbeitsergebnissen zum Thema gemeinsames Zeugnis und Proselytismus verglichen.
Der daraus hervorgehende Entwurf einer Erklärung wurde mehr als 200 Personen mit
der Bitte um Stellungnahme zugesandt. Im September 1997 nahm der Zentralausschuss die
Erklärung "Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Zeugnis - ein Aufruf zu
verantwortlichen Beziehungen in der Mission und eine Absage an Proselytismus" an und
empfahl sie den Kirchen zur Reflexion und Beschlussfassung. Diese Erklärung wird ein
wichtiges Referenzdokument für die vorgeschlagene Studie über Ekklesiologie
und Mission darstellen.
Studie über Beziehungen in der Mission. Die Einheit führte die
jahrzehntelange Arbeit im Bereich internationaler Beziehungen in der Mission fort, indem sie
bei der Durchführung regionaler Begegnungen und Studien (bis 1993) half und ein
Studienprojekt (1995-96) zu diesem Thema initiierte. Die Forschungsarbeit, die von einem
(nicht in Genf angesiedelten) Berater durchgeführt wurde, umfasste einen
Überblick über die ökumenische Diskussion bis in die Gegenwart, einen
Überblick über strukturelle und andere Veränderungen, die
Missionsgesellschaften und Kirchen eingeführt haben, sowie Untersuchungen zu
konkreten Missionssituationen in ausgewählten Ländern, einschliesslich einer
Prüfung der Missionsbewegungen im Süden.
Eine der Empfehlungen, die aus diesem Prozess hervorgegangen sind, hat zur Herstellung
engerer Beziehungen zwischen einigen indischen Missionsgesellschaften und den Kirchen in
diesem Land geführt. Der ÖRK ist auch darum ersucht worden, bei anderen
Aspekten der Nacharbeit behilflich zu sein.
Ein anderer wichtiger Arbeitsschwerpunkt bestand darin, die Christen zu
ermutigen, ihren
Glauben als Gabe Gottes mit anderen zu teilen, und dabei Formen der Evangelisation zu
finden, die den kulturellen Kontext berücksichtigen. Es zeigte sich, dass die Kirchen sich
oft sträuben, ihre Ressourcen für die Evangelisation miteinander zu teilen oder
gemeinsam zu evangelisieren. Einigen scheint ihr "mangelnder Erfolg" unangenehm zu sein
oder aber sie verstehen Evangelisation nur als eine Steigerung ihrer Mitgliederzahlen; daher
wurde es als notwendig angesehen, Raum für Dialog und gegenseitiges Lernen zu
schaffen.
Die Überzeugung, dass die Kirchen gemeinsam Zeugnis ablegen
müssen und dass
die Einheit der Kirche in der Mission zum Ausdruck kommen muss, hat dazu geführt,
dass Einheit II den Beiträgen, die aus der expliziten Zusammenarbeit mit den
orthodoxen Kirchen und den offiziellen Beziehungen mit der römisch-katholischen
Kirche erwachsen, grössten Wert beimisst.
Seit langem schon wird die Solidarität mit armen und
ausgegrenzten Gemeinschaften und die Beteiligung an ihrem Kampf um Gerechtigkeit und die
Fülle des Lebens im Zeichen des Reiches Gottes als wesentlicher Bestandteil der
Mission der Kirche verstanden. Innerhalb des ÖRK ist diese Aufgabe vom Kirchlichen
Dienst im städtischen und ländlichen Bereich (URM) übernommen worden.
Zusätzlich zum Engagement in konkreten Situationen menschlichen Leidens und
Kämpfens - primär durch die Befähigung örtlicher Gemeinschaften,
sich selbst zu organisieren und für ihre Eigenständigkeit und Würde
einzutreten, - ist die biblische, theologische und missiologische Reflexion aus der Sicht "von
unten" stark betont worden, um die Kirchen in ihrer missionarischen Theorie und Praxis
aufzurütteln.
Im Anschluss an die Umstrukturierung des ÖRK wurde eine Konsultation einberufen,
um das URM-Programm im Blick auf das Mandat und die missiologische Ausrichtung der
Einheit zu überprüfen und die ihm zugrundeliegenden Prinzipien, Richtlinien und
Perspektiven für die Zukunft zu untersuchen und festzulegen. Aufbauend auf dieser
Konsultation erarbeitete die URM-Arbeitsgruppe eine Erklärung mit dem Titel "Mission
and Evangelism - A URM Contribution to Ecumenical Perspectives und formulierte
eine Reihe anderer Beschlüsse zu bestimmten Aspekten des Programms und der
Organisation von URM. Diese wurden in URM Reflections '93 veröffentlicht -
einer Publikation, in der auch weiterhin das Selbstverständnis, die Vision und der
Auftrag von URM zum Ausdruck kommen.
Die Arbeit von URM findet hauptsächlich in sechs Regionen statt: Afrika, Asien,
Europa, Lateinamerika, dem Nahen und Mittleren Osten und Nordamerika. Die im
Berichtszeitraum unternommenen Anstrengungen, auch im karibischen Raum tätig zu
werden, konnten aufgrund finanzieller und anderer Zwänge nicht fortgeführt
werden. Die Arbeit in jeder Region wird von einer Kontaktgruppe koordiniert, die sich
hauptsächlich aus lokal verwurzelten Gemeinwesenorganisatoren/innen,
Kirchen-vertretern/innen und Personen zusammensetzt, die die theologische Reflexion
anregen. In den
letzten Jahren haben die Kontaktgruppen zunehmend Verantwortung für die
Mobilisierung von Mitteln auf regionaler und nationaler Ebene übernommen und damit
die finanzielle Abhängigkeit vom ÖRK verringert. Die Ende der achtziger Jahre
begonnene Verlagerung von einem - insbesondere im Blick auf die Finanzierung -
"projektgebundenen" zu einem "programmorientierten" Ansatz wurde abgeschlossen, so dass
die Mittel jetzt nicht mehr an einzelne "Projekte", sondern direkt in die Regionen
überwiesen werden, wo sie grösseren Programmbereichen zugute kommen, die
auf nationaler, regionaler oder weltweiter Ebene festgelegt werden und in Programmen auf
Ortsebene Gestalt annehmen.
Drei von URM organisierte Konsultationen dienten dem Ziel, auf weltweiter Ebene über
die Anliegen und Probleme von Menschen nachzudenken, die arm gemacht und ausgegrenzt
worden sind:
Die Weltmissionskonferenz in Salvador setzte sich mit theologischen Erkenntnissen
auseinander, die die Arbeit von URM seit Canberra bestimmt haben, und diskutierte neue
missiologische Fragestellungen. Themen wie die Bedeutung von Identität in
Gemeinschaft, das Evangelium als Ausdruck einer Gegenkultur angesichts einer Kultur der
Gewalt und der Ausgrenzung sowie die Auswirkungen der Globalisierung auf ausgegrenzte
Gemeinschaften werden die zukünftige Arbeit von URM in Theorie und Praxis
bestimmen.
Die Vollversammlung in Canberra hatte in neuer Schärfe
deutlich werden lassen, dass die Kirchen nicht umhin konnten, sich mit dem Thema
"Evangelium und Kulturen" theologisch auseinanderzusetzen. Es war offensichtlich, dass es
keine ökumenische Grundlage für ein gegenseitiges Verstehen gab, und man war
sich zutiefst bewusst, dass die Welt sich in einem Prozess zunehmender Fragmentierung
menschlicher Gemeinschaften befindet.
Die Kommission von Einheit II gab auf ihrer Tagung in Evian einen breit angelegten
Studienprozess zum Thema "Evangelium und Kulturen" in Auftrag, mit dem Ziel (wie es
später formuliert wurde), "die Bedeutung eines Evangeliums zu verstehen, das die
Kulturen, die es vorfindet, sowohl herausfordert als auch durch sie herausgefordert wird,
damit Kirchen und einzelne Christen authentisch leben und Zeugnis ablegen können. Ziel
ist es, die Kirchen besser für ihre Mission und Evangelisation in den verschiedenen
kulturellen Kontexten heute zuzurüsten." Fünf miteinander verbundene
Themenbereiche wurden in dem Studienprozess zusammengefasst, der im Berichtszeitraum zu
einem der herausragenden ÖRK-Programme werden sollte.
1. Historische Untersuchung der Frage, auf welche Art und Weise Evangelium und
Kulturen an ausgewählten Orten aufeinandergetroffen sind. Während der vier
Jahre, in denen das Programm lief, wurden mehr als zwanzig historische Studien über
die Begegnung zwischen Evangelium und Kulturen von Einzelpersonen oder Gruppen
durchgeführt. Achtzehn dieser Studien fanden weite Verbreitung in Form 40-60seitiger
Broschüren in der Reihe WCC Gospel and Cultures Series.
2. Förderung neuer Untersuchungen über das Zusammenwirken von
Evangelium und Kultur im Leben der Ortsgemeinden heute. Beteiligt an diesem Prozess waren
Kirchen, ökumenische Einrichtungen, interessierte Gruppen und Kreise (wie die
orthodoxen Kirchen, CMC und URM), kirchliche Organisationen (wie der Reformierte
Weltbund und die Konferenz Europäischer Kirchen), theologische Einrichtungen und
interessierte Einzelpersonen in fast 60 Ländern. Insgesamt gingen mehr als 110
Berichte, Stellungnahmen, Abhandlungen und andere Materialien ein, die speziell für die
Studie ausgearbeitet worden waren. Ein kurzer Studienführer, zwei Videos und andere
Materialien wurden hergestellt, um die Diskussionen in Gang zu bringen. Ein
zusammenfassender Bericht über die Ergebnisse vieler dieser Studien diente als
Grundlage für die Vorbereitung der Arbeit in den Sektionen auf der
Weltmissionskonferenz in Salvador, und die vier Schwerpunkte des Studienprozesses wurden
zu den Unterthemen der vier Sektionen auf der Konferenz.
3. Unterstützung der Kirchen beim interkulturellen
Gedankenaustausch über dieses Thema. Es fanden zwei grössere Tagungen
mit Leitern/innen von Missions-abteilungen und -werken statt, um den interkulturellen
Austausch von Erkenntnissen und Erfahrungen im Blick auf die Begegnung von Evangelium
und Kulturen in und zwischen kirchlichen Netzwerken zu fördern.
4. Entwicklung gemeinsamer Rahmenbedingungen für eine ökumenische
interkulturelle Hermeneutik. Zusammen mit "Glauben und Kirchenverfassung" wurde
gemeinsam mit einer Gruppe von Theologen/innen und Missiologen/innen, die dreimal in zwei
Jahren zusammentraf, an der Entwicklung eines gemeinsamen Rahmens für
interkulturelle Hermeneutik gearbeitet. Dabei konnten substantielle Fortschritte erzielt
werden.
5. Sammlung von Dokumenten zur Beziehung zwischen Evangelium und Kulturen. Die
Vielfalt von Materialien, die von den an der Studie beteiligten Gruppen und Einzelpersonen
gesammelt wurden, ist klassifiziert und archiviert worden und stellt eine Dokumentation von
unschätzbarem Wert für zukünftige Forschungsarbeiten zu diesem Thema
dar. Die Arbeit an einer Zusammenstellung ausgewählter wichtiger Texte zu dieser
Frage geht weiter. Von Bedeutung bleiben auch die hervorragenden Artikel zu verschiedenen
Aspekten der Diskussion über "Evangelium und Kulturen", die von 1995 bis 1996 in der
International Review of Mission erschienen sind.
Im Zusammenhang damit standen die Bemühungen um eine kontextuelle Lektüre
der Bibel (in Fortführung des langjährigen ÖRK-Bibelstudienprogramms,
das 1992 mit dem Ausscheiden des zuständigen Mitarbeiters beendet wurde). Auf einer
Konsultation in Jamaika (1997), zu der eine repräsentative Gruppe von Personen, die
sich im kirchlichen Kontext mit Bibelarbeiten befassen, zusammenkam, gaben alle
Teilnehmenden ihre Reaktion auf eine bestimmte Bibelstelle wider, und die Gruppe als ganze
setzte sich damit auseinander, wie einzelnen Christen und Ortsgemeinden geholfen werden
könnte, dasselbe Evangelium in jeweils authentischer Weise zu leben.
Ganz eindeutig war die Zeit reif für das Thema "Evangelium und Kulturen". In vielen
Fällen bestand die Aufgabe nur noch darin, das aufzugreifen, was bereits vor sich ging.
Der Studienprozess wurde nicht als vom ÖRK aufgezwungen, sondern als
Möglichkeit empfunden, sich auf einen Bereich zu konzentrieren, der ungeheures
Potential für die Erneuerung der Ortsgemeinde und die Bedeutung ihres Zeugnisses in
sich birgt - was einige Kirchen und ökumenische Einrichtungen (wie den Kanadischen
Rat der Kirchen) dazu bewog, die Studie über die vier Jahre hinaus fortzuführen.
Für ein Programm, an dem Gruppen in fast 60 Ländern mitarbeiteten, waren die
zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel sehr begrenzt; demgegenüber war
der Beitrag, den Kirchen und Gruppen sowohl im Hinblick auf die aufgewendete Zeit als auch
die zur Verfügung gestellten örtlichen Ressourcen leisteten, tatsächlich
bemerkenswert.
Der Studie waren zugegebenermassen bestimmte Grenzen gesetzt. So war die vorgesehene
Laufzeit zu kurz: einige Gruppen fingen praktisch erst bei Konferenzbeginn an, Interesse zu
zeigen; andere stiegen erst infolge der Konferenz in die Diskussionen ein. Ferner gelang es
weder, die orthodoxen Kirchen auf Ortsebene in grösserem Umfang zu beteiligen, noch,
die Perspektiven von Urvölkern und armen Gemeinschaften in ausreichendem Masse
einzubeziehen (die Studie wurde vorwiegend von Angehörigen der Mittelklasse
durchgeführt); und sehr wenig Interesse war bei den zentralen Kirchenleitungen
festzustellen.
Es steht zu hoffen, dass Mittel und Wege gefunden werden, um die Kirchen auch weiterhin zur
Reflexion über Fragen zum Thema "Evangelium und Kulturen" zu bewegen, damit sie
ein tieferes Verständnis von den kulturellen Zwängen gewinnen, mit denen die
Christen in ihrem alltäglichen Leben konfrontiert sind, und von der Art und Weise, wie
das Evangelium darauf eingeht.
Theologische Bedeutung anderer Religionen
Konferenz für Weltmission und Evangelisation
An den intensiven Vorbereitungen, mit denen der von der Kommission ernannte
Planungsausschuss 1994 begann, waren letzten Endes nicht nur alle Mitarbeiter/innen von
Einheit II, sondern auch viele Kollegen/innen aus anderen Einheiten des ÖRK sowie
anderen Einrichtungen beteiligt.
Die Konferenz fand in der historischen Stadt Salvador im Nordosten Brasiliens statt
früher einer der wichtigsten Anlaufhäfen für den Sklavenhandel, heute eine
Stadt mit einer Fülle afro-brasilianisch geprägter kultureller und religiöser
Ausdrucksformen. An der Konferenz waren 574 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus 98
Ländern (und rund 160 Mitgliedskirchen) und eine Vielzahl von Kulturen vertreten, die
intensiv in Kontakt miteinander traten und darüber diskutierten, welche
Wechselbeziehung zwischen Evangelium und Kultur besteht, d.h. inwiefern die Kultur die
Antwort der Christen auf die Verkündigung Christi prägt und wie die Christen in
ihrem jeweiligen Kontext authentisch Zeugnis ablegen können. Zu den Stärken
und Höhepunkten der Konferenz gehörten:
Das Konferenzthema wurde von Metropolit Kirill von Smolensk und Kaliningrad und Dr.
Musimbi Kanyoro aus Kenia entfaltet; weitere Ausführungen dazu gab es im Rahmen
von zwei Podiumsdiskussionen über die interkulturelle Auslegung der Bibel sowie
über Fragen der Evangelisation in verschiedenen Kulturen. Die Diskussionen fanden
hauptsächlich in vier Sektionen statt:
Die Konferenz verabschiedete eine Botschaft, und die Teilnehmenden gingen sieben konkrete
"Akte der Verpflichtung" ein. Die Sektionsberichte fanden weite Verbreitung, und der
offizielle Bericht steht ebenfalls zur Verfügung. Diese Konferenzergebnisse haben das
Potential, Einfluss auf ein neues Missionsverständnis zu nehmen, das von der
Gemeinschaft der Menschen mit Gott und miteinander in Christus in einer zunehmend
gespaltenen Welt geprägt ist.
Zu dem Beitrag, den die Konferenz zur Entwicklung des Missionsgedankens in Theorie und
Praxis geleistet hat, gehört u.a., dass sie Fortschritte in ihrem Verständnis von
Kultur einerseits und von Religion als integralem Bestandteil von Kultur andererseits gemacht
hat. Sie betonte die Notwendigkeit eines positiven Verständnisses von Kultur, verwies
aber auch wiederholt auf die Ambivalenz, die jede Kultur in sich trägt. Eine Kultur kann
und muss, insbesondere im Hinblick auf ihre lebensfeindlichen Elemente, herausgefordert
werden.
Genauso stark wurden die Notwendigkeit und das Recht betont, den Glauben in jeder Kultur
kontextgemäss zu leben und zu feiern; ferner wurde implizit anerkannt, dass jede
Inkulturation in gewissem Masse synkretistisch ist. In Salvador wurde über Kriterien
diskutiert, wie das Wirken des Geistes in den verschiedenen Kulturen erkannt werden
könnte, und es wurde dazu aufgerufen, jegliches aggressive Vorgehen gegen die
Spiritualität von Urvölkern einzustellen.
Die Konferenz bekräftigte die Notwendigkeit eines ganzheitlichen
Missionsverständnisses sowie die grundlegende Berufung der Kirchen, Einheit in der
Mission in Beziehungen zum Ausdruck zu bringen, die von gegenseitiger Rechenschaftspflicht
geprägt sind, und Formen zu finden, die alle Aspekte des Lebens einschliessen.
Die Vorbereitungsprozesse, die zu Salvador hinführten, und die Reflexionsarbeit auf der
Konferenz selbst bieten viel Stoff für die zukünftige Reflexion und Arbeit zum
Wesen des christlichen Missionsgehorsams.
Diese Studie, der in der Einheit grosse Bedeutung beigemessen wird, wurde
in Zusammenarbeit mit dem ÖRK-Büro für interreligiöse
Beziehungen durchgeführt. Eine erste internationale Konsultation (1993) diente dem
Zweck, eine Bestands-aufnahme der bis dahin geleisteten Arbeit vorzunehmen, noch offene
Fragen zu definieren und Mittel und Wege zu finden, wie der ÖRK sie angehen
könnte; im folgenden wurden einige dieser Anliegen auf regionaler Ebene, beginnend
mit Südasien, untersucht. Angesichts der untrennbaren Beziehung zwischen Religion
und Kultur wurden Fragen der religiösen Pluralität in die Studie "Evangelium und
Kulturen" aufgenommen und auf der Weltmissionskonferenz in Salvador in mehreren
Zusammenhängen untersucht.
In enger Verbindung mit der Studie "Evangelium und Kulturen" stand ein
anderer wichtiger Schwerpunkt in der Arbeit der Einheit, nämlich die Vorbereitung und
Durchführung (im November-Dezember 1996) der elften Konferenz für
Weltmission und Evangelisation (CWME) in Salvador, Bahia in Brasilien zu dem Thema "Zu
einer Hoffnung berufen das Evangelium in verschiedenen Kulturen". Die
Weltmissionskonferenzen des ÖRK werden alle acht bis zehn Jahre abgehalten, um "die
Gemeinschaft der Christen in ihrem Bemühen (zu) unterstützen, das Evangelium
von Jesus Christus in Wort und Tat der ganzen Welt zu verkündigen, damit alle
Menschen an ihn glauben und gerettet werden". Der weltumspannende Studienprozess
"Evangelium und Kulturen" erreichte an der Konferenz einen Punkt, an dem die verschiedenen
Aspekte und Erkenntnisse zusammenliefen, so dass er zur Analyse der Missionssituation und
zur Formulierung des Wesens des christlichen Zeugnisses an der Schwelle zum neuen
Jahrtausend beitragen konnte.
Der ÖRK hat sich auch weiterhin mit Nachdruck für ein
Verständnis von Gesundheit, Heilen und Ganzheit eingesetzt, das diese als eine
wesentliche Dimension der göttlichen Verheissung von Versöhnung in der Welt
begreift. In einem globalen Kontext, in dem das Leben wertlos geworden ist und eine Kultur
des Todes vorherrscht, sind die Kirchen aufgrund dieses Verständnisses zu einer klaren
Formulierung ihres heilenden Amtes aufgerufen. Die Aufgabe der Einheit in diesem Bereich
bestand daher im grossen und ganzen darin, die Kirchen in diesem Sinne zu ermutigen und
handlungsfähig zu machen.
Abnehmende Finanzmittel und die damit verbundene Notwendigkeit einer Neubestimmung der
Arbeitsschwerpunkte des ÖRK führten zu einer ernsthaften Kürzung der
Programme in diesem Bereich. Dennoch wurde wichtige Arbeit geleistet, und in der
zukünftigen Struktur des ÖRK werden Gesundheit und Heilen weiterhin ihren
festen Platz haben. In der Programmarbeit wurden folgende Schwerpunkte gesetzt:
Befähigung der Kirchen zum heilenden Amt. Während ein Teil der Arbeit
im Rahmen von Seminaren stattfand - wie z.B. dem Seminar in Bossey (1992) zum Thema
"Medizin und Theologie: Können sie zusammenkommen?" -, lag der Hauptakzent dieses
Programms darauf, Kirchen zur Untersuchung von partizipatorischen Handlungsmodellen in
ihren Ortsgemeinden zu befähigen und dabei zu begleiten. Die Stärke dieser
Methode lag darin, dass die Menschen durch die Diskussion und Analyse konkreter Fragen in
die Lage versetzt wurden, aktiv Veränderungen herbeizuführen. Ermutigende
Ergebnisse brachte die Zusammenarbeit von Kirchen und Einrichtungen in Uganda, Tansania
und Zaire (jetzt Demokratische Republik Kongo), und diese Ergebnisse wurden durch
Studienbesuche von Personen aus dem Süden im Süden - d.h. aus anderen
Regionen des Südens in Afrika noch vervielfacht.
Besondere Anliegen, wie Menschenrechte und die unsicheren Lebensbedingungen von Frauen,
wurden auf speziellen Tagungen, wie auf der Tagung in Phnom Penh (1994), behandelt.
Darüber hinaus wurden im Rahmen der Ökumenischen Dekade "Kirchen in
Solidarität mit den Frauen" Projekte mit dem Schwerpunkt Frauen und Gesundheit
unterstützt.
Aus- und Weiterbildung für gemeinschaftsbezogene Gesundheitsarbeit. Einen
Schwerpunkt in den Bemühungen um Aus- und Weiterbildung stellte die Ausbildung
von Gesundheits- und Gemeinwesenarbeitern/innen - hauptsächlich in Afrika und
Lateinamerika - dar, deren Hauptaufgabe in der Anleitung anderer Menschen besteht.
Besondere Anstrengungen wurden in Zusammenarbeit mit der Pazifischen Konferenz der
Kirchen unternommen, um im Rahmen von gemeinschaftsbezogenen Projekten ein
Bewusstsein für die Herausforderungen im Gesundheitsbereich zu wecken. 1993-1994
wurde eine Reihe von Seminaren in Tonga, Kiribati und auf den Cook Islands veranstaltet, um
Probleme der Gesundheitsversorgung (insbesondere im Hinblick auf HIV/AIDS) zu erkennen,
nach Mitteln und Wegen des Miteinander-teilens von Ressourcen zu suchen und
Follow-up-Mechanismen einzurichten.
Intensiv begleitet und unterstützt wurden auch verschiedene Koordinierungs- und
Netzwerkprojekte. So wirkte das Gesundheitsteam bei der Einrichtung von Afri-CAN, einem
Netzwerk von Gesundheitseinrichtungen, -zentren und -gruppen in Afrika mit und half dem
Lateinamerikanischen Rat der Kirchen, sein Programm für gemeinschaftsbezogene
Gesundheitsarbeit und Umweltfragen einzurichten.
Informationsarbeit zu Fragen der Gesundheit und des Heilens. Contact, die
einem breiten Leserkreis bekannte Veröffentlichung der Einheit zu Gesundheitsfragen,
hat sich als hervorragendes Instrument erwiesen, um gemeinschaftsbezogene
Gesundheitsarbeit zu fördern und zur Diskussion über das Wesen des kirchlichen
Amtes im Bereich Gesundheit und Heilen anzuregen. Diese Zeitschrift erscheint sechsmal im
Jahr auf Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch (Auflage von 15000) und
berichtet über aktuelle, innovative und mutige Ansätze zur Förderung von
Gesundheit und integrierter Entwicklung.
Die Einheit hatte gehofft, dass der ÖRK die Veröffentlichung von Contact
fortführen könnte, aber aufgrund finanzieller Erwägungen und des
bevorstehenden Ausscheidens der zuständigen Mitarbeiterin wird nach einer
dezentralisierten Lösung gesucht. Die Einheit prüft gegenwärtig eine
Option, die es erlauben würde, Contact im Rahmen eines multilateralen
partnerschaftlichen Projekts zu veröffentlichen, in dem der ÖRK weiterhin
mitwirken würde.
Koordinierung kirchlicher Gesundheitsdienste. Seit seiner Einrichtung bestand eines
der Hauptanliegen des ÖRK-Gesundheitsprogramms darin, die Zusammenarbeit
zwischen kirchlichen Gesundheitsdiensten in den Ländern des Südens zu
fördern und die Rolle der von den Kirchen gegründeten
Gesundheitskoordinierungsstellen zu stärken. Bei der Erfüllung dieser Aufgabe
hat die Einheit verstärkt Besuche bei christlichen Gesundheitsdiensten (CHAs)
durchgeführt, Kontakte mit Gebern und im Gesundheitsbereich tätigen
Organisationen intensiviert, sich an der Evaluierung besonderer Aspekte der
Gesundheitsdienste beteiligt, am Informationsaustausch teilgenommen und auf internationalen
Gesundheitsforen die Perspektive der Kirchen eingebracht. Ein kleiner, aber wichtiger Erfolg
war die Veröffentlichung eines Verzeichnisses der CHAs (1996).
Eine internationale Konsultation der Gesundheitskoordinierungsstellen fand 1995 in Tansania
statt und knüpfte an Entscheidungen an, die auf einer ähnlichen Tagung 1991 in
Neu Delhi getroffen worden waren. Die Teilnehmenden setzten sich intensiv mit christlichen
Werten und Perspektiven zu Fragen der Gesundheit und des Heilens in Zeiten wirtschaftlicher
Depression und struktureller Anpassungsprogramme auseinander und verpflichteten sich zu
stärkerer gegenseitiger Unterstützung.
Zusätzlich wurden die Leiter/innen christlicher und konfessioneller Gesundheitsdienste
in Westafrika 1996 zu einer Tagung in Togo eingeladen, um über nationale
Gesundheitssysteme und den Beitrag, den die Kirchen dazu leisten, zu diskutieren. Besondere
Aufmerksamkeit wurde dabei dem multireligiösen Kontext geschenkt, in dem diese
Programme funktionieren.
Eine auf drei Jahre anberaumte Untersuchung ausgewählter kirchlicher
Gesundheitseinrichtungen in elf Ländern Afrikas und Asiens verfolgte das Ziel,
herauszufinden, was diese Einrichtungen in ihrer jeweiligen sozio-ökonomischen
Situation mit all ihren Zwängen tragfähig macht. Die Studie versuchte, Modelle
und Faktoren zu erkennen, die auf wahrscheinlichen "Erfolg" schliessen lassen, - aufzuzeigen,
was die "Besten" besser machen und wie sie es machen. Es wird erwartet, dass der Bericht,
der Ende 1998 veröffentlicht wird, von besonderem Nutzen für
"Risiko-Krankenhäuser" sein wird.
Pharmazeutisches Programm. Das Gesundheitsteam führte im Rahmen des
pharmazeutischen Programms ein beeindruckendes Arbeitsprogramm durch. Ziel dieses
Programms ist es, auf Probleme im Zusammenhang mit essentiellen Arzneimitteln aufmerksam
zu machen und Schulungsprogramme zum sinnvollen Umgang mit Medikamenten zu
fördern. Das Programm intensivierte, vor allem in Afrika, die Begleitung von Kirchen,
die mit Fragen wie der Privatisierung der Gesundheitsversorgung, Medikamentenspenden, der
Verwaltung von Medikamentenbeständen und der gemeinsamen Beschaffung von
Medikamenten konfrontiert sind. Einen Arbeitsschwerpunkt stellte auch die
Personalentwicklung vor Ort dar, die im Rahmen von Länder-Workshops
gefördert wurde.
Aus finanziellen und anderen Gründen wurde beschlossen, dieses sehr effiziente
Programm nach Afrika zu verlegen und es als Gemeinschaftsprogramm, das von einem
Netzwerk von Partnern getragen wird, weiterzuführen. Seit Juni 1997 arbeitet das
pharmazeutische Programm von Nairobi aus, unterhält aber weiterhin
Arbeitsbeziehungen mit dem ÖRK.
HIV/AIDS-Studie
Im Endstadium des Studienprozesses beschloss die Kommission, dass eine kurze
Erklärung zu HIV/AIDS - zur Weiterleitung an die Kirchen - vorbereitet werden solle,
und im September 1996 nahm der Zentralausschuss die Erklärung "Die Auswirkungen
von HIV/AIDS und die Antwort der Kirchen" an und leitete das Studiendokument an die
Kirchen weiter.
Love in a Time of AIDS: Women, Health and the Challenge of HIV von Gillian
Paterson wurde in der Risk-Book-Reihe des ÖRK veröffentlicht, und 1998 soll ein
HIV/AIDS-Studienführer für den Gebrauch in den Gemeinden herausgegeben
werden. Fragen im Zusammenhang mit HIV/AIDS standen auch im Mittelpunkt einer Reihe
von Konsultationen, auf denen untersucht wurde, wie die Kirchen auf diese ungeheure
Herausforderung reagieren. Von besonderer Bedeutung waren in diesem Zusammenhang
Konsultationen mit den Kirchen in Rumänien (1997) und mit Vertretern orthodoxer
Kirchen in Afrika (1998).
Zwar stellt die Einheit den Kirchen, wenn sie darum ersucht wird, auch weiterhin
Hintergrundmaterial zur AIDS-Problematik zur Verfügung, aber der wirkliche Erfolg in
diesem Bereich liegt darin, dass die Kirchen diese Arbeit jetzt grösstenteils
selbständig leisten.
Die HIV/AIDS-Studie, die 1994 vom Zentralausschuss in Auftrag gegeben
wurde, war eine der bemerkenswertesten Leistungen der Einheit im Berichtszeitraum. Der
ÖRK hatte bereits zuvor umfassende Beziehungs- und Programmarbeit in diesem
Bereich geleistet, aber die Studie wurde in einen sehr viel breiteren Rahmen gestellt, da die
Kirchen um Unterstützung im Umgang mit der Angst, dem Leid und dem Unwissen im
Zusammenhang mit HIV/AIDS ersucht hatten. Die Beratungsgruppe, die mit der
Durchführung der Studie beauftragt war, beraumte den Studienprozess auf zwei Jahre
an. In Untergruppen wurden die Themen Theologie und Ethik, Seelsorge und die Kirche als
heilende Gemeinschaft sowie Gerechtigkeit und Menschenrechte behandelte. Jede
Untergruppe legte ihre eigene Arbeitsmethode fest, stützte sich aber auch auf die von
anderen geleistete Arbeit und bezog von AIDS betroffene Gemeinschaften und Einzelpersonen
ein.
Die Einheit konnte sich bei der Erfüllung ihres Auftrags, "mit
den Kirchen (zusammenzuarbeiten), um es dem ganzen Volk Gottes zu ermöglichen, im
Glauben zu wachsen zum gemeinsamen Zeugnis und Dienst in der Welt" auf einen grossen
Fundus von Aktivitäten im Bildungsbereich stützen, die im ÖRK und
über den ÖRK durchgeführt worden waren, und sie führte diese
Arbeit mit einer ganzen Reihe wichtiger Projekte fort.
Christliche Bildungsarbeit in Mittel- und Osteuropa. Das Bildungsprogramm griff das
während der Tagung des Zentralausschusses in Moskau (1989) zum ersten Mal an den
ÖRK gerichtete dringliche Ersuchen der Kirchen in Mittel- und Osteuropa um
koordinierte Unterstützung durch die ökumenische Familie auf, da diese Kirchen
in der Zeit nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems dringend Hilfe im
Bereich Bildung und Ausbildung benötigten.
Es wurde ein Programm konzipiert, in dessen Anfangsstadium den orthodoxen Kirchen
Priorität eingeräumt wurde und das drei Arbeitsschwerpunkte verfolgte:
Alle diese Anstrengungen trugen zu den wichtigen Fortschritten bei, die mehrere orthodoxe
Kirchen im Hinblick auf die Erfüllung ihres Bildungsauftrags erzielten. Leider musste
die Zusammenarbeit mit anderen Kirchen in der Region bis zu einer Verbesserung des
ökumenischen Klimas vor Ort zum grossen Teil aufgeschoben werden. Die
konsequenten Bemühungen in Polen und der Tschechischen Republik führten
jedoch dazu, dass dort wichtige Initiativen ergriffen werden konnten.
Es wird davon ausgegangen, dass dieses Programm mit der Gründung eines
interorthodoxen Dokumentations- und Ausbildungszentrums 1999 in die Verant-wortung der
orthodoxen Kirchen übergehen kann.
Christliche Bildungsarbeit in religiös und kulturell pluralistischen Gesellschaften.
Die Aufgabe, christliche Identität in einem pluralistischen Kontext zu bekräftigen
und gleichzeitig offen und sensibel für Menschen anderer Religionen zu sein, ist in den
letzten Jahren zu einem Hauptanliegen in der Bildungsarbeit vieler Kirchen geworden. Die
Einheit hat eine führende Rolle darin gespielt, neue Ansätze bei der
Erfüllung dieser Aufgabe zu fördern. Das Programm der Einheit bestand aus zwei
Teilen: zum einen richtete es sich an Sonntagsschullehrer/innen, Religions-lehrer/innen in den
Schulen, Lehrer/innen in der Erwachsenenbildung, Gemeinde-arbeiter/innen, Verfasser/innen
von Lehrplänen und Dozenten/innen in Seminaren; zum anderen an Frauen, die sich in
verschiedenen Bereichen der Frauenarbeit spezialisieren, berufstätige Frauen und
Hausfrauen, die alle in interreligiösen Kontexten leben.
1994 und 1995 fanden Tagungen im Nahen und Mittleren Osten, in Afrika, Asien, den USA,
Europa und in den zentralasiatischen Republiken statt. Besondere Erwähnung verdient
die Tagung in Taschkent, auf der zum ersten Mal führende christliche und muslimische
Kirchenvertreter/innen und Lehrer/innen zusammen-kamen, um darüber zu diskutieren,
wie die Angehörigen der beiden Religionen etwas über den jeweils anderen
Glauben lernen könnten, und um einen entsprechenden Ausbildungs- und
Schulungsprozess in Gang zu setzen. Die nächste Phase in dieser Arbeit mit den
Regionen wird darin bestehen, den Kirchen zu helfen, Modelle und Ansätze
interreligiöser Bildungsarbeit zu entwickeln.
Fruchtbare Arbeit wurde auch im Rahmen des Programms für christlich-muslimische
Beziehungen in Afrika (Procmura) geleistet, das Treffen und Workshops für christliche
und muslimische Frauen von der Basis unterstützte. Diese Treffen und Workshops
dienten dazu, über religiöse und andere Aspekte der Gesundheit von Frauen zu
diskutieren, und den Frauen zu helfen, mit Menschen anderer Religionen
zusammenzuleben.
Darüber hinaus unterstützte das Bildungsteam auch weiterhin - sowohl in
personeller als auch in fachlicher Hinsicht - eine Reihe von Institutionen,
Ausbildungsträgern und ökumenischen Einrichtungen bei der Ausarbeitung
pädagogischer Methoden und Lehrpläne für multireligiöse
Kontexte.
Orthodoxe Spiritualität und Frauenbilder. In Zusammenarbeit mit dem
Ökumenischen Institut Bossey arbeitete das Bildungsprogramm eine Reihe von drei
Seminaren aus, an denen orthodoxe und nicht-orthodoxe Frauen (sowie einige Männer)
teilnahmen, um voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen. Das letzte
Seminar (1997) fand zu dem Thema "Autorität und die Gemeinschaft von Frauen und
Männern in der Kirche" statt. Einen wichtigen Platz nahm das Miteinanderteilen von
Erfahrungen des täglichen Lebens ein, wobei Frauen Geschichten über das
spirituelle Leben in ihrem jeweiligen Kontext erzählten.
Familienbildung. Die Programmarbeit in diesem Bereich wurde bis 1994
fortgeführt, als das zuständige Stabsmitglied den ÖRK verliess; die Einheit
nahm dies zum Anlass, die Natur ihrer Arbeit im Bereich Familienbildung zu
überprüfen. Im Anschluss an diese Evaluierung wurde beschlossen, die Stelle
nicht neu zu besetzen. Ein Handbuch für Seelsorger/innen mit dem Titel "Crisis and
Caring in the Family" wurde 1993 veröffentlicht.
Im Berichtszeitraum fanden zwei wichtige Tagungen zu Fragen der Familienbildung statt. Die
erste Tagung (1995) war einigen der dringlichsten Anliegen im Blick auf die Familie
gewidmet. Die zweite (1997) befasste sich mit den Strategien, Methoden und Materialien, die
von den Kirchen im Bereich der Familienbildung eingesetzt werden, und prüfte, wie die
Verantwortlichen in der Familienbildung in ihrer Region und darüber hinaus in
Verbindung miteinander treten und welche Ratschläge denen gegeben werden
könnten, die Programme in diesem Bereich entwickeln oder einrichten.
Erwachsenenbildung. Aufbauend auf dem Erbe, das Paulo Freire in der
Alphabetisierung von Erwachsenen und der "Erziehung zur Befreiung" hinterlassen hat,
begleitete dieses Programm eine Reihe von Initiativen zur Erwachsenenbildung, insbesondere
im Süden. Ferner unterstützte es Projekte im Bereich der Ausbildung von
weiblichen und jugendlichen Führungskräften, der Erziehung zur Demokratie und
der Evaluierung von Methoden der Volksbildung.
Im Rahmen eines grösseren Projekts wurden 1994 Methoden der Volksbildung in
Afrika, Asien und Lateinamerika ausgewertet. Ein wichtiges "Nebenprodukt" dieses Projekts
war eine einheitsübergreifende Konsultation (1995), die zu einem Bericht mit dem Titel
"Living in Spaces with Open Doors" führte, der auf mögliche Perspektiven der
Erwachsenenbildung einging und die Bedeutung kultureller Vielfalt in der
Erwachsenenbildung, insbesondere im Blick auf Frauen, hervorhob.
Aufgrund der Überschneidung dieses Programms mit ähnlichen Programmen in
anderen Einheiten (insbesondere Einheit III) und der finanziellen Krise wurde der Beschluss
gefasst, die Anfang 1996 frei werdende Stabsstelle für dieses Programm nicht mehr neu
zu besetzen. Es steht zu hoffen, dass der Arbeitsschwerpunkt dieses Programms in der Zeit
nach der Vollversammlung neu formuliert wird.
Netzwerkarbeit und gemeinsame Initiativen. In den letzten Jahren hat es eine
bemerkenswerte Ausweitung der Kontakte und des Austauschs mit Bewegungen, Institutionen
und Einrichtungen gegeben, die im Bildungsbereich tätig sind. Von besonderer
Bedeutung war dabei ein Treffen mit Oberinnen und Oberen religiöser Kongregationen
in Rom (1996), auf dem über die Ziele kirchlicher Bildungs-einrichtungen diskutiert
wurde. Die Arbeit, die auf dieser vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit
der Christen ausgerichteten Tagung begonnen wurde, wird Mitte 1998 auf einer zweiten
Tagung in Genf fortgeführt werden.
Education Newsletter. Die Einheit hat auch weiterhin zwei- bis dreimal pro Jahr den
Education Newsletter veröffentlicht, um das Nachdenken über Fragen
der Bildungsarbeit zu fördern. Der Newsletter, der 1997 evaluiert wurde,
behandelt normalerweise ausgewählte Themen, und dieser Ansatz scheint bei seinem
breit gefächerten Leserkreis gut anzukommen. Gegenwärtig wird erwogen, den
Newsletter und andere Materialien zu Bildungsfragen im Internet zu
veröffentlichen.
Im vorliegenden Bericht ist versucht worden, die wesentlichen Aspekte der Arbeit darzustellen, die die Einheit in einer durch weitreichende Veränderungen und Anpassungen geprägten Zeit geleistet hat. Obwohl die Personalkürzungen dazu geführt haben, dass viele wichtige Arbeitsbereiche gekürzt oder umorientiert wurden, ist es der Einheit gelungen, ihre wesentlichen Aufgaben in sinnvoller Weise zu erfüllen.
Gegenwärtig laufen intensive Diskussionen und Vorbereitungen, um einen reibungslosen Übergang in die neue ÖRK-Struktur zu gewährleisten und so dafür zu sorgen, dass der in langer Arbeit erworbene Reichtum an Erfahrungen und Erkenntnissen in neuen und kreativen Formen zum Ausdruck kommen kann, damit die Kirchen und die ökumenische Bewegung an der Schwelle zum neuen Jahrtausend Nutzen daraus ziehen können.