Sitzung II
Moderatoren/innen kommentieren und leiten die Diskussion zu folgenden Fragen:
Glauben und Kirchenverfassung
Ökumenische theologische Ausbildung (ETE)
2. Welche Bedeutung hat die ökumenische Berufung der Kirche für die
theologische Ausbildung und die Ausbildung zum Pfarramt? Theologische Ausbildung ist ein
hermeneutischer Prozess, bei dem versucht wird, die Tradition in der Gegenwart
festzumachen. Wie kann sie zum Zusammenspiel aller Disziplinen beitragen und als Ganzes
funktionieren? Inwiefern ist das sakramentale Leben der Kirche relevant für die
vielschichtigen Bedürfnisse der Christen, speziell im Blick auf Leiden und
Erlösung vom Leiden? Wie müssen theologische Ausbildung und Ausbildung zum
Pfarramt verändert werden, um für diese Aufgabe gerüstet zu sein?
3. Welche Bedeutung hat ETI als Träger ökumenischer Ausbildung für den
ÖRK, für Kirchen und für theologische Hochschulen? Wie kann die
ökumenische Herausforderung mit der Realität des Denominationalismus
vereinbart werden?
4. Probleme und hoffnungsvolle Aussichten
1. Warum ist die Einheit der Kirche wichtig?
2. Von welcher Einheit reden wir?
3. Welche Hindernisse stehen der Einheit im Weg?
4. Zeichen der Hoffnung
Integrative Gemeinschaft durch Mitwirkung der Laienschaft
1. Warum ist die Mitwirkung der Laienschaft von Bedeutung für die
Einheit der Kirche und die Einheit der Menschheit?
2. Von welcher Einheit in Gerechtigkeit reden wir? Ausbildung des laos:
3. Welche Hindernisse stehen einer integrativen Gemeinschaft im Weg?
4. Zeichen der Hoffnung
Sitzung III
Moderatoren/innen kommentieren und leiten die Diskussion zu folgenden Fragen:
1. Warum ist theologische Ausbildung wichtig? Braucht die theologische
Ausbildung die Kirche? Braucht die Kirche Theologie?
Gottesdienst und Spiritualität
1. Wie sollen wir beten?
2. Sollen wir beten?
3. Wir beten
4. Beten
Mandat, Struktur und Programmschwerpunkte
Die neue Programmeinheit Einheit und Erneuerung nahm ihre Arbeit im Januar 1992
auf. Ihre vier Arbeitsbereiche - Glauben und Kirchenverfassung; Integrative Gemeinschaft
durch Mitwirkung der Laienschaft; Ökumenische theologische Ausbildung-Bossey;
Gottesdienst und Spiritualität - wurden aufgerufen, "mehr Interaktion, Zusammenarbeit
und gegenseitige Bereicherung anzustreben". Auf ihrer ersten Tagung 1992 in Evian
formulierte die Kommission der Einheit diese Wechselbeziehung im Sinne der
Bemühungen um Sichtbarmachung der Einheit als Koinonia:
Glauben und Kirchenverfassung
Im Rahmen dieses Programmschwerpunktes konzentriert sich die Arbeit auf die Koinonia, die
gegeben ist und zum Ausdruck kommt im gemeinsamen Bekenntnis des apostolischen
Glaubens, in einem gemeinsamen sakramentalen Leben, in das wir durch die Taufe eintreten
und das in der einen eucharistischen Gemeinschaft miteinander gefeiert wird, in einem
gemeinsamen Leben, in dem Glieder und Ämter gegenseitig anerkannt und
versöhnt sind, und in einer gemeinsamen Sendung, in der allen Menschen das
Evangelium von Gottes Gnade bezeugt und der ganzen Schöpfung gedient wird'
(Canberra-Erklärung über Die Einheit der Kirche als Koinonia Gabe und
Berufung').
Zur Arbeit in diesem Bereich gehört die Suche nach gemeinsamen Perspektiven
unterschiedlicher theologischer Ansätze. Wir müssen ferner über das
Verhältnis nachdenken, das zwischen der von uns angestrebten Gemeinschaft im
Glauben, im Leben und im Zeugnis und der bereichernden und notwendigen Vielfalt im
Ausdruck und Erleben dieser Gemeinschaft besteht."
Integrative Gemeinschaft durch Mitwirkung der Laienschaft
Der Arbeitsbereich... versteht sich als Diener dieses Rufs zur Einheit in Gerechtigkeit. Im
Mittelpunkt seiner Arbeit steht die Laienschaft und ihre verstärkte Mitwirkung in der
Kirche. Sowohl die Geistlichen als auch die Laien gehören zum laos tou Theou,
zum ganzen Volk Gottes, wobei wir jedoch eingestehen müssen, dass das
Verhältnis zwischen Geistlichen und Laien häufig selbst des heilenden Wirkens
der Einheit bedarf.
Die Unterschiede, Trennungen und Spaltungen, die es nicht nur in der Gesellschaft, sondern
auch in der Kirche gibt, können manche Menschen und manchmal ganze
Bevölkerungsgruppen von uneingeschränkter und sinnvoller Mitwirkung in der
Gemeinschaft ausschliessen.
Diskriminierung aufgrund von Rassen- oder Geschlechtszugehörigkeit hat den
ÖRK von jeher beschäftigt. Ausserdem gehören die behinderten und die
alten Menschen, die Kinder und die Jugendlichen zu den verletzbarsten Gruppen unserer
Gesellschaft, und sie werden zunehmend von der Gemeinschaft ausgeschlossen und bei ihrem
Streben nach Anerkennung und Mitteln gegeneinander ausgespielt.
Jedoch ist das Bemühen, alle in die Gemeinschaft einzubeziehen, weniger ein
separates Programm als vielmehr eine Methode, nach der jedes Programm
konzipiert und durchgeführt werden sollte. In manchen Fällen erfordert dies
theologische Reflexion und Studien, um eine solide Grundlage zu schaffen, während es
in anderen Fällen eine spezifische Bildung und Ausbildung voraussetzt. In allen
Fällen aber sind alle jederzeit aufgefordert, die Auswirkungen ihres Handelns und ihrer
Programme auf jedes Mitglied der Gemeinschaft sowie auf die Gemeinschaft insgesamt zu
bedenken. Dieser Arbeitsbereich soll folglich nicht nur programmatische Arbeit leisten,
sondern auch anregen, initiieren, koordinieren und provozieren."
Ökumenische theologische Ausbildung
Im Arbeitsbereich Ökumenische theologische Ausbildung (ETE) geht es in erster
Linie darum, die Einheit der Kirche und ihre missionarische Berufung zu fördern und
sich wissenschaftlich und kohärent mit den sozialethischen Fragen
auseinander-zusetzen, mit denen die Menschheit konfrontiert ist."
Gottesdienst und Spiritualität
Ökumenischer Gottesdienst und ökumenische Liturgie sind für den
ÖRK auch ein Mittel, um durch Musik, Gottesdienstmaterialien und Gebete auf das
Leben von Ortsgemeinden Einfluss zu nehmen. Heute besteht ein allgemeines Verlangen nach
geistlicher Erneuerung, verstanden sowohl als persönliche Heiligung wie als
gemeinschaftliche Verwandlung. Der sich entwickelnde ökumenische Geist des
Gottesdienstes und des liturgischen Lebens könnte dem Wirken des Geistes zur
Erneuerung unserer Kirchen entspringen."
Programmprioritäten
Die von der Kommission der Einheit für jeden der Arbeitsbereiche festgelegten
Programmprioritäten wurden vom Zentralausschuss 1992 überprüft:
Glauben und Kirchenverfassung
2. Die Studie zur Einheit der Kirche und zur Erneuerung der menschlichen Gemeinschaft mit
besonderer Bezugnahme auf sich abzeichnende neue Probleme wie ethnische Spannungen und
Nationalismus.
Integrative Gemeinschaft durch Mitwirkung der Laienschaft
2. Laienausbildung und Mitwirkung von Laien in Leben und Sendung der Kirche in der Welt,
in enger Zusammenarbeit mit christlichen Laienzentren und -bewegungen.
Ökumenische theologische Ausbildung
2. Die notwendige Untersuchung der Zukunftsfähigkeit der theologischen Ausbildung in
verschiedenen kulturellen Kontexten unter Anwendung unter-schiedlicher Methoden.
Gottesdienst und Spiritualität
2. Erneuerung des ökumenischen Lebens in den Ortsgemeinden.
Prioritäten innerhalb der Einheit und zwischen den
Einheiten
Im Blick auf den Rat insgesamt wurde der Einheit nahegelegt, mit jeder der anderen Einheiten
in eine biblische und theologische Reflexion einzutreten; speziell mit Einheit III zu den
ekklesiologischen Implikationen von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der
Schöpfung; mit den Einheiten II und III zum interreligiösen Dialog; mit dem
Büro für interreligiöse Beziehungen (OIRR) zum christlich-jüdischen
Dialog; mit Einheit II zu Mission und Evangelisation im Dienst der Einheit sowie zu
Evangelium und Kultur; und mit Einheit IV zu diakonia als ein praktischer Ausdruck
von koinonia.
Das Bemühen, diese Einheit als Koinonia zu manifestieren, ist nach wie
vor eine ständige Herausforderung an die theologische Arbeit und den Dialog, die
sowohl die überkommenen Unterschiede als auch neue Spaltungen überwinden
sollen. Es ist auch unauflöslich verbunden mit dem Ringen um integrative Gemeinschaft,
damit die Kirche das Werk der Einheit in Gerechtigkeit, welche Spaltungen heilt, in ihrem
Leben verkörpern und in ihrer Erfahrung reflektieren kann. Die Förderung der
theologischen Bildung des ganzen Gottesvolkes dient letztlich dem Ziel, das prophetische Amt
und das Lehramt Jesu Christi in der unterschiedlichen Realität der Vergangenheit und
der Gegenwart lebendig zu erhalten. Das Leben der Kirche sollte - auch auf der Ortsebene -
durch ökumenischen Gottesdienst und ökumenische Spiritualität über
sprachliche und kulturelle Schranken hinweg erneuert werden.
Die Kommission legte auch weitgefasste programmatische Schwerpunkte für die vier
Arbeitsbereiche fest:
"Das Bemühen, die Einheit der Kirche als Gemeinschaft/Koinonia zu
manifestieren, ist Antwort auf Gottes Gabe und Berufung und verweist auf ihre
Erfüllung. Diese Gabe und Berufung fordert von uns ständige theologische Arbeit
und Dialog mit dem Ziel, überkommene und neu auftretende Unterschiede zu
überwinden, die die Spaltung der Kirchen aufrechterhalten und die Verwirklichung einer
wahrhaft integrativen Gemeinschaft behindern. Sie erfordert Konzentration auf jene
grundlegenden Aussagen des christlichen Glaubens, die wir bereits miteinander teilen. Damit
sich das Reich Gottes erfüllt, erfordert diese Gabe und Berufung, dass wir das Ringen
um die Einheit der Kirche und das Bemühen um die Erneuerung der menschlichen
Gemeinschaft bewusst miteinander verknüpfen, denn Gottes Wille ist die
Versöhnung und Verwandlung der ganzen Menschheit und der ganzen
Schöpfung.
"Die Kirche wird zusammengehalten und erneuert in der Liebe der Heiligen
Dreieinigkeit, die eine Gemeinschaft von Personen ist, die in gegenseitiger selbstverleugnender
Liebe miteinander vereint sind. Die Kirche soll sowohl Zeichen dieser Einheit sein als auch Ruf
an die ganze Welt, an ihr teilzuhaben. Die Kirche wird mit diesem Ruf herausgefordert, das
Wirken der Einheit in Gerechtigkeit, welche Spaltungen überwindet, in ihrem Leben zu
verkörpern und in ihrer Erfahrung zu reflektieren.
"Theologische Ausbildung, ein Dienst (diakonia) von vorrangiger
Bedeutung, ist Aufgabe der ganzen Kirche und insbesondere für diejenigen Geistlichen
und Laien - erforderlich, die auf Leitungspositionen vorbereitet werden. Ziel theologischer
Arbeit ist es letztlich, in dynamischer Weise das prophetische Amt und das Lehramt Jesu in
jeder geschichtlichen Phase des Lebens der Kirche und der Gesellschaft lebendig zu erhalten.
Hierbei spielen zwar Fachleute eine besondere Rolle, doch ist das ganze Volk Gottes
aufgerufen, unter dem Wort Gottes und der Eingebung des Heiligen Geistes dazu beizutragen.
"Das tiefe Erleben unseres gemeinsamen Gebets ist grundlegend für
unsere Fähigkeit, einander über Trennlinien der Sprache und Kultur hinweg in
wahrhaftigem Pfingstgeist zu verstehen.
1. Das Wesen der kirchlichen Einheit als Koinonia. Die Vorbereitung und
Durchführung der Fünften Weltkonferenz für Glauben und
Kirchenverfassung zum Thema "Auf dem Weg zur Gemeinschaft/Koinonia im Glauben, Leben
und Zeugnis" und die anschliessende Nacharbeit. Zur Nacharbeit wird eine umfangreiche
Studie über ökumenische Perspektiven zur Ekklesiologie gehören, die sich
speziell mit dem Verständnis der Koinonia und den Erfordernissen der sichtbaren
Einheit beschäftigt.
1. Studien- und Forschungsarbeit zur integrativen Gemeinschaft,
einschliesslich der Bedürfnisse von Behinderten, älteren Menschen und anderen;
die Beschäftigung mit integrativer Gemeinschaft erfordert auch die Auseinandersetzung
mit Rassismus (ein Problem, das sich auch im Zusammenhang mit Einheit und Erneuerung
stellt).
1. Ökumenische theologische Ausbildung, wie sie zum Ausdruck
kommt in (a) der Arbeit des Ökumenischen Instituts Bossey und in verschiedenen
theologischen Ausbildungsprogrammen in den Regionen; (b) der Förderung der
Forschungstätigkeit und -kapazität von Bossey; (c) der Verbindung der
Programme des Ökumenischen Instituts Bossey mit der laufenden Arbeit von Einheit I
insgesamt; (d) der Herstellung von Beziehungen zwischen Bossey und anderen
ökumenischen Instituten, z.B. der Irish School of Ecumenics.
1. Erforschung der christlichen Spiritualität in unserer Zeit:
Theologie und Praxis des Gottesdienstes als Zeichen und Engagement auf dem Weg zur
sichtbaren Einheit; dazu gehört die Reflexion über Gottesdienst, Musik,
christliche Kunst und Symbolik, Ikonographie, Architektur, Gebet, Lebensstile, Ringen um
Nachfolge sowie Rüstzeiten.
Der Zentralausschuss 1992 stellte auch Prioritäten für die
Arbeit der ganzen Einheit und die Zusammenarbeit mit anderen Einheiten auf. Innerhalb der
Einheit wurden alle Arbeitsbereiche aufgefordert, zur Fünften Weltkonferenz für
Glauben und Kirchenverfassung beizutragen, sich gemeinsam Gedanken zur Ökumene
vor Ort und deren Implikationen für unser Verständnis vom Wesen der Kirche zu
machen, gemeinsam Gottesdienste zu planen und darüber nachzudenken, wie der
Gottesdienst uns auf unserem Weg zur Einheit stärkt. Die Erkenntnisse des
Arbeitsbereichs zur integrativen Gemeinschaft sollten in die Studie von Glauben und
Kirchenverfassung zur Einheit der Kirche und Erneuerung der menschlichen Gemeinschaft
einfliessen; und Bossey sollte eingeladen werden, die Arbeitsthemen der Einheit in seine
Ökumenische Hochschule und die Sommerkurse aufzunehmen.
Die Kommission der Einheit hielt vier Tagungen ab, um die
Berichte der verschiedenen Arbeitsgruppen sowie des Kuratoriums entgegenzunehmen und die
laufende Arbeit der Einheit zu beaufsichtigen.
Evian, Frankreich, 1992. Wie bereits erwähnt, wurden auf dieser Tagung
allgemeine Orientierungen für das Programm der Einheit formuliert, die vier Monate
zuvor ihre Arbeit aufgenommen hatte.
Crêt-Bérard, Schweiz, 1995. Neben der Ausarbeitung von Empfehlungen
zur Arbeit der vier Arbeitsbereiche beschäftigten sich die Kommissionsmitglieder mit
der Frage der Eingliederung von Bossey und bestätigten den Verbleib des Instituts in
der Einheit. Sie stiegen ferner in den Diskussionsprozess über ein gemeinsames
Verständnis und eine gemeinsame Vision (CUV) ein und erklärten dazu: "In
diesem entscheidenden Augenblick sind wir zu der Ansicht gelangt, dass die Einheit, die wir
suchen, im Sinne von Gemeinschaft gesehen werden muss- als eine Widerspiegelung des
Beziehungscharakters unserer Gemeinschaft mit Gott, miteinander und mit der ganzen
Schöpfung."
Abtei Hautecombe, Frankreich, 1996. Aus dieser Tagung gingen drei wichtige
Dokumente hervor: (1) eine Erklärung, die die Arbeit der vier Arbeitsbereiche
bestätigte und unter Berücksichtigung der wachsenden Besorgnis über die
finanzielle Lage des Rates Prioritäten formulierte; (2) ein offener Brief an den
Generalsekretär, der eine Reihe von Empfehlungen für die
Überprüfung der Finanzlage enthielt; (3) eine Stellungnahme zum Entwurf des
CUV-Textes.
Annecy, Frankreich, 1997. In ihrem ausführlichen Bericht über diese
vierte Tagung nahmen die Kommissionsmitglieder anerkennend zur Kenntnis, was die Einheit
und ihre vier Arbeitsbereiche seit 1992 geleistet hatten. Der Bericht enthält
darüber hinaus wertvolle Überlegungen zur künftigen Ausrichtung des
Rates und zum CUV-Dokument.
Die Fünfte Weltkonferenz für Glauben und
Kirchenverfassung
Die Konferenz brachte die Erkenntnisse aus drei grösseren Studien von Glauben und
Kirchenverfassung (Taufe, Eucharistie, Amt; Gemeinsam den einen Glauben bekennen; Kirche
und Welt) sowie von "Auf dem Weg zur Koinonia im Glauben, Leben und Zeugnis"
zusammen, einem Dokument, das mit Hilfe einer Reihe von regionalen Konsultationen die
Grundaussagen der Canberra-Erklärung zur Einheit weiterentwickelte.
Santiago brachte wie die früheren Weltkonferenzen Teilnehmer und Teilnehmerinnen
aus der gesamten Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung zusammen,
unterschied sich von ihnen jedoch darin, dass ein weitaus höherer Anteil von Frauen und
von Vertretern/innen aus der Zweidrittelwelt teilnahmen. Eine Gruppe von 35 jüngeren
Theologen/innen (unter 35 Jahre alt) nahm durch ihre öffentliche Erklärung
grossen Einfluss auf die Konferenz.
In der Botschaft von Santiago heisst es: Es gibt kein Zurück, weder vom Ziel
der sichtbaren Einheit, noch von der einen ökumenischen Bewegung, in der sich das
Streben nach der Einheit der Kirche und das Engagement für die Probleme der Welt
miteinander verbinden." Ferner entwickelte die Botschaft das Verständnis von der
Einheit der Kirchen als Koinonia eine Gemeinschaft im Glauben, Leben und Zeugnis weiter
und lenkte den Blick auf den Prozess der Versöhnung, der zu vollständigerer
Gemeinschaft führen könnte, wobei sie die wechselseitige Abhängigkeit
von Glauben, Gottesdienst und Zeugnis hervorhob. Die Berichte und Papiere der Konferenz
gehören inzwischen zur theologischen Literatur von Wissenschaftlern und Kirchen und
wurden in der päpstlichen Enzyklika Ut Unum Sint mit Anerkennung
bedacht.
Studien von Glauben und Kirchenverfassung
Auf Ersuchen der vereinigten und sich vereinigenden Kirchen (Ocho Rios, Jamaika, 1995) und
der an Leuenberg-Meissen und Porvoo beteiligten Kirchen (Liebfrauenberg, Frankreich, 1996)
wurde 1997 in Strassburg eine Konsultation zum Thema Episkopé und
Episkopat im Rahmen der Suche nach sichtbarer Einheit und im Dienst der apostolischen
Mission der Kirche" abgehalten. Sie hatte zum Ziel- gestützt auf die Arbeit von BEM,
die kirchlichen Stellungnahmen zu BEM und die bilateralen Gespräche -, die
jüngsten Entwicklungen in Verständnis und Praxis des Aufsichtsamts
(episkopé) zu überprüfen und theologisch darüber
nachzudenken.
Ökumenische Hermeneutik. Die Studie über ökumenische
Hermeneutik, mit der 1994 begonnen wurde, soll den Kirchen helfen, das Gespräch
miteinander über kulturelle und konfessionelle Grenzen hinweg aufzunehmen und die
unter ihnen bestehende Wechselbeziehung zu verstehen. Da Einheit II bereits im Rahmen ihrer
Studie "Evangelium und Kulturen" eine Studie über interkontextuelle Hermeneutik
durchführte, beschloss Glauben und Kirchenverfassung, mit Einheit II
zusammenzuarbeiten. Der Text, der sich um einen kohärenten Rahmen für die
gemeinsame ökumenische theologische Arbeit bemüht, ist Hermeneutikfachleuten
mit der Bitte um Stellungnahme zugeschickt worden.
Gottesdienst. Die theologische Reflexion über den Gottesdienst im
Zusammenhang mit der Einheit der Kirche ist eines der kontinuierlichen Anliegen von Glauben
und Kirchenverfassung. Eine Konferenz, die 1994 in Ditchingham (England) zu diesem Thema
stattfand, ging über BEM hinaus und zeigte, welche Vielfalt innerhalb eines
gemeinsamen Gottesdienstrahmens möglich ist. Die Konsultation und ihr Bericht
brachten Glauben und Kirchenverfassung mit Liturgiewissenschaftlern/innen ins
Gespräch; diese neue Beziehung prägte auch die Diskussion über den
Tauf-Ordo auf einer Konsultation 1997 in Faverges (Frankreich).
Ekklesiologie und Ethik. Auf Ersuchen des Zentralausschusses begann Glauben und
Kirchenverfassung zusammen mit Einheit III eine Studie über die Verbindung zwischen
theologischer und ekklesiologischer Reflexion und dem konkreten ethischen Ausdruck des
christlichen Glaubens im Leben. Dazu fanden drei Konsultationen statt, deren Ergebnisse
veröffentlicht wurden. Sie untersuchten die Wechselbeziehung zwischen Koinonia und
Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung; den ekklesiologischen Imperativ für
ökumenisches ethisches Denken und Handeln; die Wechselbeziehung zwischen Bund,
Eucharistie und ethischem Engagement; sowie die Kirche als "ethische Gemeinschaft". Die
drei Berichte stiessen auf breites Interesse und wurden eingehend erörtert, woraus
deutlich wird, dass es sich bei diesen Anliegen nicht um ratsinterne Belange handelt, sondern
um Fragen, die für die Kirchen von Bedeutung sind. 1996 erteilte der Zentralausschuss
einen weiteren Auftrag zur Zusammenarbeit zwischen Glauben und Kirchenverfassung und
Einheit III zu dem Thema "Ethnizität, Nationalismus und die Einheit der Kirche" (eine
Studie, für die Glauben und Kirchenverfassung verantwortlich zeichnet) sowie im
Rahmen des Programms zur Überwindung von Gewalt (ein von Einheit III
verantwortetes Programm).
Weitere Schwerpunkte
Der erste Schwerpunkt für Glauben und Kirchenverfassung in der
Berichtsperiode war die Planung und Durchführung der Fünften Weltkonferenz
für Glauben und Kirchenverfassung (Santiago de Compostela, Spanien, August 1993)
sowie die Weiterarbeit an den Ergebnissen und Empfehlungen. Die Konferenz hatte die
Aufgabe:
Ekklesiologie. Auf ihrer ersten Tagung nach der Weltkonferenz
nahm die Ständige Kommission eine Studienübersicht an, in der als wichtigstes
Projekt für Glauben und Kirchenverfassung eine ökumenische Studie über
"Die Kirche als Koinonia" herausgestellt wurde. Weitere Studien über Gottesdienst,
Hermeneutik sowie Ekklesiologie und Ethik würden Beiträge dazu leisten. Zweck
der Ekklesiologie-Studie war es, gemeinsames und konvergierendes ekklesiologisches Denken
aufzuzeigen, die Ergebnisse des früheren und des gegenwärtigen
ökumenischen Dialogs in einer kohärenten Form zusammenzubringen und in
diesem Kontext Punkte der Nichtübereinstimmung auf konfessioneller Ebene darzulegen
in der Hoffnung, dies möge zu einer gemeinsamen Vision von Wesen, Einheit und
Sendung der Kirche führen.
Im Berichtszeitraum wurden noch weitere Studien unternommen. Auf
dem Weg zur Gemeinschaft im einen Glauben wurde als Studienführer zum
Studienbericht Gemeinsam den einen Glauben bekennen erarbeitet. Ferner haben zwei
Tagungen des Bilateralen Forums und eine grössere Tagung der vereinigten und sich
vereinigenden Kirchen stattgefunden. Darüber hinaus gab es zahlreiche gemeinsame
Projekte mit weltweiten christlichen Gemeinschaften und regionalen ökumenischen
Organisationen.
Ein neues Profil für die Laienschaft
Von 1993 bis 1997 wurde die Arbeit an einem neuen Profil für die Laienschaft und an
der Ekklesiologie des Gottesvolkes in Zusammenarbeit mit allen ÖRK-Einheiten, den
Mitgliedskirchen, christlichen Räten und Laieninstituten fortgesetzt. Diesen Anliegen
war auch die Oktober-Ausgabe (1993) der Ecumenical Review gewidmet, die dem
Thema "Reopening the Ecumenical Discussion of the Laity" (Wiederaufnahme der
ökumenischen Debatte über die Laienfrage) gewidmet war. Die Plenarsitzung
über laos das ganze Volk Gottes" auf der ÖRK-Zentralausschusstagung
1994 in Johannesburg eröffnete einen Brennpunkt für die Untersuchung der
nachhaltigen ekklesiologischen Implikationen dieses Konzepts unter Einschluss der
allgemeinen Frage der Laienbewegungen und deren Beziehungen zur Kirche. Ähnliche
Diskussionen fanden im Mai 1995 auf der Tagung der US-Konferenz für den
ÖRK und auf kleineren Konsultationen mit Mitgliedskirchen und Kirchenräten im
Januar 1996 in Kuba (Havana, Matanzas, Cardenas, Santiago de Cuba) und im September
1996 in Prag (Tschechische Republik) statt.
Auf einer Konsultation zum Thema "Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Verständnis
der theologischen Begriffe Laienschaft/laos/Volk Gottes" (Genf, Mai 1997)
diskutierten 27 Männer und Frauen aus verschiedenen kirchlichen Traditionen die
Möglichkeit eines gemeinsamen Verständnisses der theologischen Begriffe
Laienschaft/laos/Volk Gottes. Der Schlussbericht dieser Konsultation enthält
drei Referate: "Christsein in der Welt", "Taufe, Ekklesiologie und Berufung", "Ausbildung
und laos"
Ökumenisches Lernen, Laienbildung und Kurse für
Laienausbilder/innen (CLLT)
Der ÖRK plant jährliche Tagungen des Ausschusses für weltweite
Zusammenarbeit und verwaltet den Koordinationsfonds für Laieninstitute, der 1990
eingerichtet wurde, um die Sekretariate regionaler Zusammenschlüsse und deren
Grundprogramme sowie Programme des Ausschusses für weltweite Zusammenarbeit zu
unterstützen. Auf seiner Tagung im Oktober 1997 in Argentinien änderte der
Ausschuss seinen Namen um in OIKOSNET ein weltweites Netz christlicher Laieninstitute,
Akedemien und Laienbewegungen, die sich für gerechte, partizipatorische,
bestandfähige und integrative Gemeinschaften einsetzen.
Integrative Gemeinschaft
In der Zeit von 1994 bis 1996 fanden mehrere Konsultationen statt: (1) eine Konsultation
regionaler ökumenischer Einrichtungen (Cartigny bei Genf, November 1994) mit
Teilnehmenden aus Afrika, Asien, der Karibik, Nordamerika, dem Nahen Osten,
Lateinamerika und dem Pazifik; (2) eine gemeinsam mit dem Rat der Kirchen im Mittleren
Osten veranstaltete Konsultation zum Thema "Aus den Heimen zum selbständigen
Leben" (Beirut, 1995); eine Konsultation über "Die Kirche als integrative Gemeinschaft
- Status und Rolle der Behinderten in Leben, Bildung und Mission der Kirche" (Sibiu,
Rumänien, 1996); (4) eine Konsultation zum Thema "Behinderung aus theologischer
und soziologischer Sicht", die zusammen mit dem Nationalrat der Kirchen in Korea und der
Asiatischen Christlichen Konferenz veranstaltet wurde (Seoul, 1996). Dank dieser
Konsultationen konnte der ÖRK Beziehungen zu weltlichen und kirchlichen Gruppen in
aller Welt anbahnen. Jetzt ist jedoch Weiterarbeit erforderlich, um die Kontakte
aufrechtzuerhalten und auf ihnen aufzubauen.
Auf der Zentralausschusstagung 1997 wurde der "Entwurf eines Grundsatzpapier zum
theologischen und soziologischen Verständnis des Behindertenproblems" angenommen.
Das Dokument ist ins Französische, Deutsche und Spanische übersetzt und an
ÖRK-Mitgliedskirchen, nationale Räte und regionale ökumenische
Einrichtungen verschickt worden. Es steht zu hoffen, dass die in
Im September 1993 fand in Montreat, North Carolina (USA), eine
Weltversammlung christlicher Laieninstitute und -bewegungen statt, die gemeinsam vom
ÖRK und vom Ausschuss für weltweite Zusammenarbeit christlicher
Laieninstitute und -bewegungen organisiert wurde. Sie brachte 300 Vertreter und
Vertreterinnen von ökumenisch gesinnten Laieninstituten in aller Welt zusammen, die
aus unterschiedlichen konfessionellen, regionalen und kulturellen Kontexten kamen. Die
Teilnehmer/innen verbrachten eine Woche in nordamerikanischen Gemeinden, bevor sie sich in
Montreat unter dem Konferenzthema "Gemeinschaften der Hoffnung weben"
versammelten.
1995 fand in Brasilien ein internationaler Kurs für
Laienausbilderinnen statt. Das Thema lautete: "Eintreten für unsere Identität:
Frauen setzen sich für ihre Mitbestimmung ein". Interregionale Kurse für
Laienausbilder/innen fanden statt in: Indien ("Aufbau von Gemeinschaften der Hoffnung: Ein
Schritt auf dem Weg zum Weltfrieden", 1995), Kanada ("Ausserhalb der vorgegebenen
Linien", 1996) und Trinidad und Tobago ("Erziehung zur Mitbestimmung - Partnerschaft
für den Wandel", 1997). Diese Kurse boten kirchlichen Mitarbeitern/innen und
Mitgliedern von Laienbewegungen Gelegenheit, ihre Erfahrungen untereinander
auszutauschen und ihr Bewusstsein von der Rolle zu vertiefen, die sie bei der
Herbeiführung positiver Veränderungen in Kirche und Gesellschaft spielen. Die
Teilnehmenden konnten aus den Erfahrungen von Personen aus unterschiedlichen kirchlichen
Traditionen, Religionen, Kulturen und Ideologien schöpfen, lernten verschiedene
Auffassungen von Dienst und Mission kennen und lernten, sich zusammen für eine
gemeinsame Sache einzusetzen und zusammenzustehen in prophetischem Zeugnis und in
Solidarität mit dem Kampf der Armen und Unterdrückten.
Unter der Leitung einer Beraterin für Behindertenfragen wurden
zwischen 1994 und 1996 wieder neue Kontakte zu Mitgliedskirchen, nationalen
Kirchenräten, regionalen ökumenischen Einrichtungen sowie kirchlichen und
weltlichen Gruppen geknüpft, die mit Behinderten zusammenarbeiten. Da nach 1996
keine Mittel mehr für die Beraterstelle zur Verfügung standen, wurde der Akzent
auf den Aufbau eines stärkeren Netzes gelegt, das unter den
ÖRK-Mitgliedskirchen und weltlichen Gruppen Bewusstseinsförderung zu diesen
Fragen
betreibt.
Noch vor der Vollversammlung in Canberra wurde 1989 das
ÖRK-Programm für theologische Ausbildung (PTE) mit dem Ökumenischen
Institut Bossey zusammengelegt. Das neue Gebilde mit dem Namen Ökumenische
theologische Ausbildung (ETE) sollte zentrale (d.h. in Bossey stattfindende) und
dezentralisierte Programme "zur ökumenischen theologischen Ausbildung des ganzen
Gottesvolkes" umfassen, "und dabei seine personellen und finanziellen Ressourcen für
die Heranbildung eines ökumenisch und theologisch geschulten und miteinander
vernetzten Führungsstabs einsetzen, der in den kommenden Jahrzehnten den
Mitgliedskirchen und der ökumenischen Bewegung selbst dienen kann". Ziel und
Auftrag des Programms war, "sich in konstruktiver Weise und unter Berücksichtigung
neuer Perspektiven und Möglichkeiten sowie der verfügbaren Mittel mit alten
und neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen". Zu jener Zeit stellte ETE Bossey
Personal und Stipendien zur Verfügung, speziell für die Sommerseminare und die
Ökumenische Hochschule.
Zur "regionalen" Arbeit gehörten der Ausbau flexibler Beziehungen zu den Regionen
sowie die Erleichterung des interregionalen Austauschs von Talenten und Personen zur
gegenseitigen Bereicherung und Anregung von Zusammenarbeit. Durch interregionalen
Austausch zwischen Asien und dem Pazifik sowie zwischen China und Indonesien ist die
Zusammenarbeit zwischen Seminaren und theologischen Vereinigungen gefördert
worden, und sie haben gemeinsame missions-wissenschaftliche und Post-Graduierten-Studien
eingerichtet. ETE dient auch als Bindeglied zwischen geldgebenden Stellen und regionalen
Zusammenschlüssen sowie theologischen Einrichtungen. So bemüht sich ETE zur
Zeit, ein Treffen zwischen angolanischen Kirchen und geldgebenden Stellen zustande zu
bringen, um die Mittel zur Einrichtung einer theologischen Fakultät aufzubringen.
Die (bis April 1997) drei leitenden ETE-Mitarbeiter/innen waren für bestimmte
Regionen zuständig: einer für Afrika, Europa und den Nahen Osten; ein zweiter
für Asien, Australien, Aotearoa-Neuseeland und den Pazifik; und eine dritte für
Lateinamerika, die Karibik und Nordamerika.
Die "Ehe" mit Bossey zerbrach 1995, was sich zwangsläufig auf die Motivation, die
Mittel, die Vision und auch das Mandat auswirkte. Die Agenda von ETE blieb aber konstant:
die ökumenische Ausbildung in den Regionen zu fördern, insbesondere durch
theologische Ausbildung und Ausbildung zum Pfarramt.
ETE's Arbeitsansatz
In den vergangenen sechs Jahren hat ETE direkt mehr als sfr 3,6 Millionen in diese fünf
Kategorien investiert und intensive Anwaltschaft bei Einrichtungen im Norden betrieben, um
eine direktere Finanzierung von Einrichtungen im Süden und in den ehemaligen
sozialistischen Ländern in Ost- und Mitteleuropa zu erreichen. Der Rückgang der
im ÖRK verfügbaren Mittel unterstreicht die Bedeutung solcher Anwaltschaft.
Dieses Engagement von ETE (das sich von der Arbeit des Stipendienbüros
unterscheidet) hat sich als ein nützliches Werkzeug bei der Verwirklichung von
Zielvorstellungen erwiesen, denn durch seine finanzielle Beteiligung kann ETE Impulse geben
und Veränderungen bewirken.
Ökumenisches Lernen und Ausbildung. Unter Federführung der
Gemeinsamen Arbeitsgruppe des ÖRK und der römisch-katholische Kirche wurde
ein Dokument mit dem Titel "Ökumenisches Lernen" veröffentlicht. Die
vierteljährlich erscheinende ETE-Zeitschrift Ministerial Formation hat sich als
nützliches Forum für den Austausch auf weltweiter Ebene erwiesen.
Theologische Ausbildung und Dienste im Weltkontext sind der Schlüssel zur
Schaffung eines ökumenischen Bewusstseins. Dadurch konnten Kirchen, die dies
normalerweise nicht getan hätten, in einen Dialog eintreten und einander Vertrauen
schenken. So war es z.B. pfingstkirchlichen Einrichtungen in Lateinamerika, die sich dem
ÖRK gegenüber häufig kritisch gezeigt haben, möglich, in einem
dreijährigen Studienprozess zur Frage der Zukunftsfähigkeit der theologischen
Ausbildung und Ausbildung zum Pfarramt mitzuarbeiten.
ETE legt hierbei Wert auf drei Kriterien: Qualität - intellektuelle
Rigorosität, spirituelle Reife und Bereitschaft zum Dienst; Authentizität -
kritische Auseinandersetzung mit dem jeweiligen sozio-kulturellen Kontext bei der
Konzeption, Inhaltsbestimmung und Zielsetzung der theologischen Ausbildung; und
Kreativität - die zu neuen Ansätzen führt und Verständnis
und missionarischen Gehorsam der Kirchen vertieft. Ein hilfreiches Werkzeug für die
Anbahnung solcher Beziehungen ist das 1997 erschiene International Directory of
Theological Schools (Internationales Verzeichnis theologischer
Ausbildungsstätten).
Programmatische Schwerpunkte
ETE hat Partnerschaften mit regionalen und nationalen Theologinnen-Vereinigungen
angeknüpft, darunter mit dem Arbeitskreis afrikanischer Theologinnen, dem
Zusammenschluss von Theologinnen und Pastorinnen in Lateinamerika und der Karibik, der
Vereinigung theologisch ausgebildeter Frauen in Indien (ATTWI), des Theologinnenverbandes
auf den Philippinen (AWIT), der Vereinigung theologisch ausgebildeter Frauen in Indonesien
(ATEWI), der Koreanischen Theologinnen-Vereinigung (KAWT) sowie mit WEAVERS im
Pazifik.
In Zusammenarbeit mit dem ÖRK-Frauenrefererat hat ETE ein Programm für
Junge Frauen in der Theologie eingeleitet mit dem Ziel, den Austausch zwischen jungen
Theologinnen und Mitarbeiterinnen an theologischen Einrichtungen zu fördern, ihre
Arbeit zu unterstützen und sie in theologischen und kirchlichen Kreisen in der ganzen
Welt bekannt zu machen.
Frauen kam auch Priorität bei der Finanzierung der theologischen Ausbildung zu,
insbesondere in ökumenischen Einrichtungen in Westafrika, Kamerun, der
Demokratischen Republik Kongo, Costa Rica, Südafrika, Simbabwe und den
Philippinen. Und nicht zuletzt hat ETE Verbesserungen der Infrastruktur von Colleges
möglich gemacht, indem es Programme einrichtete (z.B. das Programm für
Frauen am Trinity College in Lagos, Ghana) und die Vereinigungen dabei unterstützte,
Konsultationen und Konferenzen über und für Frauen in der Theologie zu
veranstalten.
2. Ost- und Mitteleuropa. Das Vorgängerprogramm von ETE hatte sich auf die
Dritte Welt konzentriert. ETE hat sich jedoch im vergangenen Jahrzehnt darum bemüht,
die Überzeugung umzusetzen, dass die Fülle der ökumenischen Vision und
Verpflichtung beeinträchtigt ist, solange eine Region oder Kirche ausgeschlossen bleibt.
Die politische Entwicklung in Ost- und Mitteleuropa hat ETE dabei geholfen, durch
ökumenisches Miteinanderteilen, Konsultationen und gemeinsame Programme
Türen zu öffnen. 1995 veranstaltet ETE am Seminar Agapia in Rumänien
eine europäische orthodoxe Konsultation über "Die Ausbildung des Gottesvolkes
für Dienst und Mission heute".
3. Ausbau des Literaturangebots. Früher war der Ausbau von Literaturangebot
und Bibliotheken eine Priorität für die Vorgängerprogramme von ETE. Mit
den Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt. Seit Canberra ist jedoch die Bedeutung solcher
Bemühungen für die Entwicklung einer vollständigeren
ökumenischen Vision und die Förderung des Dialogs zwischen regionalen
Einrichtungen wieder deutlicher geworden. Dabei spielten mehrere Faktoren eine Rolle. In
seinem Programm für den Ausbau von Fakultäten hatte ETE Doktorarbeiten von
zahlreichen Studenten/innen aus der Dritten Welt finanziert, doch deren Arbeiten sind nicht in
ihre Herkunftsregionen zurückgeflossen, noch können die
Veröffentlichungen dort bezahlt werden. Dadurch ist die Herkunftsregion von Material
abgeschnitten, das für das Wachstum ihrer eigenen Kirchen von zentraler Bedeutung
ist.
ETE hat in verschiedenen Teilen der Welt Verlagsprojekte und Veröffentlichungsreihen
in die Wege geleitet, um preiswerte Werke mit einem breiten Verteilungszirkel herzustellen.
Ferner ist die Veröffentlichung von Monographien afrikanischer Wissenschaftler/innen
finanziell unterstützt worden.
4. Zukunftsfähigkeit der ökumenischen theologischen Ausbildung. ETE's
Arbeit im Berichtszeitraum zwischen Canberra und Harare lief in dem Studienprozess zur
Zukunftsfähigkeit der ökumenischen theologischen Ausbildung zusammen. Die
Kirchen wurden mit zwei grundlegenden Fragen konfrontiert: (a) Wie wirkt sich ein erneuertes
Verständnis der Kirche auf die Heranbildung von Führungskräften in den
Kirchen und auf das Volk Gottes insgesamt aus und beeinflusst sie, so dass diese die
gesteckten Ziele besser erreichen können? (b) Wie müssen theologische
Ausbildung und Pfarrerausbildung aussehen, um in der Lage zu sein, Glaubensgemeinschaften
und die Welt zu erneuern?
Der Studienprozess begann mit regionalen Tagungen, die im August 1996 in einer
Weltkonferenz in Oslo kulminierten. Auf dieser internationalen Konsultation befassten sich die
Teilnehmenden mit sechs Bereichen: (1) Spiritualität, Gottesdienst und
Zukunftsfähigkeit; (2) die Bedeutung der ökumenischen Vision für die
theologische Ausbildung und Ausbildung zum Pfarramt heute; (3) Treue gegenüber der
Tradition, dem ökumenischen Imperativ und Ausbildungsprogrammen; (4) die
finanzielle Überlebensfähigkeit der ökumenischen theologischen
Ausbildung; (5) die Ausbildung des laos; (6) die Erneuerung der theologischen
Ausbildung.
Im gemeinsamen Dialog haben theologische Ausbilder/innen, kirchliche Verantwortliche,
theologische Vereinigungen und eine Reihe von Hilfswerken ein neues Profil für ETE
entworfen, dessen Aneignung den Mitgliederkreisen möglich sein dürfte.
5.Feier und Busse. Obwohl es sicherlich einiges zu kritisieren gibt, geben doch die hier
beschriebenen Arbeitsergebnisse Anlass zur Freude. Durch das Engagement des ÖRK in
der ökumenischen theologischen Ausbildung ist vieles erreicht worden. Wir freuen uns
darüber, dass auf der internationalen Konsultation in Oslo bestätigt wurde, dass
"die Kirchen und die ökumenische Bewegung ohne die langjährigen
kontinuierlichen Bemühungen von TEF/PTE/ETE nicht da wären, wo sie heute
sind; Erneuerung und Überlebensfähigkeit der theologischen Ausbildung stehen im
Zentrum der Erneuerung der Kirchen insgesamt". Anlass zur Busse ist jedoch im Blick auf die
Bemühungen zum Thema Frauen in Theologie und Pfarramt gegeben, weil Kirchen und
theologische Ausbildungsprogramme noch ein Stück des Weges vor sich haben, bevor
sich die Frauen völlig akzeptiert fühlen.
Für die künftige Arbeit seien zwei Bereiche genannt, auf die ein besonderes
Augenmerk gerichtet werden sollte: ökumenisches Lernen durch theologische
Ausbildung in Zusammenarbeit mit den Pfingstkirchen und der charismatischen Bewegung;
sowie die Entwicklung eines ähnlichen Studienprozesses zur Zukunftsfähigkeit
der dezentralisierten theologischen Ausbildung (TEE). Hierzu hat ETE bereits einige Arbeit
geleistet: auf einer Konsultation für den afrikanischen Raum in Malawi wurde eine
Veröffentlichung über Dezentralisierte theologische Ausbildung in Afrika
erarbeitet und ein Fortsetzungsausschuss eingerichtet, der neben anderen Aufgaben ein
Verzeichnis der TEE-Programme in Afrika zusammenstellen soll.
Zum ökumenischen Miteinanderteilen gehört das Teilen von
personellen und materiellen Ressourcen in allen Teilen der Welt unter besonderer
Berücksichtigung der ärmeren Sektoren der oikoumene. ETE verwirklicht
dieses Teilen durch Direktfinanzierung und Anwaltschaft und konzentriert sich dabei auf
fünf Kategorien: (a) kreative und innovative Projekte; (b) Vereinigungen theologischer
Einrichtungen; (c) Ausbau von Fakultäten, besonders im Süden; (d) Austausch
zwischen den Fakultäten in den verschiedenen Teilen der Welt, insbesondere
Süd-Süd-Austausch im Unterschied zum früher überwiegenden
Nord-Süd-Austausch; (e) Ausbau von Literaturangebot und Bibliotheken.
1. Frauenförderung als Priorität der theologischen
Ausbildung. ETE bemüht sich um eine verantwortungsbewusste Förderung
der uneingeschränkten Beteiligung von Frauen in allen Bereichen des kirchlichen und
öffentlichen Lebens. Dieses Anliegen stützt sich auf die "Stellungnahme von
Frauen zur Vision des Reiches" auf der Weltmissionskonferenz in Melbourne, in der dazu
aufgefordert wurde, die theologische Ausbildung und Schulung von Frauen zur obersten
Priorität zu machen, sowie auf die Erkenntnisse der Ökumenischen Vereinigung
von Theologen/innen aus der Dritten Welt (EATWOT) und Ergebnisse der
UN-Frauendekade.
Gottesdienst-Workshops
Der Arbeitsbereich veranstaltete eine Reihe von Gottesdienst-Workshops, an denen
Verrtreter/innen verschiedener Regionen und Kirchen teilnahmen, um sich über
Erfahrungen und Gottesdienstformen auszutauschen: Bossey 1991; asiatischer Workshop,
Manila, 1992; Workshop der Vereinigung afrikanischer Laienzentren, Blantyre, Malawi, 1992;
lateinamerikanischer Workshop, Rio de Janeiro, 1993; karibischer Workshop, Rio de Janeiro,
1993; Workshop am Theologischen Seminar von Tainan, Taiwan, 1997.
Die einzigartige Gottesdienstmaterialsammlung, die im ÖRK aufgebaut wurde,
enthält Gottesdienstmaterial, Gesangbücher und Gottesdienstbücher von
Kirchen in allen Teilen der Welt. Sie dienen als Quellen für die Symbole, Handlungen
und Lieder, die in Gottesdiensten nicht nur auf ÖRK-Tagungen, sondern auch von
ökumenischen Partnern verwendet werden. Einige sind in dem Buch Worshipping
Ecumenically zusammengetragen.
Konsultationen
Christliche Spiritualität für unsere Zeit (Iasi, Rumänien, 1994). Die
Konsultation wurde in Zusammenarbeit mit anderen Arbeitsbereichen und Einheiten
durchgeführt und hatte die Aufgabe, die grundlegenden Eigenschaften
ökumenischer Spiritualität herauszuarbeiten. Die Teilnehmenden empfahlen:
Die Rolle des Gottesdienstes auf dem Weg zur christlichen Einheit (Ditchingham,
England, 1994). Diese Konsultation wurde in Zusammenarbeit mit Glauben und
Kirchenverfassung durchgeführt und beschäftigte sich sowohl mit Fragen als auch
mit praktischen Formen des zeitgenössischen Gottesdienstes. In einem Brief mit dem
Titel "Auf dem Weg zur Koinonia im Gottesdienst" luden die Teilnehmenden die kirchlichen
Mitglieder ein, sich ihnen anzuschliessen
Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Osterdatum (Aleppo, Syrien, 1997). Diese
Konsultation wurde zusammen mit dem Rat der Kirchen im Mittleren Osten, den weltweiten
christlichen Gemeinschaften und Glauben und Kirchenverfassung durchgeführt. Sie
befasste sich mit der Frage des Osterdatums und unterbreitete den Kirchen Vorschläge
für ein gemeinsames jährliches Osterfest. Die Teilnehmenden formulierten zwei
Empfehlungen:
Der Zentralausschuss nahm den Bericht der Konsultation in Aleppo entgegen und empfahl, ihn
der Achten Vollversammlung vorzulegen und ihn in den ökumenischen Diskussionen
über das Millennium zu berücksichtigen.
Plenarsitzung über Gottesdienst und Spiritualität
Gottesdienst-Workshops sind auch weiterhin Teil der
Grundlagenforschung' für die Vorbereitung von Gottesdiensten auf
ökumenischen Zusammenkünften einschliesslich dieser Vollversammlung. Es
werden neue Lieder geschrieben und Gebetsweisen ausgetauscht. Viele der zentralen Anliegen
im Zusammenhang mit Evangelium und Kultur werden in einem Gottesdienst-Workshop
greifbar. Auch die Schwierigkeiten, die aus verschiedenen Gottesdienststilen entstehen,
werden erfahrbar was sowohl klarer werden lässt, was die Christen voneinander
trennt, als auch zu einer tieferen Anerkennung der Gaben anderer führt.
In Zusammenarbeit mit anderen Partnern hat der Arbeitsbereich eine Reihe
von Konsultationen durchgeführt oder dazu beigetragen:
Auf der Zentralausschusstagung 1997 fand eine Plenarveranstaltung zum
Thema Gottesdienst und Spiritualität statt. Jean Vanier legte ein bewegendes Referat
vor, in dem er die Bedeutung der Nachfolge Jesu Christi, der spirituellen Disziplin und der
Liebe zu den Bedürftigen, speziell den Menschen mit Behinderungen, hervorhob. Nach
einer Diskussion mit Mitgliedern des Zentralausschusses folgte ein Gottesdienst mit
Fusswaschung.