Zum Anklicken - Nr. 10, Oktober 2002

Konsultation ruft zu Initiativen für interreligiösen Dialog auf
Neues ÖRK-Logo
Weihnachtsbot-schaft: “Fürchtet euch nicht!“
Ökumenische Persönlichkeiten (in memoriam)
Die Debatte über den Bericht der Sonderkommission geht weiter
Besuch der Focolare-Gründerin im ÖRK steht unter dem Thema „Spiritualität der Einheit“
ÖRK ergreift Kürzungs- und RationalisierungsmaSSnahmen
Neues ökumenisches Forschungszentrum
Was gibt's Neues im Web?
Ökumenische Begleitpersonen nehmen Arbeit in Palästina und Israel auf


Neue Veröffentlichungen
ÖRK-Nachrichten

Neues ÖRK-Logo

Das ökumenische Kreuz und Boot sind neu gestaltet worden! Das neue Logo wird auf dem Briefpapier sowie auf allen Publikationen und Verkaufsartikeln des ÖRK erscheinen. Bis zum Jahresende sollte diese Umstellung abgeschlossen sein. Dieses neue Logo ist das offizielle Symbol des ÖRK. Anderen ökumenischen Organisationen und Einrichtungen steht es frei, es zu übernehmen oder weiterhin das alte zu benutzen. Das neue Logo kann unter http://www.wcc-coe.org/wcc/who/newlogo-g-s.html heruntergeladen werden.


Konsultation ruft zu Initiativen für interreligiösen Dialog auf Ortsebene auf

Die Teilnehmenden verfolgen die Debatte (von rechts nach links): Dr. Seyed Amir Akrmai, Referent für interreligiösen Dialog, Organisation für islamische Kultur und Beziehungen; S.E. Sayyid Mohammad Ali Abtahi, Präsident des Instituts für interreligiösen Dialog und Vizepräsident der Islamischen Republik Iran; S.E. Dr. Abedelouahed Belkeziz, Generalsekretär der Organisation der Islamischen Konferenz; Pfrin. Margaret Orr Thomas, Presbyterianische Kirche (USA), Mitglied der ÖRK-Beratungsgruppe für interreligiöse Beziehungen und Dialog.

„Globalisierte Märkte und Informationssysteme drohen, neue Strukturen der Unterdrückung zu schaffen und dadurch Extremismus und Gewaltbereitschaft neue Nahrung zu geben“, so heißt es im Abschlussbericht der Konsultation zum Thema „Christen und Muslime im Dialog und darüber hinaus“.

Vierzig Vertreter und Vertreterinnen internationaler christlicher und muslimischer Organisationen, Wissenschaftler und Aktivisten nahmen vom 16.-18. Oktober an einer Konsultation in Genf teil, die das Referat des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) für interreligiöse Beziehungen und Dialog organisiert hatte.

Laut Dr. Tarek Mitri, dem Referenten für interreligiöse Beziehungen und Dialog, nahm die Konsultation „eine kritische Beurteilung des gegenwärtigen Stands der Beziehungen zwischen christlichen und muslimischen Gemeinschaften sowie eine Auswertung der bisherigen Ergebnisse“ des interreligiösen Dialogs vor.

Ko-Moderatoren der Konsultation waren der Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, S.S. Aram I., und Dr. Mohamed S. El-Awa, Schriftsteller und Anwalt aus Ägypten. Zu den hochrangigen Teilnehmern gehörten S.E. Dr. Mohamed Ahmed Al-Sherif, der Generalsekretär der Islamic Call Society, und der Vizepräsident des Iran, S.E. Sayyid Mohammad Ali Abtahi, der gleichzeitig auch Präsident des Instituts für Interreligiösen Dialog ist. S.E. Erzbischof Michael Fitzgerald, der vor kurzem ernannte Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, und der Generalsekretär des ÖRK, Pfr. Dr. Konrad Raiser, ergriffen am Eröffnungstag ebenfalls das Wort zum Thema der Konsultation.

Über die Konsultation, die auch einen Empfang in der Genfer Moschee einschloss, berichteten sowohl arabischsprachige als auch französisch-, englisch- und deutschsprachige Journalisten und Journalistinnen.

Initiativen auf Ortsebene
Die Teilnehmenden äußerten sich besorgt über die Auswirkungen der weltweiten Berichterstattung über „Vorfälle, bei denen Christen und Muslime als Konfliktparteien wahrgenommen werden“. Solche Berichte, betonten sie, „tragen häufig dazu bei, dass Konflikte, die nichts miteinander zu tun haben, verschärft werden. Missverständnisse, gegenseitige Fehleinschätzungen und Mangel an Vertrauen werden dann von Politikern und Extremisten, die ihre eigenen Ziele verfolgen, ausgenutzt, um Gemeinschaften gegeneinander auszuspielen.“ Angesichts dessen wird im Konsultationsbericht hervorgehoben, dass „der Bildungsarbeit durch und für unsere Gemeinschaften die zentrale Aufgabe zukommt, Vertrauen und gegenseitiges Verständnis zu schaffen, die notwendig sind, um allen Versuchen zur Ausnutzung religiöser Unterschiede für destruktive Zwecke zu widerstehen.“

Bei der Auswertung der im interreligiösen Dialog in den letzten Jahren erzielten Fortschritte und Lernerfahrungen tauschten die Teilnehmenden ermutigende Berichte über Initiativen aus, die Christen und Muslime in vielen Teilen der Welt auf Ortsebene ergriffen haben, um gegenseitiges Vertrauen und Verständnis aufzubauen. Eine Diskussionsgruppe setzte sich besonders mit der Frage auseinander, welche Rolle Eltern, Lehrer und Geistliche auf Ortsebene bei der Herausbildung von Verhaltensweisen und Einstellungen in ihren Gemeinschaften spielen, und unterbreitete praktische Vorschläge, wie Initiativen für bewusstseinsbildende Arbeit gefördert werden könnten:“… Bildungsarbeit - Lehrpläne, Lehrbücher, Lehrerausbildung - muss von Christen und Muslimen gemeinsam konzipiert werden. Wir dürfen nicht mehr von den anderen reden, sondern wir müssen miteinander reden“.

Die Kernbotschaft der Konsultation lautete, dass Initiativen auf Ortsebene die Hauptquelle für die Entwicklung neuer Formen des Miteinanders sein werden. Zwar würden Begegnungen auf hoher Ebene auch in Zukunft einen wichtigen Informations- und Erfahrungsaustausch ermöglichen, so die Konsultationsteilnehmer/innen, aber die wirklichen Veränderungen würden in den Gemeinschaften stattfinden, wo Christen und Muslime gemeinsam leben und arbeiten, beten und Gottesdienste feiern.


Weihnachtsbot-schaft: “Fürchtet euch nicht!“

Menschliche Ängste, Angstreaktionen und Gottes Gabe der Befreiung sind Gegenstand der diesjährigen Weihnachtsbotschaft des Ökumenischen Rates der Kirchen. Die Botschaft von Generalsekretär Pfr. Dr. Konrad Raiser an die ÖRK-Mitgliedskirchen beginnt mit der Aufzählung einiger der Ängste, denen Menschen in verschiedenen Teilen der Welt in dieser Vorweihnachtszeit ausgesetzt sind.

Raiser spricht von einem „weit verbreiteten Empfinden von Ungesichertheit und Ohnmacht“ und verweist auf die Geschichte der Hirten auf dem Feld bei Bethlehem in der ersten Christnacht und ihrer unerwarteten Begegnung mit der überwältigenden Macht des Heiligen, die uns daran erinnert, dass „Angst und Furcht nicht Zeichen menschlicher Schwäche sind, die es zu verbergen gilt. In der Empfindung von Angst erahnen wir eine mögliche Gefahr oder Bedrohung und mobilisieren unsere Abwehr. Die Gottesfurcht, die Furcht vor dem Heiligen, begegnet uns in allen Religionen. In dieser Furcht nehmen wir wahr, dass unser Leben verletzlich ist… Wir müssen uns unserer Ängste nicht schämen: sie erinnern uns daran, dass wir menschliche Geschöpfe sind und nicht Gott.“

Wie reagieren wir auf Angst? Raiser stellt fest, dass Angst die Menschen einerseits mobilisieren kann, näher zusammenzurücken und /oder gemeinsam zu handeln, andererseits aber auch dazu führen kann, „dass Menschen blindlings dem folgen, der Sicherheit anbietet oder verspricht“. Das wiederum kann dazu führen, dass andere uns für ihre eigenen Interessen missbrauchen und uns von sich abhängig machen. Wie können wir das verhindern und „wie können wir dem Teufelskreis entkommen, dass das Verlangen nach Sicherheit selbst zur Quelle von noch mehr Angst wird, dass die Sicherheitsvorkehrungen zum Selbstzweck werden…?“, fragt Raiser.

„Gott kennt unsere Furcht und unsere Ängste, aber Gott will uns davon befreien“, lautet seine Antwort auf diese Frage. Die Botschaft des Engels an die Hirten - „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird“ (Lk 2,10) - führt ihn zu dem Schluss:„Gott verspricht uns nicht Sicherheit, sondern die zutiefst verletzliche Liebe in dem Kind von Bethlehem. Die Liebe des ‚Gott mit uns' kann die Furcht austreiben (1. Joh 4,18) und uns von der Vergötzung der Sicherheit befreien. Raiser erinnert uns daran, dass dies auch die Botschaft der Ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt ist, und schließt mit den Worten des Apostel Paulus, dass nichts in der ganzen Schöpfung „uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herren“ (Röm 8,38f).

Ökumenische Persönlichkeiten : In Memoriam

Pfr. Dr. Richard Shaull von der Presbyterianischen Kirche (USA) war ehemaliger Präsident des Christlichen Studentenweltbundes (1968-72) und spielte eine zentrale Rolle bei der Genfer Konferenz von Kirche und Gesellschaft 1966. Seine frühen Dienstjahre verbrachte er als Missionar in Kolumbien und Brasilien und zuletzt arbeitete er als Professor für Missionstheologie im Princeton Theological Seminary (USA). Von 1962-63 war er Gastdozent am Ökumenischen Institut Bossey. Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfr. Dr. Konrad Raiser, würdigte ihn als einen „aus der Gruppe der kreativen und einflussreichen ‚theologischen Köpfe', die entscheidend zur ökumenischen Erneuerung der Theologie und zur Vorbereitung des Terrains für die Formulierung der kontextuellen Theologie beigetragen haben“. Er starb im Alter von 82 Jahren. Pfr. C. Michael de Vries, ein ehemaliger Mitarbeiter der ÖRK-Kommunikationsabteilung, starb am 11. November in den Niederlanden im Alter von 79 Jahren. Während seiner Tätigkeit als Referent für Rundfunk und Fernsehen realisierte er als wichtigstes Projekt Intervox, das regelmäßig Interviews für Radiosender in aller Welt aufnahm. Auf zwei ÖRK-Vollversammlungen (Uppsala 1968 und Nairobi 1975) war er für zentrale Kommunikationsaufgaben zuständig, einschließlich der Produktion von Radiokassetten zu Fragen, mit denen die Vollversammlungen konfrontiert waren. Raiser beschrieb ihn als „begnadeten Übersetzer… einen freundlichen und sensiblen Menschen mit tiefen Glaubensüberzeugungen, der seine Arbeit im ÖRK als Berufung verstand“.
Pfr. C. Michael de Vries, ein ehemaliger Mitarbeiter der ÖRK-Kommunikationsabteilung, starb am 11. November in den Niederlanden im Alter von 79 Jahren. Während seiner Tätigkeit als Referent für Rundfunk und Fernsehen realisierte er als wichtigstes Projekt Intervox, das regelmäßig Interviews für Radiosender in aller Welt aufnahm. Auf zwei ÖRK-Vollversammlungen (Uppsala 1968 und Nairobi 1975) war er für zentrale Kommunikationsaufgaben zuständig, einschließlich der Produktion von Radiokassetten zu Fragen, mit denen die Vollversammlungen konfrontiert waren. Raiser beschrieb ihn als „begnadeten Übersetzer… einen freundlichen und sensiblen Menschen mit tiefen Glaubensüberzeugungen, der seine Arbeit im ÖRK als Berufung verstand“

Die Debatte über den Bericht der Sonderkommission geht weiter


Die letzte Tagung der Sonderkommission fand vom 27.Mai - 2. Juni 2002 in Järvenpää, Finnland, statt
Der Bericht der Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), den der Zentralausschuss auf seiner letzten Tagung entgegengenommen hat, löst nach wie vor unterschiedliche Reaktionen aus. Ein Zentralausschussmitglied, Bischöfin Dr. Margot Käßmann aus Deutschland, ist als Mitglied des Zentralausschusses zurückgetreten, weil in dem Dokument ihres Erachtens „ein-schneidende Änderungen der Zusammenarbeit der 342 Mitgliedskirchen vorgesehen sind“, insbesondere im Hinblick auf ökumenische Gottesdienste.

Ein anderer deutscher Bischof und früherer Vorsitzender des Zentralausschusses, der mittlerweile im Ruhestand lebt, Bischof Heinz Joachim Held, schreibt dazu: “(Die Lektüre des Berichts)…hat mich davon überzeugt, dass die orthodoxe ‚Provokation' im Vorfeld der Achten Vollversammlung des ÖRK in Harare aus orthodoxer Warte nicht nur verständlich und berechtigt gewesen ist, sondern dass sie … auch notwendig, heilsam und lohnend war.“

Die meisten Kommentare setzen sich mit den Vorschlägen zur Neudefinition des Verständnisses ökumenischer Gottesdienste bzw. gemeinsamer Andachten und mit den vorgeschlagenen Richtlinien zur Vorbereitung von Gottesdiensten bei ökumenischen Veranstaltungen auseinander. Einige Kirchen empfinden die gemeinsame Andacht als eine der authentischsten Ausdrucksformen der Suche nach Einheit. Aber orthodoxe Kommentatoren weisen darauf hin, dass „die Andacht auch zu Unstimmigkeiten zwischen Kirchen führen kann und sogar mehr Einheit vortäuschen könnte, als tatsächlich besteht“. Sie fordern ein ökumenisches Miteinanderteilen von Gottesdiensten in dem Sinne, dass eine Konfession den Gottesdienst leitet und die anderen daran teilnehmen. Sie wenden sich gegen eine Liturgie, die Symbole, Gebete und liturgische Elemente verschiedener Konfessionen verwendet. „Das stiftet nur Verwirrung“, bemerken einige orthodoxe Kommentatoren.

Diese Position hat eine Vielzahl von Reaktionen ausgelöst. Ein presbyterianisches Stabsmitglied des ÖRK sagte dazu auf einem ÖRK-Mitarbeiterworkshop zum Bericht der Sonderkommission: “Auf unserer jährlichen Generalversammlung wird ein ,ökumenischer Gottesdienst' gefeiert, der die Teilnehmenden dazu ermutigen soll, in ihren Ortsgemeinden eigene ökumenische Gottesdienste zu veranstalten. Wenn der ÖRK uns jetzt sagt, dass es überhaupt keine ‚ökumenischen Gottesdienste' gibt, dann ist es für uns schwierig, das in unserer eigenen Kirche zu erklären; dazu kommt, dass wir dann unsere Beziehungen mit anderen Kirchen überdenken müssten.“

„So gilt es in der Tat, immer darauf zu achten, dass wir uns geistlich nicht Gewalt antun….“, sagt Held. „Eine solche Rücksichtnahme auf die Identität und Integrität des anderen ist nach meiner Überzeugung eine der grundlegenden Erscheinungsweisen der neutestamentlich verstandenen ‚Demut', die eine der entscheidenden ökumenischen ‚Tugenden' ist.“

Die Vorschläge zur Einführung des Konsensverfahrens bei der Entscheidungsfindung auf allen ÖRK-Tagungen sind im Allgemeinen positiv aufgenommen worden, obwohl es eindeutig unterschiedliche Vorstellungen darüber gibt, was Konsens bedeutet und wie er erreicht werden sollte. Während der Diskussion des Zentralausschusses über dieses Thema wurde offen miteinander geredet. „Wir sollten ehrlich miteinander umgehen. Einige von uns befürchten, (dass das Konsensverfahren) dazu missbraucht werden könnte, das Spiel mit der Macht in anderer Weise weiterzuspielen“, sagte ein Zentralausschussmitglied. Ein anderer bezeichnete den Bericht als „Dokument der Angst“. Dem wurde entgegengehalten: “Dieser Bericht stellt nicht notwendigerweise einen Rückschritt aus Angst dar. Er ist das Ergebnis eines Dialogs der Liebe und strebt einen Dialog der Wahrheit und der Ehrlichkeit an.“

Schließlich beschloss der Zentralausschuss, das Konsensverfahren auf seinen nächsten beiden Tagungen 2003 und 2005 probeweise anzuwenden.

Der Generalsekretär des ÖRK, Pfr. Dr. Konrad Raiser, zeigt sich überzeugt, dass der Bericht das Potenzial hat, dem Rat zu helfen, „über eine bestimmte institutionelle Identität hinauszuwachsen, die er von seiner Gründergeneration übernommen hat - welche ihrerseits tief in einer bestimmten protestantischen Tradition verwurzelt war“. Er brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass der ÖRK dadurch ökumenischer wird. „Die Sonderkommission hat gezeigt, dass die schwierige Beziehung zwischen den Orthodoxen und anderen Kirchen in der Gemeinschaft ausweglos ist und den ÖRK spalten wird, solange wir versuchen, diese Beziehung als Machtkonflikt zu interpretieren“, so Raiser.

Besuch der Focolare-Gründerin im ÖRK steht unter dem Thema „Spiritualität der Einheit“


Chiara Lubich, die Gründerin und Präsidentin der Focolare-Bewegung, mit ÖRK-Generalsekretär Pfr. Dr. Konrad Raiser während Lubichs Besuch am 28. Oktober 2002 im Ökumenischen Zentrum.

Weitere Informationen über den Besuch Chiara Lubichs im ÖRK finden Sie unter:
http://www2.wcc-coe.org/PressReleases_en.nsf/index/info-02-11.html

Die lange Suche nach Einheit und die „Schwierigkeiten, die in jüngster Zeit aufgetaucht sind,… haben Stimmen laut werden lassen, die von einer Stagnation oder einem Winter der Ökumene sprechen “, heißt es in der gemeinsamen Botschaft, die Dr. Chiara Lubich, Gründerin und Präsidentin der Focolare-Bewegung für geistliche und soziale Erneuerung, und Pfr. Dr. Konrad Raiser, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), im Anschluss an den Besuch Lubichs am 28. Oktober im Ökumenischen Zentrum veröffentlicht haben.
In der Botschaft betonen beide ferner ihre „erneuerte Hoffnung für unsere gemeinsame ökumenische Reise“, die in „einer gelebten Spiritualität (gründet), welche wir „Spiritualität der Einheit' nennen können“.

Lubichs Besuch in Genf - der ein Seminar mit Studierenden und Lehrenden am 26. Oktober im Ökumenischen Institut Bossey und einen Gottesdienst am 27. Oktober in der Kathedrale St. Pierre in Genf einschloss - erfolgte auf Einladung von Raiser. Bei ihrer Begegnung mit ÖRK-Stabsmitgliedern hob Lubich hervor, dass diese „Spiritualität der Einheit“, die „von uns Selbstentäußerung nach dem Vorbild Christi verlangt“, der Beitrag der Focolare-Bewegung zur Überwindung der „kollektiven Uneinigkeit“ nicht nur der Kirchen, sondern der ganzen Menschheit sei. Raiser erinnerte daran, dass eine der zentralen Einsichten der Konferenz für Praktisches Christentum 1925 in Stockholm darin bestanden habe, dass „wir einander umso näher kommen, je näher wir dem Kreuz Christi kommen.“ Er unterstrich ebenfalls den hohen Stellenwert der Spiritualität und stellte fest, dass „unsere Suche nach Einheit nicht das Ziel verfolgt, Gebäude zu errichten, sondern alle zwischen uns bestehenden Trennmauern niederzureißen“.

In einer früheren Pressekonferenz begrüßte der Stellvertretende Generalsekretär des ÖRK, Georges Lemopoulos, Lubichs dritten Besuch im ÖRK und hob hervor, dass „der ÖRK mit allen, die eine Vision der Einheit haben und sie verfolgen, voller Enthusiasmus zusammenarbeitet“.

Während ihres Besuchs überreichte Lubich eine großzügige Spende für die Arbeit des ÖRK im Bereich der interreligiösen Beziehungen.

ÖRK ergreift Kürzungs- und RationalisierungsmaSSnahmen

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat Pläne zur Reorganisation seiner Mitarbeiterschaft bekannt gegeben, die künftig in den folgenden fünf „historischen“ Arbeitsschwerpunkten des Rates arbeiten wird: Glauben und Kirchen-verfassung; Mission und ökumenische Ausbildung; Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung; inter-nationale Angelegenheiten, Frieden und Sicherheit der Menschen; Diakonie und Solidarität. Diese Reorganisation erfolgt aufgrund der für 2003 unumgänglich gewordenen Ausgabenkürzungen und neuer Überlegungen, wie der Rat seinen Auftrag, Einheit und Zusammenarbeit unter seinen 342 Mitgliedskirchen weltweit anzustreben, am besten erfüllen kann.

Laut ÖRK-Generalsekretär, Pfr. Dr. Konrad Raiser, „stellt der Rat mit dieser Reorganisation seinen Willen und seine Fähigkeit unter Beweis, konstruktiv mit einer kritischen Situation umzugehen. Die Anpassung der internen Organisation und Leitungsstrukturen wird das Profil der ÖRK schärfen und die Zusammenarbeit mit seinen ökumenischen Partnern stärken.“

Angesichts eines drohenden Defizits in Höhe von sfr 6,3 Millionen hat der ÖRK seinen Haushalt für 2003 durch diese Reorganisation um sfr 7,4 Millionen reduziert. Dieser Betrag schließt einen Überschuss von sfr 1,1 Millionen ein, der es dem Rat ermöglichen wird, mit der Aufstockung seiner Allgemeinen Rücklagen zu beginnen und so ein Polster für Notfälle zu schaffen. Die Senkung der im Haushalt veranschlagten Ausgaben für 2003 geht einher mit einer Strategie der Mittelbeschaffung, die darauf abzielen wird, die Unterstützung durch bisherige Geber zu sichern und darüber hinaus Beziehungen mit neuen Gebern herzustellen.

Die finanziellen Zwänge, denen der ÖRK ausgesetzt ist, sind auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen: einerseits sind die Beiträge der Geberorganisationen gesunken und andererseits kam es zu Wertverlusten im Anlageportfolio des Rates. Dies führte in den letzten drei Jahren zu einem massiven Abbau der Allgemeinen Reserven des ÖRK. Der Zentralausschuss als Organ mit Entscheidungs- und Richtlinienkompetenz beschloss auf seiner Tagung im September 2002 in Genf die Einrichtung einer Fachgruppe, die sich aus vier seiner Mitglieder zusammensetzte und die Aufgabe hatte, die Lage zu prüfen und dem Stab die notwendigen Maßnahmen zur Kürzung der Ausgaben zu empfehlen. Der Bericht der Fachgruppe wurde den Leitenden Amtsträgern/

innen des ÖRK und anderen ausgewählten Zentralausschussmitgliedern, die vom 14.-15. November in Genf tagten, unterbreitet.

Aufgrund der angekündigten Ausgabenkürzungen im Haushalt 2003 wird der ÖRK-Mitarbeiterstab um 16 Vollzeitstellen auf 141 Vollzeitstellen reduziert werden. Diese Reduktion wird teilweise durch Versetzungen in den Ruhestand, die Verlegung von Arbeitsbereichen und Stellen nach Absprache mit regionalen Partnern, die Umwandlung von Vollzeit- in Teilzeitstellen und Vertragsauflösungen erreicht.

„Wir hoffen, dass diese organisatorischen Veränderungen zu einer Periode der Stabilität führen werden, die es den Stabsmitgliedern, Mitgliedskirchen und anderen Förderern des ÖRK ermöglicht, sich voll und ganz auf die globalen Herausforderungen zu konzentrieren, mit denen die ökumenische Bewegung konfrontiert ist“, erklärte die Stellvertretende Vorsitzende, Dr. Marion Best.

Neue Veröffentlichungen

Ein Muss für Universitäts- und Seminarbibliotheken und alle ökumenisch Interessierten!
THE DICTIONARY OF THE ECUMENICAL MOVEMENT
Nicholas Lossky, José Míguez Bonino, John Pobee, Tom Stransky, Geoffrey Wainwright und Pauline Webb (Hrsg.)

Dieses Wörterbuch ist seit seiner ersten Veröffentlichung 1991 zu einem Standardnachschlagewerk geworden. Die vorliegende zweite Ausgabe enthält nahezu 700 Einträge - von ca. 370 führenden Persönlichkeiten der ökumenischen Bewegung aus allen christlichen Konfessionen und allen Teilen der Welt -, in denen Geschichte, Kirchen, Persönlichkeiten, Anliegen und Terminologie der ökumenischen Bewegung definiert und dargestellt werden. Die ursprünglichen 650 Artikel sind aktualisiert und ca. 50 neue Artikel hinzugefügt worden, um den tief greifenden Veränderungen der 1990er Jahre gerecht zu werden. Alle Artikel enthalten ausführliche Querverweise und viele werden durch kurze Bibliographien ergänzt.
1332 Seiten, illustriert; sfr125,00; US$77,50; £58,00; EUR79,00
NMasao Takenaka
WHEN THE BAMBOO BENDS
Christ and Culture in Japan

Eine illustrierte Untersuchung der Spiritualität in der asiatischen christlichen Tradition, die zum Nachdenken anregt. Insbesondere in Japan stellt der Bambus ein zentrales kulturelles Symbol dar, dessen Merkmale im Blick auf ihre religiöse Bedeutung ausgelegt werden.
86 Seiten; illustriert; sfr ?14,00; US$8,50; £5,95; EUR9,00

Christoph Stückelberger
GLOBAL TRADE ETHICS
An Illustrated Overview

Diese Einführung in den ethischen Welthandel stellt aktuelle Fragen und schlägt Ansätze und Strategien vor, die zur Gestaltung ethisch verantwortlicher Handelsbeziehungen auf globaler, nationaler, betrieblicher und persönlicher Ebene beitragen können.
248 Seiten, sfr28,00; US$16,95; £11,95; EUR19,00; deutsche Originalausgabe erhältlich (Ethischer Welthandel: Eine Übersicht. Verlag P. Haupt. Bern, Stuttgart, Wien. 2001); französische Ausgabe in Vorbereitung.

Neues ökumenisches Forschungszentrum

Mit mehr als 100 000 Büchern, Zeitschriften und Broschüren zur ökumenischen Bewegung im 20. Jahrhundert und einem großen Reichtum an Archivmaterial beherbergen die Bibliotheken im Ökumenischen Zentrum in Genf und im Ökumenischen Institut in Bossey die größte Sammlung dieser Art in der Welt. Der Bibliothekar des ÖRK, Pierre Beffa, weist darauf hin, dass 97% der Regale belegt sind. Aber hier geht es um mehr als eine räumliche Frage. Wenn historische Dokumente übersichtlich archiviert werden sollen und neue Dokumente hinzukommen, dann muss genau überlegt werden, wie die beiden Bibliotheken so weiterentwickelt werden, dass sie in Zukunft als Einheit funktionieren und den Forschenden gute Arbeitsmöglichkeiten bieten.

Und an dieser Stelle kommt eine Genfer Bank ins Bild. Die Banque Pictet hat dem ÖRK mitgeteilt, dass sie beschlossen hat, eine Zuwendung in Höhe von sfr 3,7 Millionen für ein ökumenisches Forschungszentrum bereitzustellen. ÖRK-Stabsmitglieder arbeiten gegenwärtig an einer Bedarfsaufstellung im Blick auf das Archivmanagement (historische Dokumente, Audio/Video/Foto) und vergleichen verschiedene elektronische Archiv- und Bibliothek-Managementsysteme. Die Zuwendung wird eine vollständige Katalogisierung der Bestände beider Bibliotheken und des gesamten Archivmaterials ermöglichen, die dadurch nicht nur für wissenschaftlich Arbeitende vor Ort, sondern auch im Internet zugänglich gemacht werden können.

Beffa, der Ende 2002 nach 37 Dienstjahren in den Ruhestand tritt, ist begeistert von den neuen Möglichkeiten, steht aber auch unter dem Eindruck des Umfangs der bevorstehenden Aufgabe. Es werde eine Herausforderung sein und bleiben, „dafür zu sorgen, dass eine ökumenische Bibliothek an zwei Orten gut zusammen funktioniert!“, erklärte Beffa gegenüber ÖRK-Nachrichten.

Was gibt's Neues im Web?

Viele ökumenische Gruppen und Organisationen gründen heute „Online-Gemeinschaften“. Egal, ob es sich um ein Diskussionsforum, eine „news group“, einen „list server“, einen „chatroom“ oder eine andere Form des direkten Informations- und Meinungsaustauschs handelt, die dafür Verantwortlichen müssen auch die notwendigen Spielregeln entwickeln. Young Leaders On-Line ist eine Anleitung - ein „tool kit“ - für die Organisation von Online-Gemeinschaften. Es handelt sich dabei um ein gemeinsames Projekt des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und der Vesper Society (USA), das verschiedene Arten von Online-Gemeinschaften vorstellt und Ratschläge gibt, wie Online-Gemeinschaften die für ihre Kommunikation notwendigen Verhaltensregeln definieren können, welche Technologien für sie geeignet sind und welche Führungsqualitäten für die Leitung solcher Gemeinschaften - im technischen, sozialen und ideellen Bereich - notwendig sind. http://www.onlineleaders.info


Gruppe der vom ÖRK geförderten Studenten und Studentinnen aus sieben afrikanischen Ländern in der Ökumenischen Mindolo-Stiftung (MEF) in Sambia. Die MEF ist eine panafrikanische ökumenische Einrichtung, die 1958 gegründet wurde, um afrikanische Führungskräfte heranzubilden.

http:/www.wcc-coe.org/wcc/what/education/scholarships-g.html

Die Botschaft, die auf der neu gestalteten ÖRK-Stipendien-Webseite zu lesen ist, ist klar: “ÖRK-Stipendien investieren in die Zukunft der Gemeinschaft.“ Die Stipendien sollen den Kirchen helfen, Menschen auf die Erfüllung ihrer Aufgaben vorzubereiten. Stipendien werden an Einzelpersonen vergeben, die von einer Kirche oder einer ökumenischen Partnerorganisation vorgeschlagen worden sind. Die Bewerbungen müssen von nationalen Korrespondenten unterstützt werden, bevor sie in Genf eingereicht werden. Die Stipendiaten und Stipendiatinnen nehmen an ökumenischen Ausbildungsprogrammen im Ausland teil und sammeln dort ökumenische Erfahrungen, die sie nach ihrer Rückkehr in ihren eigenen Kontext einbringen können. Die neue Webseite enthält Informationen über Kriterien und Bewerbungsverfahren, Bewerbungsformulare, Nachrichten über Stipendiaten/innen und eine Liste nationaler Korrespondenten in aller Welt.
Die ÖRK-Dekade zur Überwindung von Gewalt (2001-2010) ruft Kirchen, ökumenische Organisationen und „alle Menschen guten Willens“ auf, mit Gemeinschaften, säkularen Bewegungen und Gläubigen aller Religionen für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung zusammenzuarbeiten. Um einen Beitrag zur Verwirklichung dieses Ziels und zur Verbesserung der Netzwerkarbeit zu leisten, richtet der ÖRK eine neue Website ein, auf der Informationen, Ideen, Geschichten, Bilder, Berichte und andere Materialien zur Dekade entgegengenommen und ausgetauscht werden. Alle sind eingeladen, dabei mitzumachen. Neuigkeiten über die Eröffnung dieser neuen interaktiven Dekaden-Website werden Sie zu gegebener Zeit auf der ÖRK-Homepage finden!

Ökumenische Begleitpersonen nehmen Arbeit in Palästina und Israel auf

An ihren Westen mit dem Logo des Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel kann man die 17 Teilnehmer und Teilnehmerinnen erkennen, die derzeit mit Kirchen, kirchlichen Einrichtungen sowie palästinensischen und israelischen Friedensgruppen in Jerusalem, dem Gazastreifen, Ramallah, Beit Sahour und Nablus zusammenarbeiten. Auf dem Foto demonstrieren die Begleiter und Begleiterinnen gemeinsam mit Israelis und Palästinensern gegen die von Israel gebaute Mauer zwischen Abu Dis und Jerusalem, die den 60 000 dort lebenden Palästinensern den Zugang zu Jerusalem versperrt.

Bislang nehmen mehr als 40 Kirchen und ökumenische Partnerorganisationen an dem Ökumenischen Begleitprogramm teil. Die erste Gruppe von Begleitpersonen kommt aus Schweden, Dänemark, Deutschland, Norwegen und den USA.


Weitere Informationen unter:
http://wcc-coe.org/wcc/what/
international/ palestine/index-e.html
Ein neues 22-minütiges Video „Ending Occupation: Voices for a Just Peace“ ist auf Englisch erhältlich. Es wurde vom ÖRK in Zusammenarbeit mit ACT International und der Vereinigten Kirche von Kanada hergestellt und zeigt Interviews mit leitenden kirchlichen und religiösen Persönlichkeiten vor Ort sowie mit israelischen Menschenrechtsaktivisten; ferner setzt es sich mit den wichtigsten Ursachen der Gewalt in der Region auseinander und skizziert Möglichkeiten eines gerechten Friedens. Erhältlich beim ÖRK-Team für Internationale Beziehungen: endoccupation@wcc-coe.org


Bei Drucklegung der vorliegenden Ausgabe von ÖRK-Nachrichten kehrt eine ÖRK-Delegation aus Pakistan zurück. Sie hat diesem Land vom 2.-9. November einen seelsorgerlichen Besuch abgestattet, um sich in Gesprächen vor Ort über die Lage in Pakistan nach dem Krieg in Afghanistan zu informieren und herauszufinden, vor welchen Herausforderungen die Kirchen dort stehen. Einen Bericht über diesen Besuch können Sie in der nächsten Ausgabe von ÖRK-Nachrichten lesen.

 

ÖRK Nachrichten ersheint vier Mal järlich und wird kostenlos verteilt.
Ein freiwilliger Unkostenbeitrag in einer Mindesthöhe von umgerechnet US$ 20,- ist allerdings willkommen. Bitte schinken Sie einen Scheck (ausgestellt auf "Ökumenisher Rat der Kirchen" und mit dem Vermerk "für ÖRK Nachrichten") oder zahlen Sie mit einer Visa- oder MasterCard-Kredikarte.

Herausgegeben vom:
ÖRK-Team für Information und Öffentlichkeitsarbeit

Verantwortliche Redakteurin:

Kristine Greenaway

Weitere Informationen erhalten Sie über:
ÖRK-Nachrichten, ÖRK-Kommunikation, Ökumenischer Rat der Kirchen, 150 Route de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2 - Schweiz
Telefon: (41-22) 791 6111; Fax: (41-22) 791 0361; Fax ÖRK-Kommunikation: (41 22) 798 1346; E-mail für Anfragen: bob@wcc-coe.org

Das vorliegende Material kann mit Angabe der Referenz nachgedruckt und weitergegeben werden.

Text Design: Marie Arnaud Snakkers
Printed in Switzerland
©WCC
Originaltext: Englisch

ÖRK - Nachrichten - Index
ÖRK - Homepage

© 2002 Ökumenischer Rat der Kirchen | Für Kommentare: webeditor@mail.wcc-coe.org