Nr. 9: Zum Anklicken - Oktober 2002

Besser als Gewalt
Bericht der Sonderkommission löst lebhafte Debatte aus
Solidarität mit Palästinensischen Christen
Ökumenische Persönlichkeiten (in memoriam)
Ökumenische Persönlichkeiten (neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen)
Suche nach neuem/r ÖRK-Generalsekretär/in beginnt
Brasilien Gastgeber der neunten ÖRK-Vollversammlung
75. Jahrestag von Glauben und Kirchenverfassung
Stabilisierung der Finanzlage des ÖRK
ÖRK-Vorsitzender sieht Globalisierung asl eine Gefahr
Ein sudanesischer Junge erzählt von der Sehnsucht nach Frieden
Spenden per Internet


Gastredakteur
NeueVeröffentlichungen
ÖRK-Nachrichten


Besser als Gewalt

Kirchen im Pazifik haben sich zur Zusammenarbeit verpflichtet, um Gewalt in ihren Gemeinschaften zu überwinden. Sie gingen diese Verpflichtung auf der Vollversammlung der Pazifischen Konferenz der Kirchen ein, die vom 11.-18. September in Rarotonga auf den Cook-Inseln stattgefunden hat. Die Mitgliedskirchen des ÖRK im pazifischen Raum eröffneten die Dekade zur Überwindung von Gewalt in ihrer Region.

Mit Blick auf die im Evangelium verankerte Vision vom Frieden als einer Quelle der Hoffnung auf Veränderung betonte Erzbischof Sir Ellison Pogo von Melanesien:“Christus hat uns einen Weg gezeigt, der besser ist als Gewalt“. Die Delegierten befassten sich mit der Gewalt bewaffneter Konflikte im Pazifik, dem Eindringen transnationaler Unternehmen in ihre Länder, die sich ihre Bodenschätze und anderen Ressourcen aneignen und ihre Wirtschaftsstrukturen verzerren, sowie mit den zahlreichen Ausdrucksformen von Gewalt in örtlichen Gemeinschaften und in Familien.

Die Kirchen versprachen, ihre eigenen Worte und Taten hinsichtlich ihrer Rolle bei der Steigerung des Gewaltpotenzials zu hinterfragen; Zeichen zu setzen für gewaltfreie Formen gemeinschaftlichen Lebens in Gemeinden, Bewegungen und Gruppen; Methoden gewaltfreier Konfliktlösung zu erproben; und sich gemeinsam mit lokalen Gruppen, säkularen Bewegungen und Menschen anderer Religionen für den Frieden zu engagieren.


Bericht der Sonderkommission löst lebhafte Debatte aus


Von rechts nach links: Der Ko-Vorsitzender der Sonderkommission Bischof Rolf Koppe von der Abteilung „Ökumene- und Auslandsarbeit“ im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD); Marion Best, frühere Moderatorin der Vereinigten Kirche von Kanada; und der stellvertretender ÖRK-Generalsekretär Georges Lemopoulos auf einer Pressekonferenz im Anschluss an die Diskussion des Zentralausschusses über den Abschlussbericht der Sonderkommission.

TDer Bericht der Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) löste am 29. August und 3. September auf der Tagung des ÖRK-Zentralausschusses in Genf eine lebhafte Debatte aus.
Die Diskussion konzentrierte sich hauptsächlich auf die Unterscheidung zwischen konfessioneller und interkonfessioneller „gemeinsamer Andacht“. Der Bericht empfahl u.a., dass diejenigen, die gemeinsame Andachten planen, sensibel mit Fragen umgehen sollten, die einigen der Teilnehmenden Schwierigkeiten bereiten könnten.

Eine dieser Fragen ist die Ordination von Frauen. Der Bericht empfiehlt, dass „diejenigen, die gemeinsame Andachten planen, es vermeiden sollten, in der Frage der Frauenordination auf Konfrontationskurs zu gehen, indem sie voraussetzen, dass die gegenwärtige Praxis einer bestimmten Kirche die einzig mögliche christliche Position in dieser Frage darstellt“. Orthodoxe und einige protestantische Kirchen schließen Frauen vom ordinierten Amt aus.

Der Zentralausschuss erkannte an, wie wichtig es ist, „gemeinsam zu beten, wenn wir beieinander bleiben wollen“ und welche Bedeutung das gemeinsame Gebet „zur Ermutigung, Erneuerung und Inspiration“ hat. In diesem Sinne nahm er den „Rahmen für die gemeinsame Andacht bei ÖRK-Versammlungen“ entgegen und empfahl ihn zur Verwendung auf ÖRK-Versammlungen.

Auch die Frage, ob Abstimmungen auf ÖRK-Tagungen durch eine Entscheidungsfindung im Konsensverfahren ersetzt werden sollten, löste lebhafte Diskussionen aus. Einige begrüßten das Konsensverfahren als Möglichkeit, alle Meinungen zu Gehör zu bringen und im Geiste des Gebets zu einer gemeinsamen Position zu gelangen. Andere befürchteten, dass kleine Minderheiten das prophetische Handeln des Rates zu aktuellen Fragen blockieren könnten. Der Zentralausschuss beschloss, das Konsensverfahren auf seinen nächsten beiden Tagungen 2003 und 2005 einzuführen und zu testen, konkrete Regeln zu entwickeln und der Neunten Vollversammlung des ÖRK 2006 Bericht zu erstatten.

Wie von der Sonderkommission empfohlen, billigte der Zentralausschuss die Einrichtung eines Ständigen Ausschusses für Konsens und Zusammenarbeit mit beratender Funktion. Zu den Anliegen, die bereits an diesen Ausschuss überwiesen worden sind, gehören Fragen im Zusammenhang mit der gemeinsamen Andacht, einschließlich ihres ekklesialen Charakters, und mit der Weiterentwicklung des gemeinsamen Andachtslebens in der Gemeinschaft des ÖRK.

Der Zentralausschuss billigte auch die Abänderung der ÖRK-Mitgliedschaftskategorien, die jetzt Mitgliedskirchen und „assoziierte Kirchen des ÖRK“ umfassen.

Die Sonderkommission war von der Achten ÖRK-Vollversammlung 1998 in Harare, Simbabwe, primär deshalb eingerichtet worden, weil der Eindruck entstanden war, dass „Struktur, Stil und Ethos“ des ÖRK eine sinnvolle orthodoxe Mitarbeit zunehmend erschwerten. Die Sonderkommission weist in ihrem Abschlussbericht darauf hin, dass im Verlauf ihrer Diskussionen „tief verwurzelte Überzeugungen mit Nachdruck verteidigt wurden“, bekräftigt aber, dass „die gesamte Zusammenarbeit gekennzeichnet war durch einen tiefen Respekt vor der Spiritualität des Anderen und durch den echten Wunsch, konfessionelle Unterschiede zu verstehen und zu akzeptieren, sodass die Kommission in der Lage war, ihre Arbeit erfolgreich zu Ende zu führen“.

Solidarität mit Palästinensischen Christen

CChristen aus aller Welt wurden zur Unterstützung und Solidarität mit arabischen und insbesondere mit palästinensischen Christen aufgerufen. Dieser Appell kam von einem Mitglied des Zentralausschusses, Dr. Bernice Powell Jackson, die im August 2002 Palästina und Israel besucht hatte.

In einem Interview mit ÖRK-Nachrichten am 28. August erklärte Powell Jackson, dass dies ihr dritter Besuch in der Region in den letzten 18 Monaten gewesen sei. Sie hatte den ÖRK auch in einer von Pfr. Jesse Jackson geleiteten multireligiösen Delegation vertreten, die auf Einladung des Rates der Kirchen im Mittleren Osten und der Palästinensischen Autonomiebehörde in die Region gereist war.

„Unser Ziel war es, sowohl die Israelis als auch die Palästinenser dazu zu ermutigen, gewaltfreie Methoden der Konfliktlösung anzuwenden“, sagte sie. Die Gespräche mit muslimischen und christlichen Verantwortlichen hätten deutlich gemacht, dass „beide Seiten nicht an die Wirksamkeit militärischer Mittel zur Konfliktlösung glauben und den gegenwärtigen Teufelskreis der Gewalt beenden wollen“.

Palästinensische Christen fühlten sich „isoliert und vergessen“, betonte Powell Jackson. Der Konflikt, die tödlichen Anschläge und die Zerstörung von Eigentum hätten zu Verzweiflung geführt. „Diese Verzweiflung muss durch Hoffnung ersetzt werden“ und dazu sei ein neuer gewaltfreier Lösungsansatz nötig.

Powell Jackson ist Pfarrerin im Kirchlichen Dienst für Gerechtigkeit und Zeugnis, einem Sonderpfarramt der Vereinigten Kirche Christi in den Vereinigten Staaten. Sie betonte die Notwendigkeit, dass internationale Gemeinschaften sich für eine gewaltfreie Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts einsetzten. „Die Christen tragen eine besondere Verantwortung dafür, dass palästinensische und andere Christen in der Region nicht das Gefühl bekommen, man habe sie vergessen.“

Siehe auch Informationen zum Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) mit Berichten der ersten Gruppe ökumenischer Begleiter/innen.

Ökumenische Persönlichkeiten : In Memoriam

Alan Brash (1913-2002)
Nach einem langen und erfüllten Leben in der ökumenischen Bewegung starb Pfr. Dr. Alan Brash im Alter von 89 Jahren in seiner Heimat Christchurch in Aotearoa-Neuseeland. Von 1970-74 war er im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) als Direktor für Zwischenkirchliche Hilfe, Flüchtlings- und Weltdienst und anschließend vier Jahre lang als Stellvertretender Generalsekretär des ÖRK und Leiter des Mitarbeiterstabes der damaligen Einheit II tätig. Nach seiner Pensionierung wurde Brash zum Vorsitzenden der Presbyterianischen Kirche von Neuseeland gewählt und kehrte später als erster Regionalsekretär für Auckland in den nationalen Kirchenrat zurück.
Augustina Lumentut (1937-2002)
Pfarrerin Augustina Lumentut, Mitarbeiterin im Rat der Kirchen von Mittel- und Nordcelebes, Indonesien, starb nach kurzer Krankheit am 21. August. Lumentut wurde von der Vollversammlung des ÖRK in Vancouver 1983 in den Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen gewählt. Margaret Kirk beschrieb sie in Let Justice Flow als asiatische Frau, die sich in einer Zeit heftiger Spannungen zwischen Christen und Muslimen und intensiver Verfolgung kreativ für die Befreiung ihres Volkes einsetzte.
Keith R. Bridston (1924-2002)
Der herausragende Autor und ehemalige Direktor des New Yorker Büros des ÖRK, Dr. Keith R. Bridston, starb am 27. Juli in Tucson, USA. Er war Professor für systematische Theologie am Theologischen Seminar in Berkeley, Kalifornien (1963-1978); zuvor war Bridston Sekretär des Christlichen Studentenweltbundes in Genf und Direktor der ÖRK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung. Ferner lehrte er an der Nommensen-Universität in Sumatra, wo er zugleich Vertreter des Lutherischen Weltbundes war. Zu seinen Büchern gehören: Theological Training in the Modern World, Mission, Myth and Reality und Church Politics: the Making of Ministers.
Lee Oo-Chung (1923-2002)
Die südkoreanische christliche Gemeinschaft hat eine herausragende Führungspersönlichkeit verloren. Am 30. Mai starb Lee Oo-Chung im Alter von 79 Jahren. Ihre Führungsqualitäten bewies sie in ihrer Arbeit als Präsidentin der Organisation Korea Church Women United, als Präsidentin des Koreanischen Theologinnenverbandes und in ihrer eigenen Kirche - der Presbyterianischen Kirche in der Republik Korea -, in der sie an der Spitze des Nationalen Kirchlichen Frauenverbandes stand. In der Zeit von 1953 bis 1981 lehrte Lee Theologie an der Hanshin Universität und an der Koreanischen Frauenuniversität und gründete im Jahre 1997 die Frauenfriedensbewegung "Women Making Peace". In der Zeit der Militärdiktatur in ihrem Land engagierte sie sich in Kampagnen für Demokratie und Menschenrechte.
Stephen Weagba Muin, Jr (1947-2002)
Der ehemalige Generalsekretär des Liberianischen Kirchenrates, Pfr. Steven Weagba Muin, starb am 14. August in Monrovia, Liberia. In früheren Jahren hatte er als Regionalsekretär des Christlichen Studentenweltbundes gearbeitet.
Patrick Campbell Rodger (1920-2002)
Pfr. Patrick Campbell Rodger, der sich als früher Befürworter der Frauenordination in der Anglikanischen Kirche verdient gemacht hat, starb am 8. Juli im Alter von 81 Jahren. Zu den Höhepunkten seines Dienstes an der Kirche zählen seine achtjährige Amtszeit als Bischof von Manchester (1970- 1978) und seine darauffolgende Amtszeit als Bischof von Oxford (1978-1986). In früheren Jahren, von 1961-1966, arbeitete er als Referent in der ÖRK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung. Später diente Rodger 14 Jahre lang als beigeordneter Honorarbischof von Edinburgh, bis er sich 2000 endgültig aus dem Arbeitsleben zurückzog.

Ökumenische Persönlichkeiten : Neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

Arbeitsbereich Kommunikation
Juan Carlos Michel, aus Buenos Aires, Argentinien, ist zum Medienbeauftragten ernannt worden. Michel ist Referent für Kommunikation und Veröffentlichungen der Evangelischen Kirche am La Plata sowie freiberuflicher Korrespondent für Latinamerica Press und Lutheran World Information.
Arbeitsbereich Beziehungen
Peter Weiderud, aus Schweden ist zum Koordinator des Teams für internationale Beziehungen und Programmreferenten für internationale Angelegenheiten (CCIA) ernannt worden. Weiderud war in früheren Jahren politischer Berater des schwedischen Außenministers und später Generaldirektor für internationale Mission und Diakonie in der Kirche von Schweden.

Suche nach neuem/r ÖRK-Generalsekretär/in beginnt

Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) hat mit der Suche nach dem nächsten ÖRK-Generalsekretär bzw. Generalsekretärin begonnen. Während seiner Tagung vom 26. August bis 3. September in Genf ernannte er einen Findungsausschuss und nahm die von diesem Ausschuss vorgeschlagene „Aufgabenbeschreibung“ für die Stelle des Generalsekretärs bzw. der Generalsekretärin an.

ÖRK-Mitgliedskirchen, regionale und ökumenische Organisationen und kirchliche Gruppen werden einen Brief mit der Bitte um Nominierungen erhalten, die spätestens bis zum 15. Januar 2003 eingehen müssen. Die erste Runde von Interviews ist auf Juni 2003 anberaumt. Falls erforderlich, wird eine zweite Interviewrunde vom 23.-24. August stattfinden, damit der Zentralausschuss den Bericht des Findungsausschusses entgegennehmen und auf seiner Tagung vom 26. August bis 2. September 2003 einen neuen Generalsekretär bzw. Generalsekretärin wählen kann.

Der amtierende Generalsekretär, Pfr. Dr. Konrad Raiser, tritt im Dezember 2003 nach 11-jähriger Amtszeit in den Ruhestand.

Die Lage in Asien stand im Mittelpunkt einer Plenarveranstaltung auf der jüngsten Tagung des ÖRK-Zentralausschusses (26. August – 3. September). Dabei ging es insbesondere um interreligiöse Beziehungen, Konflikte und Gewalt sowie um Fragen der Mission. Der Zentralausschuss nahm im Rahmen seiner Beschlüsse zu Fragen von öffentlichem Interesse auch eine Erklärung zu Südasien an.

Brasilien Gastgeber der neunten ÖRK-Vollversammlung

Mit lautem Applaus begrüßten begeisterte lateinamerikanische Mitglieder des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) die Ankündigung, dass die nächste Vollversammlung des Rates (2006) in Porto Alegre in Brasilien stattfinden wird.

Bevor sich die Zentralausschussmitglieder am 2. September in schriftlicher Abstimmung für Brasilien entschieden, hatten die anderen Mitbewerber mit überzeugenden Argumenten für ihr Land als Tagungsort geworben. Einladungen waren von Kirchen in Zypern (Nikosia), Südkorea (Seoul) und dem Vereinigten Königreich (Glasgow) ergangen. Ausschlaggebend für die Entscheidung zugunsten von Porto Alegre war die „Eignungsprüfung“, der Pfr. Dr. Gordon How die möglichen Tagungsorte unterzogen hatte.

Prof. Dr. Samuel Lee von der Presbyterianischen Kirche von Korea, der die Einladung der koreanischen Kirchen präsentierte, führte an, dass sein Land eines der besten Beispiele für gelungene christliche Mission darstelle, und versprach, dass Koreas 12 Millionen Christen begeistert sein würden, wenn sie die Vollversammlungsdelegierten in Korea willkommen heißen dürften. Alle acht Kirchen, die dem Nationalen Kirchenrat von Korea angehörten, einschließlich der römisch-katholischen Kirche, hätten die Einladung unterstützt, berichtete Lee. Er wies darauf hin, dass Korea nach wie vor gespalten sei und dass eine ÖRK-Vollversammlung positive Auswirkungen auf die Bemühungen um Frieden und Versöhnung zwischen dem Norden und dem Süden des Landes haben könnte.

Unter Hinweis darauf, dass Zypern dem ÖRK Gelegenheit bieten würde, ein orthodoxes Land zu besuchen, beschrieb Bischof Basilios Karayiannis von Trimithus von der Kirche von Zypern sein Land als Brücke zwischen dem Nahen Osten und Europa und als Gastgeber des Rates der Kirchen im Mittleren Osten.

Die Vertreter/innen des Vereinigten Königreichs wiesen darauf hin, dass sie zwar hoch erfreut wären, Gastgeber der Vollversammlung zu sein, aber die Einladungen der drei anderen Länder unterstützen würden.

Gordon How gelangte zu dem Ergebnis, dass Porto Alegre sich hervorragend als Tagungsort eigne, und zwar sowohl was die vorgeschlagenen Örtlichkeiten, die Unterstützung vor Ort, die Verfügbarkeit von Freiwilligen als auch die internationale und innerstädtische Verkehrsanbindung anbetreffe. Porto Alegre stelle zudem die kostengünstigste Lösung dar.

ÖRK-Präsident Bischof Federico J. Pagura hob hervor, dass Brasilien „dem ÖRK eine Plattform bietet, wo er trotz der Wunden, die die (freie) Marktwirtschaft und der neue (Handels-)Liberalismus der Welt zufügt, Hoffnung erleben und der Welt eine Botschaft der Hoffnung verkünden kann“. Er betonte, dass es in Brasilien eine starke ökumenische Bewegung gebe, die sowohl Protestanten als auch Katholiken umfasse, und dass dies die erste Vollversammlung des ÖRK sein werde, die jemals in Lateinamerika und der Karibik stattgefunden habe.

75. Jahrestag von Glauben und Kirchenverfassung


Ökumenischer Gottesdienst in der Kathedrale von Lausanne zur Feier des 75. Jubiläums von Glauben und Kirchenverfassung (25. August 2002)
Zahlreiche internationale Vertreter und Vertreterinnen eines breiten Spektrums von Kirchentraditionen versammelten sich am 25. August 2002 in Lausanne, Schweiz, zur Feier des 75. Jahrestags von Glauben und Kirchenverfassung, das sich seit seiner Gründung für die Einheit der Kirche auf verschiedenen Ebenen kirchlichen Lebens eingesetzt hat.

Unter den Anwesenden waren auch Mitglieder des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die an der Zentralausschusstagung in Genf teilnahmen.

Bei der Eröffnungsfeier meldete sich die jüngere Generation, vertreten durch eine Praktikantin im Team von Glauben und Kirchenverfassung, zu Wort. Anastasia Vassiliadou, die an der Universität von Thessaloniki, Griechenland, sowie in den USA Theologie studiert hat, erhielt langanhaltenden Beifall, als sie betonte, dass die jungen Menschen „zutiefst bedauern, dass es unter den immer noch gespaltenen, aber ‚heiligen‘ Kirchen nach wie vor praktisch keine gegenseitige Rechenschaftspflicht gibt, während die Gesellschaft als Ganze von den ‚unheiligen‘ Mechanismen der Globalisierung gezwungen wird, alle bestehenden Schranken niederzureißen.“

„Gott will Einheit, nicht um der Kirche, sondern um der Welt willen, und wir beten unaufhörlich zu Gott: Dein Wille geschehe“, betonte Vassiliadou. „Die Zukunft unseres kleinen Universums hängt von einer versöhnten Welt, einer vereinten Christenheit ab.“

Die Feier endete mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kathedrale von Lausanne. In seiner Predigt betonte Erzbischof Anastasios von Tirna, Durrës und ganz Albanien: “Niemand ist bereit, in Bezug auf Glaubensfragen Kompromisse einzugehen. Dennoch haben wir auf keinen Fall das Recht, in die Festungen unserer früheren Isolation zurückzukehren.” Er bekräftigte, dass wir als Christen dazu berufen seien, „die Grenzen unserer geschlossenen Gemeinschaften zu überschreiten, die Vorurteile, unsere Unschlüssigkeit und Befürchtungen zu überwinden und so weit es uns möglich ist, gemeinsames Zeugnis für den auferstandenen Christus abzulegen.“

Stabilisierung der Finanzlage des ÖRK

Am 3. September 2002 billigte der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) die Ernennung einer „Fachgruppe“, die sich aus vier seiner Mitglieder zusammensetzt und die Aufgabe hat, Empfehlungen zur Stabilisierung der Finanzlage der Organisation auszuarbeiten.

Gemäß einem Bericht des ÖRK-Finanzausschusses vor dem Zentralausschuss verzeichnete der Rat per 30. Juni dieses Jahres ein Defizit in Höhe von sfr 2,5 Millionen. Hauptgründe für diese Entwicklung waren, laut Bericht, Anlage- und Devisenverluste in einer Gesamthöhe von sfr 1,9 Millionen. Ferner sind die Beiträge von Mitgliedskirchen und Geberorganisationen zurückgegangen, was z. T. auf die Krise an den internationalen Finanzmärkten und auf die globale wirtschaftliche Depression zurückzuführen ist. Im gleichen Zeitraum haben Kampagnen mit einem eindeutigen Ziel wie auch zivilgesellschaftliche Organisationen wirksam begonnen, sich in den Wettbewerb um Unterstützung, öffentliche Aufmerksamkeit und Finanzierung auch von kirchennahen Stellen einzuklinken.

All diese Entwicklungen machten es notwendig, so wurde den Zentralausschussmitgliedern erklärt, die Ausgaben im Jahr 2002 unverzüglich zu reduzieren und weitere Kürzungen für 2003 vorzusehen. Dementsprechend wird die Fachgruppe mit Blick auf die finanziellen Zwänge und die Programmschwerpunkte des ÖRK Änderungen bei Programmen, Aktivitäten und in der „Infrastruktur“ des Rates vorschlagen. Auf der Grundlage dieser Empfehlungen werden die leitenden Amtsträger/innen des ÖRK Mitte November die notwendigen Beschlüsse fassen.

„Wir befinden uns mitten in einer Krise“, stellte der ÖRK-Vorsitzende, Seine Heiligkeit Aram I., Katholikos von Kilikien, während einer Diskussion im Plenum des Zentralausschusses fest. „Wir alle müssen nach Möglichkeiten suchen, wie wir die Einnahmen erhöhen und die Ausgaben senken können. Wir sollten unseren Kirchen diese Botschaft überbringen und unsere Kirchen sollten aktiv auf diese Herausforderungen reagieren.“

Der Zentralausschuss sprach sich dafür aus, Anstrengungen zur Erschließung nicht-traditioneller Einkommensquellen zu unternehmen. Mit Blick auf die – gegenwärtig 33 – Mitgliedskirchen, die ihre Beiträge bisher nicht gezahlt haben, schlugen einige Zentralausschussmitglieder vor, diese Kirchen von der Mitgliedschaft im ÖRK auszuschließen. ÖRK-Generalsekretär Pfr. Dr. Konrad Raiser bemerkte dazu, dass diese Kirchen den Anschein erweckten, ihnen liege nichts an ihrer Mitgliedschaft im ÖRK. Der Zentralausschuss beschloss, diese Kirchen sollten für ihre Teilnahme an zukünftigen ÖRK-Tagungen keine Zuschüsse mehr erhalten.

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ÖRK-Vorsitzender sieht GLobalisierung als eine Gefahr

Der Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Aram I., Katholikos von Kilikien, warnt davor, dass „der Raum, den die Globalisierung schafft, früher oder später ein gefährlicher Ort wird, wenn ihm keine ‚moralische Wegweisung‘ und ‚geistliche Nahrung‘ zuteil und er nicht von der ökumenischen Vision verwandelt wird“.

In seiner Rede, die er am 26. August anlässlich der Tagung des ÖRK-Zentralausschusses hielt, hob Aram I. hervor, dass die Globalisierung zwar eine Welt ohne Grenzen entstehen lasse, viele Kirchen aber konfessionelle Grenzen als eine Form der Selbstbehauptung aufbauten. „Sie haben sogar Angst vor der Ökumene, weil sie in ihr nur eine andere Form der Globalisierung sehen“, fügte er hinzu.

Das Schicksal der Welt liegt für den ÖRK-Vorsitzenden „in der Vielfalt und nicht in der Vereinheitlichung, im Pluralismus und nicht in der Uniformität, in der Ganzheit und nicht in der Trennung, im Zusammenhalt und nicht im Widerspruch. Gemeinsam Kirchen zu sein, bedeutet deshalb, unsere Vielfalt zu bejahen ...und unsere Einheit zu feiern“.

Zu demselben Thema stellte der Generalsekretär des ÖRK, Pfr. Dr. Konrad Raiser, fest, dass die ökumenische Bewegung gegenwärtig mit einer sehr komplexen Situation konfrontiert sei. „Wir beobachten in allen Teilen der Welt ein Anwachsen des Denominationalismus und die Tendenz bei den Kirchen, partikulare Identitäten zu betonen und ihr institutionelles Profil zu verstärken.“

Raiser brachte seine Sorge darüber zum Ausdruck, dass die seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 geführten Diskussionen über den Terrorismus die Kirchen in der Frage spalten würden, ob und unter welchen Bedingungen sie militärische Interventionen im Rahmen des „Krieges gegen den Terrorismus“ unterstützen sollten.

Er betonte, dass die ökumenische Bewegung bei der Suche nach einer Alternative, die der Herausforderung sowohl der Globalisierung als auch der „Kultur der Gewalt“ begegnen könne, danach trachten müsse, die Logik der Macht als Beherrschung zu überwinden.

Ein Sudanesischer Junge erzählt von der Sehnsucht nach Frieden
In einer bewegenden Aussage fasste ein 13-jähriger sudanesischer Junge die verzweifelten Bemühungen um dauerhaften Frieden in seinem Land zusammen, das nach 19 Jahren Bürgerkrieg in einem verheerenden Zustand ist.

Abraham Madol Aguk nahm kein Blatt vor den Mund, als er dem Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfr. Dr. Konrad Raiser, bei dessen Besuch am 8. Juli sagte: „Präsident Omar el Bashir und seine Soldaten haben vor drei Jahren meine Mutter und meinen Vater getötet, und an ihrer Stelle kümmert sich jetzt die kirchliche Schule um mich.“

Aguk sagte, in all diesen Jahren seien im Sudan viele Kinder zu Waisen geworden. Oft hätten sie zusehen müssen, wie ihre Eltern starben, wenn sie versuchten, ihre Kinder mit ihrem Leib gegen den Kugelhagel aus den Hubschraubern zu schützen.

An die Adresse des ÖRK sagte Aguk: „Ihr und die Menschen in den anderen Ländern müsst uns helfen, damit wir ein eigenes friedliches Land im Südsudan haben.“

Raisers seelsorgerlicher Besuch fiel zeitlich mit den Marathon-Friedensverhandlungen in Nairobi (Kenia) zusammen. Viele erwachsene Sudanesen haben nur einmal in ihrem Leben eine Friedenszeit erlebt – 1972 bis 1978, nachdem durch Vermittlung des ÖRK und der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz das Friedensabkommen von Addis Abeba zu Stande gekommen war.

Die von Raiser geleitete Delegation besuchte im Südsudan die Obere Nilregion, die von der Regierung zur Flugverbotszone erklärt worden ist. Später erfuhren die Besucher, dass an diesem Morgen ein Kampfhubschrauber der Regierung die Dörfer überflogen hatte, in denen sie später Halt machten. „Sie haben sich großer Gefahr ausgesetzt, um Ihre Solidarität mit uns zu bekunden“, sagte der Exekutivdirektor des Neuen Sudanesischen Kirchenrats, Dr. Harun Runn.

In einer öffentlichen Ansprache unterstrich Raiser, der Sudan müsse „nach Frieden für die Menschen streben, nicht nach Frieden für die Mächtigen. Dauerhaft wird nur ein Frieden sein, mit dem sich die Menschen identifizieren können“. Er fuhr fort: „Die Mächtigen wollen Frieden, damit sie herrschen können, und selbst wenn die Bevölkerung dann relativ friedlich leben kann, wäre es doch ein Friede der Furchtsamen. Wahrer Friede wurzelt in Gerechtigkeit. Es ist der Friede der Furchtlosen, deren Hoffnung die gegenwärtige Lage überdauert.“

Der Besuch im Sudan war Teil einer längeren Reise durch das ganze Horn von Afrika (1.-16. Juli 2002). Vor dem Sudan besuchte der ÖRK-Generalsekretär Tansania. Dort traf er zu einem kurzen Gedankenaustausch mit Premierminister Frederick Sumaye zusammen, der daran erinnerte, dass der ÖRK „in den Jahren der Entkolonisierung für Afrika ein zuverlässiger Partner war“. Sumaye rief die Kirchen auf, mit zur Armutsbekämpfung beizutragen.

Raiser ging auf diese Ausführungen ein, indem er die Notwendigkeit betonte, das Entwicklungspotenzial der Menschen zu mobilisieren. Er wies darauf hin, dass die Kirche dank der Tatsache, dass sie „an der Basis tätig und daher mit den Lebensbedingungen und den Erwartungen der Menschen vertraut ist“, dazu beitragen könnte, die Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung in eine für die Menschen verständliche Sprache zu übersetzen. (NePAD ist eine neue Entwicklungseinrichtung, die im Interesse der Entwicklung des Kontinents die Verständigung zwischen Afrika und den reichen Ländern fördern soll.

Vom Sudan reiste Raiser weiter nach Äthiopien. Bei einer Zusammenkunft mit dem äthiopischen Präsidenten Girima W. Giorgis, drückte dieser große Bewunderung für führende Vertreter verschiedener Religionen aus - für ihre Rolle bei der Wiederherstellung des Friedens zwischen seinem Land und Eritrea und den Beitrag, den sie im Kampf gegen HIV/AIDS leisten.


Gastredakteur dieser Ausgabe der ÖRK-Nachrichten ist Mitch Odero. Er ist Berater für Informationsfragen der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz mit Sitz in Nairobi, Kenia. Ferner ist er amtierender Direktor und Chefredakteur der All Africa News Agency, eines panafrikanischen ökumenischen Nachrichten- und Feature-Dienstes.
ÖRK Nachrichten ersheint vier Mal järlich und wird kostenlos verteilt.
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Gastredakteur für diese Ausgabe:
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Text Design: Marie Arnaud Snakkers
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Originaltext: Englisch

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