Besser
als Gewalt
Kirchen
im Pazifik haben sich zur Zusammenarbeit verpflichtet, um Gewalt in
ihren Gemeinschaften zu überwinden. Sie gingen diese Verpflichtung
auf der Vollversammlung der Pazifischen Konferenz der Kirchen ein, die
vom 11.-18. September in Rarotonga auf den Cook-Inseln stattgefunden
hat. Die Mitgliedskirchen des ÖRK im pazifischen Raum eröffneten
die Dekade zur Überwindung von Gewalt in ihrer Region.
Mit Blick auf die im Evangelium verankerte Vision vom Frieden als einer
Quelle der Hoffnung auf Veränderung betonte Erzbischof Sir Ellison
Pogo von Melanesien:“Christus hat uns einen Weg gezeigt, der besser
ist als Gewalt“. Die Delegierten befassten sich mit der Gewalt
bewaffneter Konflikte im Pazifik, dem Eindringen transnationaler Unternehmen
in ihre Länder, die sich ihre Bodenschätze und anderen Ressourcen
aneignen und ihre Wirtschaftsstrukturen verzerren, sowie mit den zahlreichen
Ausdrucksformen von Gewalt in örtlichen Gemeinschaften und in Familien.
Die Kirchen versprachen, ihre eigenen Worte und Taten hinsichtlich ihrer
Rolle bei der Steigerung des Gewaltpotenzials zu hinterfragen; Zeichen
zu setzen für gewaltfreie Formen gemeinschaftlichen Lebens in Gemeinden,
Bewegungen und Gruppen; Methoden gewaltfreier Konfliktlösung zu
erproben; und sich gemeinsam mit lokalen Gruppen, säkularen Bewegungen
und Menschen anderer Religionen für den Frieden zu engagieren.
Bericht
der Sonderkommission löst lebhafte Debatte aus
Von rechts
nach links: Der Ko-Vorsitzender der Sonderkommission Bischof Rolf
Koppe von der Abteilung „Ökumene- und Auslandsarbeit“
im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD); Marion
Best, frühere Moderatorin der Vereinigten Kirche von Kanada;
und der stellvertretender ÖRK-Generalsekretär Georges
Lemopoulos auf einer Pressekonferenz im Anschluss an die Diskussion
des Zentralausschusses über den Abschlussbericht der Sonderkommission. |
TDer
Bericht der Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im Ökumenischen
Rat der Kirchen (ÖRK) löste am 29. August und 3. September
auf der Tagung des ÖRK-Zentralausschusses in Genf eine lebhafte
Debatte aus.
Die Diskussion konzentrierte sich hauptsächlich auf die Unterscheidung
zwischen konfessioneller und interkonfessioneller „gemeinsamer
Andacht“. Der Bericht empfahl u.a., dass diejenigen, die
gemeinsame Andachten planen, sensibel mit Fragen umgehen sollten,
die einigen der Teilnehmenden Schwierigkeiten bereiten könnten.
|
Eine dieser Fragen ist die Ordination von Frauen. Der Bericht
empfiehlt, dass „diejenigen, die gemeinsame Andachten planen,
es vermeiden sollten, in der Frage der Frauenordination auf Konfrontationskurs
zu gehen, indem sie voraussetzen, dass die gegenwärtige Praxis
einer bestimmten Kirche die einzig mögliche christliche Position
in dieser Frage darstellt“. Orthodoxe und einige protestantische
Kirchen schließen Frauen vom ordinierten Amt aus.
Der Zentralausschuss erkannte an, wie wichtig es ist, „gemeinsam
zu beten, wenn wir beieinander bleiben wollen“ und welche
Bedeutung das gemeinsame Gebet „zur Ermutigung, Erneuerung
und Inspiration“ hat. In diesem Sinne nahm er den „Rahmen
für die gemeinsame Andacht bei ÖRK-Versammlungen“
entgegen und empfahl ihn zur Verwendung auf ÖRK-Versammlungen.
Auch die Frage, ob Abstimmungen auf ÖRK-Tagungen durch eine
Entscheidungsfindung im Konsensverfahren ersetzt werden sollten,
löste lebhafte Diskussionen aus. Einige begrüßten
das Konsensverfahren als Möglichkeit, alle Meinungen zu Gehör
zu bringen und im Geiste des Gebets zu einer gemeinsamen Position
zu gelangen. Andere befürchteten, dass kleine Minderheiten
das prophetische Handeln des Rates zu aktuellen Fragen blockieren
könnten. Der Zentralausschuss beschloss, das Konsensverfahren
auf seinen nächsten beiden Tagungen 2003 und 2005 einzuführen
und zu testen, konkrete Regeln zu entwickeln und der Neunten Vollversammlung
des ÖRK 2006 Bericht zu erstatten.
Wie von der Sonderkommission empfohlen, billigte der Zentralausschuss
die Einrichtung eines Ständigen Ausschusses für Konsens
und Zusammenarbeit mit beratender Funktion. Zu den Anliegen, die
bereits an diesen Ausschuss überwiesen worden sind, gehören
Fragen im Zusammenhang mit der gemeinsamen Andacht, einschließlich
ihres ekklesialen Charakters, und mit der Weiterentwicklung des
gemeinsamen Andachtslebens in der Gemeinschaft des ÖRK.
Der Zentralausschuss billigte auch die Abänderung der ÖRK-Mitgliedschaftskategorien,
die jetzt Mitgliedskirchen und „assoziierte Kirchen des
ÖRK“ umfassen.
Die Sonderkommission war von der Achten ÖRK-Vollversammlung
1998 in Harare, Simbabwe, primär deshalb eingerichtet worden,
weil der Eindruck entstanden war, dass „Struktur, Stil und
Ethos“ des ÖRK eine sinnvolle orthodoxe Mitarbeit zunehmend
erschwerten. Die Sonderkommission weist in ihrem Abschlussbericht
darauf hin, dass im Verlauf ihrer Diskussionen „tief verwurzelte
Überzeugungen mit Nachdruck verteidigt wurden“, bekräftigt
aber, dass „die gesamte Zusammenarbeit gekennzeichnet war
durch einen tiefen Respekt vor der Spiritualität des Anderen
und durch den echten Wunsch, konfessionelle Unterschiede zu verstehen
und zu akzeptieren, sodass die Kommission in der Lage war, ihre
Arbeit erfolgreich zu Ende zu führen“.
|
Solidarität
mit Palästinensischen Christen
CChristen
aus aller Welt wurden zur Unterstützung und Solidarität mit
arabischen und insbesondere mit palästinensischen Christen aufgerufen.
Dieser Appell kam von einem Mitglied des Zentralausschusses, Dr. Bernice
Powell Jackson, die im August 2002 Palästina und Israel besucht
hatte.
In
einem Interview mit ÖRK-Nachrichten am 28. August erklärte
Powell Jackson, dass dies ihr dritter Besuch in der Region in den letzten
18 Monaten gewesen sei. Sie hatte den ÖRK auch in einer von Pfr.
Jesse Jackson geleiteten multireligiösen Delegation vertreten,
die auf Einladung des Rates der Kirchen im Mittleren Osten und der Palästinensischen
Autonomiebehörde in die Region gereist war.
„Unser
Ziel war es, sowohl die Israelis als auch die Palästinenser dazu
zu ermutigen, gewaltfreie Methoden der Konfliktlösung anzuwenden“,
sagte sie. Die Gespräche mit muslimischen und christlichen Verantwortlichen
hätten deutlich gemacht, dass „beide Seiten nicht an die
Wirksamkeit militärischer Mittel zur Konfliktlösung glauben
und den gegenwärtigen Teufelskreis der Gewalt beenden wollen“.
Palästinensische
Christen fühlten sich „isoliert und vergessen“, betonte
Powell Jackson. Der Konflikt, die tödlichen Anschläge und
die Zerstörung von Eigentum hätten zu Verzweiflung geführt.
„Diese Verzweiflung muss durch Hoffnung ersetzt werden“
und dazu sei ein neuer gewaltfreier Lösungsansatz nötig.
Powell
Jackson ist Pfarrerin im Kirchlichen Dienst für Gerechtigkeit und
Zeugnis, einem Sonderpfarramt der Vereinigten Kirche Christi in den
Vereinigten Staaten. Sie betonte die Notwendigkeit, dass internationale
Gemeinschaften sich für eine gewaltfreie Lösung des israelisch-palästinensischen
Konflikts einsetzten. „Die Christen tragen eine besondere Verantwortung
dafür, dass palästinensische und andere Christen in der Region
nicht das Gefühl bekommen, man habe sie vergessen.“
Siehe
auch Informationen zum Ökumenischen
Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) mit Berichten
der ersten Gruppe ökumenischer Begleiter/innen.
Ökumenische
Persönlichkeiten : In Memoriam
Alan
Brash (1913-2002)
Nach einem langen und erfüllten Leben in der ökumenischen
Bewegung starb Pfr. Dr. Alan Brash im Alter von 89 Jahren in seiner
Heimat Christchurch in Aotearoa-Neuseeland. Von 1970-74 war er im
Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) als Direktor für
Zwischenkirchliche Hilfe, Flüchtlings- und Weltdienst und anschließend
vier Jahre lang als Stellvertretender Generalsekretär des ÖRK
und Leiter des Mitarbeiterstabes der damaligen Einheit II tätig.
Nach seiner Pensionierung wurde Brash zum Vorsitzenden der Presbyterianischen
Kirche von Neuseeland gewählt und kehrte später als erster
Regionalsekretär für Auckland in den nationalen Kirchenrat
zurück. |
Augustina
Lumentut (1937-2002)
Pfarrerin Augustina Lumentut, Mitarbeiterin im Rat der Kirchen von
Mittel- und Nordcelebes, Indonesien, starb nach kurzer Krankheit
am 21. August. Lumentut wurde von der Vollversammlung des ÖRK
in Vancouver 1983 in den Zentralausschuss des Ökumenischen
Rates der Kirchen gewählt. Margaret Kirk beschrieb sie in Let
Justice Flow als asiatische Frau, die sich in einer Zeit heftiger
Spannungen zwischen Christen und Muslimen und intensiver Verfolgung
kreativ für die Befreiung ihres Volkes einsetzte. |
Keith
R. Bridston (1924-2002)
Der herausragende Autor und ehemalige Direktor des New Yorker Büros
des ÖRK, Dr. Keith R. Bridston, starb am 27. Juli in Tucson,
USA. Er war Professor für systematische Theologie am Theologischen
Seminar in Berkeley, Kalifornien (1963-1978); zuvor war Bridston
Sekretär des Christlichen Studentenweltbundes in Genf und Direktor
der ÖRK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung.
Ferner lehrte er an der Nommensen-Universität in Sumatra, wo
er zugleich Vertreter des Lutherischen Weltbundes war. Zu seinen
Büchern gehören: Theological Training in the Modern
World, Mission, Myth and Reality und Church Politics: the Making
of Ministers. |
Lee
Oo-Chung (1923-2002)
Die südkoreanische christliche Gemeinschaft hat eine herausragende
Führungspersönlichkeit verloren. Am 30. Mai starb Lee
Oo-Chung im Alter von 79 Jahren. Ihre Führungsqualitäten
bewies sie in ihrer Arbeit als Präsidentin der Organisation
Korea Church Women United, als Präsidentin des Koreanischen
Theologinnenverbandes und in ihrer eigenen Kirche - der Presbyterianischen
Kirche in der Republik Korea -, in der sie an der Spitze des Nationalen
Kirchlichen Frauenverbandes stand. In der Zeit von 1953 bis 1981
lehrte Lee Theologie an der Hanshin Universität und an der
Koreanischen Frauenuniversität und gründete im Jahre 1997
die Frauenfriedensbewegung "Women Making Peace". In der
Zeit der Militärdiktatur in ihrem Land engagierte sie sich
in Kampagnen für Demokratie und Menschenrechte. |
Stephen
Weagba Muin, Jr (1947-2002)
Der ehemalige Generalsekretär des Liberianischen Kirchenrates,
Pfr. Steven Weagba Muin, starb am 14. August in Monrovia, Liberia.
In früheren Jahren hatte er als Regionalsekretär des Christlichen
Studentenweltbundes gearbeitet. |
Patrick
Campbell Rodger (1920-2002)
Pfr. Patrick Campbell Rodger, der sich als früher Befürworter
der Frauenordination in der Anglikanischen Kirche verdient gemacht
hat, starb am 8. Juli im Alter von 81 Jahren. Zu den Höhepunkten
seines Dienstes an der Kirche zählen seine achtjährige
Amtszeit als Bischof von Manchester (1970- 1978) und seine darauffolgende
Amtszeit als Bischof von Oxford (1978-1986). In früheren Jahren,
von 1961-1966, arbeitete er als Referent in der ÖRK-Kommission
für Glauben und Kirchenverfassung. Später diente Rodger
14 Jahre lang als beigeordneter Honorarbischof von Edinburgh, bis
er sich 2000 endgültig aus dem Arbeitsleben zurückzog. |
Ökumenische
Persönlichkeiten : Neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
Arbeitsbereich
„Kommunikation“
Juan Carlos Michel, aus Buenos Aires, Argentinien,
ist zum Medienbeauftragten ernannt worden. Michel ist Referent für
Kommunikation und Veröffentlichungen der Evangelischen Kirche
am La Plata sowie freiberuflicher Korrespondent für Latinamerica
Press und Lutheran World Information. |
Arbeitsbereich
„Beziehungen“
Peter Weiderud, aus Schweden ist zum Koordinator
des Teams für internationale Beziehungen und Programmreferenten
für internationale Angelegenheiten (CCIA) ernannt worden. Weiderud
war in früheren Jahren politischer Berater des schwedischen
Außenministers und später Generaldirektor für internationale
Mission und Diakonie in der Kirche von Schweden. |
|
Suche
nach neuem/r ÖRK-Generalsekretär/in beginnt
Der Zentralausschuss
des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) hat mit der
Suche nach dem nächsten ÖRK-Generalsekretär bzw.
Generalsekretärin begonnen. Während seiner Tagung vom
26. August bis 3. September in Genf ernannte er einen Findungsausschuss
und nahm die von diesem Ausschuss vorgeschlagene „Aufgabenbeschreibung“
für die Stelle des Generalsekretärs bzw. der Generalsekretärin
an.
ÖRK-Mitgliedskirchen,
regionale und ökumenische Organisationen und kirchliche Gruppen
werden einen Brief mit der Bitte um Nominierungen erhalten, die
spätestens bis zum 15. Januar 2003 eingehen müssen.
Die erste Runde von Interviews ist auf Juni 2003 anberaumt. Falls
erforderlich, wird eine zweite Interviewrunde vom 23.-24. August
stattfinden, damit der Zentralausschuss den Bericht des Findungsausschusses
entgegennehmen und auf seiner Tagung vom 26. August bis 2. September
2003 einen neuen Generalsekretär bzw. Generalsekretärin
wählen kann.
Der amtierende
Generalsekretär, Pfr. Dr. Konrad Raiser, tritt im Dezember
2003 nach 11-jähriger Amtszeit in den Ruhestand.
|
|
|
Die
Lage in Asien stand im Mittelpunkt einer Plenarveranstaltung auf
der jüngsten Tagung des ÖRK-Zentralausschusses (26. August
– 3. September). Dabei ging es insbesondere um interreligiöse
Beziehungen, Konflikte und Gewalt sowie um Fragen der Mission. Der
Zentralausschuss nahm im Rahmen seiner Beschlüsse zu Fragen
von öffentlichem Interesse auch eine Erklärung zu Südasien
an. |
Brasilien
Gastgeber der neunten ÖRK-Vollversammlung
Mit
lautem Applaus begrüßten begeisterte lateinamerikanische
Mitglieder des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen
(ÖRK) die Ankündigung, dass die nächste Vollversammlung
des Rates (2006) in Porto Alegre in Brasilien stattfinden wird.
Bevor sich die Zentralausschussmitglieder am 2. September in schriftlicher
Abstimmung für Brasilien entschieden, hatten die anderen Mitbewerber
mit überzeugenden Argumenten für ihr Land als Tagungsort geworben.
Einladungen waren von Kirchen in Zypern (Nikosia), Südkorea (Seoul)
und dem Vereinigten Königreich (Glasgow) ergangen. Ausschlaggebend
für die Entscheidung zugunsten von Porto Alegre war die „Eignungsprüfung“,
der Pfr. Dr. Gordon How die möglichen Tagungsorte unterzogen hatte.
Prof. Dr. Samuel Lee von der Presbyterianischen Kirche von Korea, der
die Einladung der koreanischen Kirchen präsentierte, führte
an, dass sein Land eines der besten Beispiele für gelungene christliche
Mission darstelle, und versprach, dass Koreas 12 Millionen Christen
begeistert sein würden, wenn sie die Vollversammlungsdelegierten
in Korea willkommen heißen dürften. Alle acht Kirchen, die
dem Nationalen Kirchenrat von Korea angehörten, einschließlich
der römisch-katholischen Kirche, hätten die Einladung unterstützt,
berichtete Lee. Er wies darauf hin, dass Korea nach wie vor gespalten
sei und dass eine ÖRK-Vollversammlung positive Auswirkungen auf
die Bemühungen um Frieden und Versöhnung zwischen dem Norden
und dem Süden des Landes haben könnte.
Unter Hinweis darauf, dass Zypern dem ÖRK Gelegenheit bieten würde,
ein orthodoxes Land zu besuchen, beschrieb Bischof Basilios Karayiannis
von Trimithus von der Kirche von Zypern sein Land als Brücke zwischen
dem Nahen Osten und Europa und als Gastgeber des Rates der Kirchen im
Mittleren Osten.
Die Vertreter/innen des Vereinigten Königreichs wiesen darauf hin,
dass sie zwar hoch erfreut wären, Gastgeber der Vollversammlung
zu sein, aber die Einladungen der drei anderen Länder unterstützen
würden.
Gordon How gelangte zu dem Ergebnis, dass Porto Alegre sich hervorragend
als Tagungsort eigne, und zwar sowohl was die vorgeschlagenen Örtlichkeiten,
die Unterstützung vor Ort, die Verfügbarkeit von Freiwilligen
als auch die internationale und innerstädtische Verkehrsanbindung
anbetreffe. Porto Alegre stelle zudem die kostengünstigste Lösung
dar.
ÖRK-Präsident Bischof Federico J. Pagura hob hervor, dass
Brasilien „dem ÖRK eine Plattform bietet, wo er trotz der
Wunden, die die (freie) Marktwirtschaft und der neue (Handels-)Liberalismus
der Welt zufügt, Hoffnung erleben und der Welt eine Botschaft der
Hoffnung verkünden kann“. Er betonte, dass es in Brasilien
eine starke ökumenische Bewegung gebe, die sowohl Protestanten
als auch Katholiken umfasse, und dass dies die erste Vollversammlung
des ÖRK sein werde, die jemals in Lateinamerika und der Karibik
stattgefunden habe.
75.
Jahrestag von Glauben und Kirchenverfassung
Ökumenischer
Gottesdienst in der Kathedrale von Lausanne zur Feier des 75. Jubiläums
von Glauben und Kirchenverfassung (25. August 2002) |
Zahlreiche
internationale Vertreter und Vertreterinnen eines breiten Spektrums
von Kirchentraditionen versammelten sich am 25. August 2002 in Lausanne,
Schweiz, zur Feier des 75. Jahrestags von Glauben und Kirchenverfassung,
das sich seit seiner Gründung für die Einheit der Kirche
auf verschiedenen Ebenen kirchlichen Lebens eingesetzt hat. |
Unter den Anwesenden waren auch Mitglieder des Zentralausschusses des
Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die an der Zentralausschusstagung
in Genf teilnahmen.
Bei der Eröffnungsfeier meldete sich die jüngere Generation,
vertreten durch eine Praktikantin im Team von Glauben und Kirchenverfassung,
zu Wort. Anastasia Vassiliadou, die an der Universität von Thessaloniki,
Griechenland, sowie in den USA Theologie studiert hat, erhielt langanhaltenden
Beifall, als sie betonte, dass die jungen Menschen „zutiefst bedauern,
dass es unter den immer noch gespaltenen, aber ‚heiligen‘
Kirchen nach wie vor praktisch keine gegenseitige Rechenschaftspflicht
gibt, während die Gesellschaft als Ganze von den ‚unheiligen‘
Mechanismen der Globalisierung gezwungen wird, alle bestehenden Schranken
niederzureißen.“
„Gott will Einheit, nicht um der Kirche, sondern um der Welt willen,
und wir beten unaufhörlich zu Gott: Dein Wille geschehe“,
betonte Vassiliadou. „Die Zukunft unseres kleinen Universums hängt
von einer versöhnten Welt, einer vereinten Christenheit ab.“
Die Feier endete mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kathedrale
von Lausanne. In seiner Predigt betonte Erzbischof Anastasios von Tirna,
Durrës und ganz Albanien: “Niemand ist bereit, in Bezug auf
Glaubensfragen Kompromisse einzugehen. Dennoch haben wir auf keinen
Fall das Recht, in die Festungen unserer früheren Isolation zurückzukehren.”
Er bekräftigte, dass wir als Christen dazu berufen seien, „die
Grenzen unserer geschlossenen Gemeinschaften zu überschreiten,
die Vorurteile, unsere Unschlüssigkeit und Befürchtungen zu
überwinden und so weit es uns möglich ist, gemeinsames Zeugnis
für den auferstandenen Christus abzulegen.“
Stabilisierung
der Finanzlage des ÖRK
Am
3. September 2002 billigte der Zentralausschuss des Ökumenischen
Rates der Kirchen (ÖRK) die Ernennung einer „Fachgruppe“,
die sich aus vier seiner Mitglieder zusammensetzt und die Aufgabe hat,
Empfehlungen zur Stabilisierung der Finanzlage der Organisation auszuarbeiten.
Gemäß einem Bericht des ÖRK-Finanzausschusses vor dem
Zentralausschuss verzeichnete der Rat per 30. Juni dieses Jahres ein
Defizit in Höhe von sfr 2,5 Millionen. Hauptgründe für
diese Entwicklung waren, laut Bericht, Anlage- und Devisenverluste in
einer Gesamthöhe von sfr 1,9 Millionen. Ferner sind die Beiträge
von Mitgliedskirchen und Geberorganisationen zurückgegangen, was
z. T. auf die Krise an den internationalen Finanzmärkten und auf
die globale wirtschaftliche Depression zurückzuführen ist.
Im gleichen Zeitraum haben Kampagnen mit einem eindeutigen Ziel wie
auch zivilgesellschaftliche Organisationen wirksam begonnen, sich in
den Wettbewerb um Unterstützung, öffentliche Aufmerksamkeit
und Finanzierung auch von kirchennahen Stellen einzuklinken.
All diese Entwicklungen machten es notwendig, so wurde den Zentralausschussmitgliedern
erklärt, die Ausgaben im Jahr 2002 unverzüglich zu reduzieren
und weitere Kürzungen für 2003 vorzusehen. Dementsprechend
wird die Fachgruppe mit Blick auf die finanziellen Zwänge und die
Programmschwerpunkte des ÖRK Änderungen bei Programmen, Aktivitäten
und in der „Infrastruktur“ des Rates vorschlagen. Auf der
Grundlage dieser Empfehlungen werden die leitenden Amtsträger/innen
des ÖRK Mitte November die notwendigen Beschlüsse fassen.
„Wir befinden uns mitten in einer Krise“, stellte der ÖRK-Vorsitzende,
Seine Heiligkeit Aram I., Katholikos von Kilikien, während einer
Diskussion im Plenum des Zentralausschusses fest. „Wir alle müssen
nach Möglichkeiten suchen, wie wir die Einnahmen erhöhen und
die Ausgaben senken können. Wir sollten unseren Kirchen diese Botschaft
überbringen und unsere Kirchen sollten aktiv auf diese Herausforderungen
reagieren.“
Der Zentralausschuss sprach sich dafür aus, Anstrengungen zur Erschließung
nicht-traditioneller Einkommensquellen zu unternehmen. Mit Blick auf
die – gegenwärtig 33 – Mitgliedskirchen, die ihre Beiträge
bisher nicht gezahlt haben, schlugen einige Zentralausschussmitglieder
vor, diese Kirchen von der Mitgliedschaft im ÖRK auszuschließen.
ÖRK-Generalsekretär Pfr. Dr. Konrad Raiser bemerkte dazu,
dass diese Kirchen den Anschein erweckten, ihnen liege nichts an ihrer
Mitgliedschaft im ÖRK. Der Zentralausschuss beschloss, diese Kirchen
sollten für ihre Teilnahme an zukünftigen ÖRK-Tagungen
keine Zuschüsse mehr erhalten.
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ÖRK-Vorsitzender
sieht GLobalisierung als eine Gefahr
Der
Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen
(ÖRK), Aram I., Katholikos von Kilikien, warnt davor, dass „der
Raum, den die Globalisierung schafft, früher oder später ein
gefährlicher Ort wird, wenn ihm keine ‚moralische Wegweisung‘
und ‚geistliche Nahrung‘ zuteil und er nicht von der ökumenischen
Vision verwandelt wird“.
In seiner Rede, die er am 26. August anlässlich der Tagung des
ÖRK-Zentralausschusses hielt, hob Aram I. hervor, dass die Globalisierung
zwar eine Welt ohne Grenzen entstehen lasse, viele Kirchen aber konfessionelle
Grenzen als eine Form der Selbstbehauptung aufbauten. „Sie haben
sogar Angst vor der Ökumene, weil sie in ihr nur eine andere Form
der Globalisierung sehen“, fügte er hinzu.
Das Schicksal der Welt liegt für den ÖRK-Vorsitzenden „in
der Vielfalt und nicht in der Vereinheitlichung, im Pluralismus und
nicht in der Uniformität, in der Ganzheit und nicht in der Trennung,
im Zusammenhalt und nicht im Widerspruch. Gemeinsam Kirchen zu sein,
bedeutet deshalb, unsere Vielfalt zu bejahen ...und unsere Einheit zu
feiern“.
Zu demselben Thema stellte der Generalsekretär des ÖRK, Pfr.
Dr. Konrad Raiser, fest, dass die ökumenische Bewegung gegenwärtig
mit einer sehr komplexen Situation konfrontiert sei. „Wir beobachten
in allen Teilen der Welt ein Anwachsen des Denominationalismus und die
Tendenz bei den Kirchen, partikulare Identitäten zu betonen und
ihr institutionelles Profil zu verstärken.“
Raiser brachte seine Sorge darüber zum Ausdruck, dass die seit
den Terroranschlägen vom 11. September 2001 geführten Diskussionen
über den Terrorismus die Kirchen in der Frage spalten würden,
ob und unter welchen Bedingungen sie militärische Interventionen
im Rahmen des „Krieges gegen den Terrorismus“ unterstützen
sollten.
Er betonte, dass die ökumenische Bewegung bei der Suche nach einer
Alternative, die der Herausforderung sowohl der Globalisierung als auch
der „Kultur der Gewalt“ begegnen könne, danach trachten
müsse, die Logik der Macht als Beherrschung zu überwinden.
|
Ein
Sudanesischer Junge erzählt von der Sehnsucht nach Frieden
In
einer bewegenden Aussage fasste ein 13-jähriger sudanesischer
Junge die verzweifelten Bemühungen um dauerhaften Frieden in
seinem Land zusammen, das nach 19 Jahren Bürgerkrieg in einem
verheerenden Zustand ist. |
Abraham Madol Aguk nahm kein Blatt vor den Mund, als er dem Generalsekretär
des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfr. Dr. Konrad
Raiser, bei dessen Besuch am 8. Juli sagte: „Präsident
Omar el Bashir und seine Soldaten haben vor drei Jahren meine
Mutter und meinen Vater getötet, und an ihrer Stelle kümmert
sich jetzt die kirchliche Schule um mich.“
Aguk sagte, in all diesen Jahren seien im Sudan viele Kinder zu
Waisen geworden. Oft hätten sie zusehen müssen, wie
ihre Eltern starben, wenn sie versuchten, ihre Kinder mit ihrem
Leib gegen den Kugelhagel aus den Hubschraubern zu schützen.
An die Adresse des ÖRK sagte Aguk: „Ihr und die Menschen
in den anderen Ländern müsst uns helfen, damit wir ein
eigenes friedliches Land im Südsudan haben.“
Raisers seelsorgerlicher Besuch fiel zeitlich mit den Marathon-Friedensverhandlungen
in Nairobi (Kenia) zusammen. Viele erwachsene Sudanesen haben
nur einmal in ihrem Leben eine Friedenszeit erlebt – 1972
bis 1978, nachdem durch Vermittlung des ÖRK und der Gesamtafrikanischen
Kirchenkonferenz das Friedensabkommen von Addis Abeba zu Stande
gekommen war.
Die von Raiser geleitete Delegation besuchte im Südsudan
die Obere Nilregion, die von der Regierung zur Flugverbotszone
erklärt worden ist. Später erfuhren die Besucher, dass
an diesem Morgen ein Kampfhubschrauber der Regierung die Dörfer
überflogen hatte, in denen sie später Halt machten.
„Sie haben sich großer Gefahr ausgesetzt, um Ihre
Solidarität mit uns zu bekunden“, sagte der Exekutivdirektor
des Neuen Sudanesischen Kirchenrats, Dr. Harun Runn.
In einer öffentlichen Ansprache unterstrich Raiser, der Sudan
müsse „nach Frieden für die Menschen streben,
nicht nach Frieden für die Mächtigen. Dauerhaft wird
nur ein Frieden sein, mit dem sich die Menschen identifizieren
können“. Er fuhr fort: „Die Mächtigen wollen
Frieden, damit sie herrschen können, und selbst wenn die
Bevölkerung dann relativ friedlich leben kann, wäre
es doch ein Friede der Furchtsamen. Wahrer Friede wurzelt in Gerechtigkeit.
Es ist der Friede der Furchtlosen, deren Hoffnung die gegenwärtige
Lage überdauert.“
Der Besuch im Sudan war Teil einer längeren Reise durch das
ganze Horn von Afrika (1.-16. Juli 2002). Vor dem Sudan besuchte
der ÖRK-Generalsekretär Tansania. Dort traf er zu einem
kurzen Gedankenaustausch mit Premierminister Frederick Sumaye
zusammen, der daran erinnerte, dass der ÖRK „in den
Jahren der Entkolonisierung für Afrika ein zuverlässiger
Partner war“. Sumaye rief die Kirchen auf, mit zur Armutsbekämpfung
beizutragen.
Raiser ging auf diese Ausführungen ein, indem er die Notwendigkeit
betonte, das Entwicklungspotenzial der Menschen zu mobilisieren.
Er wies darauf hin, dass die Kirche dank der Tatsache, dass sie
„an der Basis tätig und daher mit den Lebensbedingungen
und den Erwartungen der Menschen vertraut ist“, dazu beitragen
könnte, die Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung
in eine für die Menschen verständliche Sprache zu übersetzen.
(NePAD ist eine neue Entwicklungseinrichtung, die im Interesse
der Entwicklung des Kontinents die Verständigung zwischen
Afrika und den reichen Ländern fördern soll.
Vom Sudan reiste Raiser weiter nach Äthiopien. Bei einer
Zusammenkunft mit dem äthiopischen Präsidenten Girima
W. Giorgis, drückte dieser große Bewunderung für
führende Vertreter verschiedener Religionen aus - für
ihre Rolle bei der Wiederherstellung des Friedens zwischen seinem
Land und Eritrea und den Beitrag, den sie im Kampf gegen HIV/AIDS
leisten.
|
Gastredakteur
dieser Ausgabe der ÖRK-Nachrichten ist Mitch Odero. Er ist
Berater für Informationsfragen der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz
mit Sitz in Nairobi, Kenia. Ferner ist er amtierender Direktor und
Chefredakteur der All Africa News Agency, eines panafrikanischen
ökumenischen Nachrichten- und Feature-Dienstes. | ÖRK
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Originaltext: Englisch
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