Nr. 8: Zum Anklicken - Mai 2002

Wichtige Friedensinitiativen in Eritrea und Äthiopien
Frauen in Konfliktgebieten wollen Frieden und Gerechtigkeit
Lausanne: 75. Jahrestag der Gründung von Glauben und Kirchenverfassung
Ökumenische Persönlichkeiten
Kriterien für die Beteiligung an internationalen interreligiösen Initiativen
Arbeitsschwerpunkt "Ureinwohner"
Sexuelle Gewalt in Westafrika
Mission und Evangelisation
Konflikt im Nahen Osten
Finanzlage des ÖRK
Spenden per Internet


Gastredakteur
Neue Veröffentlichungen
ÖRK Nachrichten


Wichtige Friedensinitiativen in Eritrea und Äthiopien

Interreligiöse Friedenskomitees aus Äthiopien und Eritrea statteten führenden Politikern beider Länder Mitte Februar einen gemeinsamen Besuch ab, um nach vier Kriegsjahren für Versöhnung einzutreten.
Kurz nachdem 1998 die kriegerischen Auseinandersetzungen um ein Grenzgebiet ausgebrochen waren, richteten führende Repräsentanten der orthodoxen, lutherischen und römisch-katholischen Kirche sowie der muslimischen Gemeinschaften beider Seiten Notkomitees ein, um auf diese Weise eine Brücke des Friedens zwischen den zwei Völkern zu bauen. Das norwegische Hilfswerk Norwegian Church Aid (NCA) begleitete diese Komitees von Anfang an.Zudem hatte eine gemeinsame Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC) Asmara und Addis Abeba bereits frühzeitig nach Ausbruch des Konfliktes besucht, um internationale

Hirtenjunge in der Nähe von Agordat, 130 km von Asmara

Unterstützung anzubieten. Die NCA führte diese Kontakte im Namen der internationalen ökumenischen Gemeinschaft fort und brachte die religiösen Führer beider Länder mehrere Male zusammen. Auf einer dieser Tagungen 1999 in Oslo signalisierten beide Seiten ihre Absicht, ihren jeweiligen Staatsoberhäuptern so bald wie möglich einen Besuch abzustatten, um auf ein Ende des Krieges zu dringen.
Aber erst nachdem es den Vermittlern der Vereinten Nationen und der Organisation für Afrikanische Einheit gelungen war, ein Ende der Kämpfe auszuhandeln, kam es auch zu einer offiziellen Einladung an die Vertreter der religiösen Komitees. Am 13. Februar reisten religiöse Führer von Äthiopien nach Asmara, wo sie auf einer Reihe öffentlicher Veranstaltungen herzlich empfangen wurden und mit dem eritreischen Aussenminister zusammentrafen. In Addis Abeba wurden die Vertreter der religiösen Komitees auf öffentlichen Veranstaltungen ebenfalls von einer begeisterten Menge begrüsst und trafen mit dem äthiopischen Präsidenten zusammen.
War das zu wenig und kam es zu spät? "Alle Beteiligten wären froh gewesen, wenn diese symbolischen Friedensgesten religiöser Führungspersönlichkeiten schon Monate oder sogar Jahre früher möglich gewesen wären", betont Dwain Epps, Koordinator des Teams für internationale Beziehungen im ÖRK. Die gemeinsame Selbstverpflichtung religiöser Führer, auch während des Konflikts im Dialog miteinander zu bleiben, habe jedoch dazu beigetragen, ein für den Frieden günstiges Klima zu schaffen. Laut Epps "gibt es gegenwärtig keine offenen Kämpfe mehr, aber die Kluft zwischen beiden Ländern ist immer noch tief und es gibt keineswegs eine Garantie dafür, dass ein dauerhafter Friede gefunden werden kann."
"Es ist nie zu spät, die Grundlagen für einen dauerhaften Frieden zu schaffen," so Epps. "Die Aufgabe des Wiederaufbaus und der Versöhnung nach Beendigung des Krieges ist dringlich und mühsam. Das Volk blickt auf die religiösen Führer und wartet darauf, dass sie neue Wege weisen. Wir hoffen aufrichtig, dass sie sich gemeinsam dafür einsetzen werden, die Wunden des Krieges zu heilen, zerbrochene Beziehungen und gegenseitiges Vertrauen zwischen den zwei Nationen und ihren Verantwortlichen wiederherzustellen."


Frauen in Konfliktgebieten wollen Frieden und Gerechtigkeit  
45 Frauen aus verschiedenen Konfliktgebieten in aller Welt kamen vom 17. bis 20. März 2002 im Ökumenischen Zentrum in Genf zu einem Erfahrungsaustausch zusammen.
Die Frauen beschrieben, wie sie und ihre Kinder als Hauptopfer von Kriegen und Konflikten leiden. Sie leben in Angst und Schrecken und viele sind Gewalt und Missbrauch durch Soldaten oder Männer anderer Volksgruppen ausgesetzt. Einige erleiden Gewalt nicht nur infolge von Krieg; sie sind auch Opfer rassistischer Gewalt. Andere sind permanent wirtschaftlicher Gewalt ausgesetzt; für sie besteht der tägliche Kampf darin, ihre Familie zu ernähren. Diese Frauen müssen die schwere Last tragen, ihre Familie vor dem Hungertod zu bewahren und ihr zerstörtes Leben wieder aufzubauen.

Die Konferenz wurde gemeinsam vom Frauenprogramm des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) unter der Leitung von Aruna Gnanadason und von den entsprechenden Programmen des Lutherischen Weltbundes (LWB), des Reformierten Weltbundes (RWB) und der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) organisiert.
"Den Stimmen der Frauen Gehör verschaffen ... das ist es, worauf es in dieser sich schnell verändernden Welt ankommt! Es sind in erster Linie die Frauen, die ums Überleben kämpfen und sich für Versöhnung vor Ort einsetzen. Warum sitzen die Frauen dann nicht auch an den Verhandlungstischen, um die Konflikte zu regeln?", fragte Gnanadason.

 

Lausanne: 75. Jahrestag der Gründung von Glauben und Kirchenverfassung
Am Sonntag, 25. August 2002, wird die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung ihr 75-jähriges Bestehen feiern. Ein willkommener Anlass, auf die geleistete Arbeit zurückzublicken, die seit der ersten Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung 1927 in Lausanne, Schweiz, geleistet worden ist. Die Feier wird zusammen mit Lausanner Ortskirchen, die vor kurzem einen eigenen ökumenischen Bund geschlossen haben, in der Kathedrale von Lausanne stattfinden. Die Teilnehmenden sind dazu eingeladen, sich die Leitgedanken der Gründungsversammlung von 1927 zu vergegenwärtigen und sich bewusst zu machen, inwieweit die gegenwärtige ökumenische Bewegung von dieser Versammlung beeinflusst worden ist.

"Auf der Konferenz in Lausanne wurden sich die Kirchenvertreter der zentralen Elemente des christlichen Glaubens bewusst, die sie gemeinsam bekräftigen konnten", so Alan Falconer, Direktor und Team-Koordinator von Glauben und Kirchenverfassung. "Sie arbeiteten auch die Fragen heraus, die die Kirchen trennen und in denen sie Übereinstimmung erreichen müssen, wenn sie eins werden wollen, wie Jesus Christus es ihnen aufgetragen hat (Joh 17). Solche Übereinstimmung war zum Beispiel notwendig in der Frage der Taufe, der Eucharistie und des Amtes sowie im Verständnis von der Natur der Kirche. Diese Themen haben die Tagesordnung von Glauben und Kirchenverfassung das ganze 20. Jahrhundert hindurch dominiert."

"Über die Jahre hinweg", so Falconer weiter, "haben sich verschiedene Methoden der Konsensbildung entwickelt. Viele Übereinstimmungen sind erreicht worden, darunter vielleicht als beste die Konvergenzerklärungen zu Taufe, Eucharistie und Amt. Sie haben die Beziehungen zwischen den Kirchen verändert und gezeigt, dass geduldiger Dialog Veränderungen möglich macht. Diese Arbeit findet ihre Fortsetzung in der zurzeit laufenden Studie über das Wesen der Kirche."
75 Jahre lang habe Glauben und Kirchenverfassung die Kirchen ermutigt, "auf eine Einheit zuzugehen, die Gottes Gabe und zugleich Aufgabe der Kirche ist. Wir sind aufgerufen, über gegenwärtige Wahrnehmungen und Grenzen hinauszugehen, um unsere Einheit durch die Taufe in Jesus Christus deutlich zu machen", betont Falconer.


Ökumenische Persönlichkeiten
In Memoriam
Jan H. Kok (1942-2002)
Nach einem langen und mutigen Kampf gegen den Krebs starb Jan H. Kok am 7. Februar 2002 im Alter von 59 Jahren. Jan Kok entstammt einer niederländischen Publizistenfamilie und kam 1973 als Verlagsleiter zum ÖRK. In seiner Zeit als Direktor der Kommunikationsabteilung von 1987 bis 1999 führte er die Veröffentlichungsreihe "Risk Books" ein, die einem breiteren Publikum wichtige ökumenische Themen zugänglich macht. Er gab ferner den Anstoss zum "Dictionary of the Ecumenical Movement" (Wörterbuch der Ökumenischen Bewegung) und war einer der Mitbegründer des Ökumenischen Pressedienstes ENI. Jan Kok hinterlässt seine Frau Birgitta und seine beiden Söhne Jakob und Frederik in Genf sowie seine Mutter und seine Schwester in den Niederlanden.

Marga Bührig (1915-2002)
Dr. Marga Bührig starb am 12. Februar 2002 im Alter von 86 Jahren in Binningen in der Schweiz. Von 1983 bis 1991 war Marga Bührig eine der drei Frauen, die in das achtköpfige Präsidium des ÖRK gewählt worden waren. Sie arbeitete intensiv an der Planung und Vorbereitung der Weltversammlung für "Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung" mit, die 1990 in Seoul in Korea stattfand. Ihr ganzes Leben lang engagierte Marga Bührig sich für Gleichberechtigung und insbesondere für das Mitspracherecht marginalisierter Menschen.


Metropolit Bischof Timotheus von Korfu (1939-2002)
Wenige Tage vor seinem plötzlichen Tod am 15. März 2002 hatte Timotheus von Korfu (63) dem Vatikan als Leiter der ersten offiziellen Delegation seiner Kirche noch einen Besuch abgestattet. Metropolit Bischof Timotheus wurde in Korfu geboren und studierte Theologie, Soziologie sowie Seemanns- und Touristenseelsorge. Sein Studium führte ihn von Athen nach England, in die Vereinigten Staaten und nach Italien. Er wurde 1984 zum Bischof gewählt und zum Koordinator der Beziehungen zwischen der Griechisch-Orthodoxen Kirche und der Europäischen Gemeinschaft nominiert. Er leitete die Delegation seiner Kirche auf der ÖRK-Vollversammlung in Harare, wo er in den ÖRK-Zentralausschuss gewählt wurde.

Susanta Adhikari
Das Volk und die christliche Gemeinschaft in Bangladesch haben in der Person von Susanta Adhikari, der am 22. Februar 2002 in Dhaka in Bangladesch starb, eine herausragende ökumenische Führungspersönlichkeit verloren. Adhikari war sowohl Präsident des Nationalrates der Kirchen in Bangladesch als auch der Sangha-Baptistenkirche von Bangladesch. Er nahm als Delegierter an der ÖRK-Vollversammlung in Harare teil. Adhikari setzte sich sein ganzes Leben lang für arme und marginalisierte Menschen ein. Ferner zeigte er unermüdliches Engagement und Offenheit in seinem Eintreten für die Einheit der Kirchen und die ökumenische Bewegung in Bangladesch.


Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios
Dem Ökumenischen Patriarch Bartholomaios wurde der norwegische Sophie-Preis 2002 für sein geistliches und praktisches ökumenisches Beispiel für Schutz und Heilung unserer Erde verliehen. Patriarch Bartholomaios, der als der "Grüne Patriarch" bekannt ist, verknüpft den Glauben mit der Umwelt und erinnert alle Gläubigen an ihre unmittelbare Verantwortung für den Schutz der Erde. Indem der Patriarch das Umweltbewusstsein der Orthodoxen in aller Welt fördert, ist er ein Beispiel für die anderen Glaubensführer in aller Welt.
Patriarch Bartholomaios weist sowohl auf Rechte als auch auf Pflichten hin, kritisiert den Überkonsum in der Ersten Welt sowie den Mangel an Gerechtigkeit, der für die Ungleichheit in den Entwicklungsländern verantwortlich ist. Als engagierte ökumenische Führungspersönlichkeit hat er im Zentral- und Exekutivausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) wie auch in der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung mitgearbeitet, deren stellvertretender Vorsitzender er war.
Der Sophie-Preis wurde 1997 eingerichtet und und stellt eine jährlich verliehene, internationale Auszeichnung von Personen dar, die sich für eine bestandfähige Zukunft einsetzen.

Neue Stabsmitglieder im ÖRK
GENERALSEKRETARIAT
Sabine Udodesku aus Bochum, Deutschland, Referentin im Generalsekretariat, Pfarrerin der Evangelischen Kirche von Westfalen.
 

ÖKUMENISCHES INSTITUT BOSSEY
Elizabeth S. Tapia aus Bulacan,
Philippinen, Dozentin für
Missionswissenschaft, Pfarrerin und
Älteste der Evangelisch-Methodistischen
Kirche.


     
ARBEITSBEREICH "KOMMUNIKATION"
o
Olivier Schopfer aus der Schweiz,
verantwortlicher Web-Redakteur, Team
für Information und Öffentlichkeitsarbeit,
Pfarrer der Protestantischen Kirche in Genf
.

o Yannick Provost aus Frankreich,
Verlagsleiter, Team für Veröffentlichungen
und Dokumentation, Mitglied der orthodoxen
Kirche der „Metropolie von Frankreich,
Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel".

o Theodore Alexander Gill aus New York,
verantwortlicher Redakteur, Team für
Veröffentlichungen und Dokumentation, Mitglied
der Presbyterianischen Kirche, USA.

 

ARBEITSBEREICH "THEMEN UND
PROBLEMBEREICHE"

- Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung
o André Karamaga aus Kigali, Ruanda,
Berater für den Arbeitsschwerpunkt Afrika,
Mitglied der Presbyterianischen Kirche.
o Athena Peralt aus Manila, Philippinen,
Beraterin für Frauenfragen,
Wirtschaftspolitik und ländliche
Entwicklung, Mitglied der Vereinigten
Kirche Christi, Arbeitsbereich
"Themen und Problembereiche",
Team für Gerechtigkeit, Frieden
und Schöpfung.

- Mission und Evangelisation
o Christoph Mann aus Deutschland,
Projektleiter und Berater für die
ökumenische HIV/AIDS-Initiative
in Afrika, Mitglied der
Evangelischen Landeskirche in
Württemberg, Arbeitsbereich "Themen und Problembereiche", Team für
Mission und Evangelisation.


Kriterien für die Beteiligung an internationalen interreligiösen Initiativen
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) und andere religiöse Organisationen erhalten seit geraumer Zeit eine zunehmende Zahl von Einladungen, sich an nationalen und internationalen interreligiösen Initiativen zu beteiligen. Die Notwendigkeit, Richtlinien für die Teilnahme an solchen Tagungen auszuarbeiten, gab den Anstoss zur Veranstaltung einer interreligiösen Tagung, die vom 8. bis 12. April in Hongkong stattfand.
Rund 25 Teilnehmende - buddhistische, christliche, hinduistische, muslimische und Sikh - befassten sich mit einer Reihe interreligiöser Organisationen, wie zum Beispiel der Internationalen Vereinigung für Religionsfreiheit, der Weltkonferenz für Religion und Frieden und der Stiftung Weltethos, sowie neueren interreligiösen Initiativen, wie dem Millennium-Weltfriedensgipfel religiöser und geistiger Führer und dem Dialog der Weltreligionen über Entwicklung.
Die Teilnehmenden werteten alle diese Initiativen als Zeichen eines wachsenden Bewusstseins von der Notwendigkeit interreligiöser Zusammenarbeit und Gespräche, betonten aber, dass Religionsführer sorgfältig Kontext, Zielsetzung und Rahmenbedingungen prüfen müssten, bevor sie sich zur Teilnahme an solchen Initiativen entschieden. Angesichts der religiösen Pluralität, der sich die Kirchen in ihren Gesellschaften gegenübersehen, ist der ÖRK möglicherweise aufgefordert, eine "umfassendere Ökumene" in Betracht zu ziehen, welche Beziehungen mit anderen Glaubensgemeinschaften einschliesst. "Vielleicht sind wir an einem Punkt angekommen, an dem das ökumenische Prinzip von Lund - das, was wir gemeinsam tun können, sollten wir nicht getrennt tun" - auch auf interreligiöse Beziehungen Anwendung finden sollte, meinte ein Teilnehmer.
Hans Ucko, ÖRK-Referent für interreligiöse Beziehungen und Dialog, sagte, er sei beeindruckt, dass so viele Angehörige anderer Glaubenstraditionen "sich die Zeit nehmen, den ÖRK zu beraten". Dies, so Ucko, zeige nicht nur, dass es immer notwendiger werde, die Möglichkeiten einer gemeinsamen Tagesordnung der verschiedenen Religionen zu prüfen, sondern auch, dass der ÖRK als wichtiger Partner auf internationaler Ebene wahrgenommen werde.

Arbeitsschwerpunkt "Ureinwohner"
Warum hat der ÖRK beschlossen, sich schwerpunktmässig für die Urvölker zu engagieren? Eugenio Poma Anaguaya, der die Arbeit des Rates zur Unterstützung der Urvölker koordiniert, erklärt dies folgendermassen: "Ein kleiner Prozentsatz der Weltbevölkerung lebt eine Religion der Habsucht und Ausbeutung. Durch sein Verhalten ist die ganze Schöpfung ins Ungleichgewicht geraten. Ganze Volkswirtschaften, Kulturen, Religionen und politische Systeme sind korrumpiert worden und vertreiben die Menschen aus ihren Ländern, verschmutzen und zerstören die Umwelt, von der alles Leben abhängt. Es ist wichtig, den Beitrag anzuerkennen, den alle Urvölker durch ihre Geschichte, Kultur und Spiritualität zur Bewahrung der Schöpfung für zukünftige Generationen geleistet haben und leisten."

Eine Versammlung von Ureinwohnern und Ureinwohnerinnen vor dem UNO-Gebäude in Genf (Mitte: Eugenio Poma vom ÖRK-Ureinwohnerprogramm)
Laut Poma ist die Arbeit des Rates zweifacher Natur: Erstens setzt er sich dafür ein, dass die Urvölker sich stärker bewusst werden, was ihr Land für sie bedeutet, und dass sie zu ihrer Identität, Kultur, Weltanschauung und Lebensphilosophie stehen; er fördert auch den Dialog zwischen den spirituellen Führern der Urvölker und leitenden Repräsentanten und Repräsentantinnen der christlichen Kirchen. Zweitens tritt er als Anwalt auf, das heisst er fördert, begleitet, entwickelt und schützt die Rechte der Gemeinschaften von Ureinwohnern auf lokaler, regionaler und weltweiter Ebene. In Mittel- und Südamerika liegt der Schwerpunkt dabei auf Landfragen und Selbstbestimmung, in Afrika auf Spiritualität angesichts von Umweltrassismus.
"Alle Kirchen stehen vor der Herausforderung, sich an die Seite der Ureinwohnergemeinschaften zu stellen, wenn diesen ihr Land genommen und Gerechtigkeit verweigert wird", erklärt Poma.

Sexuelle Gewalt in Westafrika
Auf Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs und der Ausbeutung von Kindern in Flüchtlingslagern in Sierra Leone, Liberia und Guinea haben die Kirchen umgehend reagiert. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), Kirchen helfen gemeinsam (ACT) und der Lutherische Weltbund (LWB) entsandten unverzüglich ein ökumenisches Team, um den Anschuldigungen nachzugehen, die in einem vertraulichen Bericht des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) erhoben worden waren. In dem Bericht waren auch konkrete Hinweise auf Vergehen einzelner ACT-Mitglieder in Sierra Leone und Liberia gegeben worden.
ACT International, das ÖRK/LWB-Koordinationsbüro für Nothilfe, veröffentlichte am 1. März eine Stellungnahme, in der alle Formen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurden und in der das Büro seine "tiefe Beunruhigung angesichts offensichtlich schwerwiegender Fälle von sexueller Nötigung und Ausbeutung von Kindern durch humanitäres Hilfspersonal" zum Ausdruck brachte.
"Wir müssen darüber sprechen, wie die Kirchen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene das Thema sexuelle Gewalt und Belästigung bewusst machen und was sie dagegen unternehmen können. Solche Fälle von Gewalt können unter keinen Umständen geduldet werden", so Melaku Kifle vom ÖRK-Team für internationale Beziehungen.
In den Gesprächen, die das Team führte, wurde deutlich, dass sexuelle Gewalt und Ausbeutung, insbesondere im Kontext der kriegerischen Auseinandersetzungen in diesen drei Ländern, tatsächlich ein Problem darstellten. Der Bericht von UNHCR und dem englischen Hilfswerk "Save the Children Fund" sei ein "Alarmsignal" für Hilfsorganisationen, betonten alle Seiten.
Die ökumenische Delegation bemüht sich um die Ausarbeitung praktischer Empfehlungen, die realistische Lösungen auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene sicherstellen sollen. Sie ist sich aber auch im Klaren darüber, dass die tatsächlich erzielte Abhilfe in hohem Masse von den verfügbaren - auch finanziellen - Mitteln abhängt. Deshalb empfahl sie den ACT-Mitgliedern und Partnereinrichtungen, bei ihren jeweiligen Regierungen für eine grössere finanzielle Unterstützung des UNHCR und anderer humanitärer Hilfsorganisationen, die sich für entwurzelte Menschen in aller Welt einsetzen, zu plädieren.

Mission und Evangelisation
Das ÖRK-Team für Mission und Evangelisation bereitet zwei wichtige Konferenzen vor: eine inter-nationale Konsultation vom 26. Juni bis 2. Juli 2002 in Breklum, Deutschland, sowie die Weltkonferenz für Mission und Evangelisation im Jahr 2005.
Weltmissionskonferenzen werden alle sieben bis acht Jahre abgehalten. Die letzte fand 1996 in Salvador de Bahia in Brasilien statt. Die Konferenz 2005 wird sich schwerpunktmässig mit folgender Thematik befassen: Kirchen als versöhnende und heilende Gemeinschaften, die in einer von Gewalt geprägten, globalisierten Welt in vielfältigen und sich rasch verändernden Kontexten leben.
Geplant ist, dass die Konferenz keine langen Berichte produzieren, sondern sich mit den Erfahrungen von Ortsgemeinden und Missionsgruppen aus aller Welt auseinandersetzen wird. Die Teilnehmerzahl soll auf 500 beschränkt werden und diejenigen, die nicht daran teilnehmen können, werden die Möglichkeit haben, sich an interaktiven Internetdiskussionen zu beteiligen.
Das Thema der Konsultation in Breklum lautet „Glauben ohne Zugehörigkeit? Auf der Suche nach neuen Paradigmen für Kirche und Mission in säkularisierten und postmodernen Kontexten". Missionswissenschaftler und -schaftlerinnen aus allen Teilen der Welt werden sich mit neuen Realitäten und Herausforderungen für Kirche und Mission befassen und ihre Diskussionen werden einen Beitrag zur Vorbereitung der Weltmissionskonferenz 2005 leisten.

Konflikt im Nahen Osten
Solidarität durch aktive Präsenz, Eintreten für politische Veränderungen, Zeugnis vom gewaltfreien Widerstand gegen die Besetzung Palästinas, Schutz vor und Abschreckung von Gewalt: so lauten die vier Schwerpunkte des Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel (EAPPI), das im August dieses Jahres anlaufen wird.
Das Programm basiert auf einem Konzept, das im letzten Februar von einer Arbeitsgruppe aus 41 Vertretern und Vertreterinnen von Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und ökumenischer Partnereinrichtungen in Jerusalem, Europa, Nordamerika und Südafrika ausgearbeitet wurde. Während der Vorbereitungsarbeiten für die Zusammenstellung und Ausbildung der Teilnehmergruppe läuft vor Ort bereits seit März ein EAPPI-Pilotprojekt, das Christliche Begleitprogramm.
Acht Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die von dem dänischen Hilfswerk Danchurchaid
und dem isländischen Werk Icelandic Church Aid entsandt wurden, berichten regelmässig über Menschenrechtsverletzungen, erleichtern Gesundheitsteams die Überquerung militärischer Kontrollpunkte und begleiten humanitäre Missionen in die besetzten palästinensischen Gebiete.
Die Beteiligung an EAPPI beweist, dass die Reaktion der Kirchen auf den Konflikt jetzt in ein anderes Stadium eingetreten ist, so Salpy Eskidjian vom ÖRK-Team für internationale Beziehungen. "Das Programm signalisiert, dass die Kirchen von nachdrücklichen Prinzipienerklärungen zu praktizierter Solidarität vor Ort übergegangen sind: sie leisten christlichen und muslimischen palästinensischen und israelischen Friedensaktivisten vor Ort konkrete Hilfe und geben ihnen Hoffnung in ihrem gewaltfreien Widerstand gegen die militärische Besetzung."
Das EAPPI ist zentraler Bestandteil der "Ökumenischen Kampagne zur Beendigung der rechtswidrigen Besetzung Palästinas: Unterstützung für einen gerechten Frieden im Nahen Osten", durch die der ÖRK seine Mitgliedskirchen und Partnereinrichtungen zum gemeinsamen Engagement für eine Beendigung der Besetzung palästinensischer Gebiete aufruft, damit endlich die Ursachen des Konflikts angegangen, ein bestandfähiger palästinensischer Staat gegründet und ein sicherer und gerechter Friede im Heiligen Land ausgehandelt werden können.

Finanzlage des ÖRK
Zurzeit erörtern Vertreter und Vertreterinnen des Programmausschusses des ÖRK-Zentralausschusses, der Vorstand des Finanzausschusses sowie Mitglieder der Leitungsgruppe des Stabes Möglichkeiten, die Beitragszahlungen der ÖRK-Mitgliedskirchen zu erhöhen, die erwarteten Beiträge der traditionellen Geldgeber sicherzustellen und potentielle neue Einnahmequellen zu erschliessen. Diese Bemühungen gehen Hand in Hand mit Massnahmen, den laufenden Betriebshaushalt für 2002 um zwölf Prozent zu kürzen und die Gehaltskosten für 2003 um sieben bis zehn Prozent zu senken. Endgültige Vorschläge sollen den leitenden Amtsträgern und Amtsträgerinnen auf ihrer Tagung im Juni in Genf vorliegen.

Spenden per Internet
Wenn Sie online oder offline Spenden für die Arbeit des ÖRK zu Afrika, Israel/Palästina, Überwindung von Gewalt, Globalisierung und Dialog mit anderen Religionen überweisen wollen, besuchen Sie unsere Webseite:
http://www.wcc-coe.org/wcc/donations/index-e.html
Warten Sie nicht mit Ihrer Spende!

Gastredakteur
dieser Ausgabe der ÖRK-Nachrichten ist Ben Pohue. Zusammen mit einer Reihe von ehrenamtlich tätigen Redakteuren ist Pohue für die Herausgabe des zweisprachigen protestantischen Monatsmagazins "Veà porotetani" zuständig, einer Veröffentlichung der Evangelischen Kirche von Französisch-Polynesien (EEPF).

Neue Veröffentlichungen

Elisabeth Raiser und Barbara Robra, (Hrsg)
WITH LOVE AND WITH PASSION
Women's Life and Work in the Worldwide Church
Eine Würdigung des Beitrags von Frauen zur ökumenischen Bewegung, die auf einer Fotoausstellung zum Abschluss der Ökumenischen Dekade "Solidarität der Kirchen mit den Frauen" aufbaut
196 S, CHF.36.00, USD21.50, GBP14.95, EUR 24.00

Crisis in Chechnya
Hintergrundinformationen
128 S., kostenlos erhältlich

Hans-Ruedi Weber
WALKING ON THE WAY
Biblical Signposts
Der Autor setzt sich mit den grossen Feiern des Kirchenjahres und den wichtigen dazwischen liegenden Zeitabschnitten auseinander, indem er Kunstwerke, insbesondere Gemälde und Webereien, mit ihren Bildern und Symbolen interpretiert.
110 S (illustriert) CHF.17.00, USD9.95, GBP6.95, EUR 11.00

Janice und Philip Wickeri, (Hrsg)
A CHINESE CONTRIBUTION TO ECUMENICAL THEOLOGY
Selected Writings of Bishop K.H.Ting
Aufsätze und Predigten, die die 60-jährige Laufbahn des Autors als leitender Repräsentant der chinesischen Kirche und als ökumenischer Theologe umspannen.
ca, 128 S, CHF.17.00, USD12.95, GBP8.95, EUR 15.00

YEARBOOK 2002
Ein Überblick über die wichtigsten Ereignisse in Leben und Arbeit des ÖRK im Jahr 2001 sowie eine Liste der Mitgliedskirchen, nationaler und regionaler ökumenischer Einrichtungen, spezialisierter ökumenischer Organisationen (mit Postanschrift, Telefon- und Faxnummern und E-Mail-Adresse) sowie der Zentralausschuss- und ÖRK-Stabsmitglieder. Das Jahrbuch enthält auch Verfassung und Satzung des ÖRK.
ca. 116 S, CHF.19.00, USD11.50, GBP7.95, EUR 13.00

Video
LEARNING FOR IDENTITY
Dieses Video bietet Menschen aus verschiedenen Kontexten und Kulturen Gelegenheit, den Zuschauern und Zuschauerinnen ihre Gedanken und Überlegungen zum Thema "Identitätsstiftendes Lernen" mitzuteilen. Es besteht aus 14 jeweils ca. 7 Minuten langen Sequenzen und sollte abschnittweise gezeigt werden. Gesamtdauer: 104 Minuten. Erhältlich in Englisch/PAL + Englisch/NTSC.
CHF 29.50 (+ Porto CHF 6.00), USD19.50 (+ USD13.00), EUR 20.50 (+ EUR 10.00)


ÖRK Nachrichten ersheint vier Mal järlich und wird kostenlos verteilt.
Ein freiwilliger Unkostenbeitrag in einer Mindesthöhe von umgerechnet US$ 20,- ist allerdings willkommen. Bitte schinken Sie einen Scheck (ausgestellt auf "Ökumenisher Rat der Kirchen" und mit dem Vermerk "für ÖRK Nachrichten") oder zahlen Sie mit einer Visa- oder MasterCard-Kredikarte.
Herausgegeben vom:
ÖRK-Team für Information und Öffentlichkeitsarbeit

Gastredakteur für diese Ausgabe:
Ben Pohue

Verantwortliche Redakteurin:
Kristine Greenaway

Weitere Informationen erhalten Sie über:
ÖRK-Nachrichten
ÖRK-Kommunikation
Ökumenischer Rat der Kirchen
150 Route de Ferney
Postfach 2100
1211 Genf 2 - Schweiz
Telefon: (41-22) 791 6111
Fax: (41-22) 791 0361
Fax ÖRK-Kommunikation: (41 22) 798 1346

E-mail für Anfragen: bob@wcc-coe.org

Internet: http://www.wcc-coe.org

Das vorliegende Material kann mit Angabe der Referenz nachgedruckt und weitergegeben werden.

Text Design: Marie Arnaud Snakkers
Internet Design: Cécile Requedaz, WCC

Printed in Switzerland
©WCC
Originaltext: Englisch und Franzözisch

 


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