ÖRK - Nachrichten
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Ökumenischer Rat der Kirchen
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Armenien: Zusammenarbeit von Naturwissenschaft und Religion Naturwissenschaftler und Kirchen arbeiten in Armenien gemeinsam daran, von genetisch veränderten Nahrungsmitteln abzurücken. Mit Hilfe des ÖRK fördern Kirchen die Untersuchung von natürlichen Anbaumethoden für hochwertige Obst- und Gemüsesorten und die Entwicklung von Solartrocknern für Obst. Die Ausfuhr von Gemüse, Trockenobst wie z.B. Aprikosen, Pfirsichen und Feigen, und Heilkräutern wie z.B. Aloe und Zaunrübe ist eines der wichtigsten Ziele bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen im ländlichen Sektor. Zu den mehr als 40 Projekten, die in den vergangenen drei Jahren von kirchlichen und sozialen Einrichtungen gefördert worden sind, gehören auch mehrere landwirtschaftliche Programme. Einer der letzten öffentlichen Auftritte des ermordeten Parlamentspräsidenten Karen Demirchian war die Begrüssung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen an einem vom ÖRK organisierten Rundtischgespräch von Kirchen, Nichtregierungsorganisationen und ausländischen christlichen Hilfswerken, die dieses Projekt in die Wege geleitet hatten. In seiner Begrüssungsansprache würdigte Demirchian die ökumenische Arbeit in Armenien, an der sich Orthodoxe, Protestanten und Katholiken, dh. die Armenische Apostolische Kirche, die Armenische Evangelische Kirche und die Armenische Katholischen Kirche beteiligen. Die Tagung begann mit einem Gottesdienst zum Gedenken an den verstorbenen Katholikos Karekin I., dessen persönliches Verdienst es gewesen ist, dass dieses Projekt enstanden war und dass die Mittel für ein weiteres und inzwischen erfolgreiches Vorhaben, ein Darlehensprojekt für 300 Familien und Kleinbetriebe, aufgebracht werden konnten. Zu den Erfolgen im kirchlichen Bereich zählen die Einrichtung christlicher Bildungszentren, die Unterstützung evangelischer und orthodoxer Seminare und die Restaurierung einer historischen orthodoxen Kirche. Der Runde Tisch plant auf der Grundlage eines Haushaltsvoranschlags in Höhe von 451 000 US-$ bereits die Arbeit der kommenden drei Jahre, in denen nicht nur soziale Projekte unter stärkerer Einbindung der Gemeinden, sondern auch verstärkte Bemühungen um die Versöhnung der christlichen Traditionen gefördert werden sollen.
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1995 zogen die ÖRK-Zentralausschussmitglieder vor die Vereinten Nationen in Genf, um gegen die französischen Atomtests zu protestieren. Vorne John Doom, gefolgt vom Vorsitzenden Aram I. |
Wahrheitsfindung im Pazifik Der ÖRK-Referent für den Pazifik, John Doom, koordiniert eine dreijährige Kampagne zur Untersuchung und Veröffentlichung der langfristigen Folgen der französischen Atomtests für die Bevölkerung Französisch-Polynesiens. Als Polynesier ist er selbst von diesen Tests betroffen, die 1963 von der französischen Regierung angekündigt und drei Jahre später erstmals durchgeführt wurden. Doom verlässt den ÖRK am 31. Dezember nach zehnjähriger Tätigkeit und widmet sich dann der bis 2002 laufenden Kampagne mit dem Titel "Die Wahrheit herausfinden". Die Kampagne fordert die Öffnung der im französischen Verteidigungsministerium lagernden Archive über 30 Jahre Atomtests sowie die Registrierung der Atolle Mururoa und Fangataufa als offizielles Testgelände, das radiologisch überwacht werden muss. Weiter wird sie den 10 000 Polynesiern, die in diesen Jahren auf dem Testgelände gearbeitet haben und sich Sorgen über die gesundheitlichen Folgen machen, die Ergebnisse einer unabhängigen Untersuchung über die Auswirkungen der Tests zugänglich machen und diese Informationen auch international verbreiten. 1997 berichteten unabhängige Forscher, bei einer ausgewählten Gruppe von 737 Arbeitern, die seit den 60er Jahren auf dem Testgelände eingesetzt waren, hätten 41% in wahrscheinlich kontaminierten Zonen gearbeitet, und 30% der Arbeiter hätten ausgesagt, man habe ihnen keine Schutzkleidung zur Verfügung gestellt. Im vergangenen Jahr entdeckte ein französischer Journalist in einem staatlichen Archiv Unterlagen über eine schwere Kontamination auf einer der Inseln, die von der Armee vertuscht worden war. Die Kampagne wird gemeinsam mit der Pazifischen Konferenz der Kirchen durchgeführt und von einem Zusammenschluss von Kirchen und Nichregierungsorganisationen in sechs europäischen Ländern unterstützt
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Indonesien und Osttimor: einschliesslich:
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Politische Entwicklungen in Indonesien Zusammenstösse zwischen Christen und Muslimen in Ambon auf der Insel Seram im Nordosten Indonesiens fordern auf beiden Seiten täglich Menschenleben. Die jüngsten Unruhen in Ambon kamen bei einer ÖRK-Rundtischtagung mit indonesischen Kirchen, Missionspartnern und Hilfswerken im November in Hongkong zur Sprache. Die Christen in Ambon befürchten eine systematische Vertreibung. Die Protestantische Kirche der Molukken hat dringend um die Entsendung einer internationalen ökumenischen Delegation gebeten, und der ÖRK, die Asiatische Christliche Konferenz (CCA) sowie die Gemeinschaft der Kirchen in Indonesien (PGI) behandeln diese Bitte als Priorität. In Hongkong standen auch die Entwicklungen in Irian Jaya, Aceh und Osttimor auf der Tagesordnung. Die Teilnehmer sprachen über mögliche kurz- und langfristige ökumenische Reaktionen auf die Situation in allen Teilen Indonesiens und über Methoden der Zusammenarbeit mit den dortigen Kirchen in dieser kritischen Zeit. Der Tagung wurde über die jüngste Entwicklung in Osttimor Bericht erstattet. Pfr. Francisco de Vasconcelos von der Christlichen Kirche von Osttimor berichtete, seine Kirche sei dermassen in Mitleidenschaft gezogen worden, dass nur vier Pastoren im Ostteil der Insel verblieben seien. Er sprach auch die Notwendigkeit einer Versöhnung zwischen den politisch zerstrittenen Christen Osttimors an. Ferner wies er darauf hin, dass sich seine Kirche auf die Unabhängigkeit vom PGI, dem indonesischen ökumenischen Gremium vorbereite. Stien Jalil, PGI-Mitarbeiterin, schickt Berichte aus Westtimor, wo sie die örtliche Kirche bei der Verteilung von Hilfsgütern an über 250 000 Flüchtlinge unterstützt. Im Oktober besuchten ÖRK- und CCA-Mitarbeiter in Darwin (Australien) ein Lager für Flüchtlinge aus Osttimor. Dort werden 25 000 Menschen vorläufig untergebracht und medizinisch versorgt, bevor sie nach Sydney oder Melbourne weiterreisen. Ein weiterer Bericht kam von der Christlich-Evangelischen Kirche in Irian Jaya. Ihr Moderator, Pfr. Herman Saud, erklärte, die überwältigende Mehrheit der Gläubigen befürworte den Ruf nach Unabhängigkeit von Indonesien. Diese politischen Entwicklungen setzen die Gemeinschaft der Kirchen in Indonesien (PGI) erneuten Belastungen aus. Tony Waworuntu, Mitglied der für internationale Angelegenheiten zuständigen Kommissionen sowohl des ÖRK als auch der CCA, erinnerte die Teilnehmer an die für März 2000 geplante PGI-Vollversammlung. Er rief diese Vollversammlung auf, eine neue Leitung zu wählen, die "den Mut hat, ... auch das kirchliche Leben zu demokratisieren".
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Pastor Francisco de Vasconcelos
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Pastor in Osttimor entrinnt dem Tod Er war totgesagt und lebt wieder ... es herrschte grosse Freude im ÖRK, als sich herausstellte, dass die Nachricht vom Tode Pfr. Francisco de Vasconcelos falsch war. Im September hiess es, der Generalsekretär der Christlichen Kirche von Osttimor sei von für die Autonomie eintretenden Milizen erschossen worden, als er wegen Todesdrohungen aus Dili nach Baucau floh. Einen Monat später erfuhr der ÖRK mit Erleichterung, dass de Vasconcelos lebte und wieder seiner Aufgabe als Seelsorger in Osttimor nachkommt. Im November nahm er in Hongkong an Rundtischgesprächen des ÖRK mit Kirchen aus Indonesien und Osttimor teil. Wie für mehrere römisch-katholische Priester, von denen auch fälschlicherweise angenommen wurde, sie seien getötet worden, bleibt auch die Lage für Pfr. de Vasconcelos prekär. Die Spannungen in der Region sind noch nicht abgebaut und die Angst vor einer Rückkehr der Gewalt ist gross. Führende Geistliche sowie kirchliche Gebäude waren die Zielscheibe der gegen die Unabhängigkeit kämpfenden Milizen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt waren nur noch vier Pastoren der Christlichen Kirche von Osttimor im östlichen Teil der Insel verblieben, nachdem 70% der Gläubigen und 27 Geistliche in den Westen geflohen waren.
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Desmond Tutu |
Erzbischof Tutu zur Schuldenkrise Desmond Tutu, ehemaliger Erzbischof von Kapstadt, wird vor den 2000 Delegierten der Jahrestagung der US-amerikanischen Mitgliedskirchen des ÖRK in Atlanta sprechen. Tutu (68), der als Gastprofessor an der Candler School of Theology in Atlanta lehrt, wird seine Ansprache anlässlich eines Abendessens am 10. Dezember in der historischen Ebenezer Baptist Church halten. Sein Thema ist die internationale Schuldenkrise als Hindernis auf dem Weg zur Versöhnung, und Erzbischof Tutu könnte sehr wohl ein paar direkte Worte zur christlichen Vergangenheit in Bezug auf die verschuldeten Länder sagen. Der 5-bändige Abschlussbericht der von ihm geleiteten südafrikanischen Kommission für Wahrheit und Versöhnung, den er letztes Jahr Präsident Mandela übergab, enthielt eine scharfe Attacke auf die Kirchen des Landes, die in der Vergangenheit die Apartheid unterstützt hatten. Kritisiert wurden nicht nur die Kirchen, die eine lehrmässige Rechtfertigung der Apartheid gepredigt hatten, sondern auch die, die rassisch getrennte Gemeinden toleriert oder es unterlassen hatten, den Opfern der Apartheid beizustehen. Weitere Informationen: "Debt, Cancellation and Beyond" (nur auf Englisch, aber mit Links auf Deutsch)
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Konrad Raiser und Mike Moore
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Neuer WTO-Generalsekretär besucht ÖRK Mike Moore hat sich während der arbeitsreichen ersten fünf Wochen in seinem Amt als neuer Generalsekretär der Welthandelsorganisation (WTO) die Zeit genommen, dem ÖRK an seinem Sitz in Genf im Oktober einen Besuch abzustatten. Er traf mit Generalsekretär Dr. Konrad Raiser sowie mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zusammen, die sich mit Fragen der Globalisierung beschäftigen. Moore (50), der sich vom Bauarbeiter zum Premierminister von Neuseeland hochgearbeitet hat, stand im November/Dezember, als Vertreter und Vertreterinnen aus 134 Ländern auf der Dritten WTO-Ministerkonferenz in Seattle (Washington, USA) zusammentrafen, weltweit im Rampenlicht. Wietere Informationen: "Echoes from elsewhere" (nur auf Englisch).
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Sarah Chakko, |
Stiftungsfonds ehrt erste ÖRK-Präsidentin Der Name Sarah Chakkos, der ersten Präsidentin des ÖRK, wird im Zusammenhang mit einer Aufgabe geehrt, die ihr zeit ihres Lebens sehr am Herzen lag. Frau Chakko stammte aus einer syrisch-orthodoxen Familie in Südindien. Nach ihrer Habilitation in Madras wurde sie Rektorin der ökumenischen Schule in Lucknow. 1954 starb sie im Alter von 49 Jahren an Herzversagen, nachdem sie mit ihren Studentinnen Basketball gespielt hatte. Der Theologische Sarah-Chakko-Stiftungsfonds will besonders Frauen aus der südlichen Hemisphäre oder aus Mittel- und Osteuropa helfen, die gerne Theologie studieren möchten, aber kaum Aussicht auf ein Stipendium haben, und die überdies zu Hause grosse Verpflichtungen haben. Der Fonds wurde 1998 von ÖRK-Mitarbeiterinnen auf dem Festival zum Abschluss der Ökumenischen Dekade "Kirchen in Solidarität mit den Frauen" ins Leben gerufen. In fünf Jahren sollen 3 Millionen US$ aufgebracht werden, und der Fonds soll jährlich über $ 150 000 verfügen. Eine junge Praktikantin soll für ein Jahr bei der Mittelbeschaffung mithelfen. Beiträge können mit dem Vermerk "Theologischer Sarah-Chakko-Stiftungsfonds" direkt an den ÖRK geschickt werden. Weietere Informationen erhalten Sie über: Nyambura Njoroge.
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Anhaltender Konflikt in Sri Lanka Es gibt einen Krieg, den die Welt vergessen hat. Aber die Kirche vergisst ihn nicht. Während das Fernsehen mit anderen Konflikten beschäftigt ist, gerät die Agonie Sri Lankas aus dem Blickfeld. Seit 16 Jahren macht dieser Bürgerkrieg Menschen zu Flüchtlingen in ihrem eigenen Land und verstümmelt oder tötet Kinder durch Landminen. Die Regierung und die Rebellenführer sind weit von jeder Einigung über einen nationalen Friedensprozess entfernt. Bemühungen um eine Versöhnung an der Basis werden jedoch von den Kirchen fortgesetzt, die die einzigen Institutionen sind, in denen beide ethnischen Gruppen zusammenkommen. Der Nationale Christenrat von Sri Lanka setzt sich z.B. je zur Hälfte aus Singhalesen und Tamilen zusammen.
Andere Besucher kamen in das Kinderheim und das Flüchtlingslager, als der ÖRK und die Asiatische Christliche Konferenz in Sri Lanka eine Konsultation über die Rechte Vertriebener organisierten, an der 36 führende kirchliche Persönlichkeiten aus Asien teilnahmen. Vor Tagungsbeginn besuchten die Teilnehmer, die sich in drei Gruppen unterteilt hatten, verschiedene Lager. Elizabeth Ferris, eine leitende Mitarbeiterin des ÖRK-Teams für internationale Angelegenheiten, schildert die Fahrt: "Unser Wagen musste mindestens 150 Kontrollposten der Armee passieren. Als es dunkel wurde, wurden wir alle paar Minuten von schwer bewaffneten Soldaten angehalten." Ein Pastor erklärte dazu: "Die Regierungstruppen kontrollieren die eine Seite der Strasse, die Tamilischen Tiger die andere." Pfr. Andrew Chang von der Presbyterianischen Kirche in Taiwan sagte nach dem Besuch der Lager: "Ich wusste nicht, wie gross das Leid in Sri Lanka ist." Der ÖRK betrachtet sowohl die moralische als auch die praktische Unterstützung für die Kirchen auf der Insel als Priorität. Clement John, leitender Mitarbeiter des Teams für internationale Angelegenheiten, erklärte in Genf: "Wir müssen die Weltöffentlichkeit daran erinnern, dass Sri Lanka Hilfe braucht."
Kritische Kommentare in der Tschechischen Republik ÖRK-Generalsekretär Pfr. Dr. Konrad Raiser ging auf Kritik ein, die während seines Besuches in der Tschechischen Republik vom 17.-21. November gegen den ÖRK vorgebracht worden war. Ehemalige Dissidenten, darunter eine Reihe von Pastoren, beklagten Raiser gegenüber, dass der ÖRK damals kein Signal gegeben habe, dass er ihre Situation der politischen Verfolgung verstehe. In ihren Augen habe sich der ÖRK eher um einen Konsens mit den Ostblock-Staaten bemüht. Die Bürgerrechtler hätten sich vom ÖRK im Stich gelassen gefühlt. Raiser erklärte, er wolle die kritischen Anfragen ernst nehmen, auch wenn er vielen Darstellungen von historischen Abläufen nicht zustimmen könne. Er sprach sich für eine grundlegende kritische Vergangenheitsaufarbeitung der Zeit des Kalten Krieges aus. Der Generalsekretär war in die Tschechische Republik gereist, um an den Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der "Samtenen Revolution" teilzunehmen. Raiser traf mit führenden Kirchenleitern, Vertretern theologischer Fakultäten sowie dem Primas der tschechischen katholischen Kirche, Kardinal Miloslav Vlk zusammen. Das Gespräch mit Staatspräsident Vaclav Havel endete mit einer Einladung Raisers zur Teilnahme am Forum 2000 im kommenden Jahr in Prag. Es handelt sich um eine jährlich stattfindende internationale Zusammenkunft von Intellektuellen, die von Havel einberufen wird und auf der nächstes Jahr über die Rolle der Spiritualität diskutiert werden wird.
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Château de Bossey |
Spende für das Ökumenische Institut Eine Delegation der Evangelisch-Methodistischen Kirche (USA) wird Anfang nächsten Jahres bei einer Feier im Ökumenischen Institut des ÖRK in Bossey (Schweiz) eine Spende in Höhe von 1,5 Mio. US-$ übergeben. Im historischen Schloss Bossey, das mit Blick auf die französischen Alpen über dem Genfer See liegt, soll mit dieser Spende ein Lehrstuhl für Missionstheologie eingerichtet werden. Die Direktorin des Instituts, Dr. Heidi Hadsell, eine Presbyterianerin aus den USA, bezeichnete die Spende als "Investition in die ökumenische Ausbildung internationaler christlicher Führungskräfte für das nächste Jahrhundert". In diesem Jahr stellte das Institut einen Fünfjahresplan für die Weiterentwicklung Bosseys auf, in dessen Rahmen weitere Stiftungsgelder in Höhe von 6 Mio. US-$ für Lehrstühle und Stipendien aufgebracht und 4 Mio. US-$ für den Ausbau der Räumlichkeiten aufgewendet werden sollen. Im April wird mit der Renovierung der Gästezimmer, der Küche und des Empfangsbereichs begonnen. Die Anzahl der Studierenden wird sich voraussichtlich verdoppeln; zur Zeit nehmen 48 Studentinnen und Studenten (Laien und Ordinierten) an den Vorlesungen und Seminaren evangelischer, orthodoxer und katholischer Dozenten und Dozentinnen teil.
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Der Muslimführer Imam Alhaj Jah nimmt an der Eröffnungsfeier der Vollversammlung des Kirchenrats von Sierra Leone teil -- ein Zeichen der religiösen Einheit im Land. |
Dringende Appelle aus Sierra Leone Der Friedensvertrag in Sierra Leone ist unterzeichnet, doch der tatsächliche Frieden muss erst noch geschaffen werden. Eine von der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC) und dem ÖRK entsandte 13-köpfige Delegation stattete dem Land vom 14.-21. November einen Besuch ab. Obwohl im Dezember eine UN-Friedenstruppe in Sierra Leone eintreffen wird, stellte die Delegation fest, dass die Menschen dort fest darauf vertrauen, dass ihre religiösen Führer die notwendigen Gespräche in Gang bringen, die zu einem dauerhaften Frieden führen. Dies würde Besuche bei den verschiedenen Faktionen einschliessen, obwohl die persönliche Sicherheit aus augenfälligen Gründen nicht gewährleistet ist. Es besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen Muslimen und Christen im Land, und darauf stützen die Bewohner ihre Hoffnung, dass religiöse Führer solche Initiativen ergreifen können. Der Kirchenrat von Sierra Leone wird hierbei eine führende Rolle spielen. Am 7. Juli dieses Jahres wurde ein Abkommen zwischen der Regierung von Sierra Leone und der Revolutionären Einheistfront (RUF) unterzeichnet. Viele sind sich aber im Klaren darüber, dass der Frieden prekär ist und der nächste Schritt die Entwaffnung sein muss. Dies verbindet sich auch mit einem Aufruf zur Aussöhnung zwischen allen Faktionen. Die religiösen Führer in Sierra Leone haben die internationale ökumenische Gemeinschaft aufgerufen, für das Land zu beten, und haben einen gesamtafrikanischen Gebetstag für den Frieden in Sierra Leone vorgeschlagen. Ferner bitten sie um Unterstützung bei ihrer Fürsprachearbeit und Interessenvertretung auf internationaler Ebene, einschliesslich bei der UN-Menschenrechtskommission sowie gegenüber dem Sonderbeauftragten des UN-Generalsekretärs für Kinder in bewaffneten Konflikten, Olara A. Otunnu. Die Mitglieder der Delegation zeigten sich zutiefst beeindruckt davon, dass dieses Volk, das schon so lange leidet, keine Bitterkeit zeigt. Der Besuch hat sowohl im ÖRK als auch bei der AACC eine Reihe von dringenden Besprechungen darüber ausgelöst, wie am besten und schnellsten auf den Aufruf reagiert werden kann, insbesondere in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen und Missionswerken. Die Kirchenleitung in Sierra Leone steht unter grossem Druck und bedarf dringend der Solidarität und Unterstützung.
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ÖRK-Delegation besucht geteiltes Zypern Zypern ist seit 1974 geteilt. Da erneut Anlass zu der Hoffnung besteht, dass die seit über zwei Jahren ausgesetzten Verhandlungen wieder aufgenommen werden, sandte der ÖRK im Oktober eine Delegation auf die Insel. Der Besuch fand statt, nachdem der UN-Sicherheitsrat und die G8-Staaten (die sieben wichtigsten Industriestaaten und Russland) die Führer der griechischen Zyprioten und der türkischen Zyprer aufgefordert hatten, sich für bedingungslose Verhandlungen einzusetzen, und nachdem sich die Beziehungen zwischen den beiden Regierungen im Anschluss an die tragischen Erdbeben in der Türkei und in Griechenland entspannt hatten. Es handelte sich um den ersten ökumenischen Besuch, der dem türkisch besetzten Norden der Insel seit seiner einseitigen Unabhängigkeitserklärung 1983 abgestattet wurde. Nachdem der zypriotische Präsident Glafkos Klerides und Erzbischof Chrysostomos (Kirche von Zypern) positiv auf die Idee eines Besuchs reagiert hatten, überschritt die Delegation die Demarkationslinie. Sie führte in beiden Teilen der Insel Gespräche mit führenden Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Gesellschaft, darunter auch mit dem amtierenden Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen in Zypern, James Holger. Der ÖRK erklärte, er unterstütze nach wie vor alle, die den Mut haben, für eine Versöhnung der beiden Seiten einzutreten, und rief die Religionsgemeinschaften auf, sich an solchen Initiativen zu beteiligen. Die Delegation wurde von Pater Dr. Georges Tsetsis, Mitglied des ÖRK-Zentral- und des Exekutivausschusses, angeführt; ihn begleiteten Dr. Ernie Regehr, ein kanadischer Mennonit, der sich mit Fragen der Umwandlung von Konflikten befasst, und Salpy Eskidjian, Referentin im ÖRK-Team für internationale Beziehungen.
Weihnachtsbotschaft des Generalsekretärs
"Viele werden dem neuen Jahrtausend mit Angst und Furcht vor dem Unbekannten begegnen", fährt Raiser fort. "Ähnliche Vorahnungen erfüllten viele Menschen zu der Zeit, als Jesus geboren wurde. Es ist umso bemerkenswerter, dass auch nach 2000 Jahren das Leben und die Botschaft dieses aus dem jüdischen Volk stammenden Menschen weiterhin Männer und Frauen anzieht, die in ihm die Quelle von Hoffnung und Gewissheit für ihr Leben finden."
Raiser räumt ein, dass das zu Ende gehende Jahrtausend "eine Periode christlicher Spaltungen, Kämpfe und wechselseitiger Verurteilungen (war). Das Bestreben, eine christliche Kultur und Zivilisation auszubreiten oder zu verteidigen, hat Gewalt und Krieg, Ungerechtigkeit und Unterdrückung hervorgebracht." Und wenn auch das ausgehende Jahrhundert die ökumenische Bewegung hat entstehen sehen, so war es dennoch die gewalttätigste Periode in der menschlichen Geschichte.
Deshalb sollte in diesem Jahr die Botschaft der Kirchen zu Weihnachten im Zeichen der Versöhnung stehen: "Versöhnung zwischen Christen, Juden und Muslimen in Israel und Palästina ...; Versöhnung zwischen Christen und Muslimen in Indonesien, Nigeria, Pakistan, Bosnien und Kosovo; Versöhnung zwischen Christen, Muslimen und Hindus in Indien; und Versöhnung zwischen den Gliedern der christlichen Familie in der ganzen Welt. Die Kirchen, die zum Dienst der Versöhnung berufen sind", schreibt Raiser, "müssen im eigenen Haus beginnen."
Weitere Informationen: Weihnachtsbotschaft von Dr. Konrad Raiser, Generalsekretär des ÖRK
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