Ausgabe Nr. 1 Liebe Brüder und Schwestern in Christus, Wir senden Ihnen unsere herzlichsten Grüße. „Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unserm Gebet und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.“ (1. Thess 1,2-3)
Bei den Referaten handelt es sich um „Bibel, Evangelisation und soziale Gerechtigkeit“ von Pfr. Dr. Gosbert T. M. Byamungu, einem afrikanischen römisch-katholischen Professor am Ökumenischen Institut Bossey, sowie „Gottes Mission der Erneuerung, Erlösung, Befreiung und Versöhnung“, von Pfrin. Dr. Sherron George, Presbyterianische Kirche (USA), die in Brasilien Missionstheologie lehrt. Und schließlich finden Sie in dieser Ausgabe auch ein Interview mit evangelikalen und pfingstkirchlichen Teilnehmenden an der Vollversammlung, das die Bedeutung der Evangelisation für die gesamte oikoumene aufzeigt. Wir hoffen, dass Sie die enthaltenen Informationen hilfreich finden. Weitere Informationen finden Sie auf der Vollversammlungs-Webseite, die wichtige Dokumente wie etwa die „Botschaft der 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen: Eine Einladung zum Gebet“ enthält. Mit brüderlichen Grüßen, 1. Ökumenisches Gespräch Einleitung Paulus spricht von der neuen Schöpfung, die uns in Christus angekündigt und vom Heiligen Geist ermöglicht wird. Paulus schreibt: „Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2. Kor 5,19-20) Wir glauben, dass diese „neue Schöpfung“ durch Gottes verwandelnde Gnade das Ziel der Mission Gottes ist. Versöhnung als Wiederherstellung rechter Beziehungen zu Gott in Christus ist die Quelle der Versöhnung mit der eigenen Person, mit den Mitmenschen und mit der ganzen Schöpfung. Als Christinnen und Christen sind wir berufen, diese Gabe anzunehmen und zu feiern und als Kirchen in der Kraft des Heiligen Geistes in Formen der Mission und Verkündigung aktiv zu werden, die Relevanz für die Menschen haben und auf Christi Vision der Fülle des Lebens für alle verweisen. Als Botschafter dieser Nachricht und Partner in Gottes Mission sind wir als Kirchen berufen, uns Einzelnen, Familien, Gemeinwesen, Kirchen und Nationen zuzuwenden und Zeugnis von der Macht des Heiligen Geistes zu geben, der die Welt als lebendiges Zeichen der neuen Schöpfung Gottes verwandelt. Wir sind berufen, inmitten von Krankheit und Leid, Konflikten und Spannungen, Krisen und Not Heilung und Versöhnung zu wirken. Diese Berufung zur Nachfolge gilt uns aber auch inmitten der Suche nach Sinn und Gemeinschaft, wo „private“ Formen der Spiritualität oder Religiosität große Anziehungskraft haben und Kirchen Geistliche und Mitglieder verlieren. Der Weg zur Versöhnung und Heilung ist kein bequemer Weg. Er verlangt von uns, zuzuhören, die Wahrheit zu sagen, Buße zu tun, Vergebung zu üben und uns Christus und seiner Gerechtigkeit von Herzen zuzuwenden. Dazu gehört physische, geistige, soziale, wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit. Dazu gehört die Versöhnung von Gemeinschaften und Kirchen, in denen Konflikte herrschen. Dazu gehört die Begleitung von Gemeinden, die sich um Erneuerung bemühen. Dazu gehört es, das Evangelium der verwandelnden Gnade zu verkündigen und zu bezeugen, wo Menschen verzweifelt nach geistlicher Sinngebung verlangen. All dies geschieht in der Spannung des kommenden Gottesreiches das „schon jetzt“ da und „noch nicht“ gekommen ist, in der Gewissheit, dass nur Gott wahre Heilung schenkt. Innerhalb unserer vielen Traditionen bietet sich uns ein reicher Schatz an Erfahrungen, persönlichen Zeugnissen und Gaben, der unser gemeinsames Zeugnis vom auferstandenen Herrn stärkt. Dazu gehören Heilung durch Gebet, asketisches Leben und Charismen, Sakramente und Liturgien, ärztliche und geistliche Dienste, Arbeit an Gesellschafts- und Systemstrukturen – alle getragen von der Gegenwart des Heiligen Geistes. Das Ökumenische Gespräch Tag 1: Was sind die Stärken und Schwächen von Mission und Evangelisation als Heilung und Versöhnung? Pfrin. Ruth Bottoms, baptistische Pfarrerin und ehemalige Vorsitzende der Kommission für Weltmission und Evangelisation, erinnerte daran, dass die Kommission Heilung und Versöhnung als Themenschwerpunkt für die Weltmissionskonferenz 2005 in Athen gewählt hatte. Wir sind berufen, an der Missio Dei mitzuwirken, uns ist ein Dienst der Versöhnung aufgetragen und wir stehen in der Nachfolge Jesu, des Heilers, der nicht nur predigte, sondern auch gute Werke tat, so Bottoms.
Kleingruppen tauschten sich in lebhaften Diskussionen über Erfahrungen und Einsichten im Zusammenhang mit Heilung und Versöhnung aus. Auch die Frage des Machtmissbrauchs in der Missions- und Evangelisationspraxis wurde erörtert. Eine Reihe Aspekte, die für die Mission der Heilung und Versöhnung von wesentlicher Bedeutung sind, wurden zusammengetragen: Dialog - als Vorbedingung: in dem Bewusstsein, dass Heilung und Versöhnung auch anderen Organisationen außerhalb der Kirchen am Herzen liegen. Wie kann mit anderen Akteuren in der Gesellschaft partnerschaftlich zusammengearbeitet werden? Solidarität mit den Leidenden: es muss Zeit sein, ihnen zuzuhören und Raum zu geben, damit sie trauern und ihren Zorn artikulieren können. Zugehen auf andere, als Botschafterinnen und Botschafter der Versöhnung; das Bewusstsein dafür, dass wir selbst der Heilung und Versöhnung bedürfen, bevor wir zur Heilung und Versöhnung anderer beitragen können; die Bedeutung von Ritualen und religiösen Handlungen für den Heilungsprozess; die Notwendigkeit, als Kirchen die Auswirkungen von Konsumorientierung und Säkularisierung auf den christlichen Glauben zu berücksichtigen und davon Abstand zu nehmen, Patentlösungen zu propagieren. Als Beispiele für Machtmissbrauch in der Missions- und Evangelisationspraxis wurden genannt: Überheblichkeit bei der Missionsarbeit und der „Christianisierung“ von Menschen, die Misstrauen und Vorurteile gegenüber dem Christentum an sich hervorruft; das Problem der Sprache und mit ihr verbundener imperialistischer Assoziationen; die so genannte „Theologie des Wohlstands“ und die mit ihr einhergehende Korruption. Tag 2: Austausch und Lernen aus den unterschiedlichen Erfahrungen Pfr. Hector Petrecca (Argentinien), aus der pfingstkirchlichen Tradition, hob die Funktion der Kirchen als therapeutische Gemeinschaften hervor, die auf den Spuren von Gottes Mission in Jesus Erneuerung, Heilung und Befreiung bringen. Heilung und Versöhnung haben Priorität, genauso wie die Verkündigung der frohen Botschaft an die Armen. Wo wir unseren Nächsten, egal welcher Religion, helfen, geben wir ihnen außer Wohnung, Nahrung und Kleidung auch Hoffnung und ermöglichen ihnen auch innerlich Heilung. Pfr. Petrecca wies besonders darauf hin, dass die Arbeit mit jungen Menschen als Priorität erkannt werden müsse. Hae-Sun Jung von der Methodistischen Kirche in Südkorea stellte als konkretes Beispiel die Versöhnungsarbeit der koreanischen Kirchen zwischen beiden Koreas vor. Sie stehe in direktem Zusammenhang mit dem Überleben der Völker in beiden Ländern. Frieden und Versöhnung müssten der systematischen Wiedervereinigung vorausgehen; dies sei Teil der Versöhnungsarbeit der Kirchen und geschehe durch Dialog, Gebet und Zusammenarbeit im Bereich der humanitären Hilfe. Prof. Dr. Dimitra Koukoura (Griechenland) vom Ökumenischen Patriarchat äußerte sich zum Heilungsdienst in der orthodoxen Tradition, der als Wiederherstellung der Gottebenbildlichkeit des Menschen verstanden werde. Die Eucharistie gelte als die „Medizin“, die alle Wunden heile. Nach der Vorstellung der drei Fallstudien tauschten sich die Teilnehmenden über andere Beispiele aus ihrem jeweiligen Kontext aus und zeigten auf, wie ihre Kirchen sich den Herausforderungen der Heilung und Versöhnung in ihrem lokalen Umfeld und ihrem Land stellen. Tag 3: Die nächsten Schritte Pfrin. Dr. Marian McClure, Presbyterianische Kirche (USA), führte mit der Frage, „In welchen Bereichen, bei denen Versöhnung eine Rolle spielt, brauchen wir die Hilfe des ÖRK?“, in das Gespräch ein. Sie schlug einige Ansatzpunkte vor und richtete dann die Frage an die Teilnehmenden: „Sind dies die richtigen Punkte für unsere Zeit?“ a) Umgang mit Evangelisation und Proselytismus b) In massiven, anhaltenden Krisensituationen christliche Zuwendung sichtbar machen c) Beitrag zur Schaffung einer transnationalen Gemeinschaft
Im Norden besteht die Tendenz, sich immer mehr zu isolieren, so dass die Schaffung von Beziehungen zunehmend wichtiger wird, sich aber auch immer schwieriger gestalten kann. Hier könnte also in Zukunft eine der zentralen Funktionen des ÖRK liegen. Für mich war sicherlich der denkwürdigste heilende und versöhnende Moment in den vergangenen sieben Jahren mit der CWME derjenige, als die Mehrheit der nicht aus Nordamerika stammenden Kommissionsmitglieder auf die Frage nach den fünf wichtigsten Missionsaufgaben für die nächsten fünfzig Jahre antworteten und eine der Antworten lautete: die Neuevangelisierung Nordamerikas und Europas. Ich bin dankbar für diese zutiefst ermutigende Aussage! Pfr. Dr. Bernard Ugeux, römisch-katholischer Priester (Frankreich), lenkte die Überlegungen auf ein erneuertes Verständnis des Konzepts der „ganzheitlichen“ Heilung. Die Verkündigung der frohen Botschaft geschehe in Gemeinschaften, wo im Leben der Menschen Versöhnung und Heilung erkennbar sei. Die Welt selbst stellt die Herausforderung an uns, unser Lehren des Evangeliums mit unseren Beziehungen in Einklang zu bringen. Bei der CWME-Konferenz in Athen sprachen wir viel von ganzheitlicher Heilung, einer Heilung also, die alle Dimensionen des menschlichen Lebens, die Ebene des Individuums wie die der Gesellschaft, erreicht: spirituelle, physische, psychische Heilung, Heilung von Beziehungen, kulturelle, politische, wirtschaftliche Heilung und die Heilung der Umwelt. Alle diese Lebensbereiche können in Unordnung geraten oder beschädigt werden und der Heilung bedürfen, die ein Handeln der Gemeinschaft erfordert. Der Vorteil des Begriffs „Ganzheitlichkeit“ liegt darin, dass er die Komplexität des Menschen wie auch die Komplexität der Aufgabe der Mission und Medizin deutlich macht, so dass alle diese Dimensionen gemeinsam in den Blick genommen werden können. Die Gefahr in privilegierten Gesellschaften besteht darin, Gesundheit als einen Zustand vollkommenen Wohlbefindens zu betrachten. Ein weiteres Risiko liegt in der Gleichsetzung von Gesundheit und Erlösung. Jesus heilte, um damit zu zeigen, dass seine Erlösung sich auf die Person als Ganzes richtet. Nicht alle Geheilten sind gerettet, noch sind alle Geretteten geheilt. Aber Christus starb für jeden einzelnen Menschen und wurde für jeden einzelnen auferweckt. Unsere Zuwendung muss jederzeit allen Menschen gelten. Christus wird sicherlich nicht immer körperliche Heilung wirken, aber er heilt Herz und Geist. Er steht uns nie gleichgültig gegenüber, auch wenn er zu schweigen scheint. Wir müssen lernen wahrzunehmen, wenn er unbemerkt handelt. Am dringendsten ist spirituelle Heilung oft in unserer Beziehung zu Gott nötig, da wir versucht sind, ihm die Schuld an einer Krankheit zu geben oder ihn der Gleichgültigkeit zu bezichtigen. Nötig ist dann die Wiederherstellung einer vertrauensvollen Beziehung zu Gott, unserem Vater. Workshop 75: „Das Wort, das wir verkündigen: Weitergabe des Evangeliums im Kontext von Gebrochenheit und Entmenschlichung“ Bibel, Evangelisation und soziale Gerechtigkeit Die Bibel, das Wort Gottes, ist die verdichtete Weisheit Gottes für unser Leben. Mit seinem Wort will Gott seine Kinder auf dem beschwerlichen Pfad des Lebens nähren. In ihm finden wir nicht nur Trost, Kraft und Mut für den Weg, sondern auch Weisheit dazu, dieses Leben sinnerfüllt zu leben. Ist das Evangelium „Frohe Botschaft“ für die Armen, eine Botschaft der Liebe, dann ist die Bibel auch eine Botschaft der Gerechtigkeit. So kann die Evangelisation nicht auf konkrete Taten der Liebe verzichten – das beste Gegengift gegen Unrecht, sei es sozial oder systemimmanent. Alles fängt mit der missionarischen Ausrichtung dessen an, der kam, uns das Leben zu bringen. Zu Beginn seines Wirkens, in Lukas 4,16ff, stellt Jesus sein missionarisches Programm auf: „…zu verkündigen das Evangelium den Armen … zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn“. Am Ende seines Lebens hören wir Jesus in Mt 25 sagen: „…ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben… Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet… Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen“. Evangelisation und Seligkeit bedeuten, denjenigen, denen sie auf die eine oder andere Art mangelt, die Fülle des Lebens zu geben. Nennen wir sie die Ausgegrenzten unserer Gesellschaft, so tut Missio Dei genau das, „den Armen Seligkeit“ bringen (cf. Lk 6,20). Evangelisation steht in derselben Sendung. Lukas verschließt niemandem die Tür. In der Tradition der Evangelien sind uns fünf Gleichnisse überliefert, die nur Lukas aufgenommen hat. Sie handeln von Gegensätzen und Gerechtigkeit: (1) Vom barmherzigen Samariter (Lukas 10,30-37), (2) vom reichen Kornbauern (Lukas 12,16-21), (3) vom reichen Mann und armen Lazarus (Lukas 16,19-31), (4) vom Pharisäer und Zöllner (Lukas 18,10-14), (5) von Rangordnung und Auswahl der Gäste (Lukas 14,7-11) und von den rechten Gästen (Lukas 14,12-14). Eine Zusammenschau dieser Gleichnisse ergibt ein Bild vom rechten Verhalten. In meinem Referat will ich mich auf den reichen Mann und Lazarus konzentrieren.
Lukas geht es auch um die Spiritualität und insbesondere um Vergebung als weise Art, mit allen diesen Fragen umzugehen. In Kapitel 6,12 wird berichtet, dass Jesus die ganze Nacht im Gebet verbringt. Bei Tagesanbruch ruft er die Jünger und wählt zwölf von ihnen zu Aposteln. Dann hält er die Lehrpredigt, die als seine bedeutendste gilt: die Feldrede. Seine Worte sind Herausforderung: „Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen…“ Das ist die Weisheit jedes Christen und jeder Christin. Mit dieser Methode wird die Welt verwandelt. Denn, so sagt Jesus, „wenn ihr euren Wohltätern wohltut, welchen Dank (charis=grace) habt ihr davon? Denn die Sünder tun dasselbe auch.“ Der Schwerpunkt liegt beim Tun (poiein). Für mich liegt hier die Herausforderung der Evangelisation und des Christseins zu allen Zeiten. Soll die Welt jemals verwandelt werden, so wird dieser Verwandlung unsere Verwandlung durch diese Worte des Herrn vorausgehen. Er, den Johannes „das Wort“ (Logos) nennt, der als „das Licht“ in die „Dunkelheit“ der Welt kam, spricht zu uns: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Wir sind gesandt, sein Licht in die Welt hinein widerzuspiegeln, sie gewissermassen aus ihrer Dunkelheit heraus zu verwandeln und sie so zu machen, wie Gott sie von jeher gewollt hat. Die Kraft, all das zu tun liegt in der Nahrung, die die Heilige Schrift enthält. Sie wird unsere Sicht der Welt wandeln, so dass wir deutlich sehen können, was notwendig ist, um gerechte, alle Menschen einschließende Systeme zu schaffen und allen Kindern Gottes die Fülle des Lebens zu geben. Dies ist das Ziel der Evangelisation und es umfasst sämtliche Aspekte weltweiter Gerechtigkeit. Pfrin. Dr. Sherron George GOTTES MISSION Die MISSION EVANGELISATION NÄCHSTENLIEBE UND DIENST SOZIALE GERECHTIGKEIT LETZTES ZIEL JEGLICHER MISSION: Stimmen evangelikaler und pfingstkirchlicher Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der Vollversammlung – 20.02.06 Evangelikale und pfingstkirchliche Teilnehmende an der 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen haben die verbesserten Beziehungen mit den Mitgliedskirchen des ÖRK begrüßt und zu verstärkter Zusammenarbeit aufgerufen. Am Montag, 20. Februar, stellten sich drei führende Evangelikale dem Gespräch mit den Medien: Pfr. Geoff Tunnicliffe, Direktor für internationale Angelegenheiten und Geschäftsführer der Internationalen Evangelischen Allianz (WEA) stellte fest, das „parallele Netzwerk“ der WEA, dem 400 Millionen Christen und Christinnen angehören, könne sich mit vielen der Anliegen des ÖRK identifizieren, so der HIV/AIDS-Arbeit, der Problematik der Gewalt sowie der Armutsbekämpfung. Er erklärte, evangelikale Christinnen und Christen – die auch in ÖRK-Kirchen zahlreich vertreten seien – engagierten sich für eine ganzheitliche Mission, die Verkündigung und Veranschaulichung des Evangeliums. „Wenn wir die Welt ignorieren, verraten wir das Wort; wenn wir das Wort ignorieren, haben wir der Welt nichts zu geben“, so Tunnicliffe. Die WEA sei zum einen nicht Mitglied im ÖRK, weil es strukturelle Unterschiede zwischen beiden Institutionen gebe, zum anderen bestünden einige „historische und als gravierend empfundene Probleme“. Der nächste Schritt bestehe in der Suche nach „Berührungspunkten zu konkreten Fragen“ wie der Krise in Norduganda, über die Einigkeit bestehe.
Er habe bei der Vollversammlung „die Schönheit konfessioneller Vielfalt“ wahrgenommen, so Ntumy. Lob sprach er der Schwerpunktsetzung in ÖRK-Mitgliedskirchen bei dem sozialen Evangelium aus, merkte allerdings an, dass die pfingstkirchliche Schwerpunktsetzung auf der Verkündigung des Evangeliums ein Bereich sei „den die ÖRK-Mitgliedskirchen nicht ausreichend betonen“. Fänden Pfingstkirchen, ÖRK-Mitgliedskirchen und die römisch-katholische Kirche zusammen, „würden wir zu einem spirituellen Koloss in der Hand Gottes“. Abschließend erklärte Ntumy: „Unsere Türen stehen offen – kommt, sprechen wir miteinander.“ Pfr. Dr. Norberto Saracco von der Evangelikalen Kirche der Guten Nachricht in Argentinien berichtete von ökumenischen Fortschritten in Lateinamerika, die auf Initiativen evangelikaler Kirchen und Pfingstkirchen zurückgingen, und vom Wachstum überkonfessioneller Kirchen. „In Lateinamerika stehen wir am Beginn einer nachpfingstlerischen Ära, die bessere Bedingungen für den ökumenischen Dialog schaffen wird“, so Saracco. Mit Bezug auf den Text einer Ansprache, die er für die anstehende Plenardebatte zur Einheit der Kirche vorbereitet hatte, erklärte er: „Für evangelikale Kirchen stützt sich Einheit nicht auf die Anerkennung einer hierarchischen Autorität, noch auf Dogmen, noch auf theologische Übereinkommen, noch auf Bündnisse zwischen Institutionen. Wir müssen akzeptieren, dass diese Form der Ökumene das Ende ihrer Möglichkeiten erreicht hat.“ Saracco äußerte sich lobend über die Plenarsitzung zu Lateinamerika am Vortag, bei der die gravierenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme der Region deutlich geworden seien. „Die große Mehrheit der Pfingstkirchen engagiert sich überzeugt und kompromisslos an der Seite der Menschen hier.“ Weiter wies Saracco darauf hin, dass die evangelikalen Kirchen die ablehnende Haltung gegenüber Kirchen, die an der ökumenischen Bewegung beteiligt sind, korrigiert und diese um Verzeihung gebeten hätten. Er rief zu einer „ökumenischen Schlichtheit“ auf, die „einer Ökumene, die zum Stillstand gekommen ist, dabei helfen kann, ihre Trägheit zu überwinden“.
Die Weltmissionskonferenz in Athen (Griechenland) im Mai 2005 hat Mission als Teilhabe am Dienst der Heilung und Versöhnung hervorgehoben. Als bleibende Herausforderung wird der verkündigende Aspekt von christlichem Zeugnis und kirchlichem Leben verstanden. Dieses Bossey-Seminar möchte Inhalt und Methoden von Verkündigung im ökumenischen Kontext näher beleuchten. Diesen und weiteren Fragen sollen im Seminar unter Einbeziehung der Ergebnisse der Weltmissionskonferenz und der 9. Vollversammlung des ÖRK in Porto Alegre (Februar 2006) nachgegangen werden. Die Auseinandersetzung mit einer neuen ökumenischen Aufgabenstellung für die Evangelisation im 21. Jahrhundert ist in vielen Weltregionen wie auch in der weltweiten ökumenischen Bewegung von dringender Notwendigkeit. Darüber hinaus ist Evangelisation eine wichtige Komponente bei den Bemühungen des ÖRK um eine Ausweitung der ökumenischen Vision und um eine Beteiligung der Kirchen, die nicht Mitglieder sind. Stab: Pfr. Dr. Carlos Ham, Pfr. Jacques Matthey und Arantxa Aguado, ÖRK Mission und Evangelisation; Pfr. Dr. Dietrich Werner, Studiendirektor am Christian-Jensen Kolleg, Nordelbisches Zentrum für Weltmission und Kirchlichen Weltdienst, Breklum (Deutschland). Termin: 6. – 12. Juni 2006 Weitere Informationen sowie Formulare und Hinweise zu Anmeldung und Stipendien finden Sie unter: http://www.wcc-coe.org/bossey/seminars-g.html |