Ausgabe Nr. 1: März 2004 Liebe Freunde, liebe Freundinnen, Friede sei mit euch! Wir freuen uns, Ihnen die neueste Ausgabe des Ökumenischen Briefes über Evangelisation vorstellen zu dürfen. Diese Ausgabe ist der ökumenischen Bedeutung des Kuba-Besuchs Seiner Heiligkeit Bartholomaios I., Erzbischof von Konstantinopel, dem neuen Rom und Ökumenischer Patriarch, gewidmet sowie der Einweihung der neuen orthodoxen Sankt-Nikolaus-Kathedrale in Havanna am 25. Januar 2004. Wir hoffen, dass Ihnen diese Ausgabe für Ihre Arbeit als Evangelisten nützlich sein wird.
Sie haben auf die trinitarischen Wurzeln der Evangelisation verwiesen. Christus hat die Apostel entsandt, weil er selbst vom Vater im Heiligen Geist gesandt wurde (Johannes 20,21-23). Verschiedene orthodoxe Missionskonsultationen haben die evangelistische Bedeutung der liturgischen Feier und die priesterliche Rolle der Gemeinde als Fürsprecher der gesamten Menschheit hervorgehoben” (Emilio Castro – Artikel aus dem Dictionary of the Ecumenical Movement, 1991). Als Protestanten und Evangelikale/Pfingstler können wir in dieser Beziehung viel von der orthodoxen Tradition lernen. Mit brüderlichen Grüßen aus Genf, |
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Ausgabe Nr. 1: März 2004 Neue griechisch-orthodoxe Kathedrale in Havanna, Kuba, eingeweiht |
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Die Kathedrale im neobyzantinischen Stil ist mit griechischen Mosaiken, Ikonen und Kandelabern geschmückt und hat einen handgeschnitzten Holzaltar. Sie wurde von der kubanischen Regierung als ein „Geschenk des kubanischen Volkes“ an die orthodoxe Kirche finanziert. Nach Sankt Nikolaus, dem Schutzheiligen der Seefahrer benannt, wurde sie der Griechisch-Orthodoxen Metropolie (Diözese) von Panama und Zentralamerika geschenkt. Sie wurde in einem Park der Basilica Minore des heiligen Franziskus von Assisi gebaut, im Hafenviertel des kolonialen Havannas, das 1982 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Die fünfstündige Feier, der auch der kubanische Präsident Fidel Castro beiwohnte, kennzeichnete die offizielle Anerkennung der orthodoxen Gemeinde in Kuba durch die kubanische Regierung. Kuba wurde zu Beginn der sechziger Jahre nach der Revolution offiziell zum atheistischen Staat erklärt, doch die Regierung entfernte Bezugnahmen auf den Atheismus vor mehr als einem Jahrzehnt aus der Verfassung. Damit war der Weg für eine größere Freiheit der Kirchen geebnet, so dass diese evangelisieren und in der Gesellschaft dienen konnten. Gläubige konnten nun der kommunistischen Partei beitreten und Kommunisten sich zu ihrem Glauben bekennen. Tausende orthodoxer Christen aus Amerika und aus anderen Teilen der Welt kamen zur Einweihung der Sankt-Nikolaus-Kathedrale nach Kuba, um an der Zeremonie teilzunehmen und mit ihrem Patriarchen zu feiern. Eine große Anzahl Würdenträger und Sonderdelegationen aus Europa, Nord- und Lateinamerika wohnte dem historischen Ereignis bei, das in sich selbst eine weltweite ökumenische Feier darstellte. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) entsandte zwei Vertreter: Lic. Elías Crisóstomo Abramides, Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Buenos Aires und Südamerika, Ökumenisches Patriarchat, Argentinien, und Mitglied der ÖRK-Kommission für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung; und Pfr. Dr. Carlos E. Ham aus Kuba, Programmreferent für Evangelisation und Koordinator des ÖRK-Teams für Mission und Ökumenische Ausbildung. Weitere kubanische Pastoren/ Pastorinnen und kirchliche Verantwortliche, die im Rahmen des ÖRK aktiv sind, wie z. B. Pfr. Hector Mendez, Mitglied des Zentralausschusses, und Pfrin. Ofelia Ortega, Vorsitzende der Kommission für Bildung und Ökumenische Ausbildung, nahmen ebenfalls an den Feiern teil. Angeführt von Pfr. Dr. Bob Edgar, Generalsekretär des Nationalrates der Kirchen Christi in den USA (NCCCUSA), wohnte eine 30-köpfige Delegation des NCC den Ereignissen rund um die Einweihung der Sankt-Nikolaus-Kirche bei. Pfr. Israel Batista, Generalsekretär des Lateinamerikanischen Rates der Kirchen (CLAI), und Gerard Granado, Generalsekretär der Karibischen Konferenz der Kirchen (CCC), waren während der historischen Feiern ebenfalls anwesend. Manuel Quintere, Medienbeauftragter des CLAI berichtete über die Ereignisse. Von den im ÖRK mitwirkenden Personen aus den USA waren unter anderen Pfr. Clifton Kirkpatrick, Schriftführer der Presbyterianischen Kirche (USA) und Mitglied des ÖRK-Exekutiv- und Zentralausschusses; Pfr. Martin Ritsi, Direktor des Orthodoxen Christlichen Missionszentrums und Mitglied der Kommission für Weltmission und Evangelisation, sowie Pfr. Dr. Tyrone Pitts, Generalsekretär des Progressiven Nationalen Baptistenbundes und Mitglied des ÖRK-Zentralausschusses anwesend. Die meisten der Gäste nahmen zudem an einer regionalen Konsultation in den darauffolgenden Tagen teil, zu der der Kirchenrat von Kuba (CIC) eingeladen hatte. Die Konsultation beschäftigte sich mit gemeinsamen pastoralen Anliegen der Kirche im Kontext der aktuellen Beziehungen zu den USA, Lateinamerika, der Karibik und der gesamten Welt.
Nach der historischen Feier wandte sich der Herausgeber des Ökumenischen Briefes über Evangelisation (ELE) an einen der Teilnehmer, Lic. Elías Crisóstomo Abramides, ein Mitglied der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Buenos Aires und Südamerika und des Ökumenischen Patriarchates und Mitglied der ÖRK-Kommission für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung, und stellte ihm folgende Fragen: ELE-Herausgeber: Herr Abramides, worin liegt Ihrer Meinung nach die Bedeutung des Besuchs des Ökumenischen Patriarchen in Kuba und Lateinamerika, die Einweihung der griechisch-orthodoxen Sankt-Nikolaus-Kathedrale und die Wiederaufnahme der orthodoxen Arbeit auf der Insel aus Sicht der orthodoxen Kirche, wenn man bedenkt dass diese Kirche als eine nicht-missionarische oder eine nicht-evangelisierende Kirche angesehen wird. Lic.Abramides: Seine Heiligkeit Bartholomaios I., Erzbischof von Konstantinopel, dem neuen Rom und Ökumenischer Patriarch, ist der 270. Thronfolger des heiligen Andreas, Apostel und Gründer des Ökumenischen Patriarchats. Der Ökumenische Patriarch ist das geistliche Oberhaupt von 300 Millionen orthodoxen Gläubigen in der ganzen Welt. Seit seiner Wahl zum Ökumenischen Patriarchen und der Übernahme des Throns des Heiligen Andreas im November 1991 hat er die Suche nach der sichtbaren Einheit der Kirche Christi und den Schutz und die Bewahrung des natürlichen Lebensraumes, der „guten Schöpfung Gottes“ zu seinen Hauptzielen erklärt. Diese Sorge, Liebe und das aufrichtige Interesse für den Schutz und die Bewahrung der Umwelt umfassen den Schutz des Lebens auf unserem Planeten, einschließlich des Lebens der Menschen – Frauen und Männer–, des Lebens der Tier- und Pflanzenwelt und des Reichs der Mineralien. Sie alle sind integrale Bestandteile von Gottes Schöpfung und müssen als solche bewahrt, respektiert und geliebt werden. Das Leben in allen seinen Formen ist ein wertvolles Geschenk, das Gott uns gegeben hat, und als solches müssen wir es achten und schützen. Der Ökumenische Patriarch hat die orthodoxen Länder besucht, zudem fast alle Länder Westeuropas, des Nahen, Mittleren und Fernen Ostens, insbesondere die muslimischen Länder des Nahen Ostens, Zentralasien, die Islamische Republik Iran, die Philippinen etc. In der Schweiz hat er den ÖRK besucht und er hat an der VII. Vollversammlung in Canberra an der Spitze der Delegation des Patriarchats teilgenommen. Er ist mehrere Male in die USA und nach Kanada gereist. Dies ist jedoch das erste Mal in der Geschichte, dass ein Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel eine Region Lateinamerikas, insbesondere ein spanischsprechendes Land besucht: Der Patriarch nahm die spezielle Einladung des kubanischen Präsidenten Fidel Castro Ruz und der kubanischen Regierung an und besuchte Kuba während fünf Tagen. Vor zwei Jahren, im Januar 2002, besuchte die Präsidentin des Nationalrates der Kirchen Christi in den USA (NCCCUSA), die griechisch-orthodoxe Elenie Huszagh, Kuba zum ersten Mal auf Einladung der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Panama, Zentralamerika, Kuba, der Karibik, Kolumbien und Venezuela, mit Sitz in Mexico City und geleitet vom Metropoliten Athenagoras.
Es muss betont werden, dass die spirituelle, historische und ökumenische Dimension dieses einzigartigen Ereignisses etwas ist, das jeder kubanische Christ /Christin vielleicht nur einmal im Leben erfährt. Dieses Ereignis wird sich gewiss in den Herzen und Köpfen der Menschen nicht nur in Kuba, sondern in allen spanischsprechenden Ländern Amerikas als ein historischer Moment in der Geschichte der Christenheit einprägen. ELE-Herausgeber: Die Bedeutung dieses Ereignisses aus Sicht der ökumenischen Bewegung ist tatsächlich sehr groß. Für unsere Arbeit im ÖRK ist dies ein entscheidender Punkt, weil wir versuchen, zu einer Evangelisation zu ermutigen, die auf ökumenischem Weg erfolgen soll und nicht durch Proselytismus. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Lic. Abramides:Dieses einzigartige Ereignis ist, wie ich vorher erklärt habe, von außerordentlicher Bedeutung nicht nur für uns griechisch-orthodoxe Gläubige, sondern für alle christlichen Kirchen in Kuba und in dieser Weltregion. Die Griechisch-Orthodoxe Erzdiözese von Panama, Zentralamerika, Kuba, der Karibik, Kolumbien und Venezuela hat einen Antrag auf Mitgliedschaft im Kirchenrat von Kuba gestellt. Diese Mitgliedschaft würde das Wesen und den Geist des Kirchenrates verändern, da diesem bis jetzt nur protestantische Kirchen und Pfingstkirchen angehören. Der Ökumenische Patriarch ist nach Kuba gereist, um die spirituellen Bedürfnisse der orthodoxen Gläubigen in Kuba zu erfüllen, unabhängig von ihrer ethnischen oder nationalen Herkunft. Deshalb werden nicht nur griechisch-orthodoxe Gläubige, sondern auch russische, ukrainische, rumänische, serbische, bulgarische und antiochische Orthodoxe mit offenen Armen empfangen werden, genauso wie alle anderen Christen und Christinnen guten Willens, die daran interessiert sind, das geistliche Erbe unserer alten Mutter Kirche, die zu Zeiten der Apostel – um 37 A.D. – von dem Apostel Andreas – dem „Protokliten“ – dem „Erstberufenen“ durch Jesus Christus, unseren Gott und Heiland, gegründet wurde, aufzunehmen, zu teilen und sich daran zu erfreuen. Die Präsenz des Ökumenischen Patriarchats – wie seine offizielle Bezeichnung lautet – hat eine wichtige ökumenische Dimension. Die Kirche ist da um zu begleiten, zuzuhören und ihr wunderbares kirchliches, ikonographische, hymnographisches und pastorales Erbe aus zwanzig Jahrhunderten Geschichte, Verfolgung und Hingabe zu teilen, und vor allem ihre unendliche Fähigkeit, Liebe zu bringen und zu geben: Liebe für Jesus Christus, Liebe für Frauen und Männer, Liebe für das Leben in allen seinen Formen, Liebe für die gute Schöpfung Gottes. Liebe und Gerechtigkeit sind zwei Konzepte und Gefühle die miteinander einhergehen. Durch Liebe und Gerechtigkeit wird Frieden geschaffen und Gott gelobt. Menschen werden geheilt, respektiert und geehrt. Die Menschen lieben ihren Schöpfer und behandeln ihren Planeten und dessen natürliche Ressourcen, welche das Leben in allen seinen Formen nähren und erhalten, mit Sorgfalt. Natürliche Ressourcen, reine Luft, sauberes Wasser, selbst die Ozonschicht und der natürliche Treibhauseffekt: Dies sind nur einige der Wunder von Gottes Schöpfung, die das Leben auf unserem Planeten halten und erhalten. Gäbe es nur eines dieser Wunder nicht, könnte das Leben auf der Erde wie wir es kennen, nicht mehr existieren. Das Ökumenische Patriarchat hat Sankt Nikolaus zum Schutzheiligen Kubas und der kubanischen Bevölkerung erklärt. Die Ikone des Heiligen Nikolaus von Myra mit seiner weltumspannenden Geschichte und seiner bekannten Tradition schmückt den Eingang der neuen Kathedrale, während die Ikone der Heiligen Olga mit ihrer außerordentlichen Präsenz Gläubige und Besucher willkommen heißt in diesem neuen Heim für die Kranken, für die Pilger, für Frauen und Männer, für Jung und Alt, damit sie sich hinsetzen und beten und damit sie die Begleitung der orthodoxen Kirche in Demut und Frieden aufnehmen können. ELE-Herausgeber: Wir möchten die Bedeutung dieses Ereignisses auch im Hinblick auf die Weltmissionskonferenz betrachten, deren Thema, wie Sie wissen, „Komm Heiliger Geist, heile und versöhne: In Christus berufen, versöhnende und heilende Gemeinschaften zu sein” lautet. Es wird die erste große Missionskonferenz im neuen Jahrtausend sein und sie wird zum ersten Mal in einem vorwiegend orthodoxen Umfeld stattfinden, nämlich in Athen, in Griechenland, im Mai 2005. Wie würden Sie Ihre Erfahrungen in Havanna zu dieser großen Missionskonferenz in Beziehung setzen? Lic. Abramides: Die Feiern in Havanna sind ein gutes Beispiel für die Universalität der orthodoxen Kirche und des orthodoxen Glaubens. Ende des 18. Jahrhunderts gingen die ersten Einwanderer und Flüchtlinge an der nordamerikanischen Ostküste an Land. Nach Lateinamerika kommen seit Beginn des 19. Jahrhunderts Einwanderer. Alle griechisch-orthodoxen Gläubigen des amerikanischen Kontinents – Süd- und Zentralamerika, die Karibik und Nordamerika –, Westeuropas, Australiens und Ozeaniens unterstehen der geistlichen Autorität des Ökumenischen Patriarchats durch seine kirchlichen Jurisdiktionen (Erzdiözesen und Metropolien). Die Weltmissionskonferenz zum Thema „Komm Heiliger Geist, heile und versöhne: In Christus berufen, versöhnende und heilende Gemeinschaften zu sein”, hat eine symbolische Wirkung, die sich mit dem in Havanna erlebten Ereignis verbinden lässt. Das Thema selbst umschreibt, was sich zum ersten Mal in der Geschichte der spanisch- portugiesisch- und französischsprechenden Länder Amerikas zugetragen hat. Es war der Heilige Geist Gottes, der die Kirche und die Regierungen inspirierte und segnete bei dieser erinnerungswürdigen Handlung. Das heilende und begleitende Wirken der orthodoxen Kirche in Lateinamerika und der Karibik ist beispielhaft und kann gleichgesetzt werden mit Demut, Teilen und Solidarität. Dies wird dem kubanischen Volk in seinem täglichen Leben helfen und das begleitende Wirken der anderen christlichen Kirchen ergänzen, die schon seit langem auf Kuba etabliert sind. Doch existiert auch die Griechisch-Orthodoxen Kirche in Kuba bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Einmal mehr dürfen wir den Heiligen Geist, die dritte Person der Heiligen Trinität, um Segen und Beistand bitten, darum, dass er Liebe und Gerechtigkeit bringe, heile und das Leben und Wirken der Frauen und Männer Gottes in Kuba, in Lateinamerika und auf der ganzen Welt erhellen möge. Vielen Dank, Herr Abramides, dass Sie Ihre Gedanken, Ihre Weisheit und Ihre Begeisterung mit den Lesern des Ökumenischen Briefes über Evangelisation geteilt haben! Nachfolgend der Bericht einer örtlichen Kirchenleiterin, Pfrin. Dora Arce, über den Besuch des Ökumenischen Patriarchen in Kuba. Dora Arce ist Pastorin der Presbyterianisch-Reformierten Kirche in Kuba, Vorsitzende der nationalen Synode dieser Kirche und Professorin am theologischen Seminar Matanzas. Der Besuch des Ökumenischen Patriarchen in Kuba, der zudem sein erster Besuch in der Region Lateinamerika und Karibik ist, ist gewissermaßen ein Zeichen der Anerkennung des Wirkens Jesu Christi in Kuba, ein Zeichen des Vertrauens in die kubanische Bevölkerung und ihre Regierung; es ist eine wunderbare Geste des guten Willens. Die orthodoxe Gemeinde in Kuba ist zwar sehr klein, doch das biblische Zeugnis lehrt uns, dass die verletzlicheren Mitglieder unserer Gemeinschaft unerlässlich sind. Tatsächlich wurden Fragen aufgeworfen über die Entfaltung einer Tradition, die nicht direkt mit unserer Kultur, unserer Geschichte und der Entwicklung der Religiosität in unserem Land verbunden ist. Dennoch sollten wir darauf vertrauen, dass die Existenz einer Tradition, die in unserem religiösen Umfeld fast anonym überlebt hat, unsere Gesellschaft bereichert und sie vielfältiger macht – deshalb sollten wir dies als eine positive Erfahrung betrachten. Unter diesen Umständen war es für die kubanische ökumenische Familie ein festliches Ereignis, Seine Heiligkeit Bartholomaios I. willkommen heißen zu dürfen. Es kann jedoch noch nichts darüber gesagt werden, wie die orthodoxe Kirche sich in ein ökumenisches Umfeld eingliedern könnte, in dem wir seit langem engagiert im Dienst des kubanischen Volkes stehen im Rahmen einer Evangelisationsarbeit, die von gegenseitigem Respekt geprägt ist, und vor allem in den heutigen Kontext der kubanischen Gesellschaft mit dem großen Zulauf, den die Kirchen in den letzen Jahren erlebt haben. Die orthodoxe Kirche ist nicht an einen Ort gekommen, an dem die Frohe Botschaft des Evangeliums Jesu Christi noch nie gehört wurde, und noch weniger ist sie gekommen, um die Erfahrung der Ökumene in unser Land zu bringen. Für uns ist es wichtig, dass jeder und jede sich der Herausforderung stellt, sich einer neuen Erfahrung zu öffnen, und darauf vertraut, dass der Wille Gottes, der sich in diesem Ereignis gezeigt hat, uns gegenseitig erfüllt und uns Energie gibt im Dienste unseres Herrn Jesus Christus in unserem geliebten Kuba. Wir glauben fest daran, dass uns diese Tradition zu einem besonderen Zeitpunkt in der Geschichte unseres Landes erreicht hat, vor allem, in Anbetracht der Mission der Kirche, wenn es darum geht, den Menschen zu dienen, denn die Aufgabe des Versöhnens und des Heilens, die die Welt heute braucht, kann nicht von unseren Bedürfnissen als Menschen und als Kirche in Kuba getrennt werden. Wir werden dafür beten und arbeiten, damit das Privileg, das Gott uns gewährt hat, nämlich den Ökumenischen Patriarchen zu empfangen, ein Segen für die Mission in unserem Land wird. Pfrin. Dora Arce
Pfr. Dr. Samuel Kobia, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, sandte folgenden Brief an den Ökumenischen Patriarchen vor dessen Reise nach Kuba: Seiner Heiligkeit Bartholomaios Eure Heiligkeit, Ich nehme die Gelegenheit Ihrer Reise nach Kuba zum Anlass, Ihnen meine Freude, Hoffnung und Erwartung mitzuteilen. Meine Freude ist groß, weil Eure Heiligkeit die liturgischen Feiern zur Einweihung der neu gebauten griechisch-orthodoxen Sankt-Nikolaus-Kirche, dem ersten neuen Kirchenbau in Kuba nach mehr als 40 Jahren, leiten werden. Die Erlaubnis, die dem Ökumenischen Patriarchen von Präsident Castro gewährt wurde, ist ein historisches Ereignis sowohl für Kuba selbst als auch für die Präsenz und das Zeugnis aller Christen und Christinnen in jenem Land. Ich hoffe, dass diese neue Kirche und die kleine griechisch-orthodoxe Gemeinde, die der Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats untersteht, den Sauerteig verkörpern wird – dieses „ein wenig Sauerteig“ (1 Kor 5,6), das den Geist der Ökumene, die ökumenischen Beziehungen und die Zusammenarbeit bereichern und stärken wird in einem Land, in dem ein gemeinsames christliches Zeugnis besonders wichtig ist. Was meine Erwartungen anbelangt, bin ich überzeugt, dass Eure Heiligkeit Ihre Weisheit und weltweite Erfahrung sowohl mit den lokalen christlichen Kirchen und Gemeinden als auch mit der großen Delegation des Nationalrates der Kirchen Christi in den USA und den Vertretern und Vertreterinnen der Kirchen aus Lateinamerika teilen werden, wenn diese zusammenkommen, um über das Thema der pastoralen Begleitung der kubanischen Kirchen zu sprechen. Ich bete inbrünstig für die Gläubigen der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Havanna und für alle christlichen Kirchen und Gemeinden in Kuba. Ich grüße Sie in unserem gemeinsamen Herrn und Heiland Jesus Christus. Pfr. Dr. Samuel Kobia Grüße von Pfr. Carlos E. Ham an Seine Heiligkeit Bartholomaios I., Ökumenischer Patriarch der Griechisch-Orthodoxen Kirche, im Namen des ÖRK – Havanna, 23.01.04. Eure Heiligkeit, liebe Brüder und Schwestern in Christus. Es ist für den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) eine große Ehre, an dieser historischen Feier anlässlich Ihres Besuchs in Kuba teilzunehmen und Eurer Heiligkeit Grüße zu überbringen im Namen unseres Generalsekretärs, Dr. Sam Kobia, und unseres stellvertretenden Generalsekretärs, Yorgo Lemopoulos, der ein ständiges Mitglied Ihrer Kirche ist. Am 25. Januar 1998 ging hier in Havanna die Gebetswoche für die Einheit der Christen mit dem Heiligen Vater, Papst Johannes Paul II., zu Ende, und Gott hat seinen Segen geschenkt, dass wir heute und am Sonntag, dem 25. Januar, sechs Jahre danach, Eure Heiligkeit begrüßen und mit Ihnen zusammen der Einweihung der Sankt-Nikolaus-Kathedrale beiwohnen dürfen. Dies ist kein Zufall, denn in Gott „leben, weben und sind wir“ (Apg 17,28). Wir sind sehr dankbar, Teil dieser großartigen Feier zu sein, die gleichzeitig ein ökumenisches Treffen ist. Sie bekräftigt das missionarische und ökumenische Wesen der orthodoxen Kirche. Da wir alle durch den Missionsbefehl ermächtigt sind, die Gute Nachricht des Evangeliums in der heutigen Welt zu verkünden, sind wir Missionare und Missionarinnen, die Gott und einander Rechenschaft schuldig sind. Unsere heutige Welt ist geprägt von einer neoliberalen Globalisierung, von zunehmender Armut und von Zersplitterung durch Gewalt und ideologisch begründeten Terrorismus. Aus diesem Grund hat der ÖRK die Dekade zur Überwindung von Gewalt lanciert und die ÖRK-Kommission für Weltmission und Evangelisation (CWME) das Thema „Komm Heiliger Geist, heile und versöhne: In Christus berufen, versöhnende und heilende Gemeinschaften zu sein“ für die nächste Weltmissionskonferenz gewählt. Es wird die erste große Missionskonferenz im neuen Jahrtausend sein und sie wird zum ersten Mal in einem orthodoxen Umfeld stattfinden, nämlich in Athen, Griechenland, im Mai 2005. Deshalb wird die Zeit, die wir hier mit Eurer Heiligkeit und anderen orthodoxen Brüdern und Schwestern verbringen können, eine große Inspiration für die Konferenz sein. Möge der Heilige Geist Eure Heiligkeit und uns alle auch weiterhin als Wegbereiter für Heilung und Versöhnung in der heutigen Welt inspirieren.
Dieser Brief wird in den vier Arbeitssprachen des ÖRK veröffentlicht |