über der zerbrochene Stuhl... |
|
"Die
Kampagne gegen Landminen braucht auch künftig die Kirchen!" ist eine gemeinsame
Publikation des Lutherischen Weltbundes, des Reformierten Weltbundes und des
Ökumenischen Rates der Kirchen. Weitere Informationen und Kontakte, und wenn Sie dieses Publikation (auf Deutsch, English, Französich oder Spanisch) bestellen möchten:
Lutherischer Weltbund
Ökumenischer Rat der Kirchen
Reformierter Weltbund
Der Inhalt darf ohne Genehmigung wiedergegeben und übersetzt
werden.
Die vorliegende Veröffentlichung wurde von Mariette Grange und Rebecca Larson
zusammengestellt und erscheint unter dem Titel "The Landmines Campaign Still Needs the
Churches". |
DER FRIEDENSNOBELPREIS Im Dezember 1997 wurde der Friedensnobelpreis der Internationalen Kampagne für ein Verbot der Landminen und ihrer Koordinatorin, Jody Williams, zuerkannt.
Die Auszeichnung dieser Kampagne durch das Nobelkomitee ist in doppelter Hinsicht
bedeutsam:
Dieser Vertrag mit dem Titel Übereinkommen über das Verbot des Einsatzes,
der
Lagerung, der Herstellung und der Weitergabe von Antipersonenminen und über deren
Vernichtung markiert einen Wendepunkt; mit ihm wurde eine völkerrechtliche
Norm
geschaffen, die den Einsatz, die Lagerung, die Herstellung und den Handel mit Landminen
für
illegal erklärt. Ferner verpflichtet der Vertrag die Staaten, mit allen Mitteln für die
Minenräumung und für Hilfe zugunsten der Opfer Sorge zu
tragen. |
Viele Kirchen und kirchliche Organisationen, darunter
der Lutherische Weltbund (LWF), der Reformierte Weltbund (WARC) und der
Ökumenische
Rat der Kirchen (ÖRK), haben sich vor allem in den letzten vier Jahren
äußerst tatkräftig an
der Internationalen Kampagne für ein Verbot der Landminen (ICBL) beteiligt. U.a.
haben sie
Aufklärungsarbeit geleistet, um Landminen im Bewußtsein der
Öffentlichkeit zu ächten, und
haben sich dafür stark gemacht, daß sich die Regierungen an den
Verhandlungstisch setzen
und den Vertrag über das Verbot unterzeichnen; vor Ort beteiligten sie sich an
Minenräumungsprogrammen und an der Unterstützung der Opfer.
Eine Antwort darauf lautet, daß die größte Arbeit noch zu tun bleibt. Am
Ende steht das Ziel,
alle verlegten Landminen zu beseitigen sowie alle gelagerten Landminen zu vernichten und den
Einsatz von Landminen zu unterbinden. Der Vertrag von Ottawa ist bislang dem Buchstaben
nach ein hervorragendes Vertragswerk. Inzwischen wurde er von 127 Staaten unterzeichnet.
Nun gilt es sicherzustellen, daß die Regierungen den Vertrag auch ratifizieren (und
damit für
ihre Länder rechtsverbindlich machen) und den Vertrag in allen Teilen in aufeinander
abgestimmter Weise verwirklichen. Darüber hinaus muß den Staaten, die den
Vertrag nicht
unterzeichnet haben, vor Augen geführt werden, welche humanitären
Konsequenzen die
Waffen haben und daß die menschliche Gemeinschaft es in der Hand hat, diese Waffen
zu
beseitigen.
ANTIPERSONENMINEN
Die statistischen Angaben sind ernüchternd:
Die Prothese eines heranwachsenden Kindes muß alle sechs bis zwölf Monate, die
eines
Erwachsenen alle drei bis fünf Jahre ausgewechselt werden.
In großer Zahl sind die Opfer zum Zeitpunkt der Verletzung allein und an entlegenen
Orten.
Ein Arzt des IKRK schätzt, daß 50% der Minenopfer wenige Stunden nach der
Explosion
sterben.
Die Gefahr der Landminen kann im Umfeld von strategischen Punkten den Zugang zu
Trinkwasser und Ackerland verwehren und mobile Impfteams auf dem Land daran hindern,
ihre Aufgaben wahrzunehmen.
In den letzten 55 Jahren haben Antipersonenminen mehr Todesopfer und Verletzte gefordert
als alle nuklearen, biologischen und chemischen Waffen zusammengenommen.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz schätzt, daß Monat für
Monat 800 Menschen
durch Minen getötet und weitere 1200 verstümmelt werden; das bedeutet: 2000
Opfer in
jedem Monat, 25 000 in jedem Jahr.
Schätzungen von UNICEF zufolge sind 5000 bis 6000 der Opfer
Kinder.
DIE INTERNATIONALE
KAMPAGNE FÜR EIN VERBOT DER LANDMINEN
Die Internationale Kampagne für ein Verbot der Landminen ist der
Zusammenschluß von mehr
als 1000 Gruppierungen: Menschenrechts-, humanitäre, Kinder- und Friedensgruppen,
Gruppen von Veteranen und Ärzten, Initiativen für Entwicklung,
Minenräumung und
Waffenkontrolle, religiöse, Umwelt- und Frauengruppen aus insgesamt 60 nationalen
Kampagnen, die sich alle das Ziel gesetzt haben, Antipersonenminen vollständig aus
derWelt
zu schaffen.
Auf ihrer jüngsten Generalversammlung im Februar 1998 in Frankfurt, Deutschland,
einigte
sich die ICBL über ihre Prioritäten für das Jahr 1998 in drei
Hauptarbeitsgebieten: Sie wird
sich für die weltweite Durchsetzung des Vertrages einsetzen und über
die Rolle
nachdenken, die ihre Mitglieder übernehmen können, um die Einhaltung des
Vertrages zu
überwachen. Sie wird die Werbung für die beiden anderen Stützpfeiler der
Kampagne -
Beistand für die Opfer und humanitäre Minenbeseitigung -
verstärken .
Mitglieder des Koordinierungsausschusses der ICBL sind die sechs
Gründungsorganisationen
sowie die Afghanische Kampagne für ein Verbot der Landminen, der Verband für
Flüchtlingshilfe - Japan, die Kambodschanische Kampagne für ein Verbot der
Landminen, die
Kolumbianische Anti-Landminen-Kampagne, die Interafrikanische Union für
Menschenrechte,
die Kenianische Anti-Landminen-Koalition, das Netzwerk der Überlebenden von
Landminenunfällen, der Lutherische Weltbund, die Norwegische Volkshilfe sowie die
Südafrikanische Kampagne für ein Verbot der Landminen.
Drei internationale Botschafter/innen vertreten die ICBL in der Öffentlichkeit und bei
politischen Foren: Jody Williams, die den Friedensnobelpreis zusammen mit der ICBL erhalten
hat, Rae McGrath und Tun Channereth.
Lloyd Axworthy
Die Staaten müssen ermutigt werden!
Strategie EINS
Regierungen, die den Vertrag unterzeichnet haben, haben damit zugleich ihren Willen
bekundet, ihm künftig beizutreten, und sind verpflichtet, nichts zu unternehmen, was
dem
Zweck und Ziel des Übereinkommens abträglich ist.
Das Übereinkommen liegt für die Staaten am Sitz der Vereinten Nationen in New
York bis zu
seinem Inkrafttreten, mit dem es offiziell Bestandteil des Völkerrechts wird, zur
Wenn Ihre Regierung nicht zu den Unterzeichnern des Übereinkommens gehört,
machen Sie
die Öffentlichkeit, die Mitglieder der Regierung, die Abgeordneten (durch
persönliches
Vorstelligwerden, durch Versammlungen, Tagungen, Nachtgebete und Fastenaktionen, durch
Pressekampagnen etc....) auf die Dringlichkeit des Landminen-Verbotes
aufmerksam.
Handicap International: (englisch und französisch)
Human Rights Watch: (arabisch, chinesisch, englisch, französisch, portugiesisch,
russisch und
spanisch)
Internationales Komitee vom Roten Kreuz (englisch und französisch)
International Campaign to Ban Landmines (ICBL): (englisch)
Mennonite Central Committe Landmines Page: (englisch)
Stiftung Menschen gegen Minen (Humanitäre Stiftung von Menschen gegen
Landminen)
(englisch und deutsch)
Safe Lane (Kanadisches Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten) (englisch
und
französisch)
Regierungen, die diesen Vertrag ratifizieren, gehen damit umfangreiche Verpflichtungen ein.
So muß der Staat sicherstellen, daß von den Streitkräften keine Landminen
mehr als Waffen
eingesetzt, die Entwicklung und Herstellung dieses Geräts eingestellt, gelagerte
Landminen
vernichtet und verminte Gebiete identifiziert, gekennzeichnet und geräumt werden. In
vielen
Ländern dürfte die Erfüllung dieser Verpflichtungen technische, juristische
und finanzielle
Hilfe in großem Umfang erforderlich machen.
Strategie DREI
Obwohl Staaten in allen Teilen der Welt den Ottawa-Prozeß unterstützten, haben
sich einige
der weltweit größten Landminenproduzenten, - exporteure und -abnehmer nicht
aktiv an den
Verhandlungen für den Vertrag von Ottawa beteiligt und werden ihm zunächst
vermutlich
auch nicht beitreten. Es muß alles daran gesetzt werden, diese Länder dafür
zu gewinnen, sich
in die Völkergemeinschaft einzureihen und Antipersonenminen zu verbieten, damit der
Vertrag
von Ottawa baldmöglichst weltweit eingehalten wird.
Der Vertrag von Ottawa ist lediglich eine der wichtigsten Maßnahmen, mit denen das
Problem
der Landminen-Verseuchung bekämpft werden muß. Zahlreiche Menschen leben
noch immer
in verminten Gebieten und sind täglich von diesen Waffen bedroht. Die meisten
Landminen-Opfer sind noch immer nicht medizinisch versorgt, warten auf Rehabilitation und
leben in sozialer und wirtschaftlicher Not; hier bedarf es wirksamer Hilfe.
Landminen sind eine von Menschen verursachte Seuche. Aber auch die Bekämpfung
dieser
Seuche liegt in unserer Hand. Der Vertrag von Ottawa ist ein wichtiger, aber nur ein erster
Schritt.
Nach den Feststellungen der UNO sind 70 Länder
minenverseucht. Für die Minenräumung und für
Rehabilitionsmaßnahmen zugunsten der Opfer
wurden von den Regierungen in Ottawa US$ 200 bis 250 Millionen zugesagt. Eine rasche
Ratifizierung durch die Länder, die unter der Geißel der Landminen zu leiden
haben, kann
ihnen einen leichteren Zugang zu humanitären Minenräumprogrammen und zur
Hilfe für
Minenopfer verschaffen.
Die kanadische Regierung hat die Staaten der Welt aufgefordert, den Vertrag in ausreichender
Zahl zu ratifizieren, damit er Ende des Jahres 1998 in Kraft treten kann. Die vierzig Staaten,
die als erste das Übereinkommen ratifizieren, können mit weltweitem Ansehen
rechnen.
In Ländern mit einer organisierten bewaffneten Opposition muß die
Überzeugungsarbeit
systematisch darauf gerichtet sein, auch diese Gruppen für die Respektierung der neuen
humanitären Regeln zu gewinnen, die in dem Übereinkommen niedergelegt
sind.
weiter wachsam sein, wachsam sein, wachsam
sein ...
PFLUGSCHAREN TAUGEN
NICHT,
Die Sprache, in der die weltweite Krise, die durch die
Antipersonenminen entstanden ist, dargestellt wird, ist nicht neu. In denselben Worten
verurteilte die menschliche Gemeinschaft schon vor siebzig Jahren die chemischen Waffen. Die
Formulierungen appellieren an die Moral; sie sind nicht militärisch; sie sind ethisch,
nicht
strategisch. Man könnte sogar von "kirchlicher" Sprache reden, weil sie die
grundlegenden
Werte und Verhaltensweisen im menschlichen Leben und in der Gemeinschaft anspricht.
Der entscheidende Satz lautet:
Antipersonenminen sind mit dem Gewissen der Menschheit moralisch unvereinbar und
müssen deshalb verurteilt werden.
Mit diesen Worten hat die Welt nach dem Ersten Weltkrieg den Einsatz
von chemischen Waffen öffentlich angeprangert. Heute, vier Generationen später,
wird bei
dem Versuch, den sinnlosen, verheerenden Schaden aufzudecken, der von diesen kleinen, aber
todbringenden Waffen ausgeht, an diese Worte und Empfindungen angeknüpft.
Seit dem Ersten Weltkrieg haben sich indessen die Regeln des Krieges verändert. Die
meisten
Konflikte werden nicht mehr zwischen Staaten ausgetragen. Verbrecherische interne
Bürgerkriege sind das Gesetz, das die traditionellen Regeln für die Austragung
militärischer
Konflikte außer Kraft setzt und die Verstümmelung und Tötung von
Zivilpersonen zur
gewollten Strategie werden läßt. In solchen Situationen werden
Antipersonenminen bewußt
als Waffen eingesetzt - und sie bleiben auch noch Generationen nach dem Konflikt im
Boden.
Welche Funktion kommt angesichts der veränderten und sich verändernden
Kriegführung den
Kirchen zu? Selbstverständlich müssen sich die Kirchen zu Wort melden, wenn es
um
Probleme geht, die das Gewissen der Menschheit belasten. Kann die weltweite christliche
Gemeinschaft etwas dazu beitragen, daß Herstellung und Einsatz dieser Waffen
unterbunden
werden? Kann die weltweite christliche Gemeinschaft etwas zur Heilung des Leibes der
Völker, zur Versöhnung zwischen Völkern und Staaten beitragen?
Der Prophet Jesaja stellt uns ein Bild vor Augen, das den Kirchen als Vorbild für ihre
Reaktion
dienen kann (Jesaja 2, 1-4). Jesaja beschreibt das Haus des Herrn, das fest auf dem
höchsten
Berg gegründet ist: Eine Zufluchtsstätte, ein Heiligtum, ein Ort des Heilens und
der Lehre.
Viele Menschen, alle Völker "ziehen hinauf zum Berg des Herrn." Und sie werden
hinfort vom
Krieg ablassen:
Was aber ist zu tun, wenn die Soldaten heimkehren und der Krieg dennoch weitergeht? Wie
kann man Schwerter zu Pflugscharen machen, wenn die Felder für die Bauern
unzugänglich
sind, weil in ihrem fruchtbaren Boden noch immer Krieg ist? Wie können
Antipersonenminen,
die Schwerter des 21. Jahrhunderts, in Werkzeuge des Friedens verwandelt werden?
In Kambodscha wird gerade ein solcher Versuch unternommen. In dem Buch von Paul Davies,
"War of the Mines" (Krieg der Minen), schildert der Autor folgende Szene:
Zum Teil gelangen ihre Bestände aber auch in zwei Schmelzhütten in
Battambang. Dort wird
der Schrott, darunter auch POMZ-2-Kartuschen, eingeschmolzen und landwirtschaftliches
Gerät daraus gegossen, auch die Metallzinken für die traditionellen, von Ochsen
gezogenen
kambodschanischen Holzpflüge, die den fruchtbaren Boden von Battambang aufbrechen
(Seite
519).
Die zweite, und letztlich die einzige Möglichkeit der Kirchen, etwas
dazu
beizutragen, daß dieses Kriegsgerät in friedliche Werkzeuge für die
Landwirtschaft und das
Gemeinwesen verwandelt werden, besteht darin, es klar und deutlich und in aller
Öffentlichkeit
als mit dem Gewissen der Menschheit und mit Gottes Barmherzigkeit und seinem
Schöpfungswerk unvereinbar zu verurteilen .
Kirchen können - und sollten - diese Waffen in der Öffentlichkeit brandmarken.
Dies kann im
Dialog mit Regierungen, in der Presse und in Diskussionsgruppen geschehen. Kirchen sollten
sich mit anderen Gruppen und mit Menschen guten Willens zusammenschließen, um zu
erreichen, daß die Produktion und der Einsatz dieser Waffen unterbunden werden. Sie
sollten
inbrünstig für Opfer und Täter gleichermaßen beten. Sie sollten
danach trachten, Frieden und
Versöhnung zu stiften.
Dieses Heft enthält Informationen darüber, wie sich Kirchen am Protest gegen
Antipersonenminen beteiligen können. Im Blick auf diese Waffen haben die Kirchen
zumindest
die Aufgabe, nach Wegen zu suchen, wie diese Schwerter in Werkzeuge und Instrumente
für
Frieden und Entwicklung verwandelt werden können.
Alle 22 Minuten wird irgendwo in der Welt ein Mensch durch eine
Landmine getötet oder verstümmelt.
WIE GEHT ES NUN WEITER?
Zur Zeit wird die ICBL und werden die an der
Kampagne beteiligten Kirchen häufig gefragt: "Wie geht es nun weiter? Der Vertrag ist
unterzeichnet. Ist damit unsere Arbeit nicht getan"?
- DIE MENSCHLICHKEIT IN DER KRISE
Die Antipersonenminen sind ein zutiefst
humanitäres
Problem. Diese Kriegswaffen töten auch im Frieden. Sie sind zwar gegen Soldaten
gerichtet,
doch sie töten und verletzen Frauen und Kinder. Eben wegen dieser unterschiedslos
gegen
Menschen wirkenden Folgen sind diese Waffen nunmehr völkerrechtlich verboten.In 70 Ländern Afrikas, Asiens, Europas, des Nahen und Mittleren Ostens
sowie
Nord-, Mittel- und Südamerikas sind Millionen von Minen verlegt. Am stärksten
betroffen
sind Afghanistan, Angola, Bosnien und Herzegowina, Eritrea, Irak (Kurdistan), Kambodscha,
Kroatien, Mosambik, Somalia, der Sudan und Vietnam.
Im Laufe des Jahres 1991 haben mehrere nichtstaatliche
Organisationen und einzelne Personen gleichzeitig eine Diskussion darüber
geführt, daß die
Initiativen und Forderungen für ein Verbot der Antipersonen-Landminen koordiniert
werden
müssen. Vertreter/innen von Handicap International, Human Rights Watch, Medical
International, Mines Advisory Group, Ärzte für Menschenrechte sowie Vietnam
Veterans of
American Foundation trafen sich im Oktober 1992 und gründeten die Internationale
Kampagne für ein Verbot der Landminen (ICBL).
Wir haben uns gemeinsam daran gemacht, eine Strategie für die
Völkergemeinschaft zu entwickeln, mit deren Hilfe sie sachgemäß und
aufeinander abgestimmt
die rasche und wirksame Inkraftsetzung und zügige Umsetzung des neuen
Übereinkommens
vorantreiben und sicherstellen kann. [...] Ich möchte uns zugleich in Erinnerung rufen,
daß dies
nur der Anfang war. Nur in unablässigem Bemühen um Partnerschaft und
Kooperation wird es
uns gelingen, unser Ziel zu erreichen: eine Welt, die befreit ist von der Angst vor
Antipersonenminen und von dem von ihnen verursachten Leid.
Minister für Auswärtige Angelegenheiten, Kanada
Abschlußrede bei der Konferenz in Ottawa am 4. Dezember 1997UNSERE STRATEGIE
Die Verhandlungen über den Vertrag von Ottawa
sind
zweifellos ein denkwürdiger Markstein im Kampf gegen die Geißel der
Landminen; es bleibt
jedoch noch ein gewaltiges Stück Arbeit zu tun, bis die Bedrohung durch diese Waffen
und bis
ihre schrecklichen humanitären Auswirkungen tatsächlich gebannt sind.
Beobachtung der 127 Regierungen, die den Vertrag von Ottawa
unterzeichnet haben.Aktionsvorschlag:
Prüfen Sie die Liste der Staaten, die das Übereinkommen
unterzeichnet
haben (siehe Anhang II) und stellen Sie fest, ob Ihre Regierung
dazugehört.
ZWECKDIENLICHE
INFORMATIONSQUELLEN IM INTERNET
http://www.Handicap-International.org
http://www.hrw.org
http://www.ICRC.org
http://www.icbl.org
http://www.mennonitecc.ca
http://www.dsk.de/mgm
http://www.mines.gc.caStrategie
ZWEI
Druck auf die Regierungen für eine baldige Ratifizierung und
Umsetzung
der Vertragsbestimmungen.Aktionsvorschlag:
Wenn Ihre Regierung das Übereinkommen unterzeichnet hat:
Setzen Sie sich für die weltweite Geltung des Vertrages ein.Aktionsvorschlag:
Strategie VIER
Falls Ihr Land das Übereinkommen weder unterzeichnet noch
ratifiziert
hat:
Verstärkte staatliche Unterstützung für
Minenräumung und
Hilfsprogramme zugunsten von Minenopfern
ARGUMENTE FÜR EIN VERBOT DER LANDMINEN
Kirchen
können einen symbolischen Akt der Vertragsunterzeichnung für die
Bevölkerung arrangieren
und die geleisteten Unterschriften ihrer Regierung als Symbol des Engagements ihrer
Bürger
für ein weltweites Verbot der Landminen vorlegen.
WENN DIE SCHWERTER IM BODEN BLEIBEN..."Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und
ihre Spieße zu Sicheln machen; denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert
erheben,
und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen" (Jesaja
2,4).
Eine Aufgabe der Kirche besteht darin, den Staaten Wege zu weisen, die
sie vom Krieg weg und zu dem "stillen Wunder eines Lebens" in Frieden hinführen, die
sie
Kriegsmaterial in Werkzeuge des Friedens verwandeln und Schlachtfelder wieder reiche Ernte
tragen lassen, damit die Menschen satt werden.An einem meiner letzten Tage in Battambang boten sich
mir die eindrücklichsten und hoffnungsvollsten Zukunftsbilder. ... Händler,
ausgerüstet mit
alten Fahrrädern und großen Bambuskörben, fahren in Gegenden wie
Rattanak Mondul und
kaufen bei den Dorfbewohnern, die ihr Land zurückverlangt hatten, vom Krieg
zurückgebliebenen Schrott auf. Besonders beliebt sind dabei die metallischen
Überreste der
sowjetischen POMZ-2-Minengehäuse. In Battambang werden diese an
Schrotthändler
verkauft, die wiederum die Schmelzhütten in Phnom Penh beliefern.
EINE/R:
EINE/R:
EINE/R:
ALLE:
ALLE:
|
Heute beten wir vor allem
anderen für eine friedliche Welt, für eine Welt, die frei ist zu feiern und zu tanzen,
eine Welt
ohne Minen. Wir beten für Familien, die Angehörige durch Landminen verloren haben. Tröste sie. Wir beten für Kinder, Frauen und Männer, die sich mühen, ein neues Leben aufzubauen. Schenke ihnen Mut. Wir beten für die Hersteller von Landminen, verwandle ihre Herzen. Laß sie ihr technisches und kommerzielles Können für die Entwicklung und nicht für den Krieg nutzen . Wir beten für die Minenräumer. Schenke ihnen Sicherheit und Beständigkeit für ihr heiliges Werk. Wir beten für Länder, die besonders schwer von Landminen betroffen sind. Laß ihr Land reich mit Reis, Mais und Nahrungsgütern gesegnet und nicht von Landminen geschändet sein. Wir beten für die Staatsoberhäupter. Laß sie die Landminen verbieten und Mittel für Minenräumung und für Hilfe zugunsten der Opfer bereitstellen. Barmherziger Gott, wir sagen dir Dank für deine Güte. Vergib uns unsere Schuld; hilf uns, Gutes zu tun und nicht Böses. |
Er war einsam und allein in seinem Gemüsegarten und schritt langsam durch die Beete. Ab und zu blieb er stehen, um ein Blatt umzuwenden oder um sich die Früchte etwas genauer anzusehen. Seine Bewegungen waren langsam - wohl wegen der Hitze an diesem Tag, vor allem aber, weil er nur noch ein Bein hatte und sich auf seinen wackligen Krückstock stützen mußte, um vorwärts zu kommen. Sein anderes Bein war bis zur Hüfte amputiert, und weil sein Gemüsegarten an der Straße Nr. 10 im Nordwesten von Kambodscha liegt, muß man vermuten, daß er einem Landminenunfall zum Opfer gefallen ist. Später bestätigte sich das, denn rundum sein Haus, seine ordentlichen Gemüsebeete, auf dem Weg zur Pumpe und am Zugang zur Straße flatterten starkfarbige rote und weiße Bänder. Diese schlichten Warnzeichen mit der Aufschrift "Vorsicht, Minen" hingen an jedem Zaunpfahl, an jedem Baum und an kleinen Pfosten rundum den Sockel seines Hauses. |
Ich bin nicht zu ihnen gegangen. Unsere Gruppe durfte die Straße nicht verlassen. Die ganze Gegend ist extrem gefährlich, sagte man uns. Jemand aus unserer Gruppe hatte sich schon zwei Schritte von der Straße entfernt, um mehr Schatten zu finden; er wurde aber ganz schnell in Richtung der Autos zurückgedrängt. "Sehen Sie nicht, daß überall an dieser Straße Minen verlegt sind - bringen Sie sich nicht in Gefahr." Ein guter Rat für eine Gruppe, die man als Kriegstouristen bezeichnen könnte und die gekommen war, um sich einen Eindruck von den Schäden zu verschaffen, die der jahrelange Krieg auf dem umkämpften Boden verursacht hat. Wir schauten schweigend zu der Familie hinüber - ein bißchen so, wie man im Zoo Tiere betrachtet. Tiere, die nicht hinaus konnten, Gefangene, denen es verwehrt war, frei und voller Vertrauen über das Land zu gehen.
Wir wurden ermahnt, nichts Riskantes zu tun; und sie, hatten sie eine Wahl? Sie mußten immer wieder vor Konflikten flüchten, sie mußten hinnehmen, daß Truppen ihre Felder mit Granaten verwüsteten, daß Panzer durch ihre Wassergräben fuhren und daß schließlich jedes Stück Land, in das man eindringen konnte, vermint wurde. Für diese Familie gab es nirgends einen sicheren Ort - hinter jedem Schritt aus dem Haus lauerte Gefahr. Als wir der Straße Nr. 10 folgten, merkten wir, daß nicht nur Felder, sondern auch Flüsse, Brücken, Schulen, Tempel, Tümpel und Nebenstraßen betroffen waren - Orte des Lernens, Ackerland, Fischgründe und Gottesdienststätten.
Aber warum bleiben sie? Wo sollten sie denn hingehen? Wer würde sie denn aufnehmen? Wer würde sie mit Nahrung versorgen, Reis für sie pflanzen oder sie beherbergen, so lange Zeit nach dem Ende des Konflikts? Wer würde denn in einem von Armut schwer betroffenen Land einem Bauern mit nur einem Bein Arbeit geben, oder wovon sollte diese Familie denn den Umzug an einen sichereren Ort bestreiten? Wer würde sein kleines Stück Land teilen, um diese eine Familie unterzubringen, ... wo es doch Hunderten von Familien ebenso geht? Wie lange wird es dauern, bis ein Räumtrupp bis in ihre Gegend vordringt, um sie von den stillen Mördern zu befreien?
Als Mitstreiterin der Antiminenkampagne habe ich mich bei verschiedenen Foren schriftlich geäußert: Unterstützung für Opferhilfe, Geld für Minenräumung, Keinen Einsatz von Landminen mehr! Bisher waren es Worte auf dem Papier, weit weg von den Betroffenen. Mit ist jetzt aber klar, daß diejenigen, die weit weg sind von dieser konkreten Situation, doch etwas verändern können: sie können Regierungen zu verantwortlichem Handeln bewegen, sie können hier und da etwas für die Organisationen spenden, die Minen räumen, und Familien und Bauern wie denen an der Straße Nr. 10 eine Chance geben.
4-6 Millionen Landminen liegen auf dem Boden Kambodschas. Es heißt, es werde noch 25 Jahre dauern, bis alle geräumt sind. Noch Hunderte von Bauern, Soldaten, Frauen, Kindern und Tieren werden diesen todbringenden, unterschiedslos wirkenden Waffen Jahr für Jahr zum Opfer fallen. Wie lange sollen wir noch zulassen, daß Familien wie diese in ständiger Angst leben müssen, Gefangene in ihren eigenen Häusern sind, täglich Risiken auf sich nehmen müssen, um zu überleben? Oder sind wir im Westen, im Osten, im Norden und im Süden ein besonders schwerer Fall von "aus den Augen, aus dem Sinn"?
Emma Leslie
Frontier Intern in Mission
Mitarbeiterin im Ökumenischen Zentrum Kambodscha
Herr, wie kann ich dir ohne Arme dienen?
Wie kann ich deine Wege gehen ohne Füße?
Ich habe Feuerholz gesammelt, als ich meine Arme verlor.
Ich führte die Ziegen zum Wasser und verlor meine Füße.
Ich habe einen Kopf. Doch mein Kopf versteht nicht,
weshalb auf der Weide Landminen liegen oder
weshalb über die staubige Straße zum Markt ein Stolperdraht gespannt ist.Mein Herz ist voller Weh. Ich möchte Teil haben
an deinem Schmerz, doch ich vermag es nicht. Er ist zu groß für mich.
Du schaust auf mich, doch ich kann deinen forschenden Blick nicht ertragen.
Die Waffenfabrik gibt meinem Sohn Arbeit, und meine Steuern
werden in die Entwicklung "intelligenter" Waffen gesteckt.
Ich habe nicht protestiert, als die Soldaten Furcht in der Erde vergruben, die alte Menschen
und ängstliche Mütter erstickt und die jungen Männer mit Haß erfüllt.Herr, wir sind alle mitschuldig an dem Verbrechen des Krieges,
der Gier nach Macht um jeden Preis.
Der Preis ist zu hoch für die Menschheit.
Herr, gib uns unsere Menschlichkeit zurück, unser ubuntu ...
Lehre uns, dir ohne Waffen zu dienen. Amen
Bischof Desmond M. Tutu