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ZENTRALAUSSCHUSS 1999 NR. 3


27. August 1999

ALBANISCHER ERZBISCHOF: RELIGION DARF NICHT ALS
MITTEL DER TRENNUNG MISSBRAUCHT WERDEN


"Versöhnung ist ein Wort, das im Kosovo im Moment schwer zu buchstabieren ist." Keith Clements, Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), war einer der Gesprächspartner bei dem Padare über die Kosovo-Krise und die Rolle der Kirchen in Konfliktsituationen.

Der zweite Tag der Sitzung des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf, Schweiz, stand im Zeichen der Padare, einer Form von Gesprächsgruppen, die sich an afrikanischen Vorbildern orientiert und erstmals bei der Vollversammlung des ÖRK in Harare, Simbabwe, 1998 eingesetzt wurde. Clements fuhr fort: "Der Wiederaufbau wird eine lange Zeit brauchen, noch mehr Zeit aber brauchen sicher die Bemühungen um Versöhnung zwischen den ethnischen Gruppen." Die Aufgaben der Kirchen im Kosovo bestünden jetzt nach der militärischen Intervention vor allem darin, ausserhalb der Schlagzeilen in Ruhe die Beziehungen zwischen den ethnischen Gruppen heilen zu helfen.

Dass der Kosovo-Krieg kein Religionskrieg gewesen sei, darin stimmten Vladan Perisic als Laienmitglied der Serbisch Orthodoxen Kirche Jugoslawiens und Erzbischof Anastasios, das Oberhaupt der Autokephalen Orthodoxen Kirche von Albanien überein. Sowohl Albaner als auch Serben seien zu Opfern dieses Krieges geworden. Perisic forderte den ÖRK auf, gegen die pauschale Verurteilung der serbischen Nation durch westliche Medien anzugehen und dafür einzutreten, dass auch Serben im Kosovo in Sicherheit leben könnten. Das Interesse der Serbisch Orthodoxen Kirche liege darin, allen Bevölkerungsgruppen im Kosovo auf dem Weg zu friedlichem Zusammenleben beizustehen.

Erzbischof Anastasios von Tirana, Durres und ganz Albanien schilderte die immensen Anforderungen, die an seine Kirche durch die Kosovo-Krise gestellt worden seien. Nach jahrzehntelangem Verbot jeglicher kirchlicher Aktivitäten und achtjähriger Aufbauarbeit sei die Versorgung mehrerer hunderttausend Flüchtlinge in Lagern und Familien eine Herkules-Aufgabe gewesen, die nur mit finanzieller und praktischer Hilfe der ökumenischen Partner zu bewältigen gewesen sei. "Religion ist das Mittel zum Heilen der Wunden, das Mittel gegen den ausgestreuten Hass, wir dürfen nicht zulassen, dass sie als Mittel der Trennung benutzt wird!" Anastasios nannte die Entwicklung in Südafrika als Vorbild für die Überwindung einer "besonderen Form" von Apartheid, die im Kosovo herrsche. Anders als in Südafrika gehe es aber hier nicht nur um die Versöhnung zwischen Christen, sondern auch die Muslime müssten ihre Fürsprecher finden. Der Kern des Evangeliums sei das Eintreten für alle Leidenden.


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