Ökumenischer Rat der Kirchen Kommunikationsabteilung
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19. Oktober 1999

NACHRUF AUF JULIUS NYERERE


Der folgende Nachruf von Pfr. Dr. Konrad Raiser, dem Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), ist dem bekannten afrikanischen Staatsmann und früheren Präsidenten Tansanias, Julius Nyerere,gewidmet, der am Donnerstag, dem 14. Oktober, gestorben ist.

"Der Ökumenische Rat der Kirchen, der Afrika während seines ganzen Kampfes für die Befreiung von der Kolonialherrschaft und gegen die Apartheid unterstützt hat, hat den Mann, der diesen Kampf als Vorsitzender der "Frontstaaten' inspiriert und verkörpert hat, stets um Rat und Hilfe ersucht. Wir trauern um unseren Freund und Mentor Julius Nyerere und sprechen seiner Familie und seinen Freunden unser aufrichtiges Beileid aus. Wir danken Gott für sein Leben und beten um ewigen Frieden für seine Seele.

Julius Nyerere lebte ein einfaches Leben in Harmonie mit seiner Botschaft und den Werten von Wahrheit und Gerechtigkeit, auf die er sich immer wieder bezog. Er war unbestechlich und verantwortungsbewusst und setzte mit seinem Leben und seiner Arbeit ein Beispiel für persönliche Integrität, die eine Herausforderung für sein Land und sein Volk wie auch für das übrige Afrika und die ganze Welt gewesen ist.

In vielfacher Hinsicht war Nyerere das Gewissen Afrikas. Sein freiwilliger Verzicht auf das Präsidentenamt legt davon Zeugnis ab, aber es gibt eine Vielzahl anderer Beispiele für seine große moralische Integrität.

Nyerere war ein Mann mit ungeheuren intellektuellen und ethisch-moralischen Ressourcen. Während des langen Kampfes für die Entkolonisierung der portugiesischen Kolonien und Südrhodesiens sowie im Kampf gegen die Apartheid in Namibia und Südafrika stellte er seine Fähigkeiten und seine Arbeitskraft in den Dienst des Widerstandes und des Befreiungskampfes. Ein konkretes Beispiel für sein Engagement war die bereitwillige Aufnahme von Flüchtlingen aus den portugiesischen Kolonien und Südafrika in Tansania, das diesen Menschen Land zur Verfügung stellte und Entwicklungs- und Ausbildungsmöglichkeiten bot.

Während dieser Jahre leistete der ÖRK im Rahmen seines Programms zur Bekämpfung des Rassismus (PCR) nicht nur finanzielle Unterstützug für die Flüchtlingssiedlungen, sondern wandte sich auch häufig um Rat an Nyerere, der über einen großen Schatz an Weisheit und Erfahrungen verfügte. Der ÖRK ließ sich in seiner gesamten Arbeit für Gerechtigkeit, Frieden, Entwicklung, Menschenrechte und Freiheit von Nyereres Worten leiten, dass "die Kirche, wenn sie nicht Teil unserer Armut, nicht Teil unseres Kampfes gegen Armut und Ungerechtigkeit ist, auch nicht Teil von uns ist.'

Für Pfr. Sam Kobia aus Kenia, den Direktor des ÖRK-Arbeitsbereichs "Themen und Problembereiche", würde die Welt gut daran tun, Nyereres unprätentiösem Lebensstil nachzueifern, und Afrika würde Nyerere die größte Ehre erweisen, wenn es seine Arbeit für Einheit und Frieden fortsetzte."

Kontakt: ÖRK-Büro für Beziehungen zu den Medien, Tel. +41 22 791 6153


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