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29. Marz 1999

INTERNATIONALE KIRCHENVERBÄNDE FORDERN EINSTELLUNG DER NATO-INTERVENTIONEN UND RÜCKKEHR AN DEN VERHANDLUNGSTISCH


Genf, 29. März 1999 - Die Vereinten Nationen (UN) sollen unverzüglich Anstrengungen unternehmen, um einen gerechten und andauernden Frieden im Kosovokonflikt zu erlangen. Die von der Nato ausgeführten militärischen Interventionen in der Bundesrepublik Jugoslawien manifestierten *das Versagen der internationalen Völkergemeinschaft, eine glaubwürdige Lösung auf dem Verhandlungsweg* zu erreichen, heisst es in einem gemeinsam vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) sowie vom Lutherischen Weltbund (LWB) verfassten und vom Reformierten Weltbund (RWB) unterstützten Brief an UN-Generalsekretär Kofi Annan. Jedes weitere Bombardement erschwere eine Lösung und steigere das Risiko einer Regionalisierung des Konfliktes. Zudem werde die Gefahr einer erneuten Teilung Europas vergrössert.

ÖRK-Generalsekretär Konrad Raiser, KEK-Generalsekretär Keith Clements, LWB-Generalsekretär Ishmael Noko und RWB-Generalsekretär Milan Opocensky setzen sich daher für eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen ein, um Raum zu schaffen für einen Neuansatz des politischen Prozesses unter der Schirmherrschaft der UN.

Wortlaut des Schreibens an UN-Generalsekretär Kofi Annan, unterzeichnet von ÖRK-Generalsekretär Konrad Raiser, KEK-Generalsekretär Keith Clements sowie von LWB-Generalsekretär Ishmael Noko und unterstützt von RWB-Generalsekretär Milan Opocensky:

"Sehr geehrter Herr Generalsekretär,

Wir geben auf diesem Wege unsere Bestürzung über die militärische Intervention der Nato in der Bundesrepublik Jugoslawien zum Ausdruck und appellieren an Sie, dass die Vereinten Nationen unverzüglich Anstrengungen unternehmen, um einen gerechten und andauernden Frieden im Kosovokonflikt zu erlangen.

Die von der Nato ausgeführte Intervention in der Bundesrepublik Jugoslawien manifestiert das Versagen der internationalen Völkergemeinschaft, eine glaubwürdige Lösung auf dem Verhandlungsweg zu erreichen. Jedes weitere Bombardement erschwert eine Lösung und steigert das Risiko einer Regionalisierung des Konfliktes. Zudem wird die Gefahr einer erneuten Teilung Europas vergrössert.

Wir rufen daher zu einem sofortigen Moratorium des militärischen Einsatzes der Nato auf, damit unter Ihrer Führung und der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen erneut ein politischer Prozess eingeleitet wird. Wir stimmen dem Appell vom 25. März 1999 von Patriarch Pavle, dem Oberhaupt der Serbischen Orthodoxen Kirche, zu, in dem er "die Regierungen aller Länder der Welt dazu aufruft, sich für die Einstellung der Bombardierungen einzusetzen und eine gerechte Lösung der gegenwärtigen Krise auf dem Verhandlungswege zu erreichen. Die Serbische Orthodoxe Kirche ruft die Militär-und Zivilbehörden Serbiens und Jugoslawiens dazu auf, alles zu unternehmen, was in ihrer Macht steht, um Frieden zu schaffen".

Wir stimmen der Erklärung der Religionsführer aus dem Kosovo zu, eine gewaltlose Lösung des Konfliktes auf der Basis von Grundrechten zu schaffen, die allen Gemeinschaften zugestanden werden.

Wir wiederholen unsere Überzeugung, dass bei den Verhandlungen in Rambouillet entscheidende Fortschritte in Richtung auf eine anhaltende politische Regelung hin gemacht wurden, an die angeknüpft werden sollte. In der gegenwärtigen Lage jedoch glauben wir, dass nur die Vereinten Nationen einen Rahmen für eine neue Initiative bieten können, die aus dieser ausweglosen Situation führt.

Im Namen unserer Mitgliedskirchen bestätigen wir unsere Bereitschaft, jegliche Initiative zu unterstützen, die Ihre Exzellenz zur Einstellung der gegenwärtigen militärischen Gewaltaktionen unternimmt, um eine gewaltlose Lösung des Konfliktes in der Bundesrepublik Jugoslawien herbeizuführen."


Weitere Informationen erhalten Sie von Karin Achtelstetter, ÖRK-Medienbeauftragte
Tel. (Büro): (+41 22) 791 6152
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