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8. Februar 1999

INTERNATIONALE MASSNAHMEN ZUR BEENDIGUNG DES BÜRGERKRIEGES IM KONGO DRINGEND ERFORDERLICH


Massnahmen der Vereinten Nationen und der Organisation für Afrikanische Einheit sind nach Meinung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) dringend erforderlich, um den Bürgerkrieg in Kongo-Brazzaville zu beenden.

Der prekäre Frieden, der im Oktober 1997 erreicht worden war, brach vor etwas mehr als einem Monat in sich zusammen. Milizen, die den früheren Präsidenten Lissouba und den früheren Ministerpräsidenten Kotelas unterstützen, griffen wieder zu den Waffen und wurden von der Armee und Milizen, die Präsident Sassou Nguesso treu ergeben sind, mit grösster Brutalität niedergeschlagen. Die kriegerischen Auseinandersetzungen degenerieren gegenwärtig zu einem ethnischen Konflikt. Tausende von Menschen haben bereits ihr Leben verloren, und Schätzungen zufolge sind 100000 bis 150000 Menschen in die Wälder geflüchtet. Die Regierung hat praktisch nichts getan, um die Spirale des Terrors unter Kontrolle zu bekommen. Im November letzten Jahres griffen Milizen eine Gruppe von Vermittlern an, die der Ökumenische Rat der Kirchen des Kongo entsandt hatte. Sechs der neun Gruppenmitglieder wurden getötet.

Angesichts verzweifelter Hilfsappelle der Kirchenführer in Kongo-Brazzaville an die weltweite christliche Gemeinschaft hat ÖRK-Generalsekretär Pfr. Dr. Konrad Raiser sich schriftlich an Dr. Kofi Annan, den Generalsekretär der Vereinten Nationen, sowie an den Präsidenten Frankreichs, Jacques Chirac, gewandt.

In seinem Brief an Kofi Annan spricht Konrad Raiser von der "tiefen Sorge" des ÖRK angesichts der sich verschlimmernden Lage in Kongo-Brazzaville sowie von der Notwendigkeit internationaler Massnahmen. "Bemerkenswerterweise haben die meisten Kirchenführer sich dazu entschlossen, im Land zu bleiben, um so nah wie möglich bei ihren Gemeinden zu sein, in der Hoffnung, dass sie ihr Amt des Friedens, der Toleranz und der nationalen Versöhnung bald wieder aufnehmen können. In ihrem Namen und um ihren dringlichen Anliegen Ausdruck zu verleihen, wende ich mich heute an Sie und hoffe, dass ihre Stimme und die der Menschen in Kongo-Brazzaville im Sicherheitsrat und in anderen internationalen Foren Gehör findet."

In seinem Brief an Jacques Chirac schreibt Konrad Raiser, dass er sich an den Präsidenten Frankreichs "als dem Führer eines Landes (wendet), das die Möglichkeit hat, einen entscheidenden Beitrag dazu zu leisten, dass die internationale Gemeinschaft sich stärker für die Belange von Kongo-Brazzaville einsetzt."

"Wir sind uns bewusst, dass Frankreich bereits Anstrengungen in dieser Richtung unternommen hat. Aber angesichts der tragischen Entwicklungen in diesem Lande und der Angst vor einer bevorstehenden Eskalation des Konfliks glauben wir, dass es möglich ist, noch weiter auf diplomatischem Wege bei der Regierung des Kongo vorstellig zu werden und sie eindringlich aufzufordern, über eine Beendigung der Feindseligkeiten zu verhandeln und sich zur Einleitung eines Friedens- und Versöhnungsprozesses zu verpflichten."

"Unseres Erachtens ist es auch dringend erforderlich, dass die Vereinten Nationen und die Organisation für Afrikanische Einheit Massnahmen ergreifen, da die sich gegenwärtig verschlimmernde Lage zumindest teilweise darauf zurückzuführen ist, dass die internationale Gemeinschaft dem Bürgerkrieg im Kongo keine Beachtung geschenkt hat."

Konrad Raiser ruft Frankreich dazu auf, sich für die Mobilisierung der internationalen Meinung einzusetzen. "Angesichts der sich ständig verschlimmernden Situation hoffen wir zutiefst, dass Frankreich seine Rolle als Friedenstifter in dem Land intensivieren und die internationale Gemeinschaft zu stärkerem Engagement motivieren wird."

"Wir verpflichten uns unsererseits, gemeinsam mit den Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen, insbesondere jenen in Frankreich, Europa und Afrika, die Kirchen im Kongo in ihren Bemühungen um Frieden und Versöhnung zu begleiten und in den schwierigen Zeiten, in denen sie gegenwärtig leben, zu unterstützen."

Exemplare der Briefe (Brief an Präsident Chirac in Englisch und Französisch; Brief an Kofi Annan nur in Englisch) sind auf Anfrage beim Pressebüro erhältlich. Bitte wenden Sie sich an Sheila Mesa oder John Newbury + 41.22.791.61.51/2.

ÖRK-Stabsmitglieder Geneviève Jacques (Englisch, Französisch, Spanisch) + 41.22.791.62.07; und Huibert van Beek (Englisch, Holländisch, Französisch) + 41.22.791.61.44 stehen für Interviews oder zusätzliche Hintergrundinformationen zur Verfügung.


Weitere Informationen erhalten Sie von John Newbury, ÖRK-Presse- und Informationsreferent
Tel. (Büro): (+41 22) 791 6152
Tel. (privat): (+41 22) 369 3726
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Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von inzwischen 336 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.