Ökumenischer Rat der Kirchen Kommunikationsabteilung
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10. März 1998

KIRCHENFÜHRER SOLLEN ZU EINER LÖSUNG AUF DEM VERHANDLUNGSWEG BEITRAGEN, UM DIE GEWALT IN KOSOVO ZU BEENDEN


In einer Reaktion auf die eskalierende Tragödie in Kosovo appellieren die Generalsekretäre von drei kirchlichen Organisationen - der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und des Lutherischen Weltbundes (LWB) - an die Kirchenführer der Bundesrepublik Jugoslawien, alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um die Gewaltausschreitungen zu stoppen, und dafür Sorge zu tragen, dass Identität und Geschichte aller ethnischen und religiösen Gruppen in der Provinz respektiert werden.

Das Schreiben vom 10. März an die Mitgliedskirchen der drei Organisationen in der Bundesrepublik Jugoslawien ist von Pfr. Dr. Keith Clements von der KEK, Pfr. Dr. Konrad Raiser vom ÖRK und Pfr. Dr. Ishmael Noko vom LWB unterzeichnet und hat folgenden Wortlaut:

"Liebe Brüder in Christus,

Wir schreiben Ihnen im Namen unserer kirchlichen Organisationen, um unsere tiefe Sorge und unsere Solidarität mit allen Menschen zum Ausdruck zu bringen, die von den tragischen Ereignissen in Kosovo betroffen sind.

Unsere Organisationen appellieren an die Führung und Mitgliedschaft der Kirchen in der Bundesrepublik Jugoslawien, alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um zu einer auf dem Verhandlungsweg erzielten friedlichen Lösung des gewaltsamen Konflikts in der Povinz Kosovo beizutragen.

Es ist ein dringendes Anliegen für Christen und Kirchen in der ganzen Welt, dass die Wiederholung eines Gewaltkonflikts nach bosnischem Muster verhindert wird. Es muss alles getan werden, um aus der gegenwärtigen Konfrontation herauszukommen und ein Übergreifen des Konflikts auf die Nachbarländer zu vermeiden.

Damit eine gerechte und dauerhafte Lösung ausgehandelt werden kann, müssen sich alle Parteien Akten der Gewalt und Einschüchterung enthalten. Wir schliessen uns daher Seiner Seligkeit Pavle, Patriach der Serbischen Orthodoxen Kirche, und seinen Vertretern an, die den Einsatz von Polizeigewalt gegen unbewaffnete Studenten und Zivilisten in Kosovo verurteilt haben, und wir prangern die schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen an, die in der Region zu beobachten sind.

Gemeinsam erklären wir unsere Sorge und Überzeugung, dass Identität und Geschichte aller ethnischen und religiösen Gruppen in der Provinz respektiert werden müssen. Wir unterstützen mit Nachdruck die Bemühungen von Menschen aller Gemeinschaften in Kosovo und anderswo, die sich für eine friedliche Lösung der Krise auf dem Verhandlungsweg einsetzen, welche eine gerechte und freie Koexistenz aller ermöglichen würde. Wir schliessen uns Patriarch Pavle an und rufen dazu auf, dass alle Völker in diesem Land als Menschen zusammenleben mögen, wie es Gottes Gerechtigkeit entspricht.

Wir bitten die internationale ökumenische Gemeinschaft dringend, sich darauf vorzubereiten, den Opfern, den Entwurzelten und jenen gesellschaftlich schwachen Gruppen, die vom Konflikt am meisten betroffen sind, über das ÖRK/LWB-Koordinierungsbüro für Nothilfe ACT (Kirchen helfen gemeinsam) jede erdenkliche humanitäre und sonstige Hilfe zukommen zu lassen.

Wir hoffen und beten, dass nichts unterlassen wird, um den Menschen zu ermöglichen, wieder ein Leben in Würde und gegenseitiger Achtung zu führen."

Weitere Informationen erhalten Sie von John Newbury, ÖRK-Presse- und Informationsreferent, Tel. (Büro): (+41 22) 791 61 52, Tel. (privat): (+41 22) 369 37 26, E-mail: media


Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von inzwischen 330 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.