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Weltkonferenz gegen Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängender Intoleranz
4. September 2001

Spiritualität bei der UN Weltkonferenz gegen Rassismus
Erika von Wietersheim


Zur Eröffnung der UN Weltkonferenz gegen Rassismus, rassische Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängende Formen der Intoleranz wurde am Freitag, 31. August, ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert. Den langen Namen und hohen Anspruch der Konferenz fasste der anglikanische Bischof von Natal, Pastor Rubin Phillip, in seiner Predigt in zwei Bibelzitaten zusammen. "...dass sie eins seien, wie wir."(Johannes 17,11) und "Steht auf, lasst uns gehen!" (Matthäus 26,46) - Sätze, mit denen Jesus seine Anhänger aufgefordert hat, den christlichen Glauben aktiv zu leben.

Hunderte von Christen aus aller Welt versammelten sich in der methodistischen "Central Church" in der Stadtmitte Durbans unter dem Motto: "Christen vereinigen sich gegen Rassismus". Verschiedene prominente südafrikanische Kirchenleiter hielten Lesungen und sprachen Gebete, darunter Bischof Mvumelwano Dandala, Präsident des Südafrikanischen Kirchenrats und Leiter der ÖRK-Delegation bei der UN Weltkonferenz. Am Gottesdienst nahmen auch Dr. Sirirat Pusurinkham von der Kirche Christi in Thailand und John McCullough vom Church World Service, USA teil. Der Gottesdienst wurde in Englisch gehalten, doch Lesungen in Zulu und Thai, melodiöse Zulu Hymnen, Trommelmusik, traditionelle afrikanische Tänze und eine Marimba-Band zeigten die Vielfalt und die Vitalität des spirituellen Ausdrucks in Südafrika.

Der ökumenische Gottesdienst wurde vom Diakonia Kirchenrat gemeinsam mit dem südafrikanischen Kirchenrat und in Zusammenarbeit mit dem ÖRK organisiert. Was auf der Konferenz trotz der Anwesenheit zahlreicher kirchlicher Delegationen und angesichts der Dimensionen menschlicher Verletzungen und Hilflosigkeit bisher wenig spürbar war, fand hier in konzentrierte Form, ausserhalb des lauten Konferenzgeschehens, seinen Ausdruck: eine Spiritualität, die Menschen über Worte und Taten hinaus miteinander verbindet und Kraft für Veränderung schaffen kann.

In seiner Predigt appellierte Bischof Phillip an die Kirchen, sich zunächst im eigenen Haus umzusehen und dort alle Formen des Rassismus und der Diskriminierung abzuschaffen sowie sich für gegenwärtiges und vergangenes Unrecht zu entschuldigen. "Sich zu entschuldigen und um Verzeihung zu bitten ist keine Schwäche, sondern erfordert Mut", sagte der Bischof in seiner Predigt. "Und ebenso erfordert es Mut, denen zu vergeben, die uns Unrecht angetan haben ... Aber nur so können wir uns gegenseitig befreien, um eine neue gemeinsame Form der Menschlichkeit zu finden."

Nach dem Gottesdienst gab es einen Empfang für alle Teilnehmenden. ÖRK-Stabsmitglied Marilia Schüller erinnerte daran, wie zur Zeit der Apartheid in Südafrika die Internationale Gemeinschaft den Kirchen in Südafrika sehr nahe gestanden hat. "Heute haben wir unsere alte Freundschaft erneuert. Ich habe das Gefühl, dass die internationale ökumenische Bewegung und die hiesigen südafrikanischen Kirchen sich erneut gegen den Rassismus vereint haben. Das hat mich sehr bewegt."

Auch Bischof Dandala meinte, dass die südafrikanischen Kirchen, die in eine gewisse Lethargie nach ihrem erfolgreichen Befreiungskampf in Südafrika verfallen sind, von der Weltkonferenz neue Impulse erhalten. "Wir waren so mit unseren eigenen Problemen beschäftigt, dass wir die Welt ausserhalb Südafrikas kaum wahrgenommen haben. Durch die Begegnung mit Kirchen aus aller Welt und ihren Problemen bekommen wir einen weiteren Blickwinkel. Aber wir müssen auch lernen, den Reichtum unserer afrikanischen Spriritualität der Welt zu präsentieren."

Die Kraft der Spiritualität, die in dem Gottesdienst spürbar wurde, ist wenige Tage später auch in der Deklaration und dem Aktionsprogramm der NGOs schriftlich zum Ausdruck gekommen. Der Caucus gegen religiöse Intoleranz, in dem auch der ÖRK vertreten ist, hat sich dafür eingesetzt, dass in der Deklaration daran appelliert wird, ergänzend zu sozialen und politischen Lösungen auch "spirituelle und ethische Einsichten" einzubringen und zu mobilisieren.

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