Ökumenischer Rat der Kirchen
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Schweiz |
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ZENTRALAUSSCHUSS 29. Januar - 6. Februar 2001 Potsdam, Deutschland
Erste Veranstaltung anlässlich der "Dekade zur Überwindung von Gewalt" |
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"Leicht ist es nicht, die Gewalt einzudämmen oder gar abzubauen", betonte Wolfgang Huber, Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg. "Aber in dem Bemühen darum dürfen wir nicht nachlassen." Er erinnerte auch an Berlins gewaltbeherrschte Geschichte im 20. Jahrhundert und daran, dass sich der Geburtstag von Dietrich Bonhoeffers, den er als "profetischen Befürworter der Gewaltfreiheit" herausstelle, am Eröffnungstages der Dekade zum 95. Mal jährte. Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta aus Ost-Timor erklärte, dass oftmals Armut die Entstehung von Gewalt unterstütze, und rief die Kirchen dazu auf, sich auch für eine wirtschaftiche Gerechtigkeit einzusetzten. Rita Süssmuth, Mitglied des deutschen Bundestages, führte diesen Gedanken weiter aus und sagte: "Es ist untragbar, dass weltweit Frauen und Mädchen verkauft werden, um die Armut ihrer Familien zu lindern." Sie begrüsste die Dekade zur Überwindung von Gewalt als besondere Aufgabe: "Kirchen dürfen sich nicht über ihre Vergangenheit und ihre Unterschiede streiten, sondern sie müssen sich auf das besinnen, was sie eint und was sie gemeinsam bewirken können." Als "Pilgerreise", auf der Christen herausgefordert sind, ihren Glauben unter Beweis und sich den heutigen, komplexen Lebens-Situationen zu stellen, bezeichnete Aram I. (Armenisch Apostolische Kirche) und Moderator des Zentralausschusses des ÖRK, die Dekade. Die Mitgliedskirchen des ÖRK hätten die Vision, dass Gewalt in Frieden mit Gerechtigkeit umgewandelt werden könne. "Diese Glaubens-Reise ruft uns zur Umkehr, zum Dialog und zum Verständnis." Er erklärte aber auch, dass man sich über diejenigen, die in extremen Situationen, ohne Hoffnung auf Gerechtigkeit und Würde, zu Gewalt als letzten Ausweg greifen, nicht zum Richter machen dürfte. Jannice Love, mitverantwortlich für die Planung der Dekade, verlas die Botschaft des Zentralausschusses des ÖRK, und erklärte, dass die Kirchen durch diese Initiative Versöhnung und Frieden vorantreiben wollen: "Überall in der Welt wissen wir, dass wir Gewalt in allen Lebensbereichen überwinden müssen. Überall sehnen sich Menschen nach Frieden, der in Gerechtigkeit begründet ist." "Wir beginnen die Dekade nicht als blauäugige Idealisten, die von Frieden und Versöhung träumen und die Wirklichkeit nicht wahrhaben wollen", meinte Konrad Raiser, Generalsekretär des ÖRK und gab zu, dass Gewalt eine alltägliche Erfahrung vieler Menschen sei. Er gedachte in seiner Ansprache am Brandenburger Tor am Ende der Lichter-Prozession der Opfer von Krieg und Gewalt, Völkermord und Vertreibung. Er forderte die Menschen auf, ein Unterstützungs-Netz zu bilden, damit die Hoffnung auf eine gewaltfreie Welt gestärkt werden könne. "Wir wollen mitarbeiten am Ausbau einer Kultur der Leben bejahenden, aktiven Gewaltfreiheit!", forderte er.
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von 342 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zussammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.
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