Ökumenischer Rat der Kirchen
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ZENTRALAUSSCHUSS 29. Januar - 6. Februar 2001 Potsdam, Deutschland
ÖRK-Zentralausschuss uneins beim Thema "Gewaltanwendung zur Unterstützung humanitärer Ziele" |
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Der methodistische Bischof Aldo Etchegoyen aus Argentinien sprach sich nicht grundsätzlich gegen militärische Interventionen zur Unterstützung humanitärer Ziele aus, erinnerte aber daran, dass in seinem Land das Eingreifen des Mililtärs die Lebenssituation des Volkes nicht verbessert hätte. Statt dessen hätten sie zu wirtschaftlicher Abhängigkeit gegenüber ausländischen Geldgebern geführt. André Karamaga, presbyterianischer Pastor aus Ruanda, betonte, dass innerpolitische Konflikte oftmals eng mit der Armut breiter Bevölkerungsschichten zusammenhingen: "Wer nichts mehr zu verlieren hat, ist gewaltbereit!", meinte er, und plädierte für Initiativen zur Armutsbekämpfung. Etchegoyen und Karamaga bezweifelten, dass Truppen der Vereinten Nationen humanitäre Ziele durchsetzen könnten: "Wer soll innerhalb der internationalen Staatengemeinschaften beschliessen, wann und wo eingegriffen werden soll?" fragten sie. Auch seien die Gründe, die ausländische Mächte eingreifen liessen, nicht immer erkennbar und Karamaga berichtete aus seiner Heimat: "50 000 Menschen wurden ermordet, nachdem sie sich beim Einmarsch französischer Truppen sicher gefühlt und sie ihre Verstecke verlassen hatten." Nicht übersehen werden dürfte die Rolle von religiösen Gemeinschaften, erinnerte Pfarrerin Septemmy Lakawa aus Indonesien. "Viele Konflikte in den verschiedenen Erdteilen hatten auch in der Vergangenheit einen religiösen Aspekt", erklärte sie, "aber seit einiger Zeit werden Menschen, z.B. in Indonesien, von religiösen Führern missbraucht, um deren Ziele durchzusetzen." Sie hoffe weniger auf das Eingreifen von Militärs, als auf die Unterstützung ausländischer Christen: "So wie uns Jesus am Kreuz mit seinen ausgebreiteten Armen willkommen heisst, müssen den indonesischen Christen helfende Hände entgegengestreckt werden." Die unterschiedlichen Positionen zu Frage der Gewaltanwendung zur Durchsetzung humanitärer Ziele werden in den kommenden Jahren weiterhin eine wichtige Rollen spielen, da der ÖRK am 4. Februar die "Dekade zur Überwindung von Gewalt" eröffnen wird. Nicht purer Aktionismus habe diese Initiative angeregt, erklärte Dwain Epps, Leiter des Arbeitsbereiches Internationale Beziehungen im ÖRK. Die Nationen, die überall in der Welt Waffen verteilt haben, müssten sich nun mit ihrem aggressiven Verhaltens auseinandersetzen. "Wie wollen wir sonst, zusammen mit den Opfern, die biblische Botschaft des Friedens umsetzen?", fragte er.
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von 342 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zussammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.
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