Ökumenischer Rat der Kirchen
Kommunikationsabteilung
150 route de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2,
Schweiz |
||||
ZENTRALAUSSCHUSS 29. Januar - 6. Februar 2001 Potsdam, Deutschland
Beobachtungen am Rande des Besuchs-Programms für ÖRK-Journalisten zum Thema "Gewalt überwinden" |
||||
Nein, die Informationen waren nicht ungewöhnlich, auch das Umfeld der Info-Verstaltung für Journalisten nicht: eine Kirchen-Gemeinde in einer deutschen Gross-Stadt. Eingeladen waren zu diesem Presse-Termin Journalistinnen und Journalisten, die sich anlässlich der Zentralausschuss-Sitzung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Potsdam aufhielten. Inländische und ausländische Kolleginnen und Kollegen wollten mehr über die Arbeit einer Initiative wissen, die auch politische Forderungen stellt, um die Strukturen, die zu Obdachlosigkeit führen, zu ändern. Die ungezählten Gründe für deren wurden schon in ungezählten Reportagen in Europa und Nordamerika dokumentiert. Und: es gibt Menschen, wie Pfarrer Joachim Ritzkowsky und Christiane Pförtner, die in vielen Initiativen versuchen, Obdach- und Wohnungslosen zu helfen. Nein, eigentlich berichteten Ritzkowsky und Christiane Pförtner von der Arbeitsgemeinschaft "Leben mit Obdachlosen" von der Kirche Heilig Kreuz - Passion aus Berlin, Bezirk Kreuzberg, damit nichts Neues. Ab- und aufgeklärte Journalisten winken bei solchen Geschichten ab: Das ist halt so, nicht alle können aufgefangen werden, ist man versucht zu sagen. Wo gehobelt wird, da fallen Späne!
Woher also das ungewohnte Gefühl? Vielleicht hatte man sich an den Gedanken schon fast "gewöhnt", dass in diesem Staat nicht alles glatt läuft. Auch die Argumente um Lösungsmöglichkeiten sind bekannt, die "Beweise", warum eigentlich niemanden eine persönliche Schuld trifft, können zitiert werden. Die Fragen des Kollegens waren alle schon einmal beantwortet worden, und trotzdem machten sie uns - unruhig? - unsicher? Denn er wunderte sich wirklich, dass in Deutschland Menschen Opfer der Bürokratie werden, dass sie unter struktureller Gewalt leiden. Dass Obdachlose einen "Läuseschein" brauchen, um in einer Notübernachtung schlafen können. Und er war geradezu begeistert, als er von den Hilfsangeboten der Berliner Hilfs-Initiativen hörte und die freundliche Atmosphäre in den Räumen der Kreuzberger Gemeinde besichtigte: Möglichkeit für Obdachlose, sich und ihre Kleidung zu waschen, die Beratungsstelle für Ausländer, die Wärmestube, die Suppenküche. Als Christ freute ihn die Hilfsbereitschaft der Initiative. Aber warum in einem christlichen Land solche Hilfsangebote überhaupt nötig sind, veranlasste ihn, Fragen zu stellen. Fragen, auf die Christen keine Antwort wissen. Sondern sich höchsten schämen. Wenigstens ein wenig.
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von 342 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zussammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.
|