Ökumenischer Rat der Kirchen
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Schweiz |
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Weihnachtsbotschaft 2001 |
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Es wird gesagt, in einer Welt der Knappheit sei Wettbewerb der beste Weg, um Leistung zu erbringen. Wettbewerb folgt der gnadenlosen Regel von Gewinnen und Verlieren. Weil Zeit und Geld knapp sind, gewinnen die, welche schneller sind und billiger anbieten können. Die zu Langsamen oder die, welche wenig anbieten können, scheiden aus dem Rennen aus; sie werden ausgeschlossen. In einer Welt der Knappheit gibt es wenig Schutz für sie. Alles, was unter die Herrschaft des Geldes gerät, wird knapp. Wenn auch Macht und sogar Gerechtigkeit gekauft werden können, bleibt für die Armen wenig übrig. Auch hier gibt es nur Gewinner und Verlierer. Unter der Herrschaft des Geldes erscheint selbst der Ruf nach Gerechtigkeit als Kostenfaktor. Um auf der Seite der Gewinner zu bleiben vermeiden die Mächtigen eine Entschuldigung für begangenes Unrecht aus Angst vor Ansprüchen auf finanzielle Entschädigung. Und die, welche nichts mehr zu verlieren haben? Im Extremfall greifen manche unter ihnen zur Gewalt. Sie wollen auf sich aufmerksam machen und ihre Rechte bekräftigen - und sie provozieren doch nur gnadenlose Vergeltung. Dieser Welt gilt die Botschaft: "Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen" (Titus 2,11). Diesen Gott nennt Mose "barmherzig und gnädig und geduldig und von grosser Güte" (Ex. 34,6). Und der Psalmist betet: "Er handelt nicht mit uns nach unseren Sünden und vergilt uns nicht nach unserer Missetat" (Psalm 103,10). Gott kam in unsere Welt und wohnte unter uns, um uns zu befreien aus der gnadenlosen Herrschaft des Gewinnens und Verlierens, von dem Zwang der Konkurrenz und der Knappheit. Denn dies ist die Botschaft von Weihnachten: "Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit. Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade" (Joh. 1,14u.16). Unsere Welt wird nicht gerettet werden durch verschärfte Konkurrenz unter Knappheitsbedingungen, sondern durch Gnade und Barmherzigkeit. Die Gnade Gottes, in der uns Gott selbst begegnet, hat in Jesus Christus menschliche Gestalt angenommen. Gottes Gnade durchbricht die Bedingungen der Knappheit und führt heraus aus dem gnadenlosen Zwang zur Vergeltung. Gott handelt nicht mit uns nach Leistung, Vermögen oder Macht. Gott gibt und vergibt grosszügig ohne Rücksicht auf die Kosten und schenkt "Leben und volle Genüge" (Joh.10,10) besonders denen, die in unserer gnadenlosen Welt die Verlierer sind. Auch in diesem Jahr dürfen wir zu Weihnachten aus seiner Fülle nehmen "Gnade um Gnade". Die Weihnachtsbotschaft ist auch auf Kassette erhältlich. Radioredaktionen und Medienstellen können die von ÖRK-Generalsekretär Konrad Raiser gesprochene Weihnachtsbotschaft auf Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch bis zum 12. Dezember kostenlos bestellen.
Bitte wenden Sie sich an das Büro der ÖRK-Medienbeauftragten:
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von 342 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zussammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.
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