Ökumenischer Rat der Kirchen
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Was die Christen in Ost und West eint, ist der gemeinsame Auferstehungsglaube, getrennt sind sie häufig aufgrund unterschiedlicher Osterfestdaten. Der Grund für die unterschiedlichen Ostertermine liegt in der Verwendung zweier voneinander abweichender Kalender: dem Gregorianischen Kalender aus dem 16. Jahrhundert, der hauptsächlich von den Kirchen im Westen verwendet wird, und dem älteren Julianischen Kalender, nach dem vor allem die orthodoxen Kirchen das Osterfest berechnen. Zur Zeit differiert der Julianische Kalender vom Gregorianischen um 13 Tage, im Jahr 2100 werden es 14 Tage sein. Gerade in Regionen, in denen Christen der westlichen und östlichen Tradition eng zusammenleben und in manchen Fällen eine religiöse Minderheit bilden, wird die Tatsache unterschiedlicher Osterdaten als äussert schmerzhaft empfunden. Ein Meilenstein in den Bemühungen um ein gemeinsames Osterfest war die im März 1997 im syrischen Aleppo gemeinsam vom ÖRK und dem Rat der Kirchen im Mittleren Osten durchgeführte Konsultation, die den Weg zu einem gemeinsamen Osterdatum ebnen helfen sollte. Wichtig war in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, dass Unterschiede bei der Berechnung des Osterdatums nicht auf grundlegende theologische Differenzen zurückzuführen sind. Darüber hinaus gab die Konsultation folgende Empfehlungen ab, um in Zukunft zu einem gemeinsamen Osterfest zu gelangen. So soll es weiterhin bei dem von den Kirchen in Ost und West anerkannten Berechnungsprinzip, wie es vom Konzil in Nicäa im Jahr 325 festgelegt wurde, bleiben. Danach fällt Ostern auf den Sonntag, der dem ersten Frühlingsvollmond folgt. Die astronomischen Daten für die Frühlings-Tagundnachtgleiche, sollen, so die Empfehlung weiter, "mit den genauestmöglichen wissenschaftlichen Methoden" bestimmt werden. Als Grundlage soll dabei für die Berechnung "der Meridian von Jerusalem, als dem Ort von Jesu Tod und Auferstehung", benutzt werden. Dies bedeutet aber sowohl für den Osten als auch für den Westen eine Änderung, da beide Kalender astronomisch ungenau sind. Für diejenigen Kirchen, die den Gregorianischen Kalender verwenden, würde dann im Jahre 2019 zum ersten Mal eine Abweichung eintreten: Rein wissenschaftlich fällt das Osterdatum in jenem Jahr auf den 24. März, nach dem Gregorianischen Kalender aber auf den 21. April und nach dem Julianischen auf den 28. April. Die Konsultation von Aleppo verstand das Zusammenfallen der beiden Ostertermine zu Beginn des neuen Millenniums als eine Chance, die Suche nach einem gemeinsamen Datum wieder aufzunehmen und zu intensivieren. "Ostern/Pascha am selben Datum zu feiern sollte nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein." Daher wurde angeregt, im Jahr 2001 die Reaktionen auf den Aleppo-Vorschlag zu überprüfen. Wie weit sind die Kirchen nun auf dem in Aleppo vorgeschlagenen Weg? Das ÖRK-Team für Öffentlichkeitsarbeit und Information hat namhafte Vertreter der orthodoxen sowie der römisch-katholischen Tradition und eine protestantische Vertreterin gebeten, ihre Überlegungen zu einem gemeinsamen Osterdatum in kurzen Texten zusammenzufassen. Den Anfang der Textsammlung macht Pfarrerin Dr. Dagmar Heller. Sie ist Beauftragte für Mission und Ökumene in Nordbaden, Evangelische Landeskirche Baden, Deutschland. Dagmar Heller war bis vor kurzem Stabsmitglied im ÖRK-Team "Glauben und Kirchenverfassung" und hat den Diskussionsprozess zu der Frage des gemeinsamen Osterdatums organisiert und begleitet. Seine Eminenz Metropolit von Damiette Bishoy von der Koptischen Orthodoxen Kirche, Ägypten, leistet einen Beitrag aus der Sicht der orthodoxen orientalischen Tradition. Monsignore John A. Radano vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen schreibt über "Katholische Hoffnungen für ein gemeinsames Osterdatum". Über die Erfahrungen einer orthodoxen Minderheitskirche in einem protestantischen Land berichtet Seine Eminenz Metropolit vom Oulu Ambrosius, denn in Finnland "erfahren Orthodox und Lutheraner bereits seit 1920 die Macht der Auferstehung an einem gemeinsamen Osterdatum".
http://wcc-coe.org/wcc/what/faith/easter.html
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von 342 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zussammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.
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