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26. Oktober 2000

KOMMUNIQUÉ

Sonderkommission tagt in Kairo und bereitet Zwischenbericht für
den Zentralausschuss vor


Vgl. ÖRK-Pressemitteilung, 3. Dezember 1999
Vgl. !ORK Aktuelles, 9. December 1999

Zum Anschluss ihrer zweiten Tagung vom 23.-25. Oktober in Kairo (Ägypten) gab die Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) folgendes Kommuniqué heraus:

"Die Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) hielt ihre zweite Tagung auf Einladung der Koptischen Orthodoxen Kirche vom 23.-25. Oktober 2000 im St. Markus-Zentrum in Kairo ab. Der Tagung ging je eine Vorbereitungssitzung der orthodoxen Mitglieder und der anderen Mitglieder der Kommission voraus. Die Hälfte der Kommissionsmitglieder wird von den östlich-orthodoxen und den orientalisch-orthodoxen Kirchen ernannt, die andere Häfte, die die anderen Mitgliedskirchen des ÖRK vertritt, vom Zentralausschuss. Den gemeinsamen Vorsitz führten Bischof Rolf Koppe (Evangelische Kirche in Deutschland) und Metropolit von Sassima Gennadios (Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel) in Abwesenheit des Metropoliten von Ephesus Chrysostomos.

Die Sonderkommission hat den Auftrag, "das gesamte Spektrum von Anliegen im Blick auf die Mitarbeit der orthodoxen Kirchen im ÖRK zu untersuchen und zu analysieren" und dem ÖRK-Zentralausschuss "Vorschläge zu den notwendigen Veränderungen in Struktur, Stil und Ethos des Rates" zu unterbreiten.

Auf ihrer ersten Tagung vom 6.-8. Dezember 1999 in Morges (Schweiz) stellte die Kommission vier Problembereiche heraus, die der besonderen Aufmerksamkeit bedürfen, und beauftragte vier Unterausschüsse mit deren Bearbeitung:

I. die Organisationsstruktur des ÖRK;
II. Stil und Ethos des gemeinsamen Lebens und Wirkens im ÖRK;
III. theologische Konvergenzen und Differenzen zwischen Orthodoxen und anderen im ÖRK vertretenen Traditionen;
IV. bestehende Modelle und neue Vorschläge für einen strukturellen Rahmen für den ÖRK, der eine sinnvolle Mitarbeit der orthodoxen Kirchen ermöglichen würde.

Nach der Tagung in Morges sind alle vier Unterausschüsse zusammengekommen und haben Berichte für die Plenartagung der Kommission in Kairo vorbereitet. Die Unterausschüsse I und IV tagten vom 6.-8. März 2000 im Theologischen Seminar St. Ephrem in Ma'arat Saydnaya bei Damaskus (Syrien); Unterausschuss II kam vom 31. Juli bis 2. August 2000 in der Orthodoxen Akademie in Vilémov u Litovle (Tschechische Republik) zusammen und Unterausschuss III tagte vom 22.-24. August 2000 in der Orthodoxen Akademie von Kreta in Kolympari-Kania. Die Mitglieder der Kommission hoben den Geist guter Zusammenarbeit hervor, der bei allen Tagungen geherrscht habe.

Seine Heiligkeit Papst Schenuda III., das Oberhaupt der Koptischen Orthodoxen Kirche, hieß die Kommission in Anwesenheit von Verantwortlichen anderer Kirchen in Kairo willkommen. Papst Schenuda erläuterte mit klaren Worten einige der Schwierigkeiten, denen sich die Orthodoxen im ÖRK gegenübersehen, und erklärte, dass die Mitgliedskirchen in ihrem Bemühen um sichtbare Einheit in einer Weise vorgehen sollten, die sie eint und nicht spaltet. Bischof Koppe dankte Papst Schenuda für die Gastfreundschaft der Koptischen Orthodoxen Kirche und dafür, dass er persönlich Zeit gefunden habe, sich an der Arbeit der Kommission zu beteiligen.

Mitglieder der Kommission konnten an liturgischen Gottesdiensten in Kairoer Kirchen verschiedener Tradition teilnehmen. Einige Kommissionsmitglieder statteten nach Schluss der Tagung Seiner Seligkeit Patriarch Petros VII. von Alexandria und ganz Afrika im Griechisch-Orthodoxen Patriarchat in Alexandria einen Besuch ab.

Die Kommission hörte Berichte über signifikante Entwicklungen in der orthodoxen Welt, darunter in den Kirchen in Russland, Serbien und im Nahen Osten. An der Tagung nahmen auch Beobachter der Georgischen Orthodoxen Kirche teil.

Die Kommission nahm im Konsensverfahren ausführliche Berichte und Empfehlungen der einzelnen Unterausschüsse entgegen und stellte eine bemerkenswerte Konvergenz in den vier Berichten fest. Diese Konvergenz erlaubte der Kommission, ihre Arbeit auf vier Problembereiche zu konzentrieren:

  • Fragen im Zusammenhang mit der Mitgliedschaft;
  • eine Überprüfung der Prozesse der Entscheidungsfindung;
  • Gottesdienst/gemeinsames Gebet;
  • Entwicklung ökumenischer Verfahrensweisen für die Behandlung sozialer und ethischer Fragen;
  • ekklesiologische Fragen.

Hinter den Diskussionen der Kommission stand die zentrale Frage, auf welche Art von Rat die ökumenische Bewegung in Zukunft hinarbeiten muss.

Die Kommission arbeitete einen Zwischenbericht für den ÖRK-Zentralausschuss aus, der vom 29. Januar bis 6. Februar 2001 in Potsdam bei Berlin tagen wird. Sie billigte ferner einen Aktionsplan, der bis zur nächsten Plenartagung, die im November 2001 auf Einladung der dortigen Reformierten Kirche in Ungarn stattfinden wird, konzentriertes Arbeiten voraussieht. Ein Schlussbericht wird für die Tagung des ÖRK-Zentralausschusses im September 2002 erwartet.

Kairo, 25. Oktober 2000"


Die Einrichtung einer Sonderkommission wurde 1998 von der Achten Vollversammlung des ÖRK in Harare (Simbabwe) gebilligt. Diesem Beschluss war eine unter den orthodoxen Kirchen zunehmend geäußerte Besorgnis über den ÖRK vorausgegangen. Im Mai 1998 war dann in Thessaloniki (Griechenland) eine Tagung östlich-orthodoxer Kirchen einberufen worden. Zu den zentralen Anliegen, die auf jener Tagung zusammengefasst wurden, zählten einige Aktivitäten des ÖRK selbst, "bestimmte Entwicklungen in einigen protestantischen Mitgliedskirchen des Rates, die sich in den Debatten im ÖRK widerspiegeln", mangelnde Fortschritte in ökumenischen theologischen Diskussionen sowie die Feststellung, dass die gegenwärtige Struktur des ÖRK eine sinnvolle Mitarbeit der orthodoxen Kirchen zunehmend erschwere und für einige sogar unmöglich mache. Die Vollversammlung in Harare hatte bei ihrer Zustimmung zur Einsetzung einer Sonderkommission darauf hingewiesen, dass "andere Kirchen und Kirchenfamilien" ähnliche Anliegen haben wie die Orthodoxen.


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