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12. Oktober 2000

ÖRK-Generalsekretär vor Begegnung mit der "aufstrebenden Ökumene" in Nigeria


Pfr. Dr. Konrad Raiser, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), freut sich darauf, während seines Besuchs vom 14.-22. Oktober "die aufstrebende und vielversprechende Ökumene" in Nigeria kennen zu lernen. Er weist darauf hin, dass sich nicht nur die traditionell ökumenisch eingestellten Kirchen, sondern auch die in Afrika entstandenen Kirchen, die römisch-katholische Kirche sowie evangelikale Gemeinschaften aktiv in den ökumenischen Organisationen Nigerias engagieren. "Ich möchte aus einer ökumenischen Situation lernen, die für den afrikanischen Kontext am Beginn des 21. Jahrhunderts charakteristisch ist", erklärt Raiser.

Hauptziel der Reise ist es, mehr über die Anliegen der Kirchen zu erfahren und die Bande zwischen ihnen und dem ÖRK zu festigen. Der Besuch beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst am Sonntag, dem 15. Oktober, in Abuja, bei dem Dr. Raiser predigen wird, und setzt sich mit Zusammentreffen mit Verantwortlichen des Christenrates von Nigeria (CCN) und der Christlichen Vereinigung von Nigeria (CAN) wie auch mit Kirchenführern im ganzen Land fort. "Ich hoffe, dass dieser Besuch dem ÖRK einen neuen Blick auf die komplexe wirtschaftliche, politische, interreligiöse und ökumenische Situation in Nigeria verschafft", sagt Raiser.

Kirchen in der Zivilgesellschaft
Die Rolle der Kirchen in der politischen Entwicklung des Landes wird zentraler Gegenstand der Gespräche mit dem Präsidenten Nigerias, Olusegun Obasanjo, am 16. Oktober sowie mit den Gouverneuren verschiedener Bundesstaaten im Laufe des weiteren Besuchs sein. Raiser bemerkt, dass sich Nigeria nach einer Reihe von Militärregimes jetzt auf dem Weg zur Demokratie befindet, allerdings auch noch mit dem Erbe der Vergangenheit zu kämpfen hat. "Wie können Christen und ökumenische Einrichtungen dazu beitragen, ökonomische Transparenz, Fairness und Gerechtigkeit einzuführen, die eine Vorbedingung dafür sind, dass die Bedürfnisse des ärmsten Teils der Bevölkerung angegangen werden?", fragt Raiser.

Der ÖRK-Generalsekretär wird auch mit Mitgliedern der Bewegung für das Überleben des Ogoni-Volkes (MOSOP) und mit Vertretern der Gemeinschaften im Niger-Delta sowie mit Vertretern der Shell-Petroleums-Entwicklungsgesellschaft zusammentreffen. Der ÖRK hatte 1996 einen ausführlichen Bericht über die Lage der Ogoni veröffentlicht und in der Folge mehrmals Gespräche mit hochrangigen Shell-Vertretern geführt.

Beziehungen zwischen Christen und Muslimen
Zwischen Raiser und Verantwortlichen des Nigerianischen Interreligiösen Rates ist ein Treffen in Abuja geplant, an das sich eine Rundreise durch Kaduna und Zaria anschließt, um die Zerstörungen zu besichtigen, die sowohl von Christen als auch von Muslimen in den jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen angerichtet wurden, die in einigen nördlichen Bundesstaaten nach der Einführung der Scharia (dem religiösen Gesetz des Islam) aufgeflammt waren.

Raiser verweist auf die guten Beziehungen und den Dialog, die das Verhältnis zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften in der Vergangenheit geprägt haben, und fragt: "Wie können die Regierung und die Zivilgesellschaft ermutigt werden, Austausch und Offenheit zwischen den Religionen zu fördern, und wie können die Christen und Muslime bewogen werden, auch in Zukunft auf dem bereits bestehenden Dialog aufzubauen?"

Der ÖRK-Generalsekretär wird vom Generalsekretär der Gemeinschaft der Christenräte und Kirchen in Westafrika (FECCIWA), Baffour D. Amoa, von Arnold Temple und Mitch Odero von der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC) sowie von Evelyne Appiah, William Temu und Tarek Mitri vom ÖRK-Mitarbeiterstab begleitet.


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Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von 337 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zussammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.