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20. Juni 2000

Genf 2000: Ökumenisches Team besorgt über geringe Fortschritte


vgl. WCC Press Update, Up-00-14, of 23 May 2000

Wenn die Mitglieder des internationalen ökumenischen Teams am Mittwoch, 21. Juni, in Genf ankommen, liegt bereits ein Marathon an Vorbereitungstreffen für die Sondersitzung der Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) zum Thema Soziale Entwicklung (UNGASS) - "Genf 2000" - vom 26. bis 30. Juni - hinter ihnen. Die Sitzung der Vereinten Nationen in Genf soll überprüfen, welche Ergebnisse bei der Umsetzung der Verpflichtungen erzielt wurden, die bei dem Weltgipfel über Soziale Entwicklung in Kopenhagen, Dänemark, im Jahre 1995 eingegangen worden sind. Das ökumenische Team hat die Aufgabe, die Sondersitzung kritisch zu begleiten und Expertenstimmen aus den verschiedenen Regionen in die UN-Debatte einzubringen.

Das ökumenische Team wird vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) unterstützt und koordiniert in Zusammenarbeit mit dem Lutherischen Weltbund (LWB). Seine Mitglieder kommen aus den globalen Netzwerken des Rates, den Mitgliedskirchen, religiösen Gruppen und Partnerorganisationen.

In ihrer Darstellung der Ziele des Teams erklärten Gail Lerner, ÖRK-Vertreterin bei der UN in New York, und Rogate Mshana, ÖRK-Referent für wirtschaftliche Gerechtigkeit, der Schwerpunkt liege vor allem auf der ersten der zehn Verpflichtungen des Aktionsplanes, der in Kopenhagen beschlossen wurde, nämlich auf der Schaffung einer "Umwelt, die den Menschen den Weg zu sozialer Entwicklung eröffnet". Kirchliche Vertreter und Vertreterinnen betonten ferner die Dringlichkeit der zweiten Verpflichtung, nämlich Abschaffung der Armut, so Lerner und Mshana.

Auf Grund der Erfahrungen aus den vorbereitenden Sitzungen, an denen die Teammitglieder bereits teilgenommen haben, erwartet das ökumenische Team von "Genf 2000" keine grundlegenden Fortschritte in den Bereichen, die für die soziale Entwicklung der ärmeren Länder als besonders wichtig erachtet werden. In drei Bereichen weisen die Teammitglieder indessen auf verheissungsvolle positive Entwicklungen hin:

  • Schuldenerlass
  • Demokratisierung der Bretton-Woods-Institutionen - Weltbank und Internationaler Währungsfonds
  • Tobin-Steuer - eine Steuer auf Devisentransaktionen, die 1972 erstmals von dem Wirtschaftswissenschaftler James Tobin vorgeschlagen worden war und schwachen Volkswirtschaften helfen soll, Devisenspekulationen einzudämmen und umfangreiche Mittel für die Entwicklung bereitzustellen (siehe Anmerkung zur Tobin-Steuer am Ende dieser Pressemitteilung).

Der ÖRK gehört zu den Initiatoren einer internationalen öffentlichen Versammlung am Sonntag, 25. Juni, in Genf und hat an der Vorbereitung der folgenden zwei Veranstaltungen mitgewirkt:

Sonntag, 25. Juni:
10.00 Uhr
Gottesdienst in der Kathedrale St. Pierre in Genf unter Mitwirkung von Vertretern und Vertreterinnen der Glaubensgemeinschaften, an dem auch UN-Generalsekretär Kofi Annan teilnehmen wird.

12.00 Uhr Versammlung von Nicht-Regierungsorganisationen, Universität Uni-Mail, Genf, mit Esther Camac Ramirez, indigenes Mitglied des ökumenischen Teams, Costa Rica, als einer der Rednerinnen.

Weitere Veranstaltungen des ÖRK / ökumenischen Teams, zu denen Medienvertreter und -vertreterinnen eingeladen sind:

Montag, 26. Juni:
09.30 - 11.30 Uhr
Podiumsveranstaltung: "Das ökumenische Team und die soziale Entwicklung -ändert euer Herz". Moderator: Rogate Mshana.
Ökumenisches Zentrum, 150 Route de Ferney, Konferenzsaal

Mittwoch, 28. Juni:
10.00 - 11.45 Uhr
ÖRK-Podiumsgespräch über "Alternativen zur Globalisierung. Erfahrungen und Initiativen aus mehreren Regionen der Welt".
ITU (Internationaler Gewerkschaftsbund), Saal C, 2. Stock.

Die Tobin-Steuer: Eine Idee, für die die Zeit reif ist?

Ein geordnetes, stabiles und gerechtes Weltfinanzsystem ist bisher nicht geschaffen worden. Die derzeitige Finanzkrise in Asien ist nur eine der Folgen seines Nichtvorhandenseins. Das derzeitige System beweist auf spektakuläre Weise, dass es nicht in der Lage ist, ausreichende Mittel aufzubringen, um die Armut in der Welt zu beseitigen und andere soziale und wirtschaftliche Probleme zu lösen.

In den 90er Jahren wurde die erstmals von dem Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, James Tobin, im Jahre 1972 vorgetragene Idee, internationale Devisengeschäfte zu besteuern, wieder aufgegriffen. Tobin hatte eine weltweit einheitliche Steuer gefordert, die bei allen Devisenwechselgeschäften erhoben werden sollte. Seine Idee wurde in der Folgezeit mehrfach überarbeitet; die derzeitige Version fusst auf der Arbeit von Professor Paul-Bernd Spahn von der Universität Frankfurt/Main. Sie gilt als praktikable Variante und könnte nunmehr imstande sein, genügend politischen Willen für die Verwirklichung zu mobilisieren.

Die vorgeschlagene Tobin-Steuer oder eine Steuer auf Devisengeschäften würde immer dann zu entrichten sein, wenn eine Währung in eine andere konvertiert wird, und zwar proportional zum Umfang der Transaktion. Dies würde Spekulanten abschrecken, weil dadurch der Devisenhandel verteuert würde. Gleichzeitig würden die Währungskurse stabilisiert. Mit dieser Massnahme würden jährliche Steuereinnahmen in einer geschätzten Höhe von zehn bis einhundert Milliarden US-Dollars anfallen (je nach Steuerbemessungsgrundlage, Wechselkurs und Art der besteuerten Finanzierungsinstrumente); diese weltweit, weitgehend ausserhalb der Kontrolle souveräner Staaten, vereinnahmten Steuern würden eine weltweite Einnahmenquelle bilden, die dafür verwandt werden könnte, die Armut in der Welt zu bekämpfen.


Dem ökumenischen Team gehören unter anderem an:

Dr. Agnes Abuom, WCC President
Taabco Research & Development Consultants
Kenya

Ms. Mia Adjali
General Board of Global Ministries, United Methodist Church
USA

Mr. Liberato Bautista (Philippines)
General Board of Church and Society, United Methodist Church
USA

Ms. Esther Camac Ramirez
Associación Ixä Ca Vaá de Desarrollo e Información Indigena
Enlace Continental de Mujeres Indigenas
Costa Rica

Ms. Nicoleta Druta
Partnership for Change
Romania

Ms. Wendy Flannery (Australia)
Mercy Global Concern
USA

Mr. Dennis Frado
Lutheran World Federation
USA

Mr. Albert Gyan (Ghana)
Kairos Europa
Belgium

Ms. Joy Kennedy
Anglican Church of Canada
Canada

Ms. Beauty Maenzanise (Zimbabwe)
General Board of Global Ministries, United Methodist Church
USA

The Rt. Rev. Bernardino Mandlate
Methodist Church of Southern Africa
Mozambique

Ms. Cynthia Moe-Lobeda
USA

Mr. David Pfrimmer
Lutheran Office for Public Policy, Canadian Council of Churches
Canada

Mr. Jürgen Reichel
Protestant Association for Cooperation in Development
Germany

Dr. Molefe Tsele
Ecumenical Service for Socio-Economic Transformation (ESSET)
South Africa

Ms. Hellen Wangusa
African Women's Economic Policy Network
Uganda

Ms. Judy Williams
Grenada Community Development Agency
Grenada, WI


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Tel. (Büro): (+41 22) 791 6153
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