Ökumenischer Rat der Kirchen
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Eine jede eine Heldin - Lebensgeschichten von Frauen in Liberia |
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Vom 27. Juli bis 2. August hatte ein fünfköpfiges internationales ökumenisches Frauenteam Liberia bereist, mit dem Ziel, Liberianerinnen internationale Solidarität zu bezeugen. Von Frau zu Frau suchte das Team nach Begegnungen und sammelte Frauengeschichten aus erster Hand.
Christiana's Geschichte Die CVJF-Zentrale in Monrovia: eine freundliche, blau-gelb gestrichene Fassade, eine weite, spärlich möblierte Empfangshalle, eine kleine weisse Sitzecke, Pflanzen. Für einen Moment scheinen Kriegsfolgen und Nachkriegsprobleme vergessen. "Kommt mit in den ersten Stock", sagt Christiana. Und noch bevor sie auf der obersten Treppenstufe angelangt ist, beginnt sie zu erzählen. Zweimal wurde das Gebäude während des gut siebenjährigen Bürgerkrieges in Liberia zerstört und geplündert: 1990 gleich zu Beginn des Krieges und 1996 ein zweites Mal - "wir hatten gerade mit den Renovierungsarbeiten begonnen, da wurde das Haus wieder überfallen und geplündert", erinnert sie sich. Wie fast überall in Monrovia ist das Dach zerstört. Die Plünderer haben ganze Arbeit geleistet. Nach dem Krieg mühsam zusammengetragene Stühle, eine Tafel und eine Nähmaschine stehen verloren in den kahlen Räumen. "Backen, Nähen, Färben und Batik, Brotherstellung" - der an die Wand geheftete Stundenplan zeugt von neuem Leben in den kahlen Räumen. 50 bis 60 Frauen nehmen zur Zeit an den Kursen in der CVJF-Zentrale teil. Für viele von ihnen bieten diese Kurse eine Einstiegsmöglichkeit in die Erwerbstätigkeit, eine Möglichkeit, ihre Familie zu ernähren. Darüber hinaus gibt es Schreib- und Rechenkurse und für die Kleinen eine Kindertagesstätte. Nach Zerstörung und Krieg ist wieder Leben in die CVJF-Zentrale eingekehrt, dank Christiana und anderen CVJF-Frauen, die der Zerstörung trotzten und immer wieder von vorne mit dem Neuaufbau anfingen. "Das CVJF braucht ein Heim", sagt Christiana mit Entschiedenheit. Als CVJF-Präsidentin hat sie das Haus durch den Krieg gebracht und nun muss sie es wieder verteidigen, dieses Mal gegen Immobilienspekulanten. Aber Christiana weiss, sie wird nicht aufgeben, denn: "Der CVJF braucht ein Heim."
Karta's Geschichte "K - A - R - T - A S - A - N - N - O - H" - bedächtig schreibt Karta ihren Namen auf die Tafel. Karta wendet sich stolz lächelnd den internationalen Gästen zu: "Ich liebe dieses Programm. Zum ersten Mal in meinem Leben bekomme ich eine Ausbildung." Ihre Studienkolleginnen nicken beifällig. Zur Zeit sind es 25 Frauen, die den sechs Monate langen Schreib- und Rechenkurs, den der CVJF in den Flüchtlingslagern VOA I und Banjor Refugee Center anbietet, besuchen. Die Tafel in den Sand gestellt, gegen eine Strohhütte gelehnt - der Unterricht unter freiem Himmel - auch der Enthusiasmus, endlich schreiben und rechnen zu lernen, kann nicht über das schwierige Flüchtlingsdasein hinwegtäuschen. Viele Frauen sind bereits seit 1992 in Liberia - fast täglich sterben Kinder in dem Lager. Für Karta und für ihre Studienkolleginnen ist Schreiben- und Rechnenlernen ein erster Schritt in die finanzielle Selbständigkeit. Nach dem ersten Kurs folgt eine weitere handwerkliche Ausbildung. Schneidern, Färben und Batik sowie Seifenherstellung stehen ganz oben auf der Wunschliste. Die selbst hergestellten Waren wollen die Frauen dann auf dem Markt anbieten - hier in den Aussenbezirken Monrovias und natürlich bei sich daheim, dann, wenn sie endlich wieder heimkehren können - wann immer das auch sein mag. Schneidern, Färben und Batik sowie Seifenherstellung stehen auch ganz oben auf der Liste bei den Frauen im Banjor Refugee Center. "Im Banjor Refugee Center streben wir nach Gleichberechtigung und nach einer gleichberechtigten Ausbildung", betont James L. Tommy, ein im Auftrag vom CVJF arbeitender Trainer. Auch hier, wie in VOA I, ist die Nachfrage gross, enge Grenzen setzt jedoch die fehlende finanzielle Unterstützung aus dem Ausland, "aber", so Tommy, "wir machen weiter". Abschiedsfeier in der CVJF-Zentrale: vertraute Gesichter, Lebensgeschichten von Frauen in Liberia; eine jede eine Heldin.
Mitglieder des internationalen ökumenischen Frauenteams: Mit diesem Feature endet eine sechsteilige Reportage-Serie, die während des Besuchs einer fünfköpfigen internationalen ökumenischen Frauendelegation in Liberia vom 26. Juli bis 2. August, entstand. Die fünf Frauen informierten sich vor Ort über die Situation von Frauen und Kindern im Nachkriegs-Liberia. Organisiert und durchgeführt wurde dieser Solidaritätsbesuch vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), dem Weltbund der CVJF, der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz und dem Lutherischen Weltbund (LWB).
Fotos aus Liberia sind erhältlich hier, oder telefonische unter: (+41.22) 791.62.95
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von 337 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zussammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.
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