Ökumenischer Rat der Kirchen
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Schweiz |
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Ökumenische Solidarität und konkrete Hilfe |
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Ursprünglich war der Haitibesuch für Oktober vergangenen Jahres geplant gewesen. Ein Hurrikan hatte damals die Reisepläne der ÖRK-Delegation vereitelt. Raisers Besuch fällt in eine gesellschaftlich und politisch spannungsreiche Situation. In den vergangenen Wochen hatte sich der Haitianische Protestantische Bund (FPH) mit zwei Aufrufen an die Nation gewandt. Am 20. März warnte der FPH bereits vor einer "schweren Krise", die "die haitianische Nation in ein totales Chaos" zu stürzen drohe. "Die Verarmung der Bevölkerung, die unaufhaltsame Abwertung der Landeswährung, der Abbau der Lebensqualität, das zunehmend unerträglich werdende soziale Gefälle charakterisieren diese nicht mehr zu tolerierende Situation", heisst es in dem März-Communiqué, in dem der FPH unter anderem auch auf die überragende Bedeutung von Wahlen für den demokratischen Prozess hinweist. In einer gemeinsamen Erklärung vom 3. April dieses Jahres appellierten die Haitianische Bischofskonferenz und der FPH an die Regierung des Landes, entsprechend der Verfassung sicherzustellen, dass sowohl die legislative Gewalt als auch die örtlichen Gewalten am zweiten Montag im Juni 2000 rechtmässig wiedereingesetzt sind. Die Linie der haitianischen Kirchen wird Raiser im Gespräch mit dem Präsidenten der Republik, René Préval, aufnehmen und unterstützen. Es sind ebenfalls Begegungen mit der politischen Opposition vorgesehen. Der ÖRK-Generalsekretär wird zudem mit FPH-Generalsekretär Edouard Paultre, mit Vertretern und Vertreterinnen der FPH sowie mit dem Präsidenten der katholischen Bischofskonferenz Haitis, Mgr. Hubert Constant, zusammentreffen. Auf Haiti hat der ÖRK keine direkten Mitgliedskirchen. Anglikaner und Methodisten sind durch jeweils grössere Kirchenverbände an den ÖRK angeschlossen. Bislang, so Raiser, hätten sich ein Grossteil der protestantischen Kirchen Haitis aufgrund ihrer traditionell eher evangelikalen Ausrichtung der organisierten ökumenischen Bewegung gegenüber eher reserviert gezeigt. Zudem stehe einer offiziellen Mitgliedschaft im ÖRK in vielen Fällen eine zu geringe Mitgliederzahl entgegen. In den Begegnungen mit Vertretern und Vertreterinnen des FPH möchte Raiser "Möglichkeiten für offenere Arbeitsbeziehungen erkunden". Konkret müsse es darum gehen, den Menschen in einem von Armut heimgesuchten Land ökumenische Solidarität und konkrete Hilfe zukommen zu lassen, sagte der ÖRK-Generalsekretär kurz vor seiner Abreise. Wir werden Sie aktuell auf Englisch, Französisch und Spanisch über die Reise von ÖRK-Generalsekretär Dr. Konrad Raiser informieren.
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von 337 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zussammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.
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