ZENTRALAUSSCHUSS Genf, Schweiz 26. August - 3. September 1999 ZUR BESCHLUSSFASSUNG |
Dokument Nr. I&T 3 |
Einleitende Bemerkungen: Mandat und Aufgaben des Ausschusses
1. Der Ausschuss verbrachte am Anfang viel Zeit damit, seine Aufgaben (die in GS 5 und in der
für die Ausschussmitglieder vorbereiteten kommentierten Tagesordnung beschrieben werden)
zu klären und Missverständnisse im Blick auf seine Rolle innerhalb der neuen Struktur
auszuräumen, die zu Verwirrung und Frustrationen geführt hatten. Am Ende der
Diskussion definierte der Ausschuss seine Aufgabe und seine Tagesordnung folgendermassen:
2. Nach langwierigen Diskussionen kam der Ausschuss einstimmig zu dem Ergebnis, dass das
Padare-Konzept einen wertvollen "offenen Raum" bietet, in dem sich jeder frei und vertrauensvoll
äussern kann und in dem der Zentralausschuss die Möglichkeit hat, Einsichten, Anliegen
und Erfahrungen auszutauschen. Man kam zu dem Schluss, dass innerhalb des Padare
genügend Raum für Sitzungen sei, die zu einem Maximum an Interaktion ermunterten,
sowie für einige Sitzungen, die eine eher informative Funktion und darstellenden Charakter
hätten: einige sollten Eingang in die Tagesordnung des Zentralausschusses finden, und andere
würden den Mitgliedern des Zentralausschusses helfen, sich und ihr jeweiliges Umfeld
gegenseitig besser kennenzulernen. Im Anschluss an die Diskussion wurde beschlossen, dass die
Verwendung des Begriffs "Padare" ausserhalb Afrikas nicht unangemessen sei: es handle sich hierbei
um einen afrikanischen Beitrag zum ökumenischen Vokabular, der in verschiedenen lokalen
Kontexten entfaltet, angewendet und verstanden werden müsse.
3. Es wird empfohlen, dass:
5. Es wurde begrüsst, dass die Plenarsitzungen über Afrika Gelegenheit boten, Anliegen
aufzugreifen, die bereits auf der Vollversammlung in Harare behandelt wurden, aber eine Reihe von
Delegierten äusserte die Meinung, dass die Diskussion in den Sitzungen nicht wesentlich
vorangebracht worden sei oder dass sie Menschen ausserhalb Afrikas nicht wirklich geholfen habe,
zu erkennen, wie sie den afrikanischen Kirchen helfen könnten, sich den Herausforderungen zu
stellen; insbesondere wurde bedauert, dass das Papier über Afrika (I&T 1) und die darin
angesprochenen Probleme wenig Beachtung gefunden hätten, obwohl es einen hervorragenden
konzeptionellen Rahmen für die Fortführung der Arbeit innerhalb des Afrika-Programms
liefert.
6. Daher wird empfohlen, dass im Blick auf Afrika mit Hilfe eines integrierten Ansatzes weiter
an folgenden Themen gearbeitet werden sollte:
7. Der Stellenwert regionaler Plenarveranstaltungen wurde nachdrücklich bestätigt, weil
sie dazu beitragen, dass Kirchen in Dialog miteinander treten können, dass Stimmen aus der
Region gehört werden und dass sich die ökumenische Tagesordnung auf Sachkenntnis
stützen kann. Es wird empfohlen, regionale Plenarveranstaltungen zu einem
regelmässigen Element der Zentralausschusstagungen zu machen (allerdings nicht
unbedingt auf Kosten von beratenden Plenarsitzungen zu bestimmten Themen). Nach Prüfung
der verschiedenen Vorschläge, die (in den Regionalsitzungen und den Kleingruppen wie auch
im Ausschuss selbst - Asien, Europa, Naher Osten) gemacht wurden, wird empfohlen, auf der
nächsten Tagung des Zentralausschusses eine Plenarveranstaltung zu Asien
durchzuführen, bei der u.a. auf die wirtschaftlichen Aspekte eingegangen und wo den
Delegierten aus anderen Regionen Gelegenheit gegeben wird, die Bedeutung der angesprochenen
Fragen für ihre eigene Kirche und ihren eigenen Kontext zu erörtern.
8. Zu der speziellen Frage von Kindern in bewaffneten Konflikten wurde im Anschluss an das
Referat, das der Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs vor dem Zentralausschuss
gehalten hat, und an die Resolution des UN-Sicherheitsrates vom 29. August ein von der
afrikanischen Regionalsitzung vorbereiteter Entwurf einer Erklärung an den Ausschuss
für öffentliche Fragen weitergeleitet.
9. Bei der Entgegennahme von Berichten aus den Regionalsitzungen hielt der Ausschuss eine breite
Skala von Arbeitsbereichen und Anliegen fest und bestätigte sie (z.B. im Zusammenhang mit
Spiritualität, Identität, Globalisierung, interreligiösem Dialog, Fragen in
Verbindung mit ökologischer Bestandfähigkeit und mit einheimischen Kulturen). Dabei
handelte es sich um Bereiche und Anliegen, die im Zusammenhang mit bestehenden
ÖRK-Programmen stehen, von denen man hoffte, dass der ÖRK in ihrem Rahmen auch
weiterhin regionale Projekte und Initiativen unterstützten und mit ihnen zusammenarbeitet
würden. Folgende Fragen wurden als "sich herauskristallisierende Fragen" identifiziert, zu
denen empfohlen wird, dass sich der Stab und nachfolgende Tagungen von
ÖRK-Leitungsgremien weiter mit ihnen beschäftigen:
10. Dem Dokument ist ein überarbeiteter Entwurf der Botschaft an die Mitgliedskirchen und
andere Ansprechpartner im Zusammenhang mit der Dekade beigefügt.
11. In den Diskussionen während der Padare-Sitzungen, im Afrika-Plenum und in den
Regionalsitzungen wurde eine Reihe von Fragen identifiziert, denen im Rahmen der Dekade
Aufmerksamkeit geschenkt werden muss - einschliesslich der zunehmenden Auswirkungen
internationaler Militarisierung, der Verbreitung von Kleinwaffen, Konfliktlösung und
Friedenskonsolidierung, der Verbindungen zwischen der Dekade und religiösen sowie
ethnischen Konflikten.
12. Der Ausschuss empfiehlt, dass die folgenden Aspekte bei der Planung künftiger
Zentralausschusstagungen und im Arbeitsprozess während des Zentralausschusses wie auch
bei der weiteren Entwicklung des CUV-Prozesses berücksichtigt werden:
Botschaft des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen
Als Antwort auf den Aufruf der Achten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der
Kirchen leiten wir eine Dekade zur Überwindung von Gewalt ein, die sich auf die Jahre
2001-2010 erstreckt, und laden Kirchen, ökumenische Gruppen, einzelne Christinnen und
Christen sowie Menschen guten Willens dazu ein sich an dieser Dekade zu beteiligen.
Am Ende des gewaltträchtigsten Jahrhunderts in der Geschichte der Menschheit sind wir zur
ersten Tagung des Zentralausschuss nach der Vollversammlung in Harare zusammengekommen. Wir
sind der festen Überzeugung, dass die Kirchen aufgerufen sind, vor der Welt ein klares Zeugnis
abzulegen von Frieden, Versöhnung und Gewaltlosigkeit, die auf Gerechtigkeit gründen.
Wir erinnern an die Heiligen und Märtyrer, die bis an den heutigen Tag als Zeugen Gottes
gegen die Mächte der Gewalt, der Zerstörung und des Krieges ihr Leben hingeben. Wir
erinnern an das Zeugnis all der Menschen, die in ihren Gemeinschaften und darüber hinaus zu
Zeichen der Hoffnung wurden und die Wege aus der tödlichen Spirale der Gewalt
eröffneten. Als Vertreter und Vertreterinnen der Mitgliedskirchen des Ökumenischen
Rates der Kirchen sind wir erfüllt von der Botschaft des Evangeliums vom Frieden Christi, von
Liebe und Versöhnung und von der reichen biblischen Tradition des Friedens in Gerechtigkeit.
Gottes Verheissung von Leben und Frieden für die ganze Menschheit und Schöpfung
fordert von uns als Einzelnen und als Gemeinschaften des Glaubens, dass wir unser Leben in
Übereinstimmung bringen mit unserem Glauben.
Wir sind uns aber auch bewusst, dass Christen und Kirchen durch Worte und Taten ihr Teil dazu
beigetragen haben, dass Gewalt und Ungerechtigkeit in einer Welt der Unterdrückung und des
gnadenlosen Wettbewerbs zugenommen haben. Wir sehnen uns nach einer Gemeinschaft für
die Menschen, in der niemand ausgeschlossen wird und jeder ein menschenwürdiges Leben in
Frieden leben kann. Wenn wir uns aktiv dafür einsetzen, eine Kultur des Friedens aufzubauen,
wissen wir, dass wir uns auf einen tiefgreifenden Prozess des Wandels einlassen müssen,
angefangen mit Buße und mit einer erneuerten Verpflichtung auf die Quellen unseres
Glaubens.
Wir müssen aufhören, reine Zuschauer der Gewalt zu sein oder sie lediglich zu
beklagen. Wir müssen uns aktiv um ihre Überwindung sowohl innerhalb als auch
ausserhalb der Kirchenmauern bemühen. Wir erinnern uns und unsere Kirchen an unsere
gemeinsame Verantwortung, mutig unsere Stimme gegen jeden Versuch zu erheben, ungerechte und
repressive Strukturen, Rassismus, Gewaltanwendung, insbesondere gegen Frauen und Kinder, und
andere grobe Menschenrechtsverletzungen, die im Namen einer Nation oder einer ethnischen Gruppe
begangen werden, zu verteidigen. Wenn die Kirchen ihr Zeugnis von Frieden und Versöhnung
nicht mit dem Streben nach Einheit untereinander verbinden, dann versagen sie in ihrer Mission an
der Welt. Indem wir hinter uns lassen, was uns voneinander trennt, indem wir ökumenisch auf
die Herausforderungen antworten und beweisen, dass Gewaltlosigkeit ein aktiver Beitrag zur
Konfliktlösung ist, und indem wir in aller Demut anbieten, was Jesus Christus seine
Jünger gelehrt hat, können wir als Kirchen der von Gewalt erschütterten Welt
eine einzigartige Botschft bringen.
Es gibt bereits eine Reihe von positiven und ermutigenden Beispielen in Gemeinden und Kirchen auf
der ganzen Welt. Wir erkennen an, dass die monastischen Traditionen und die "historischen
Friedenskirchen" beständig Zeugnis abgelegt haben, und wir zählen auch jetzt auf ihren
Beitrag zur Dekade. Einige Gemeinden und Kirchen fördern bereits intensiv die Reflexion und
das Einüben von Gewaltlosigkeit in ihrem jeweiligen Kontext. Sie beweisen genau den Mut,
die Fähigkeiten und die Kreativität, die für aktive Gewaltlosigkeit und
gewaltlosen Widerstand erforderlich sind. Sie sind sensibilisiert für die Zerstörung der
Umwelt und konzentrieren sich auf die Lage der schwächsten Gruppen der Gesellschaft. Zum
Aufbau einer Kultur des Friedens gehört auch, dass wir den Geschichten derer zuhören,
die die Hauptopfer von Gewalt sind, wie Arme, Frauen, Jugendliche und Kinder, Behinderte und
Urvölker.
Es gibt die Menschen, die uns durch ihr Beispiel zeigen, dass Präsenz in Situationen der
Gewalt, auf den Strassen und in Kriegsgebieten, dass die aktive Auseinandersetzung mit den Opfern
und mit den Gewalttätern der eigentliche Schlüssel zu jeglichem Prozess der
Verwandlung und Veränderung ist. Vor Harare haben das ÖRK-Programm zur
Überwindung von Gewalt und die Kampagne "Friede für die Stadt" gezeigt: Frieden ist
machbar, Frieden wächst von unten und gedeiht durch die Kreativität der Menschen.
Sie arbeiten auf lokaler Ebene mit der Zivilgesellschaft zusammen und engagieren sich im Dialog und
im gemeinsamen Handeln mit Menschen anderen Glaubens. Die Gruppen in den sieben
Städten, die and der Kampagne beteiligt waren, haben sich gegenseitig gestützt und
ermutigt, ihre Erfahrungen in unterschiedlichen Kontexten miteinander ausgetauscht und neue
Erkenntnisse aus der Reflexion und dem Meinungsaustausch auf weltweiter Ebene gewonnen.
Die Dekade zur Überwindung von Gewalt wird ein Forum bieten, auf dem Geschichten und
Erfahrungen ausgetauscht und Beziehungen hergestellt werden und auf dem wir voneinander lernen
können. Die Dekade wird auf den Initiativen aufbauen, die bereits existieren. Wir sind uns
bewusst, dass unsere Arbeit parallel zur Arbeit der Vereinten Nationen im Rahmen der "Dekade
für eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit für die Kinder der Welt"
verläuft. Wir hoffen, Verbindungen zu solchen Initiativen herzustellen und dazu beizutragen,
dass sie sich gegenseitig motivieren und stärken. Die Dekade zur Überwindung von
Gewalt wird es den Kirchen leichter machen, einander in ihrem Dienst zu helfen und beizustehen. Mit
der Dekade zur Überwindung von Gewalt bieten wir einen wahrhaft ökumenischen
Raum an, einen sicheren Raum für Begegnung, gegenseitige Anerkennung und gemeinsames
Handeln. Wir wollen gemeinsam danach streben, Geist, Logik und Praxis der Gewalt zu
überwinden. Wir wollen zusammenarbeiten, um Versöhnung und Frieden in
Gerechtigkeit in unsere Häuser, Kirchen und Gemeinschaften zu tragen wie auch in die
politischen, sozialen und wirtschaftlichen Strukturen auf nationaler und internationaler Ebene. Wir
wollen zusammen eine Kultur des Friedens aufbauen, die sich auf gerechte und bestandfähige
Gemeinschaften stützt.
Die Vision, die uns das Evangelium vom Frieden bringt, ist eine Quelle der Hoffnung auf
Veränderung und Neuanfang. Lasst uns nicht verraten, was uns geschenkt worden ist.
Menschen auf der ganzen Welt warten ungeduldig und sehnsüchtig darauf, dass Christen und
Christinnen werden, was sie sind: Kinder Gottes, die die Botschaft von Liebe, Frieden in
Gerechtigkeit und Versöhnung verkörpern.
Frieden ist möglich. Frieden ist machbar. Suche Frieden und jage ihm nach.
Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heissen.
Einleitung
Getreu dem Auftrag der Vollversammlung liegt der Schwerpunkt der Arbeit des ÖRK während der Dekade zur Überwindung von Gewalt eher auf dem Begriff der "Überwindung" als auf dem der "Gewalt". Beim methodischen Ansatz wird man daher die positiven Erfahrungen der Kirchen und Gruppen herausstellen, die an der Überwindung von Gewalt arbeiten. Die Dekade zur Überwindung von Gewalt muss aus den Erfahrungen und der Arbeit von Gemeinden und Gemeinschaften erwachsen. Der ÖRK kann den Austausch fördern, kann als Vermittler fungieren und Erfahrungen vor Ort zur Friedensschaffung und -konsolidierung und zur Gewaltverhütung hervorheben. Die Dekade zur Überwindung von Gewalt sollte dennoch über die Genfer Strukturen des ÖRK hinausgehen, um alle Mitgliedskirchen, Nichtmitgliedskirchen, NGOs und andere Organisationen, die sich für den Frieden einsetzen, miteinzubeziehen.
Deshalb wird die Dekade zur Überwindung von Gewalt Bemühungen um die Überwindung unterschiedlicher Formen der Gewalt von Seiten der Kirchen, ökumenischen Organisationen und zivilgesellschaftlichen Bewegungen hervorheben und miteinander verknüpfen. Der ÖRK sollte herausfinden, wo Berührungspunkte mit den Zielen, den Programmen und der Konzeption der UN-Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit für die Kinder der Welt (2001-2010) bestehen. Es ist wichtig, dass die Dekade zur Überwindung von Gewalt deutlich macht, welchen spezifischen und einzigartigen Beitrag die einzelnen Mitgliedskirchen und der ÖRK als Ganzes leisten können.
Die Organisatoren der Arbeit des ÖRK für die Dekade zur Überwindung von Gewalt können sich unter Berufung auf das reiche Erbe des ÖRK an Programmen für Frieden und Gerechtigkeit auf Modelle der Koordinierung von Dekaden, Kampagnen und Programmen stützen und diese fortführen. Die Organisatoren werden dabei insbesondere folgende methodische Ansätze in Betracht ziehen: Teambesuche und Lebendige Briefe (wie beispielsweise in der Ökumenischen Dekade "Solidarität der Kirchen mit den Frauen", um sich mit Anliegen und Perspektiven aus der ganzen Welt auseinanderzusetzen; Internet, Video und Printmedien (Kampagne Frieden für die Stadt); Austausch und Besuche. Die Dekade zur Überwindung von Gewalt sollte diese methodischen Ansätze fördern. Sie sollte die Arbeit fortführen, die bereits im Programm zur Überwindung von Gewalt und im Rahmen der Kampagne Frieden für die Stadt geleistet wurde.
Das vorliegende Dokument dient als Rahmenkonzept für die Vorbereitung der Dekade zur Überwindung von Gewalt. Während der Dekade wird der Exekutiv- und der Programmausschuss den Prozeß überwachen und die Ziele und methodischen Ansätze näher definieren.
Padare
4. Als Ergebnis der Diskussion über das Feedback zu den 10 Padare-Sitzungen, die
während der gegenwärtigen Zentralausschusstagung stattgefunden haben,
Afrika-Plenum
Regionale Plenarveranstaltungen
Regionale Berichte
Dekade zur Überwindung von Gewalt
Fragen im Zusammenhang mit Prozessen, Personal etc.
Kirchen auf der Suche nach Versöhnung und Frieden
Suche Frieden und jage ihm nach!
(Psalm 34, 15)
(Matthäus 5.9)
- vom Zentralausschuss angenommenes Arbeitsdokument
26. August - 3. September 1999
Die Achte Vollversammlung des ÖRK fand unter einem afrikanischen Kreuz, in Harare, Simbabwe, statt, um Prioritäten und Programme für die nächsten sieben Jahre festzulegen. Die Delegierten riefen im Zusammenhang mit dem Thema der Vollversammlung "Kehrt um zu Gott - Seid fröhlich in Hoffnung" die Dekade zur Überwindung von Gewalt (DOV) ins Leben. Die Vollversammlung erklärte, der ÖRK solle in Fragen der Gewaltlosigkeit und Versöhnung "strategisch mit den Kirchen zusammenarbeiten, um eine Kultur der Gewaltlosigkeit zu schaffen. Hierbei sind Querverbindungen zu anderen internationalen Partnern und Organisationen und Interaktion mit ihnen sowie die Prüfung und Entwicklung geeigneter Ansätze für Konfliktbewältigung und die Schaffung eines gerechten Friedens im Kontext der Globalisierung sinnvoll". Der ÖRK beabsichtigt daher, die Solidarität mit Afrika zu verstärken und mit der weltweiten Gemeinschaft von Menschen zusammenzuwachsen, die eine Kultur der Gewaltlosigkeit und des Friedens aufbauen.
I. ZIELE
Um die Friedensschaffung vom Rand in das Zentrum des Lebens und Zeugnisses der Kirche zu bringen und um festere Bündnisse und eine bessere Verständigung zwischen Kirchen, Netzwerken und Bewegungen zu erreichen, die auf eine Kultur des Friedens hinarbeiten, hat sich die Dekade zur Überwindung von Gewalt folgende Ziele gesetzt:
II. EIN RAHMENKONZEPT FÜR DIE DEKADE ZUR ÜBERWINDUNG VON GEWALT
1. Leitlinien für die Gestaltung und Durchführung der Dekade zur Überwindung von Gewalt
III. ABSCHLIESSENDE BEMERKUNGEN
2. Zwei Abschnitte der Dekade zur Überwindung von Gewalt
3. Phasen der Dekade zur Überwindung von Gewalt
4. Mögliche Ansätze und methodische Vorgehensweisen
Im Januar 2001 werden überall in der Welt gleichzeitig Eröffnungsveranstaltungen organisiert, die Gemeinden und Gruppen einbeziehen, sowie auch internationale öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen.Verschiedene Themenbereiche und entsprechende Vorgehensweisen werden in der Dekade zur Überwindung von Gewalt eingesetzt; Planung, Kommunikation, gemeinsame Veranstaltungen und gemeinsame Ziele werden koordiniert.
Während die Arbeit in einigen Problembereichen und Aktionen weitergeht, wird der ÖRK den Austausch zwischen kreativen Modellen der Friedensschaffung, die in den ersten drei Jahren erarbeitet wurden, ermöglichen, um Netzwerke und die Entstehung neuer Bündnisse zu fördern.
Bei der Analyse und Auswertung des ersten Abschnitts der Dekade zur Überwindung von Gewalt wird der bisherige Verlauf geprüft und über folgende Fragen nachgedacht: Welche Lehren wurden bislang gezogen? Welches sind die Herausforderungen für die Kirchen? Was tun die Kirchen? Was muss noch getan werden? Ein Austausch über die Methodik sowie gegenseitige Besuche werden den Teilnehmern der Dekade zur Überwindung von Gewalt dabei helfen, aufeinander zu hören und voneinander zu lernen. Auswertungen und Austausch werden bei der Vorbereitung der Vollversammlung hilfreich sein und dem zweiten Abschnitt der Dekade neue Impulse geben.
Erfahrungen und Herausforderungen des ersten Abschnitts der Dekade werden ausgetauscht. Schwerpunkt und Aktionsplan für die Jahre 2006-2010 werden festgelegt und verabschiedet.
5. Problembereiche
Weiterführung und Ausweitung der theologischen Reflexion über Gewalt und Gewaltlosigkeit aus der Perspektive der Menschenwürde und der individuellen und kollektiven Menschenrechte; weiterführende und für ein breites Publikum bestimmte Bibelarbeiten (kontextuell, kontext- und kulturüberschreitend), Studium und Analyse der Arbeit von Wahrheits- und Versöhnungs-kommissionen. Einbeziehung der Kirchen und regionalen Netzwerke in das Nachdenken über Gewalt und Friedensschaffung inmitten struktureller Herausforderungen wie Rassismus, Globalisierung, Gewalt gegen Frauen, Gewalt gegen Jugendliche, Gewalt gegen Kinder usw.
Praktische Unterstützung von Kirchen und Gruppen in ihren Bemühungen um die Durchführung von Kampagnen zu speziellen Themenbereichen mit dem erklärten Ziel, Gewalt im eigenen Kontext zu verhüten, umzuwandeln und zu überwinden.
Aufbauend auf vorhandenen - insbesondere christlichen - Modellen Sammeln, Zusammenstellen und Verbreiten von Lehrplänen zur Friedenserziehung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene; Vernetzung von in der Friedenserziehung Tätigen und Sachverständigen sowie theologischen Institutionen, die sich im Bereich von Konfliktlösung, Konfliktumwandlung und Vermittlung engagiert haben. Infragestellung von Bildungssystemen und Medien, die Konkurrenzdenken, aggressiven Individualismus und Gewalt vor allem unter Kindern verfestigen.
Materialien und Erfahrungen im Bereich Gottesdienst und Gebet über Traditionen und Kulturen hinweg miteinander teilen, um den Blick auf die gemeinsamen Bemühungen um Friedensschaffung und Versöhnung zu lenken. Der Begriff der metanoia ist von besonderer Bedeutung, da die Kirchen selbst Verantwortung für ihren Anteil an der Ausübung von Gewalt in Vergangenheit und Gegenwart tragen. Metanoia umfaßt Sündenbekenntnis, Busse, Erneuerung und Feiern des Glaubens und ist daher Grundlage für eine Kultur des Friedens.
Mit ihren Geschichten von Gewalt, gemeinsamen Initiativen zur Überwindung von Gewalt und der Praktizierung einer Kultur des Friedens schaffen Kirchen, Gemeinschaften, Gruppen und Einzelne über Internet, Printmedien, Videos, Veranstaltungen und in persönlichen Gesprächen einen "offenen Raum". Durch diese Geschichten werden Menschen und Bemühungen zueinanderfinden, Unter-stützung und Solidarität greifen, Ressourcen und Ideen ausgetauscht und ein kontinuierlicher Beitrag zum Ablauf und zum Schwerpunkt der Dekade geleistet, vor allem für den zweiten Abschnitt, die Jahre 2006-2010.
Es gibt nicht nur körperliche, sondern auch emotionale, intellektuelle und strukturelle Gewalt. Während der Dekade zur Überwindung von Gewalt wird der Schwerpunkt auf der Reaktion auf und der Verhütung von folgenden Formen der Gewalt sein:
Die Ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt verfolgt das Ziel, die Begeisterung und Erwartungen von Kirchen, ökumenischen Organisationen, Gruppen und Bewegungen weltweit zu bündeln, um einen positiven, praktischen und einzigartigen Beitrag der Kirchen zur Errichtung einer Friedenskultur zu leisten. Der Entwurf und der methodische Ansatz der Dekade zur Überwindung von Gewalt sollten zielgerichtet und zugleich offen für Kreativität sein und die Dynamik der Kirchen und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen nutzen. Die Konzeption der Dekade zur Überwindung von Gewalt wird abhängig sein von den von Vorschlägen, Initiativen und der Leitung der ÖRK-
Mitgliedskirchen und der ökumenischen Partner, denn sie werden die Themenbereiche und den Ablauf der Dekade zur Überwindung von Gewalt bestimmen.
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