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Nach dem 11. September: Fragen über Fragen
Menschen mobilisieren könnte, mit vereinten Kräften gegen die Ursachen des Terrorismus anzugehen. Aber die militärischen Angriffe vom 7. Oktober lassen darauf schließen, dass die Welt sich in eine andere Richtung bewegt. Wir können die Natur der Veränderungen, die in Gang gesetzt worden sind, noch nicht voll und ganz erfassen. Selbst jetzt, wo die Taliban sich zurückzuziehen scheinen, bleiben Fragen zur Zukunft Afghanistans offen. Wird es genügend humanitäre Hilfe für die schätzungsweise sieben Millionen hungernden Menschen geben? Wird eine stabile Regierung gebildet werden? Welche Folgen werden diese Ereignisse für Südasien haben? Werden die Spannungen zwischen Christen und Muslimen weiter zunehmen? Werden die Kirchen den an sie gestellten Anforderungen gerecht werden und werden sie durch ihr Zeugnis in diesen schwierigen Zeiten gestärkt werden? Was werden diese Entwicklungen für die Abrüstung - und für die Weltordnung im Allgemeinen - bedeuten? Wird es so aussehen, dass die USA und ihre Bündnispartner die militärischen Entscheidungen treffen und die Vereinten Nationen nur noch gerufen werden, um nach Beendigung der militärischen Angriffe gegen Afghanistan die Scherben zusammenzufegen? Oder wird die UNO eine darüber hinausgehende Rolle spielen? Welche Bedeutung haben diese Ereignisse für die Wirtschaft? Der Welthandel nimmt ab, die Verbraucherausgaben sind an einem Tiefpunkt angelangt, die Arbeitslosigkeit nimmt rapide zu und die Armen leiden, wie immer, am meisten darunter. Werden bilaterale Hilfseinrichtungen und internationale Finanzinstitutionen ihren Einfluss zunehmend für politische Zwecke - zur Belohnung der Befürworter des Bündnisses z.B. - einsetzen, anstatt denjenigen zu helfen, die Hilfe am meisten brauchen? Was bedeutet dies für die Globalisierung und die Globalisierungsgegner? Die Auswirkungen auf die Menschenrechte sind erschreckend. Neue Gesetze, die im Namen der Sicherheit erlassen werden, schwächen in vielen Länder die Bürgerrechte. Fremdenhass und Rassismus nehmen zu und gehen einher mit der zunehmenden Schließung von Grenzen, der Aussetzung von Umsiedlungsprogrammen für Flüchtlinge und verstärkter Zusammenarbeit von Sicherheitskräften. Die Vermischung von militärischen Angriffen und humanitären Maßnahmen, die es schon im Kosovo- und im Golfkrieg gegeben hat, nimmt neue Dimensionen an, wenn Flugzeuge ein und desselben Landes Streubomben und Lebensmittelpakete (die sogar dieselbe Farbe haben) über ein und denselben Menschen abwerfen. Flüchtlinge, die versuchen, Not und Gefahr zu entfliehen, stehen vor geschlossenen Grenzen und finden kaum Hilfe. Schon seit über 20 Jahren leben mehr als 3,5 Millionen afghanische Flüchtlinge in Iran und Pakistan und die internationale Gemeinschaft hat wenig echte Bereitschaft gezeigt, Mitverantwortung für diese Menschen zu übernehmen. Ist es da ein Wunder, wenn die Regierungen dieser Länder internationalen Appellen zur Öffnung ihrer Grenzen mit Skepsis begegnen? Falls die Flüchtlinge im nächsten Jahr in ihr Land zurückkehren können, wird die internationale Gemeinschaft ihnen dann die notwendige Unterstützung geben, die es ihnen ermöglicht, zum Wiederaufbau ihres Landes beizutragen, anstatt eine weitere destabilisierende Kraft in ihrem Land darzustellen? Die Bilder von den Flugzeugen, die am 11. September in das World Trade Center hineingerast sind, lassen uns nicht los. Sie sind Teil des kollektiven Bewusstseins der Menschheit geworden. Zwei Monate später ist klar, dass dadurch Veränderungen in Gang gesetzt worden sind, die unsere Welt grundlegend verändern werden. Die Zeit, in der wir leben, ist eine Zeit großer Unsicherheit. Quetta: Brennpunkt der Konflikte
In Quetta ist die Stimmung schon seit langem explosiv - unter den Bewohnern der Stadt herrscht große Unzufriedenheit. Schließlich sind die Hälfte der 1,5 Millionen Einwohner Flüchtlinge aus Afghanistan. Und diese konkurrieren mit den Einheimischen um die wenigen Arbeitsplätze in einer Region, die vor allem von der Landwirtschaft lebt und die seit vier Jahren unter einer verheerenden Dürre leidet. Die Flüchtlinge leben schon seit vielen Jahren hier. Ihre Lager sind zu Stadtteilen geworden. Sie sind Opfer eines der vielen Konflikte, der die afghanische Gesellschaft spaltet. Marium Gul zum Beispiel kam mit ihren acht Kindern Anfang Oktober nach Quetta. Die 42-Jährige nimmt ihr Enkelkind auf den Schoß und erzählt, dass die Familie zu Fuß über die Berge auf Schmugglerpfaden die Grenze überquert hat. Vor zwei Monaten hätten die Taliban das Haus der Familie niedergebrannt. Danach hätten sie in einem Zelt gelebt, bevor sie nach Pakistan flüchteten, sagt Marium.
Marium muss mit 40 anderen Menschen einen Raum teilen, in dem es weder Elektrizität noch fließendes Wasser gibt. Schon mehr als zwei Millionen Flüchtlinge aus Afghanistan leben oft schon seit Jahren - in Lagern in Pakistan, vertrieben von der verheerenden Dürre, die schon drei Jahre andauert und von den mehr als zwei Jahrzehnten gewaltsamen internen Kämpfen. Bis vor wenigen Wochen waren sie von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeachtet. Hilfsgelder gab es fast keine und das bleibt wohl auch so. Denn die Spendengelder, die es jetzt gibt, sind für die erwarteten neuen Flüchtlingsströme gedacht. In den bestehenden Lagern herrscht bittere Armut. Darunter haben besonders die Kinder zu leiden. Dem 14-jährigen Ajmal zum Beispiel ergeht es wie vielen seiner Freunde: zwölf Stunden am Tag muss er arbeiten: Er knüpft Teppiche. Jeder weiß, dass die Teppiche von Kindern hergestellt werden. "Das ist die Folge, wenn die Familien in die Armut gedrängt werden", sagt Marvin Parvez vom nationalen Kirchenrat. Die zwölfjährige Thabiba hat bereits mit drei Jahren angefangen Teppiche zu knüpfen und nie eine Schule besucht. Seit den Bombenangriffen kommen nicht mehr nur Angehörige der Hazara, sondern auch Mitglieder anderer Stämme über die Grenze. In Quetta hat die Verwaltung Angst, dass Neuankömmlinge und Hazara in den bestehenden Lagern ein explosives Gemisch bilden und neue Gewaltausbruch auslösen könnte. Auch die Angehörigen der christlichen Minderheit leben hier, wie überall in Pakistan, in ständiger Furcht vor übergriffen. Etwa vier Millionen Christen gibt es nach Schätzungen des nationalen Kirchenrats im islamischen Pakistan - eine kleine Minderheit bei rund 140 Millionen Einwohnern. Viele befürchten, dass der Konflikt in Afghanistan den Graben zwischen Muslimen und Christen unüberwindbar machen könnte. "Jedesmal, wenn demonstriert wird, haben wir Angst, dass sich der Protest gegen uns wenden könnte", sagt Richard Donaldson von der Kirche von Pakistan. In den vergangenen Jahren hat jedoch eine Annäherung stattgefunden. Trotz mancher Diskriminierung beurteilt Humphrey Peters von der Kirche von Pakistan in Peshawar, die bisherige Stimmung gegenüber den Christen im Land generell als wesentlich besser als noch vor Jahren. Er setzt auf den Dialog zwischen Muslimen und Christen. Peters weist auf die grundlegenden Probleme der pakistanischen Gesellschaft hin. Das rapide Ansteigen der Bevölkerung, die hohe Arbeitslosigkeit - im Gebiet von Quetta zum Beispiel, das von Dürre heimgesucht ist, gibt es kaum Arbeit -, die hohe Analphabetenrate (mehr als 70 Prozent), die Diskrimierung der Frauen, der verbreitete Drogenhandel, mehr als zwei Millionen Flüchtlinge aus Afghanistan, der ständige Konflikt mit Indien um Kaschmir - das alles sind Faktoren, die es zu überwinden gilt, um eine friedliche entwicklung der Gesellschaft zu gewährleisten. ÖRK beglückwünscht Kofi Annan und die UNO zum Friedensnobel-preis Nach Bekanntgabe der Verleihung des Friedensnobelpreises an die Vereinten Nationen und ihren Generalsekretär, Kofi Annan, sandte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) am 16. Oktober ein Glückwunschschreiben an Kofi Annan und an die Vorsitzende der UN-Personalvertretung, Rosemarie Waters. In diesem Schreiben würdigt der amtierende Generalsekretär, Georges Lemopoulos, die "weise Führung" und die Fähigkeiten Kofi Annans als "globaler Vermittler, Verhandler, Friedensstifter und Hüter des Völkerrechts". Ferner dankt er allen UN-Mitarbeitern und -Mitarbeiterinnen für ihre engagierte Arbeit und ihren persönlichen Beitrag zu dem Bemühen, "die Bestrebungen der Völker der Vereinten Nationen mit Inhalt und Leben zu füllen". Den vollständigen Text des Briefes finden Sie auf der ÖRK-Website unter http://wcc-coe.org/wcc/what/international/nobel.html Gewalt gegen HIV/AIDS-Kranke muss zum vorrangigen Thema werden Die Thematisierung der Gewalt gegen HIV/AIDS-Kranke ist eine der schwierigsten Aufgaben bei der Bekämpfung der HIV/AIDS-Epidemie. Diese Gewalt äußert sich zum größten Teil in der Stigmatisierung und Diskriminierung durch die Gesellschaft. Im Gegensatz zu anderen schweren Krankheiten löst HIV/AIDS Werturteile aus, welche die betroffenen Personen sofort stigmatisieren. Die Kranken reagieren darauf mit Schamgefühlen. Es ist allgemein anerkannt, dass sachbezogene, konkrete und angemessene Informationen ein Schlüsselinstrument jeder Kampagne gegen die AIDS-Pandemie sind. Ein Großteil der Diskussionen und Aufklärungskampagnen der vergangenen Jahre hat sich allerdings auf den Gebrauch von Präservativen und auf das Sexualverhalten von Jugendlichen konzentriert und andere wichtige Probleme - wie Gewalt - vernachlässigt. Wenn Menschen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihres Berufs, ihrer kultureller Praktiken oder ihrer sexueller Orientierung oder infolge von Mobilität oder Rassismus marginalisiert werden, dann sind sie anfälliger für Krankheiten. Die Marginalisierung stellt ein außerordentlich schwieriges Problem für die Bemühungen dar, die Ausbreitung von HIV/AIDS zu stoppen. Kanonikus Gideon Byamugisha von der Anglikanischen Kirche in Uganda sagte unlängst auf einer vom ÖRK organisierten internationalen Konsultation in Nairobi zum Thema "Die ökumenische Antwort auf die Herausforderung von HIV/AIDS in Afrika" (25.-28. November 2001): "Es ist inzwischen allgemein bekannt, dass das, was bei HIV/AIDS am meisten schmerzt, nicht die Krankheit als solche ist (denn viele andere Krankheiten sind mit starken Schmerzen verbunden und führen zum Tod), sondern die Stigmatisierung und die Möglichkeit von Zurückweisung, Diskriminierung, Unverständnis und Vertrauensverlust, mit denen sich HIV-positive Personen auseinandersetzen müssen." Teil des Problems ist die Art und Weise, wie HIV/AIDS am Anfang "verpackt" und der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Dass die ursprünglich gewählte Sprache dabei von Nachteil war, wird inzwischen weitgehend zugegeben. "Wenn wir AIDS nicht ständig mit den verschiedensten Mitteln bekämpften oder der Krankheit den Krieg ansagten, löste das Angst aus. Die Leute wurden schließlich misstrauisch und begehrten auf", sagte Kenneth Ofosu-Barko, UNAIDS-Chef in Sambia im Juni 2000 auf der 13. Internationalen AIDS-Konferenz in Durban, Südafrika. Auch wenn sich heute mehr Menschen offen zu ihrer Krankheit bekennen und es fertig bringen, mit AIDS zu leben, ist dieses Phänomen in Afrika noch recht neu. Insgesamt hat Afrika noch nicht von der freimütigen und ehrlichen öffentlichen Debatte profitiert, wie sie beispielsweise in Uganda stattgefunden und dem Land geholfen hat, die durch AIDS ausgelöste Zerstörungswelle zu bremsen. Die auf der Konsultation in Nairobi vertretenen Kirchen haben sich dem Aktionsplan für eine ökumenische Antwort auf die Herausforderung von HIV/AIDS in Afrika angeschlossen und damit verpflichtet, die Wahrheit zu sagen und ihre eigene Lethargie wie auch ihre Leugnung des Problems und der HIV/AIDS-Kranken zu überwinden. Der Aktionsplan sowie Pressemitteilungen der Konsultation in Nairobi (in englischer Sprache) können auf der Webseite eingesehen werden: http//:www.wcc-coe.org/wcc/what/mission/hiv-aids Der Präsident Tansanias unterstreicht die Rolle des interreligiösen Dialogs In einer Ansprache zum Thema "Die Aufgabe von Regierungen bei der Überwindung von Gewalt: ein afrikanischer Beitrag", die der tansanische Präsident, Benjamin Mkapa, anlässlich einer Feier zur Dekade zur Überwindung von Gewalt (Moshi, 6.-10. Oktober 2001) vor mehr als 100 Delegierten hielt, bemerkte er, dass es viel Ignoranz in der Begegnung mit anderen Religionen und wenig Bereitschaft zur Zusammenarbeit gebe. Mkapa betonte, dass die Religionen miteinander in Dialog treten müssten und dass ein solcher Dialog deutlich mache, "dass es in allen Religionen und Sekten mehr Verbindendes als Trennendes gibt". Eine Möglichkeit, so Mkapa, wie afrikanische Regierungen zur Überwindung von Gewalt beitragen könnten, bestehe darin, sich für mehr Verständnis zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens sowie verschiedener gesellschaftlicher und kultureller Prägung einzusetzen.Ganz allgemein müssten afrikanische Politiker bestandfähige Institutionen, verantwortliche politische Entscheidungen, zukunftsfähige Strategien, effiziente Verwaltungsabläufe und damit eine gute Regierungsführung gewährleisten, indem sie Strukturen schafften, die Chancengleichheit vor dem Gesetz garantierten. Gewalt habe keine Farbe, keine Rasse, keine Religion, keine Stammeszugehörigkeit, betonte Mkapa. Sie entstehe vielmehr, wenn eine Gruppe sich einer anderen überlegen fühle. Im Blick auf die Ereignisse vom 11. September forderte Mkapa, die Verantwortung für solche Angriffe müsse den Tätern und nicht ihrer Religion, ihrem Stamm oder ihrer Rasse zugeschrieben werden. Zum Schluss forderte der tansanische Präsident die Industrieländer auf, sich ihre eigene Gesellschaft anzuschauen und sich zu fragen, wie sie wohl vom Rest der Welt wahrgenommen werde. "Finden andere Völker dort wahrhaft christliche Werte vor, wie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Liebe und Mitgefühl?" Den vollständigen Text der Rede finden Sie auf unserer Website unter: http://www.wcc-coe.org/wcc/dov/launches-g.html Menschenkette als Friedenszeichen
Weitere informationen über E-mail: hpgeiser@swissonline.ch
Friedensstiftung - unser gemeinsamer Auftrag "Theologie und Kultur: Friedenstiftung in einer globalisierten Welt" lautete das Thema einer theologischen Konsultation, die vom 25.-29. Juni 2001 in Bienenberg in der Nordschweiz von Mitgliedern der "historischen Friedenskirchen" - Quäkern, Kirche der Brüder und Mennoniten - als Beitrag zur Dekade zur Überwindung von Gewalt (DOV) durchgeführt wurde. Aus dieser Konsultation ging ein Studienpapier mit dem Titel Just Peacemaking: Toward an Ecumenical Approach from the Perspective of the Historic Peace Churches (Einen gerechten Frieden schaffen: ein ökumenischer Ansatz aus der Perspektive der historischen Friedenskirchen) hervor, das als Antwort auf das Dokument Der Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen in Situationen bewaffneter Gewalt: ein ökumenischer ethischer Ansatz erarbeitet wurde. Dieses Dokument war dem ÖRK-Zentralausschuss auf seiner Tagung 2001 in Potsdam vom ÖRK-Team für internationale Beziehungen vorgelegt und den Mitgliedskirchen zur weiteren Prüfung und Reflexion empfohlen worden. Die Konsultationsteilnehmer und -teilnehmerinnen sandten einen offenen Brief an ihre Kirchen, an andere historische Friedenskirchen und an christliche Einrichtungen, die die Überzeugungen dieser Kirchen teilen und dafür eintreten. Der Brief mit der Überschrift "Friedensstiftung - unser gemeinsamer Auftrag" räumt eigene Versäumnisse ein und ruft die Kirchen dazu auf, Selbstgefälligkeit und mangelnde Sensibilität gegenüber Situationen der Gewalt in aller Welt zu überwinden. Er enthält Vorschläge für Aktionen und Beiträge zur Dekade und ruft dazu auf, in Zukunft weitere Konsultationen dieser Art durchzuführen. Weitere Informationen über: www.peacetheology.org Gewalt ist ein wichtiger Aspekt in der öffentlichen Gesundheitspolitik von John M. Grange, Gastprofessor, Centre for Infectious Diseases and International Health, University College London Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als einen "Zustand des vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens". Aus dieser Definition geht hervor, dass Gesundheit und Gewalt absolut unvereinbar sind. 1997 hob die Weltgesundheitsversammlung die Bedeutung von Gewalt als Anliegen öffentlicher Gesundheitspolitik hervor und nahm einen Aktionsplan an, um das Ausmaß des Problems zu analysieren und Hilfsmaßnahmen zu ergreifen. Als Ergebnis dieser Initiative wird die WHO im Jahr 2001 den ersten World Report on Violence and Health (Internationaler Bericht über Gewalt und Gesundheit) veröffentlichen, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Gewalt ein globales Gesundheitsproblem darstellt, um auf die Rolle des Personals im öffentlichen Gesundheitswesen bei der Aufklärung und Bekämpfung von Gewalt aufmerksam zu machen, und um das Gesundheitspersonal zu befähigen, Gewalt bereits im Vorfeld zu begegnen. Neben direkten Verletzungen sind die indirekten Auswirkungen von Gewalt und Konflikten auf die Gesundheit beträchtlich. So ist in Afrika z. B. die Zahl der Menschen, die infolge von Konflikten und Kriegen an Malaria sterben, sehr viel höher als die Zahl der direkten Kriegsopfer, was verheerende menschliche und wirtschaftliche Auswirkungen hat. Krankheit kann sowohl die Ursache als auch das Ergebnis von Gewalt sein. So können Frauen sich nicht nur aufgrund von Verletzungen ihres Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung mit HIV infizieren, sondern viele - ca. ein Fünftel aller HIV-positiven Frauen in den USA und in Kenia - sind infolge ihrer Ansteckung Gewalt ausgesetzt. Die WHO betont, dass Gewalt eine schwerwiegende Krankheitsursache für viele Frauen in aller Welt ist. Es ist daher offensichtlich, dass Gewalt und Konflikte wichtige Ursachen und Folgen von Krankheit sind. De facto gibt es in vielen Teilen der Welt einen Teufelskreis von Gewalt, Armut und Krankheit. Die Mitwirkung von Gesundheitspersonal und nationalen wie internationalen Gesundheitseinrichtungen in der ÖRK-Dekade zur Überwindung von Gewalt könnte daher einen großen Beitrag zur globalen Gesundheit und zur Verwirklichung des WHO-Ziels "Gesundheit für alle" leisten. Ein Friedenszug in Zeiten des Krieges - Zeichen der Hoffnung und des Protestes gegen Gewalt
nach Braunschweig fuhr, um einen Beitrag zur Überwindung von Rassismus und Gewalt unter jungen Menschen zu leisten. In einer Reihe von Workshops setzten die Schüler und Schülerinnen ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit Gewalt in Szene und führten diese Sketche in verschiedenen Städten auf dem Weg nach Braunschweig auf. Weitere Informationen bei: Rio de Janeiro schränkt Verkauf von Kleinwaffen ein
vorsieht. Der Gesetzentwurf wird gegenwärtig im brasilianischen Senat diskutiert. Im Juni 2001 organisierte die bundesstaatliche Regierung in Rio de Janeiro zusammen mit Viva Rio eine Veranstaltung, auf der 100 000 von der Polizei eingezogene Kleinwaffen öffentlich zerstört wurden. Diese Veranstaltung machte deutlich, dass der Gesetzentwurf für das Verbot von Schusswaffen in der Öffentlichkeit auf breite Unterstützung stößt. Sie lenkte auch die Aufmerksamkeit auf die Konferenz der UNO über den unerlaubten Handel mit Kleinwaffen und leichten Waffen, die im Juli in New York stattgefunden hat. Weitere Informationen über: Gesamtafrikanische Kirchenkonferenz eröffnet DOV Unter der Schirmherrschaft der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC) eröffneten die afrikanischen Kirchen die Dekade zur Überwindung von Gewalt. Die Eröffnungsfeier fand während der Vollversammlung der AACC statt, die vom 15.-17. Oktober 2001 in Nairobi (Kenia) durchgeführt wurde. In seiner Ansprache rief der Präsident der AACC, Prof. Kwesi Dickson, die Kirchen in Afrika dazu auf, Gewalt zu überwinden. "Gewalt breitet sich in den Familien und Gemeinschaften unserer Mutter Afrika aus". Der Leiter des Christlichen Studentenweltbundes, Modetse Mfashwanayo, betonte, dass die Eröffnung der Dekade "ein nutzloses Unterfangen (ist), wenn es nicht gelingt, den weiteren Verlauf der Dekade effizient zu gestalten". Er wies auch darauf hin, dass die Beseitigung von Armut, Unwissenheit und Krankheit zu den Schwerpunkten der Dekade auf dem afrikanischen Kontinent gehören. Das Nachrichtenblatt des AACC Tam Tam wird in Zukunft schwerpunktmäßig Anliegen im Zusammenhang mit der Überwindung von Gewalt aufgreifen. Weitere Informationen über: Sierra Leone schließt sich dem Netzwerk "Friede für die Stadt" an Die Hauptstadt von Sierra Leone, Freetown, hat sich anderen von Unruhe und Gewalt heimgesuchten Städten in aller Welt angeschlossen, in denen kreative Friedensarbeit geleistet wird. Freetown ist Partnerstadt im globalen ökumenischen Friedensnetz der Dekade des Ökumenischen Rates der Kirchen zur Überwindung von Gewalt geworden. Freetown arbeitet seit dem 16. Oktober 2001 im Rahmen des Programms des Vereinigten Christenrates von Sierra Leone gegen Kleinwaffen und leichte Waffen im Netzwerk "Friede für die Stadt" mit. Die Kampagne "Friede für die Stadt" begann 1996 mit sieben Städten in aller Welt, die als symbolische Partner mitwirkten. Hauptziel war es, die Aufmerksamkeit der Kirchen auf die Überwindung von Gewalt und praktische Friedensmaßnahmen zu lenken. Freetown ist die dritte afrikanische Stadt - nach Durban in Südafrika und Yaoundé in Kamerun - , die diese Kampagne mitträgt.
Materialen zum thema "Überwindung von Gewalt"
Was gibt es Neues auf der Website?
Sie enthält eine Einführung in Konzept und Mandat sowie ein Gebet und eine Erklärung des Logos der Dekade. Ferner Geschichten und Fotos von Menschen und Gruppen überall in der Welt, die zur Überwindung von Gewalt beitragen, Hinweise auf die Website des Netzes "Friede für die Stadt" und auf die immer länger werdende Liste der Websites anderer lokaler, nationaler und internationaler Friedensbewegungen. Außerdem finden Sie dort einen Kalender mit Veranstaltungen im Rahmen der Dekade und ein Online-Formular, auf dem sie uns mitteilen können, was Sie zur Überwindung von Gewalt tun, damit wir Ihren Bericht auch anderen mitteilen können. www.gewaltueberwinden.org
(Deutsch) dient der Verbreitung und dem Austausch von Informationen aus den Mitgliedskirchen und aus der Zivilgesellschaft zu Themen im Zusammenhang mit der Dekade und dem Kampf gegen Gewalt. Wir möchten Sie herzlich bitten, uns nicht nur mitzuteilen, wie wir unsere künftigen Ausgaben verbessern können, sondern auch, welches in Ihrem Land oder in Ihrer Region die vordringlichsten Probleme sind. GEWALT ÜBERWINDEN erscheint vierteljährlich und wird kostenlos verteilt (erhältlich auch in englischer, französischer und spanischer Sprache). Herausgegeben vom: Redaktionsteam: Weitere Informaltionen erhalten Sie über: GEWALT ÜBERWINDEN Telefon: (41-22) 791 6111 Fax: (41-22) 791 0361 Fax Kommunikation: (41-22) 798 1346 Webseite: http://www.wcc-coe.org Nachdruck der Artikel bei Quellenangabe gestattet. Design: Marie Arnaud Snakkers Web Design: Cécile Requedaz Printed in Switzerland |