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14. Dezember 1998

ÖRK BESCHLIESST "DEKADE ZUR ÜBERWINDUNG DER GEWALT"
VORSCHLAG AUS DEUTSCHER DELEGATION AUFGEGRIFFEN

Achte Vollversammlung des ÖRK - Pressemitteilung Nr. 42


Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) wird ab dem Jahr 2000 "eine Dekade zur Überwindung der Gewalt" ausrufen. Die ÖRK-Vollversammlung in Harare stimmte am 14. Dezember einem Antrag deutscher Delegierter zu, den neuen Zentralausschuss mit Einzelheiten der Ausarbeitung zu beauftragen. Die Dekade schliesst sich an die Dekade "Kirche in Solidarität mit den Frauen" an. Aus Kreisen der deutschen Delegierten wurde der Vorstoss damit begründet, dass Gewalt ein weltweites Problem sei, zu dem die Kirchen nicht schweigen dürften. Ein solches Programm führe konsequent die Ziele des vor 30 Jahren beschlossenen "Programms zur Bekämpfung des Rassismus" und der Frauendekade fort. Ausserdem gebe es zu diesem Thema im ÖRK bereits ausgezeichnete Vorarbeiten, an die man anknüpfen könne. Die jetzt beschlossene Dekade sei auch geeignet, den ÖRK mit neuen Bündnispartnern zusammenzubringen.

Am Schlusstag der Vollversammlung warf der russisch-orthodoxe Delegierte Vladimir Shmaliy der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vor, den Prosyletismus - das Abwerben von Mitgliedern anderer Glaubensgemeinschaften - zu unterstützen und forderte sie auf, dazu eine Erklärung abzugeben. Vorausgegangen war war ein erfolgreicher Antrag der deutschen Delegierten Margot Kässmann, aus einer Erklärung des ÖRK zu den Menschenrechten einen Halbsatz in einem Abschnitt über Religionsfreiheit und Proselytismus zu streichen. Shmaliy warnte den ÖRK ferner davor, sich überhaupt mit Fragen der menschlichen Sexualität zu beschäftigen. Eine solche Diskussion sei "gefährlich" und würde das weitere Verbleiben der Russisch-Orthodoxen Kirche im Rat in Frage stellen.

In einer Erklärung der Vollversammlung zum künftigen Status von Jerusalem wird betont, dass der Zugang zu den Heiligen Stätten, religiösen Gebauden und Plätzen der "heiligen Stadt" dreier Weltreligionen frei bleiben und Menschen dort freie Religionsausübung ermöglicht werden müsse. Der Zugang der palästinensischen Bevölkerung müsse sichergestellt und geschützt werden.

Scharf verurteilt der Weltkirchenrat den Einsatz von mehr als 300 000 "Kindersoldaten" in bewaffneten Konflikten der Dritten Welt. Der Rat fordert seine Mitgliedskirchen auf, sich für ein sofortiges Ende der Rekrutierung und des Einsatzes von Kindern sowie die sofortige Entlassung aller aktiven Kindersoldaten aus dem Kriegsdienst einzusetzen. An die Mitgliedskirchen in Afrika wird appelliert, sich bei ihren Regierungen für die unverzügliche Ratifizierung der Afrikanischen Charta für die Rechte und das Wohl des Kindes einzusetzen, die die Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren verbietet.

Unverbindlichkeit wurde von mehreren Delegierten einer Erklärung der Vollversammlung zu den Menschenrechten vorgeworfen. "Wir sind konkrete Menschen mit konkreten Problemen", rief ein Delegierte aus dem Kongo unter Beifall. Eine Vertreterin der etwa 150 Millionen Dalits ("Unberührbare") in Indien wies auf die brutale Unterdrückung vieler Dalit-Frauen hin. Erneut angesprochen wurde in der Diskussion auch die AIDS-Problematik. "Die Frauen in Afrika sterben wie die Fliegen", berichtete eine Delegierte aus Simbabwe. "Kaum einer von uns kann noch mehr als 24 Stunden schlafen, ohne zu einer Beerdigung zu müssen."

In seiner umfangreichen Menschenrechtserklärung, die sich an eine Reihe früherer Erklärungen anschliesst, fordert der ÖRK erneut die Abschaffung der Todesstrafe. Die Mitgliedskirchen werden zur konsequenten Übernahme dieses Standpunkts aufgefordert. Erstmals ausführlicher dargestellt werden in dem Dokument die Herausforderungen der Globalisierung von Wirtschaft, Kultur und Kommunikationsmittel für die Menschenrechte. Die Globalisierung bedrohe die menschliche Gemeinschaft durch wirtschaftliche und rassistische Formen der Ausbeutung, wird betont.

Weitere Informationen erhalten Sie von John Newbury,
ÖRK-Presse- und Informationsreferent
Presse- und Informationsbüro, Harare
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Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von inzwischen 339 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.