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13. Dezember 1998

ÄRMSTEN LÄNDERN DIE SCHULDEN ERLASSEN
ÖKUMENISCHER RAT FORDERT "ERLASSJAHR 2000"

Achte Vollversammlung des ÖRK - Pressemitteilung Nr. 37


Zum neuen Jahrtausend fordert der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) einen weitreichenden Schuldenerlass für Entwicklungsländer. Die Achte Vollversammlung in Harare stimmte am 12. Dezember einem Aufruf an die rund 340 Mitgliedskirchen zu, sich bei Regierungen und internationalen Finanzinstitutionen für dieses Ziel einzusetzen. Den Kirchen wird ferner empfohlen Kampagnen für ein "Erlassjahr 2000" zu unterstützen und dadurch zu einen Neuanfang in hochverschuldeten, verarmten Ländern beizutragen.

Der Weltkirchenrat verweist im 50. Jahr seines Bestehens darauf, dass sich sowohl in der hebräischen wie in der christlichem Heiligen Schrift der göttliche Auftrag zur "periodischen Überwindung struktureller Ungerechtigkeit und Armut" finde. So heisst es im 3. Buch Mose, dass jedes 50. Jahr ein "Jubel"- oder "Erlassjahr"sein soll, in dem Schulden gestrichen und die Sklaven freigelassen werden. "Die Verschuldung der ärmsten Lànder gegenüber westlichen Regierungen und Gläubigern ist die Sklaverei unserer Zeit", heisst es im Beschluss der Vollversammlung. Die "beschleunigte Konzentration des Reichtums in den Händen einiger Weniger in den reichsten Staaten und der verheerende Rückgang des Lebensstandards in den ärmsten Ländern" bedürfe dringend einer Korrektur nach dem Vorbild des Erlassjahres.

Der ÖRK vertritt die Auffassung, dass die für einen teilweisen Schuldenerlass von Internationalem Währungsfonds und Weltbank 1996 beschlossene sogenannte HIPC-Initiative (Heavily Indebted Poor Countries) nicht ausreichend sei. Sie komme zu spät und diene zu sehr den Interessen der Gläubiger. Falls es nicht zu einem Schuldenerlass komme, werde sich "die verheerende Spirale der Anhäufung von Schulden weiterdrehen und Millionen von Menschen ins Elend stürzen".

In der "Verlagerung von Ressourcen von der verarmten Bevölkerung in den Schuldnerländern zu den reichen Gläubigern im Westen" sieht der Weltrat einen Verstoss gegen die Menschenrechte. Kollektiver politischer Wille sei dringend erforderlich, damit ein "inernationaler, ethisch vertretbar Mechanismus zur Regelung der Beziehung von Kreditvergabe und Kreditaufnahme" geschaffen werden kann.

Die durch einen Schuldenerlass freigewordenen Mittel in den ärmsten Làndern sollten nach den Vorstellungen des ÖRK zur Behebung "gesellschaftlicher und ökologischer Schäden" umgewidmet werden. An dieser Umwidmung müsse die Zivilgesellschaft und damit auch die Kirchen beteiligt werden, um der Korruption entgegenzuwirken. Der ÖRK plädiert für die Einführung eines "unabhängigen, transparenten Schlichtungsverfahrens für die Streichung der Schulden". Damit es anschliessend nicht zu einer erneuten Verschuldung kommt, seien "ethisch fundierte Regelungen" für die Vergabe und Annahme von Krediten" nötig.

Weitere Informationen erhalten Sie von John Newbury,
ÖRK-Presse- und Informationsreferent
Presse- und Informationsbüro, Harare
Tel.: +263.91.23.23.81
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Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von inzwischen 339 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.