Ökumenischer Rat der Kirchen
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BULGARISCH-ORTHODOXE KIRCHE AUS ÖRK AUSGETRETEN: |
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Ihren Austrittsbeschluss hatte der Heilige Synod der bulgarisch-orthodoxen Kirche bereits am 9. April dieses Jahres gefasst. Begründet wurde dies damit, dass die Mitgliedschaft im ÖRK "zu keinen befriedigenden Fortschritten im multilateralen theologischen Dialog" geführt habe. Ausserdem übten "Sekten" in traditionell orthodoxen Ländern Proselytismus aus, und zwar "bedauerlicherweise unter den schützenden Fittichen etablierter protestantischer Kirchen". Die bulgarisch-orthodoxe Kirche hatte nach der Entscheidung des Heiligen Synods keine Delegierten mehr nach Harare entsandt. Bereits in den letzten Jahren hatte sie ihre Beziehungen zum ÖRK eingefroren, den Mitgliedsbeitrag nicht mehr bezahlt und an Konferenzen des ÖRK nicht mehr teilgenommen. Nach Angaben der Kirche gehören ihr 87 Prozent der neun Millionen Bulgaren an. In der bulgarisch-orthodoxen Kirche kam es 1992 zu einer Spaltung: Gegner des 86jährigen Patriarchen Maxim stellten damals die Gültigkeit seiner 1971 erfolgten Wahl in Frage und beschuldigten ihn der Zusammenarbeit mit dem früheren kommunistischen Regime. 1996 ernannten die Gegner Maxims den heute 92jährigen Metropoliten Pimen zum Patriarchen und weihten 12 eigene Bischöfe. Im Oktober 1998 vereinbarten die beiden Parteien in Sofia, die gegenseitigen Verurteilungen weitgehend aufzuheben und die kirchliche Einheit wiederherzustellen. Aus orthodoxen Kreisen auf der Vollversammlung wurde bekannt, dass die Austrittsentscheidung der bulgarischen Kirche in Abwesenheit von zwei Kirchenführern ihrer Auslandsgemeinden getroffen wurde. Die grösste Gefahr für die Orthodoxie läge nicht in der ökumenischen Bewegung, sondern käme von fundamentalistischen Gruppen innerhalb der orthodoxen Kirche. Während die orthodoxe Kirche Bulgariens sich für den Austritt aus dem ÖRK entschied, haben junge bulgarische Orthodoxe, Protestanten und Katholiken einen ökumenischen Jugendrat gebildet, der seit Oktober zwei internationalen Jugendverbänden beigetreten ist: dem Ökumenischen Jugendrat in Europa und dem Christlichen Weltstudentenbund. Trotz ihrer ÖRK-Austritts bleibt die bulgarische Kirche Mitglied in der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und hat somit den ökumenischen Dialog noch nicht völlig aufgegeben. Die KEK arbeitet eng mit dem Weltkirchenrat zusammen. Bereits im vergangenen Jahr hatte die orthodoxe Kirche Georgiens ihren Austritt sowohl aus dem ÖRK wie auch der KEK bekanntgegeben. Ein Beobachter dieser Kirche erklärte vor der Vollversammlung in Harare, im Falle einer weiteren Mitgliedschaft im ÖRK habe seiner Kirche die Spaltung gedroht. Er bedauere dies und bitte um Verständnis für diese Entscheidung. Um das Verhältnis zu seinen orthodoxen Mitgliedskirchen zu verbessern, billigte die Vollversammlung die Einrichtung einer Sonderkommission zur orthodoxen Mitwirkung im ÖRK. Ihre Mitglieder sollen je zur Hälfte von den orthodoxen und den übrigen Mitgliedskirchen gestellt werden. Ziel ist es, die "gegenwärtige kritische Situation zu bewältigen" und dabei nicht nur strukturelle Kompromisse auszuhandeln, sondern auch nach der "Erkenntnis des Willens, der Wahrheit und der Liebe Gottes" zu suchen.
Weitere Informationen erhalten Sie von John Newbury,
Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von inzwischen 339 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.
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