Ökumenischer Rat der Kirchen
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"EUROPÄER HABEN AFRIKA NICHT VERSTANDEN" |
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Pityana, ehemaliger Leiter des ÖRK-Antirassismusprogramms, bezeichnete Afrika als "Wiege der Menschheit und Geburtsort des heutigen Menschen", was durch kürzlich in Südafrika entdeckte versteinerte Fussspuren belegt sei. Die 117 000 Jahre alten Spuren zählten zu den ältesten Funden des heutigen Menschen. Die Europäer, die im 15. Jahrhundert nach Afrika kamen, hätten den Kontinent jedoch nicht verstanden: "Ihre aufregende Entdeckung war, dass diese Menschen keine Religion hatten." Tatsächlich sei "der Gott Afrikas bei den Menschen Afrikas", nicht in Tempeln oder heiligen Stätten. Eine Glorifizierung der afrikanischen Geschichte lehne er allerdings ebenso ab wie das Bild eines "Kontinents in ewiger Krise". Nach Pityanas Auffassung steht Afrika vor drei Herausforderungen: Der Ausrottung der Armut, der Durchsetzung von Demokratie, Menschenrechten und gerechten Staatswesen, sowie der Entwicklung neuer moralischer Normen. Armut sei ein Ergebnis politischer Entscheidungen und daher "mit Bereitwilligkeit und mit politischem Willen" auszurotten. Voraussetzungen seien die Unterbindung von Korruption, die Steuerung der Märkte zugunsten der Armen und eine Beendigung der Schuldenlast Afrikas. Ebenso wichtig sei die Herstellung demokratischer und gerechter Staatswesen. Es müsse ein System gefunden werden, das die Völker Afrikas "als ihr eigenes anerkennen und daher verteidigen können", sagte Pityana. Die "moralische Erneuerung des Kontinents und seiner Völker" bezeichnete er als wichtigste Aufgabe. "Es muss gemeinsame bleibende Werte geben, die uns auf Dauer miteinander verbinden", sagte er. Das Ideal der Afrikaner, "das eigene Menschsein in einer engen Verbindung zum Menschsein der anderen" zu sehen, sei das grösste Geschenk, das Afrika nachfolgenden Generationen und der Welt hinterlassen könnten. In Form eines "Briefes an meine Ahnen" beschäftigte sich Mercy Amba Oduyoye mit der Frage, wie es Afrika gelingen könne, ein Form des Christentums zu entwickeln, "das unsere afrikanische Identität nicht auslöscht, sondern weltweit zu seiner Bereicherung beiträgt". Dabei müsse kritische Distanz zu denjenigen Teilen des afrikanischen Erbes gewahrt werden, die man entwürdigend finde, sagte die ehemalige stellvertretende ÖRK-Generalsekretärin. Auch sie räumte eine Mitschuld Afrikas an seiner Ausbeutung ein. Allzuoft hätten die herrschenden Politiker die eigenen Interessen oder der ihrer Parteien über die Interessen der Menschen gestellt.. Afrika müsse sich von dem "sorgfältig gepflegten Unterlegenheitsgefühl" gegenüber dem Westen befreien. Man solle die "globale Realität" des kulturellen und religiösen Pluralismus anerkennen. Die afrikanischen Christen sollten lernen, "sowohl authentische Afrikaner als auch authentische Christen zu sein", meinte Oduyoye. Damit könne Afrika die Gestaltung des Weltchristentums beeinflussen und "die universale Bedeutung des Kommens Christi" zeigen. In einer abschliessenden "Verpflichtung zu einer Reise der Hoffnung" dankten die afrikanischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Plenarsitzung "für die Segnungen, die wir durch Gott erfahren haben". Sie verpflichteten sich dazu, an der Umgestaltung ihrer Gesellschaften hin zu mehr Gerechtigkeit mitzuwirken, Frieden und Versöhnung für ihre Völker zu suchen, "ethische Werte für eine gute Haushalterschaft zu schaffen", alles zum Tun, um die Geissel HIV/ AIDS zu überwinden und den Kindern Afrikas eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Weitere Informationen erhalten Sie von John Newbury,
Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von inzwischen 339 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.
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